8-Hydroxychinolin

phenolische organische Verbindung, Komplexbildner, Desinfektionsmittel
(Weitergeleitet von Chinosol)

8-Hydroxychinolin, auch 8-Chinolinol, ist eine heterocyclische organische Verbindung, die sich vom Chinolin ableitet und zu den Phenolen zählt. Die Substanz ist ein Komplexbildner, der auch als Desinfektionsmittel, Antiseptikum und Antimykotikum verwendet wird.

Strukturformel
Struktur von 8-Hydroxychinolin
Allgemeines
Name 8-Hydroxychinolin
Andere Namen
  • Chinolin-8-ol
  • 8-Chinolinol
  • Oxin
  • Oxichinolin
  • OXYQUINOLINE (INCI)[1]
Summenformel C9H7NO
Kurzbeschreibung

farblose Kristalle[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 148-24-3
EG-Nummer 205-711-1
ECHA-InfoCard 100.005.193
PubChem 1923
DrugBank DB11145
Wikidata Q270162
Eigenschaften
Molare Masse 145,16 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,034 g·cm−3[3]

Schmelzpunkt

76 °C[2]

Siedepunkt

267 °C[2]

Dampfdruck

0,221 Pa (25 °C)[4]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[5] ggf. erweitert[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​317​‐​318​‐​360D​‐​410
P: 201​‐​273​‐​280​‐​302+352​‐​305+351+338​‐​308+310[3]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Eigenschaften

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8-Hydroxychinolin ist eine weiße, geruchlose, brennbare feste Substanz, die bei Raumtemperatur nahezu unlöslich in Wasser ist.[3] Die Verbindung besitzt sowohl basische als auch saure Eigenschaften. 8-Hydroxychinolin zersetzt sich unter Lichteinwirkung.[3]

Verwendung

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Plakat „Chinosol hilft!“, Entwurf von Fred Hendriok, ca. 1930–1935

8-Hydroxychinolin und seine Derivate wurden in der Vergangenheit als Mittel gegen Durchfall (Diarrhoe) eingesetzt.

Nach längerer hochdosierter Gabe von 8-Hydroxychinolinderivaten jedoch wurden in Japan im Jahr 1952 starke Nebenwirkungen beobachtet, die dann als SMON-Krankheit (subakute myelooptische Neuropathie oder Myelitis japonica) bezeichnet wurden. Symptome waren neuronale Ausfallserscheinungen, Blasen-, Mastdarm- und Sehstörungen.[7]

Äußerlich angewendet dagegen fanden und finden 8-Hydroxychinolin und seine Derivate (z. B. das Sulfatsalz[8]) weiter Gebrauch, u. a. als Mund- und Hautdesinfektionsmittel (Sulfachin, Chinosol, Cryptonol) sowie als Antimykotikum, letzteres auch im Gartenbau. Chinosol ist in Tablettenform aktuell nicht mehr erhältlich.[9]

In der analytischen Chemie kann 8-Hydroxychinolin außerdem zur quantitativen Metallbestimmung verwendet werden.

Die Substanz wurde im Zweiten Weltkrieg als Stabilisator von Wasserstoffperoxid in einem Raketentreibstoff (T-Stoff) verwendet.[10]

Sicherheitshinweise

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Im Tierversuch löst 8-Hydroxychinolin bei Kaninchen eine Hautreizung, Hornhauttrübung sowie eine Rötung der Bindehäute aus. Die Angaben zur Sensibilisierung (Auslösung von Allergien) sind teils widersprüchlich, halogenierte Derivate wirken jedoch belegt sensibilisierend. 3 g 8-Hydroxychinolin bewirkten bei einem Kind Zyanose, Atemnot, Krämpfe, Störungen der Leber- und Nierenfunktion, Lungenödeme, und massive innere Blutungen, die mit dem Tod des Kindes endeten. Die Gabe von 3 bis 6 g sollen bei vier Testpersonen nach Gabe einer Lösung des Hydrochlorids ähnliche Symptome ausgelöst haben, während neuere Studien diese Ergebnisse anzweifeln. Dieselben Symptome wurden jedoch bei Mäusen (Dosis 48 mg/kg) und Hunden (Gabe von mehr als 10 mg/kg) berichtet und verifiziert.[3] Im Jahr 1952 wurde durch 8-Hydroxychinolinderivate in Japan die SMON-Krankheit ausgelöst (siehe Verwendung).

 
Bindungsverhältnisse eines Oxinliganden im Aluminiumoxinatkomplex

Die komplexen Metallsalze des Oxins werden als Oxinate bezeichnet. Mit vielen zwei- und mehrwertigen Metallionen bildet 8-Hydroxychinolin in Wasser unlösliche Chelatkomplexe, so dass diese zur quantitativen Metallbestimmung verwendet werden können.[11] Da die Oxinate bei verschiedenen pH-Werten unterschiedliche Löslichkeit besitzen, kann das Oxin auch zur Trennung verschiedener Kationen, etwa von Kupfer und Cadmium, eingesetzt werden.[12] Mit Aluminiumionen bildet sich das fluoreszierende Aluminium-tris(8-hydroxychinolin) (Alq3).[13]

Nachweis

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In ammoniakalischer Lösung fällt mit Mg2+-Ionen eine schwerlösliche gelbgrünliche Komplexverbindung aus. Diese Reaktion ist geeignet, um Magnesiumionen von Alkalimetallionen zu trennen. Viele andere Schwermetallionen stören den Nachweis.[14]

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu OXYQUINOLINE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 21. März 2020.
  2. a b c d Eintrag zu 8-Chinolinol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 19. April 2014.
  3. a b c d e f g h i Eintrag zu 8-Hydroxychinolin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 29. Dezember 2019. (JavaScript erforderlich)
  4. Registrierungsdossier zu Quinolin-8-ol (Abschnitt Vapour pressure) bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 16. Juni 2017.
  5. Eintrag zu Quinolin-8-ol im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 29. Dezember 2019. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  6. Eintrag zu Oxyquinoline in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM), abgerufen am 16. Juni 2017. (Seite nicht mehr abrufbar)
  7. Eintrag 8-Hydroxychinolin-Derivate im Lexikon der Biologie, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg.
  8. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Bis(8-hydroxychinolinium)sulfat: CAS-Nr.: 134-31-6, EG-Nr.: 205-137-1, ECHA-InfoCard: 100.004.671, GESTIS: 510258, PubChem: 517000, ChemSpider: 8318, Wikidata: Q27263388.
  9. Chinosol 1,0 g Tabletten (PZN: 207155) - Beipackzettel / Informationen. Apotheken-Umschau (Memento vom 28. Mai 2019 im Internet Archive).
  10. Botho Stüwe: Peenemünde-West. Bechtermünz-Verlag 1998, ISBN 3-8289-0294-4, S. 220.
  11. V. K. Ahluwalia, S. Dhingra, A. Gulati: College Practical Chemistry , S. 123–124, 1. Auflage, Universities Press, 2005, ISBN 978-81-7371-506-8.
  12. Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu Oxinate im Lexikon der Chemie.
  13. R. Katakura, Y. Koide: Configuration-Specific Synthesis of the Facial and Meridional Isomers of Tris(8-hydroxyquinolinate)aluminum (Alq3), in: Inorg. Chem., 2006, 45, S. 5730–5732; doi:10.1021/ic060594s.
  14. E. Gerdes: Qualitative Anorganische Analyse: Ein Begleiter für Theorie und Praxis, S. 130, 2. Auflage, Springer Verlag, Berlin, 2009, ISBN 3-540-67875-1.