Die Admiralität von Hamburg aus dem Jahr 1690 war eine Fregatte, die unter hamburgischer Flagge segelte und die offizielle Bezeichnung Konvoischiff hatte. Sie wurde von der Hamburgischen Admiralität und der Hamburgischen Kaufmannschaft in Auftrag gegeben und hatte die Aufgabe, Schiffskonvois zu Hamburgs Übersee-Handelspartnern zu begleiten und vor feindlichen Angriffen oder Überfällen von Korsaren zu beschützen.

Admiralität von Hamburg p1
Schiffsdaten
Flagge Hamburg Hamburg
Schiffstyp Konvoischiff
Stapellauf 1690
Indienststellung November 1691
Außerdienststellung 1738
Verbleib 1748 verkauft
Schiffsmaße und Besatzung
 
Besatzung 180–200 seemännische Offiziers- und Mannschaftsgrade, sowie 50–60 Soldaten
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Bewaffnung

44 Kanonen

  • 4× 18-Pfünder (Bronze)
  • 8× 16-Pfünder (Bronze)
  • 2× 12-Pfünder (Bronze)
  • 14× 12-Pfünder (Eisen)
  • 12× 8-Pfünder (Eisen)
  • 4× 4-Pfünder (Eisen)

Allgemeiner geschichtlicher Hintergrund

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Hamburg um 1645

Hamburg gewann nach dem Machtverfall der Hanse im 16. Jahrhundert zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung und wurde zu einem der wichtigsten städtischen Handelszentren, dessen Handelsbeziehungen sich von Grönland bis ins Mittel- und Weiße Meer erstreckten. Vor allem im Mittelmeerraum sahen sich die Händlerkonvois oft Überfällen durch muslimische Korsaren ausgesetzt, welche die Schiffe als Prisen nahmen, die Ladungen raubten und die Schiffsbesatzungen oftmals versklavten oder bis zur Zahlung eines Lösegeldes unter schlimmsten Bedingungen festgesetzten. Dies führte zur Einrichtung einer Lösegeldversicherung und zu Spendensammlungen, um die Besatzungen freikaufen zu können.

Weitere wirtschaftliche Schwierigkeiten entstanden für Hamburg durch die verschiedenen europäischen Kriege, die sich auch auf die Seefahrt auswirkten. Der Bedrohung durch Kaperschiffe kriegsführender Mächte setzten mehrere Länder Fregatten bzw. Kriegsschiffe als Geleitschutz der Handelsschiffe entgegen, wozu sich auch Hamburg entschloss. 1623 wurde eigens die Hamburgische Admiralität gegründet, die sich für den Bau, Ausrüstung und Unterhalt dieser Schiffe verantwortlich zeichnete. Erst nach rund 40 Jahren waren finanzielle und organisatorische Fragen soweit geklärt, dass die ersten Konvoischiffe – die Bezeichnung „Kriegsschiff“ wurde ausdrücklich vermieden[1] – gebaut werden konnten.

Besondere Situation in Hamburg und Entstehungsgeschichte

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Die Belagerung Hamburgs im Jahr 1686 durch dänische Truppen von König Christian V. – Kupferstich aus dem 17. Jahrhundert. Heftig umkämpft war die Sternschanze nordwestlich der Stadt

1618 bestätigte das Reichskammergericht den Status Hamburgs als Freie Reichsstadt des Deutschen Reiches. Die dänische Krone erkannte dieses Urteil jedoch nicht an und betrachtete Hamburg weiterhin als Teil ihres Herzogtums Holstein. 1686 kam es nach inneren Unruhen zu einem äußeren Konflikt mit dem Fürstentum Lüneburg, in dem Hamburgs Interims-Machthaber den dänischen König Christian V. um Beistand baten. Dieser sah darin eine Chance, Hamburg faktisch unter dänische Herrschaft zu stellen, und verlangte neben einer sofortigen Erbhuldigung und 400.000 Reichstalern Kontribution noch die Übergabe der Stadtschlüssel und die Duldung einer 2000 Mann starken dänischen Besatzung. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, erschien Christian V. am 26. August 1686 mit einem 16.500 Mann starken Heer vor Hamburg und verwickelte die Stadt in heftige Kämpfe. Dadurch schlug die Stimmung in der Stadt über Nacht zugunsten eines Bündnisses mit dem Fürstentum Lüneburg-Celle um, die zur Unterstützung entsprechende Hilfstruppen entsandten. Hamburg konnte sich mit Hilfe dieser Truppen erfolgreich verteidigen, so dass König Christian V. nach einem Vergleich wieder abzog.

Um das Jahr 1690 entschlossen sich deshalb Hamburgs Machthaber in diesen unruhigen Zeiten dazu, insbesondere der für Hamburg wichtigen Handelsschifffahrt mehr Sicherheit zu gewähren, indem ein zusätzliches neues Konvoischiff in Auftrag gegeben wurde. Ein weiterer Grund für den Bau war zudem das Bedürfnis, dem sog. „English Court“ (der Niederlassung von englischen Kaufleuten in Hamburg) einen wirtschaftlichen Gegenpol zu liefern, da dieser sehr erfolgreich relativ einseitige Handelsbeziehungen zur Stadt Hamburg führte – im Gegenzug jedoch hamburgische Konvois nach England aufgrund fehlenden Geleitschutzes kaum mehr zu Stande kamen.

 
Die vermutlich von Christian Precht in den Jahren 1691/92 geschaffene Heckfigur des Hamburger Konvoischiffes Admiralität von Hamburg.[2] Heute wird sie im Museum für Hamburgische Geschichte aufbewahrt. Ursprünglich hatte die Figur noch ein Teleskop in der rechten Hand. Sie zeigt einen allegorisch dargestellten Admiral

Die Admiralität von Hamburg aus dem Jahr 1690 war das einzige Hamburger Konvoischiff mit diesem Namen. Die Schiffbauer orientierten sich an niederländischen Schiffbaumustern, die durch recht geringen Tiefgang gekennzeichnet waren. Erstmals plante man die Bewaffnung gegenüber vorherigen Konvoischiffen zu reduzieren, so dass das Schiff mit 44 Kanonen ausgestattet werden sollte. Für die Schnitzarbeiten konnte erneut Christian Precht verpflichtet werden, der zuvor schon die Konvoischiffe Wapen von Hamburg und Leopoldus Primus verziert hatte.

Tatsächlich wurden dann bei der 1690 erbauten Admiralität von Hamburg die Geschütze – wie geplant – erstmals auf 44 Stück reduziert.[3]

Zusammensetzung der Schiffsbesatzung der Admiralität von Hamburg

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Anzahl Funktion (Rang/Dienstgrad) Besoldung (Monat) / Anmerkung
1 Kapitän 150 Taler
1 Lieutenant 150 Taler
1 Steuermann 150 Taler
1 Schiffer 150 Taler
1 Kommandeur der Soldaten 30 Taler
60 Soldaten 12 Taler
ca. 140 Schiffsjungen 7 ½ Taler
2 Küper zwischen 7 ½ und 24 Taler
1 Kochsmaat zwischen 7 ½ und 24 Taler
4 Quartiermeister zwischen 7 ½ und 24 Taler
2 Segelmacher zwischen 7 ½ und 24 Taler
1 Unterbarbier zwischen 7 ½ und 24 Taler
1 Hauptbootsmannsmaat zwischen 7 ½ und 24 Taler
8 Büssenschütte(r)[4] zwischen 7 ½ und 24 Taler
1 Schimmannsmaat (auch: Schiemann)[5] zwischen 7 ½ und 24 Taler
1 Obertrompeter nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
4 Untertrompeter nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
2 Constabel[6] nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Feuerwerker nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Mittelzimmermann nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Oberzimmermann nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Schreiber nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Schimmann (auch: Schiemann)[7] nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Barbier nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Koch nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Hauptbootsmann nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Untersteuermann nicht genau beziffert, reichte aber für gesicherte Existenz
1 Schneider nicht genau beziffert, im Verhältnis zu allen anderen Besatzungsmitgliedern sehr wenig
1 Bildhauer nicht genau beziffert, im Verhältnis zu allen anderen Besatzungsmitgliedern sehr wenig
1 Glaser nicht genau beziffert, im Verhältnis zu allen anderen Besatzungsmitgliedern sehr wenig
1 Maler nicht genau beziffert, im Verhältnis zu allen anderen Besatzungsmitgliedern sehr wenig
1 Bordgeistliche von allen Besatzungsmitgliedern am wenigsten

Dienstzeit

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Im November 1691 setzte die Admiralität von Hamburg erstmals ihre Segel unter Kapitän Marinsen[8] in Richtung Westen. Später wurde das Schiff auch von den Kapitänen Georg Schröder und schließlich Martin Schröder befehligt.

Die Admiralität von Hamburg machte zwischen 1691 und 1728 insgesamt 32 Konvoifahrten und ist damit nach der Leopoldus Primus das Schiff mit den meisten Konvoieinsätzen. Die meisten davon führten nach England (21) und in Richtung Iberische Halbinsel (9).

Das Schiff wurde 1738 abgetakelt und 1748 schließlich verkauft.

Siehe auch

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Literatur

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  • Kurt Grobecker: Hamburgs stolze Fregatten gegen die Korsaren – Konvoischiff(f)ahrt im 17. Jahrhundert. Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2007, ISBN 978-3-937843-12-4.
  • Jörgen Bracker: Gottes Freund – aller Welt Feind / Von Seeraub und Konvoifahrt / Störtebeker und die Folgen. Zertani Druckerei und Verlag, Bremen 2001, ISBN 3-9805772-5-2.
  • Georg Dietrich von der Groeben: Erläuterungen zum Verstande der Schif(f)fahrt und des Seekrieges nach alphabetischer Ordnung, Erscheinungsjahr 1774, Breßlau. Reprint der Originalausgabe: Neufahrn/Percha 1984, ISBN 3-88706-235-3
  • Carlo M. Cipolla: Segel und Kanonen – Die europäische Expansion zur See. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1999, ISBN 3-8031-3602-4.
  • W.zu Mondfeld, A. Bayerlein, M. Klingenbrunn: Schiffsgeschütze 1350-1870, Band 1. Herford 1988.
  • Herman Langenbeck: Anmerckungen über das Hamburgische Schiff- und See-Recht. Hamburg 1727.
  • Klaus Weber: Deutsche Kaufleute im Atlantikhandel, 1680-1830, Unternehmen und Familien in Hamburg, Cádiz und Bordeaux. Verlag C.H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51860-5.
  • Carl W. Reinhold, Georg Nikolaus Bärmann: Hamburgische Chronik von Entstehung der Stadt bis auf unsere Tage. Hamburg 1820.
  • Peter Hessel: Hertzfliessende Betrachtungen/ Von dem Elbe-Strom. Altona 1675.
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Einzelnachweise

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  1. Der Rat der Stadt bezeichnete die Schiffe in seinen Schriften gelegentlich als „Orlog“-Schiffe, also Kriegsschiffe. Die Admiralität wie auch die Kaufmannschaft beteuerten hingegen nach außen, dass die Schiffe stets dem Schutz und der Verteidigung der Kaufmannsgüter dienen würden und nicht für kriegerische Handlungen Hamburgs in Auftrag gegeben wurden.
  2. Offenbar gibt es widersprüchliche Aussagen zur Herkunft der Figur: Im Museum für Hamburgische Geschichte in Hamburg wird die Figur laut Auskunft der entsprechenden Informationstafel keinem bekannten Künstler zugeordnet, während gängige Literatur sie C. Precht zuschreibt
  3. Wenn das Schiff in Hamburg auf Reede lag, wurden die Geschütze von Bord geschafft und ins Konvoiarsenal eingelagert. Bei Angriffen auf die Stadt wurden diesen Kanonen an die Stadtmauern gebracht und bei Bedarf eingesetzt. Die Wapen von Hamburg (II) sollte ursprünglich auch schon auf ein 44-Kanonen-Schiff reduziert werden – tatsächlich entschied man sich aber später dazu, dieses Schiff wie die namensgleiche Vorgängerin mit über 50 Kanonen auszustatten. Erst die Admiralität von Hamburg war also das erste Konvoischiff nach 1689, das mit geringerer Kanonenanzahl ausgestattet wurde.
  4. Einen Büssenschütte(r) würde man nach heutigem Sprachgebrauch als Büchsenschütze bezeichnen, also einen Scharfschützen, der von der Soldatenplattform eines Segelkriegsschiffes aus den Feind bekämpft
  5. Gehilfe des Schimmanns, siehe Schimmann
  6. Der Constabel bevorratet nach Pierer’s Universal-Lexikon S. 164, (Altenburg 1862) in einer speziellen Kammer an Bord des Schiffes das Ladezeug, Geschütztaljen und dergleichen sowie den "Mundvorrath". Er ist Unteroffizier der Schiffsartillerie.
  7. Schiemann. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 15: Säugethiere–Sicilicus. Altenburg 1862, S. 155 (Digitalisat. zeno.org). „Schiemann, auf Kriegsschiffen (ist) ein auf den Bootsmann folgender Unteroffizier, welcher das Tau u. Segelwerk des Fockmastes unter seiner Aufsicht hat; der Schiemanns Mat, gleichsam sein Gehülfe, hat die Aufsicht über das Takelwerk des Bugspriets; die unter dem unmittelbaren Befehl des Schiemmannsmat stehenden u. mit ihm die Wache verrichtenden Matrosen heißen Schiemannsgasten.Die ersteren heißen auch wohl Kabel- od. Bootsmannsgasten, weil der Bootsmann bes. das Tauwerk unter seiner Aufsicht hat. Die geschicktesten unter diesen Matrosen (Marsgasten) werden zum Dienst in den Mastkörben u. zur Regierung der obern Segel etc. bestimmt. Daher Schiemannen, die Takelage u. das Tauwerk ausbessern.“
  8. Damals war es in Hamburg üblich, sich in die Funktion des Kapitäns einzukaufen. Der Bewerber musste neben zahlreichen Fürsprechern also über einen nicht unwesentlichen Geldbetrag verfügen, um ein Kommando antreten zu können. Ein Kapitän eines Konvoischiffes wurde mit monatlich 150 Talern besoldet, es dauerte also eine gewisse Zeit, bis sich die Tätigkeit amortisierte. Die Auswahl der Kapitäne unterlag dem Konvoikollegium. Ein Konvoischiffkapitän erhielt auf Lebenszeit festes Gehalt und Pension.