Vielfach bestehen in der Wikipedia Artikel über Personen oder Organisationen, die der Kritik durch Teile der Öffentlichkeit ausgesetzt sind. Manchmal ist dies auch in Artikeln über Theorien oder Sachen der Fall. In diesen Artikeln bestehen dann oft auch Abschnitte "Kritik". Diese Form der Darstellung ist im Hinblick auf WP:NPOV sensibel, jedoch für einen vollständigen und neutralen Artikel auch notwendig um das Thema neben selbstbeschreibenden Daten und Fakten auch im Zusammenhang mit der öffentlichen Wahrnehmung und Interaktion darzustellen.

Auf dieser Seite versuche ich Maßstäbe zu erarbeiten, welche Formen der Darstellung der Kritik geeignet sind.

Relevanz

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Ebenso wie die Relevanz von Artikeln geprüft wird, ist auch die Relevanz von Kritik für den Gegenstand des Lemmas zu überprüfen. Die Privatmeinungen von politisch interessierten Bloggern oder unzufriedenen Kunden sind dabei für Wikipedia bedeutungslos. Auch sollten Kritikabschnitte nicht als vollständige Sammlung verstanden werden. Relevant wird es jedoch sobald Kritik in der Presse behandelt oder von bedeutenden Organisationen geäussert wurde, weil ab diesem Moment eine gesellschaftliche Auseinandersetzung stattfindet, die über private Meinungsäußerungen hinausgeht. Um ein vollständiges Bild der gesellschaftlichen Auseinandersetzung darzustellen, dürfen dabei auch Kritiken aus speziellen Bereichen nicht ausgelassen werden, zumindest sofern sie von einer auf deren Gebiet anerkannten Organisation oder Einrichtung und nicht von einzelnen Individuen geäußert wurden. Ebenso ist Kritik relevant, wenn sie von Personen des öffentlichen Lebens stammt, diese in der Presse behandelt wurde und nicht lediglich eine reine Gegenposition darstellt (siehe weiter unten).

Die Relevanz von Kritik ist allerdings nicht davon abhängig, ob Wikipedia-Autoren die Kritik inhaltlich für gerechtfertigt halten.

Keine Kritik

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Reine Gegenpositionen

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Bei Artikeln über Personen oder Organisationen mit politischen oder weltanschaulichen Hintergrund (z.B. Parteien, Religionsgemeinschaften, Politiker) ist offenkundig, dass deren Positionen nicht von jedermann geteilt werden. Naturgemäß stehen diese Personen und Organisationen in der öffentlichen Kritik durch Kritiker mit anderen Überzeugungen. Diese Kritik darzustellen ist nicht zielführend und würde jeden Artikel sprengen.

Beispiele sind die Artikel über die politischen Parteien, in denen deren Positionen dargestellt werden, nicht aber die Tatsache, dass andere Parteien diese Positionen nicht teilen sondern kritisieren. Auf wissenschaftliche Positionen lässt sich dieser Grundsatz nicht übertragen, da ihre Wissenschaftlichkeit gerade darin besteht, dass sie sich Begründungszwängen unterwerfen und der Kritik aussetzen.

Wiederholung der eigenen Positionen

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Das gleiche gilt für die Wiederholung der eigenen Position als Kritik. In einem Artikel über eine rechtsextreme Partei unter "Kritik" auszuführen: "xy kritisiert die Partei als rechtsextrem" ist offenkundig redundant.

Kritik ist besonders sensibel und bedarf daher immer der Quellenangabe gemäß Wikipedia:Quelle. Meist werden als Quelle Medienberichte angegeben. Hier ist auf die folgenden Punkte aus WP:Quelle besonderes Augenmerk zu richten:

  • Dabei sollte darauf geachtet werden, möglichst die aktuellsten Ausgaben zu verwenden, um keine veralteten oder überholten Informationen in WP einzuarbeiten.
  • Nur journalistische Quellen, die als solide recherchiert gelten können, heranziehen.
  • Erst wenn verschiedene, voneinander unabhängige Quellen übereinstimmen, kann von einer zuverlässigen Darstellung ausgegangen werden.

Auswahl der Kritik

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Kritiker

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Kritiker(gruppen) müssen klar benannt werden. Erfolgt die Kritik durch unterschiedliche Kritiker(gruppen), so sind alle Kritiker(gruppen) zu nennen um dem Prinzip des Neutralen Standpunktes zu genügen. Sowohl die Verkürzung auf wenige Kritiker als auch die (unbelegte) Ausweitung auf viele oder alle ist nicht sachgerecht.

Sachlichkeit der Kritik

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Schmähkritik, die lediglich eine Diffamierung beabsichtigt oder auf übler Nachrede basiert, gehört nicht unter Kritiken aufgeführt. Wenn jedoch beispielsweise Prominenter A eine Schmutzkampagne gegen Prominenten B führt, kann die Darstellung des Sachverhalts bei entsprechendem öffentlichen Interesse oder weiterreichenden Konsequenzen an anderer Stelle aufgeführt werden. (siehe z.B. Kaviar-Affäre).

Schwere des Vorwurfs

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Die Schwere des Vorwurfs kann nur im Zusammenhang mit der Repräsentativität und der Belegtheit der Kritik Berücksichtigung finden. Unter gleich repräsentativen und belegten Kritiken sollte die Schwere des Vorwurfs die Reihenfolge der Darstellung bestimmen. Unterscheidet sich jedoch die jeweilige Kritik in Repräsentativität und der Belegtheit, so sollte zunächst die vielfach genannte und plausible Kritik und nicht die weitestgehende dargestellt werden.

Belegtheit des Vorwurfs

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Unbelegte Kritik ist sinnvollerweise nicht zu zitieren. Allein die Aussage "A kritisiert B" ist nicht hilfreich. Ein Beleg für die Berechtigung des Vorwurfs ist über die Tatsache der Kritik allein notwendig.

Dies gilt insbesondere für widerlegte Kritik. Ist (z.B. durch ein Gerichtsurteil) festgestellt, dass die Kritik unzutreffend war, ist die Kritik nicht aufzunehmen oder außerhalb des Abschnitts Kritik so darzustellen, dass die fehlende Berechtigung deutlich wird. Auf keinen Fall ist eine chronologische Darstellung mit einem Hinweis auf die Widerlegung am Ende sachgerecht.

Repräsentativität des Vorwurfs

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In der Presse gilt die Weisheit "Hund beißt Mann" ist keine Story. Das passiert jeden Tag. "Mann beißt Hund" hingegen gehört auf die Titelseite. Eben weil dies so selten vorkommt. Kritik, die zwar (aus genau diesem Grund) Aufsehen erregt hat, ist für eine Darstellung in der Wikipedia typischerweise nicht geeignet. Ihre Darstellung würde den Eindruck erwecken, diese Kritik sei repräsentativ für den Lemmagegenstand. Wenn eine Darstellung dennoch notwendig ist, ist einleitend auf die fehlende Repräsentativität des Vorwurfs hinzuweisen.

Umfang der Kritik

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Der Umfang der darstellten Kritik sollte in einem sinnvollen Verhältnis zur Darstellung des eigentlichen Artikelgegenstandes stehen. Selbst bei hoch umstrittenen Themen ist es regelmäßig unsachgerecht, wenn der Kritikteil den Artikel dominiert. Die Qualität des Gesamtartikels hat Vorrang vor dem Einzelinteresse, eine bestimmte Kritik aufzunehmen.

Position der Kritik im Artikel

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Generell ist immer zunächst der Gegenstand des Artikels und erst weiter unten die Kritik daran darzustellen. Dies entspricht der Sachlogik und stellt keine Wertung dar. Im Kritikabschnitt selbst sollen nur dann entkräftende Gegenargumente wiedergegeben werden, wenn sich aus diesen keine Redundanz zur Darstellung des beschriebenen Gegenstands ergibt. Eine Gruppierung sämtlicher Kritikpunkte in einen eigenen Abschnitt "Kritik" ist oft nicht die beste Lösung, siehe auch #Kontroversen. Ein Unterabschnitt "Kritik der Kritik" ist in keinem Fall sachgerecht.

Insbesondere in Kritikabschnitte ist auf eine neutrale Formulierung zu achten, und stilistische Hilfsmittel ebenso wie Spitzfindigkeiten, die dazu dienen, die Kritik dem Artikel zu eigen zu machen, sind nicht zulässig. Kritikpassagen müssen vor dem Einstellen in den Artikel sprachlich neutralisiert werden. Diese Aufgabe liegt als Last beim Einstellenden.

Trennung von Sachverhalt und Kritik in getrennten Artikeln

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Eine Abspaltung der Kritik vom Artikel des eigentlichen Sachverhaltes (z.B. Zins und Zinskritik) (sogenannte Forks) ist im Regelfall nicht sinnvoll[1]. Dies führt zu zwei Artikeln, die für sich jeweils nicht neutral sind und zu Redundanz, da Kritik nicht sinnvoll dargestellt werden kann, wenn nicht vorher der zu kritisierende Sachverhalt erläutert wird. Die Formulierung aus WP:NPOV "Es ist der Neutralität auch nicht förderlich, Pro- und Kontralisten in den Artikel einzubauen" gilt entsprechend auch wenn Pros und Cons in verschiedenen Artikeln stehen.

Bessere Darstellungsformen

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Kontroversen

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Anstelle der Schilderung einer Kritik ist es vielfach sinnvoll, die zugrunde liegende Kontroverse darzustellen. Den Gegenstand und die Kritik daran auseinanderzureißen, ist vielfach nicht sinnvoll.

Beispielartikel

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In diesen Artikeln gibt es Diskussionen und Konflikte über die Darstellung von Kritik: INSM, Lidl, Keynesianismus, Free Banking, Natürliches Monopol

Interwikis

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Siehe auch

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Fußnoten

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  1. Eine Ausnahme liegt dann vor, wenn die Kritik selbst ein eigenes Fachgebiet darstellt, wie bei Literaturkritik oder Bibelkritik