Benutzer:Escadrille 3S/Schmierblatt/Seewerk 03 Stand vor Verschiebung

Die Torpedoversuchsanlage Seewerk Immenstaad am Bodensee war während des Zweiten Weltkriegs ein Projekt der deutschen Luftwaffe zur Montage und Erprobung von Torpedos. Das sogenannte Seewerk wurde 1943 von der Luftschiffbau Zeppelin GmbH (LZ) projektiert und errichtet, aber nicht mehr vollendet, sondern nur provisorisch in Betrieb genommen. 1945 übernahm die französische Marine die Nutzung der Anlage. Nach deren Abzug erwarben die Dornier-Werke 1956 das Gelände.[1] Seit Anfang des 21. Jahrhundert nutzt Airbus Group das Seewerk für Unternehmensbereiche der Rüstungsbranche.[2]

Torpedoversuchsanlage

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Ein Torpedo-Schießstandgebäude (TVA Neubrandenburg)

Torpedoversuchsanlagen waren bis 1945 die Torpedoversuchsanstalten (TVA) der Kriegsmarine und die Torpedowaffenplätze (TWP) der Luftwaffe, die besonders nach der Torpedokrise 1941 für die Funktion der Geräte verantwortlich waren. Dazu wurde in Werkstätten „trocken“ die Leistung, Geschwindigkeit, Tiefensteuerung und der Geradeauslauf eingestellt. Beim folgenden „nassen“ Einschießen aus einem Schießstandgebäude wurden auf einer Teststrecke das Startverhalten sowie der Unterwasserlauf geprüft und in mehreren Durchgängen solange nachjustiert, bis die erforderliche Präzision erreicht wurde.

Das LZ-Seewerk Immenstaad

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Die 1943 geplante Anlage

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Im Januar 1943 erteilte die Luftwaffenführung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen den Auftrag, „am Bodensee eine Anlage für die Fertigung und das Einschießen von Flugzeugtorpedos“ mit einer Einschießkapazität von 1000 sowie die Montage von 400 Flugzeugtorpedos pro Monat zu projektieren und bis zum Herbst 1943 zu errichten. Für dieses Projekt eignete sich die Bucht östlich von Immenstaad in jeder Hinsicht. Zwischen Immenstaad und Fischbach wurden auf der Gemarkung der Gemeinde Immenstaad 17 ha Bauland für Montage-, Reparatur- und Lagerhallen und andere Gebäude mit einer Arbeitsfläche von 8000 qm erworben. Der Personalbedarf wurde mit 1400 Arbeitskräften angesetzt. Bereits zu Beginn der Bautätigkeit zog die LZ sogenannte Fremdarbeiter vom Lager Raderach zum Lager Seewerk ab.[3]. Ein Gleisanschluss vom Bahnhof Fischbach und eine Abfahrt von der Reichsstraße 31 (heute B 31) ließen sich leicht herstellen. Seeseitig war eine 300 – 400 m lange Mole geplant mit einem Hafenbecken (60 x 80 m) für Torpedofangboote und Taucherboote. Am Molenkopf war ein großes Schießstandgebäude (30 x 40 m) mit einem 20 Meter hohen Kontrollturm vorgesehen. Dort sollten die Torpedos (ohne Sprengstoff) in Richtung Schlosskirche Friedrichshafen abgeschossen werden. Am Ende der sechs Kilometer langen Bahn sollte ein Torpedofangboot die Torpedos mit Stahlnetzen bergen.[4]

Das Provisorium 1944/45

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Da im Herbst 1943 der Damm zwar aufgeschüttet aber da mit dem Bau des Schießstandgebäudes erst begonnen wurde, entschied man sich bei Betriebsbeginn im Dezember 1943 für eine provisorische Lösung mit einer reduzierten Einschießzahl von 160 Torpedos und 450 Schuss pro Monat. Als Ersatz für das Schießstandgebäude beschlagnahmte die deutsche Kriegsmarine im Januar 1944 das seit 1941 stillgelegte Passagierschiff Oesterreich, das den zuvor als Torpedofangschiff eingesetzten unvollendeten Schiffsneubau Konstanz ablöste. Die Oesterreich wurde zu einem Torpedoschul- und -Versuchsschiff umgebaut[5]; ausgestattet mit einem Kompressor und einer überdachten Schießstandplattform für zwei Torpedorohre auf dem Achterdeck. Vorschiff und Oberdeck waren mit je einer 2-cm-Flak bestückt. Zur Beförderung der Torpedos wurde der vordere Mast durch einen Ladebaum ersetzt und vom Bug zum Heck wurden auf dem Hauptdeck Feldbahngleise verlegt.[6] Die Salons wurden zu Büros und Werkstätten. In Ufernähe lag der Flakkahn Argen zur Flugabwehr verankert. Dennoch gab es bei dem schweren Luftangriff am 29. April 1944 auch im Seewerk erhebliche Schäden, so dass die geplante Serienproduktion von Lufttorpedos durch LZ nicht mehr möglich war. Maximal wurden 80 Torpedos pro Monat hergestellt. In der Torpedoschießwerkstatt testete die Kriegsmarine den akustisch gesteuerten Torpedo Zaunkönig. Angeschlossen war die Ausbildung an dem neuen Typ. Nur vereinzelt wurden Torpedos auch von Flugzeugen aus eingeschossen.

Das Seewerk 1945 unter französischer Besatzung (noch offen)

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Kurz vor Kriegsende und der Besetzung des Seewerks durch den Combat Command No. 5 der französischen 1. Armee konnte die Oesterreich nach Bregenz und eine Woche später in die Schweiz entkommen, bevor sie Mitte Mai 1945 der französischen Marine übergeben wurde. Im Gegensatz zu den anderen österreichischen Schiffen wurde sie nicht den ÖBB zurück gegeben sondern als Kriegsschiff beschlagnahmt. Sie wurde von der französischen Marine erneut für Torpedoversuche im „Laboratoire Gerätewerk d'études sur les torpilles d’Immenstaad“ verwendet, bei denen auch deutsche Spezialisten zur Mitarbeit zwangsverpflichtet wurden. Im Schutz der Mole wurde eine Wasserflugzeug-Station eingerichtet. Vier einmotorige Schwimmerflugzeuge des Typs Latécoère 298 waren in der „Base de l’Aéronautique Navale „Z“ d’Immenstaad“ zur Überwachung der Seegrenze stationiert. Bestandteil dieses Standorts war ein Kriegsgefangenenlager. (Avis vom 20. Februar 1946 in: Immenstaader Heimatblätter Heft 10, 1986, S. 84) Ob die Marine-Torpedobomber für Torpedoversuche eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. Drei Maschinen gingen bereits bis September 1945 bei Unfällen verloren. Das Seewerk wurde demontiert und die Mole vor dem Abzug der Marine 1953 gesprengt, das Gelände wurde vom französischen Militär bis 1956 weiter benutzt. 1948 wurde die fahruntüchtige und demolierte Österreich nach Bregenz geschleppt, wo sie weitere drei Jahre lag, bevor sie renoviert und mit modernem Aussehen bis Herbst 2009 im Liniendienst der ÖBB verkehrte. Derzeit wird sie als „Museumsschiff MS OESTERREICH“ vom Freundeskreis wieder im alten Stil hergestellt.

Die Dornier-Mole im Seewerk Immenstaad (noch offen)

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Unter diesem Namen ist die exotisch anmutende Inselkette heute bekannt, weil das Seewerk-Gelände mit den zerstörten Gebäuden aber ohne die gesprengte Mole 1956 von den Dornier-Werken gekauft wurde. Inzwischen sind die Betonblöcke auf den kiesigen Inseln mit Pflanzen bewachsen, die „Vogelinsel“ steht unter Naturschutz. Im Stadtarchiv Friedrichshafen befinden sich einige Torpedo-Bruchstücke als Relikte dieser Zeit. Heute ist das Areal im Besitz der Airbus Defence and Space GmbH, um die sich ein Technologiezentrum entwickelte.


Einzelnachweise

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  1. Vor 50 Jahren beginnt im Seewerk die Ära Dornier. In: schwaebische.de. Schwäbische Zeitung, 27. Juni 2008, abgerufen am 8. Februar 2017.
  2. Anton Fuchsloch: 3300 Menschen arbeiten heute in früheren Dornier-Werken. In: schwaebische.de. Schwäbische Zeitung, 21. November 2006, abgerufen am 6. Februar 2017.
  3. Christa Tholander: Fremdarbeiter 1939 bis 1945. Klartext 2001, ISBN 3898610179, 9783898610179
  4. Relikt mit Patentante. In: suedkurier.de. Südkurier, 8. April 2010, abgerufen am 8. Februar 2017.
  5. Erich Gröner, Band 8
  6. Arnulf Dieth: Rot-Weiß-Rot auf dem Bodensee. ISBN 3-25299-013-5

Koordinaten: 47° 39′ 57,4″ N, 9° 23′ 18,1″ O

Literatur

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  • Pit Pietersen, Kriegsverbrechen der alliierten Siegermächte: terroristische Bombenangriffe auf Deutschland und Europa 1939-1945, Verlag BoD, 2006 ISBN 3-8334-5045-2, S. 418f.
  • Peter Rey, Petra Teiber, Martin Huber : Renaturierungsleitfaden Bodenseeufer, Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IKGB), Bregenz, 2009, Kapitel 3: Maßnahmenbeispiel 07, Friedrichshafen-Fischbach, Lipbach Ost Online-PDF, 11 MB


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