Conjunction Fallacy (englisch für „Verknüpfungstäuschung" oder "Verknüpfungs-Fehlschluss“) ist ein logischer Fehlschluss, der darin besteht, dass in einem konkreten Fall spezielle Bedingungen für wahrscheinlicher eingeschätzt werden als weniger spezielle Bedingungen.[1]

Der Denkfehler ist 1983 von Amos Tversky und Daniel Kahneman beschrieben worden. Ein Forscherteam des Dartmouth College (George Wolford, Holly A. Taylor, J. Robert Beck) hat Tverskys und Kahnemans Ausführungen 1990 zum Teil kritisch hinterfragt.

Auch der Prävalenzfehler beruht darauf, dass die zugrundeliegende Wahrscheinlichkeitsverteilung nicht berücksichtigt wird.

Beispiel

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A. zupft sich die Augenbrauen. Was ist wahrscheinlicher:

  1. A. hat Blutgruppe 0.
  2. A. hat Blutgruppe 0 und ist eine Frau.

Viele Befragte werden – fälschlich – den zweiten Fall für wahrscheinlicher halten, und das obwohl Personengruppe 1 Personengruppe 2 nicht nur einschließt, sondern sogar erweitert, nämlich um Männer (von denen sich einige die Augenbrauen zupfen).

Wie Tversky und Kahneman in einem Experiment aufgewiesen haben, sind Personen, die Vorbildung in den Bereichen Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie besitzen, für Conjunction Fallacy nicht minder anfällig als Personen ohne entsprechende Vorbildung.[2]

Erklärung

Der Fehlschluss rührt erstens von der falschen Annahme her, dass es sich bei den zwei Fällen um Alternativen handle, die einander ausschließen („Blutgruppe 0 und Mann“ vs. „Blutgruppe 0 und Frau“), während tatsächlich eine Menge und deren Schnittmenge zur Entscheidung gestellt werden.[1]

Zweitens rührt er vom Bedürfnis des Befragten nach Plausibilität her, der „Augenbrauenzupfen“ (als kulturelles Chiffre für Weiblichkeit) eventuell auch dann mit „Frau“ zu verknüpfen versucht, wenn nach diesem Zusammenhang gar nicht gefragt ist.[3] Oft lebt er von Stereotypen und Vorurteilen.[4]

Literatur

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  • Rolf Dobelli: Die Kunst des klaren Denkens. 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen. Hanser, 2011, ISBN 978-3-446-42682-5, Kapitel 41, S. 127–128.
  • Daniel Kahneman: Thinking Fast and Slow. Farrer, Straus and Giroux, New York 2011, ISBN 978-0-374-53355-7, S. 157–165.
  • Phil Maguire, Philippe Moser, Rebecca Maguire, Mark T. Keane: Why the Conjunction Effect Is Rarely a Fallacy: How Learning Influences Uncertainty and the Conjunction Rule. In: Frontiers in Psychology. 4. Juli 2018, doi:10.3389/fpsyg.2018.01011.
  • George Wolford, Holly A. Taylor, J. Robert Beck: The conjunction fallacy? In: Memory & Cognition. Band 18, Nr. 1, 1990, S. 47–53 (Online [PDF]).
  • Amos Tversky, Daniel Kahneman: Extensional versus intuitive reasoning: The conjunction fallacy in probability judgment. In: Psychological Review. Band 90, Nr. 4, 1983, S. 293–315, doi:10.1037/0033-295X.90.4.293.
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Einzelnachweise

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  1. a b Conjunction Fallacity. Abgerufen am 13. Juli 2020.
  2. Amos Tversky, Daniel Kahneman: Extensional versus intuitive reasoning: The conjunction fallacy in probability judgment. In: Psychological Review. Band 90, Nr. 4, 1983, S. 293–315, doi:10.1037/0033-295X.90.4.293.
  3. Wolfgang Geiger: Zwischen Urteil und Vorurteil: jüdische und deutsche Geschichte in der kollektiven Erinnerung. Humanities Online, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-941743-23-6, S. 198 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Cassie Korzyrkov: Don’t fall for the conjunction fallacy! Abgerufen am 13. Juli 2020.