Dedesdorf-Eidewarden
Dedesdorf-Eidewarden (niederdeutsch Deesdorp-Eidewarden) ist eine 2016 zusammengeschlossene Ortschaft in der Einheitsgemeinde Loxstedt im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven. Zur Ortschaft gehört auch die Siedlung Oldendorf.[2]
Dedesdorf-Eidewarden Deesdorp-Eidewarden (niederdeutsch) Gemeinde Loxstedt
| ||
---|---|---|
Koordinaten: | 53° 27′ N, 8° 30′ O | |
Höhe: | 0 m ü. NHN | |
Fläche: | 7,45 km² | |
Einwohner: | 544 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 73 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1936 | |
Eingemeindet nach: | Landwürden | |
Postleitzahl: | 27612 | |
Vorwahl: | 04740 | |
Lage von Dedesdorf-Eidewarden in Niedersachsen
| ||
Luftbild (2012)
|
Geografie
BearbeitenLage
BearbeitenDedesdorf-Eidewarden befindet sich an der Weser und liegt in der Gemarkung Landwürden. Es wird durch reetgedeckte Häuser und die umgebende Marschlandschaft geprägt. Durch den Ort verlaufen die Landesstraßen L 121 und L 143. Die L 121 ermöglicht eine Verbindung in Richtung Bremerhaven.
Ortsgliederung
Bearbeiten- Dedesdorf
- Eidewarden
- Oldendorf
Nachbarorte
BearbeitenOverwarfe | ||
Wiemsdorf Maihausen | ||
Büttel |
Geschichte
BearbeitenAm 1. Januar 1936 ist die Gemeinde Dedesdorf mit den Bauerschaften und Dörfern Buttel, Dorf Dedesdorf, Eidewarden, Maihausen, Overwarfe, Ueterlande und Wiemsdorf in die Gemeinde Landwürden umbenannt worden.[3]
Dedesdorf-Eidewarden im Nationalsozialismus
Bearbeiten1938 wurden die im Dorf ansässigen Juden[4], der Schlachter Theodor Rosenberg (* 1872 in Eidewarden; † 11. August 1938 KZ Oranienburg) und sein Bruder, der Viehhändler Hugo Rosenberg, mit seiner Frau Eva, ins KZ Oranienburg verschleppt. Theodor kam im KZ ums Leben; sein Bruder verübte dort Selbstmord. Geschäft, Haus und Hof wurden über Zwangsverkauf an „gute Nazis“ übergeben. Theodors Witwe Helene zog nach Lemgo zu ihren Kinder, Herta, geb. Rosenberg (* 6. Mai 1901 in Eidewarden) und Walter Frenkel, die 1944 im KZ Auschwitz umkamen.[5][6]
Nach 1945
BearbeitenDie beiden Dörfer Dedesdorf und Eidewarden verfügten über jeweils einen Ortsvorsteher und teilten sich ein Gemeinschaftshaus mit Jugendraum und einen Sportplatz. Am 1. November 2016 wurden die Ortschaften Dedesdorf und Eidewarden zur Ortschaft Dedesdorf-Eidewarden zusammengelegt.[7] Für die zusammengelegte Ortschaft Dedesdorf-Eidewarden wurde ab 2016 nur noch ein Ortsvorsteher nach den Bestimmungen des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes bestimmt.
In der Straße Am Markthamm klärt eine Informationstafel über die Geschichte der Umgebung auf.
Eingemeindungen
BearbeitenDie beiden Dörfer Dedesdorf und Eidewarden waren bis zur Gebietsreform in Niedersachsen, die am 1. März 1974 stattfand, Teile der Gemeinde Landwürden im Landkreis Wesermarsch. Danach waren sie Ortschaften in der Einheitsgemeinde Loxstedt.[8]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenGemeinde Dedesdorf (ab 1936 unter dem Namen Landwürden) mit den oben genannten umfassten Bauerschaften
Jahr | 1910 | 1933 | 1939 | 1950 | 1956 | 1961 | 1970 | 1973 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 1402 | 1376 | 1472 | 2415 | 2114 | 1984 | 1830 | 1794 |
Quelle | [9] | [3] | [10] | [11] | [12] |
Ortschaften Dedesdorf und Eidewarden (1925–2014)
Jahr | 1925 | 2010 | 2014 |
---|---|---|---|
Einwohner Dedesdorf | 142 | 211 | 192 |
Einwohner Eidewarden | – | 387 | 363 |
Quelle | [3] | [13] | [14] |
Ortschaft Dedesdorf-Eidewarden (2015–2021)
Jahr | 2015 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|
Einwohner | 516 | 550 | 593 |
Quelle | [14] | [15] | [15] |
Politik
BearbeitenGemeinderat und Bürgermeister
BearbeitenAuf kommunaler Ebene wird die Ortschaft Dedesdorf-Eidewarden vom Loxstedter Gemeinderat vertreten.
Ortsvorsteher
BearbeitenDer Ortsvorsteher von Dedesdorf-Eidewarden ist Holger Onken (SPD).[16] Die Amtszeit läuft von 2021 bis 2026.
Wappen
BearbeitenDas Kommunalwappen der zusammengeschlossenen Orte Dedesdorf und Eidewarden wurde von dem Bürgerverein Dedesdorf-Eidewarden von 1958 e. V. entworfen. Das Wappen wurde der Öffentlichkeit zum 860. Dedesdorfer Markt im August 2009 erstmals präsentiert.[17]
Blasonierung: „Schild gespalten, vorn in Blau der heilige Laurentius im silbernen Gewand, in der Rechten einen Rost haltend, in der Linken ein aufgeschlagenes Buch und eine Lilie, oben rechts und links je ein schwebender achtstrahliger silberner Stern; hinten in Rot, oben vier schwarze Wellenlinien überhöht von einem schrägrechtsgestellten silbernen Spaten, der links und rechts von je einem schwarzen Kleeblatt beseitet wird, unten eine schwarzbedachte silberne Windmühle.“[17] | |
Wappenbegründung: Der im blauen Wappenteil dargestellte Heilige Laurentius im silbernen Gewand ist dem Wappen der ehemaligen Gemeinde Landwürden entlehnt. Er ist der Schutzheilige der Kirche zu Dedesdorf. Im roten Wappenteil stehen oben die Wellenlinien für den Weserstrom, der Spaten und die Kleeblätter für die Fruchtbarkeit des Marschenlandes. Unten ist die Windmühle von Dedesdorf zu sehen, die es dort schon seit 1876 gibt. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBauwerke
Bearbeiten- Ev. Dorfkirche Sankt Laurentius, im Kern gotischer Backsteinbau aus dem späten 13. Jahrhundert, im 18. Jh. erweitert und stark umgestaltet, beherbergt eine Arp-Schnitger-Orgel, an altem Mauerwerks wurden mehrere spätgotische Fresken entdeckt
- Windmühle Dedesdorf von 1847 als Galerieholländer in Oldendorf, auch Außenstelle des Standesamtes Loxstedt als Hochzeitsmühle Ursel, auf alten Mühlengrundstück einer abgerissenen Bockwindmühle[18]
- Wohn- und Wirtschaftsgebäude Fährstraße 14a von um 1860
- Zollhaus Amtsstraße 3 von 1813
Regelmäßige Veranstaltungen
Bearbeiten- Der Ort ist insbesondere durch den Dedesdorfer Markt überregional bekannt
Verkehr
BearbeitenDie VBN-Buslinie 580 verbindet Dedesdorf-Eidewarden mit anderen Teilen Landwürdens und mit Bremerhaven. Diese Linie wurde bereits 1925 von der Reichspost eingerichtet.[19] Darüber hinaus führen einzelne Fahrten und ein Anruf-Sammel-Taxi (AST) an allen Tagen der Woche (auch Schulferien) nach Loxstedt und Bremerhaven. Bis 2004 gab es eine örtliche Fährverbindung nach Kleinensiel, die durch den nahegelegenen Wesertunnel ersetzt wurde. Der Fähranleger wurde zu einem Sportboothafen umgebaut.[18] Zunächst gab es eine Busanbindung (Linie 440) mit einer Haltestelle in Dedesdorf. Die Linie führte via Wesertunnel nach Rodenkirchen. Damit wurde Fußgängern und Radfahrern die Weserquerung ermöglicht.[20]
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter des Ortes
Bearbeiten- Christian Friedrich Rudolph Rüder (1809–1890), Advokat, Redakteur, Schriftsteller und Polizeidirektor
- Marie Dorothea Ahlmann, geborene Hundewandt (1817–1904), Mutter des dänischen Kaufmanns und Fabrikanten Johannes Ahlmann
- Hermann Schmidt (1851–1921), Politiker, Mitglied des Preußischen Herrenhauses, Jurist, Oberbürgermeister von Erfurt
Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen
Bearbeiten- Eilert Köhler (1710–1751), Orgelbauer, er ergänzte das Pedalwerk der Schnitger-Orgel in der St.-Laurentius-Kirche in Dedesdorf (1742–1745)
- Gerhard Janssen Schmid (1770–1845), Orgelbauer, er ersetzte in der Schnitger-Orgel 1838 ein Register im Pedal und legte eine gleichstufige Stimmung an
- Johann Hundewandt (1782–1838), Großvater des dänischen Kaufmanns und Fabrikanten Johannes Ahlmann, besaß einen Hof in Dedesdorf
- Franz Ludwig Anton Kelp (1809–1891), Arzt und Psychiater, er ließ sich 1833 in Dedesdorf als Praktischer Arzt nieder
- Otto Wilhelm August Schreiber (1884–1967), Reeder, er pachtete 1937 die Weserfähre von Dedesdorf nach Kleinensiel
- Karla Raveh (1927–2017), Überlebende des Holocaust und Autorin; sie war Enkelin des im KZ Oranienburg umgekommenen Theodor Rosenberg (1872–1938) aus Eidewarden
Literatur
Bearbeiten- Fritz Hörmann, Ude Meyer, Christian Morisse, Eberhard Nehring, Irmgard Seghorn, Egon Stuve, Else Syassen: Flurnamensammlung Wesermünde – Die Flurnamen des Grundsteuerkatasters von 1876. Hrsg.: Kulturstiftung der Kreissparkasse Wesermünde (= Neue Reihe der Sonderveröffentlichungen der Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. Band 27). Männer vom Morgenstern Verlag, Bremerhaven 1995, ISBN 3-931771-27-X, S. 5–6 ([Digitalisat ( vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive) ] [PDF; 431 kB]).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Die Gemeinde stellt sich vor – Einwohnerzahlen. In: Website Gemeinde Loxstedt. 31. Dezember 2023, abgerufen am 4. April 2024.
- ↑ Fritz Hörmann, Ude Meyer, Christian Morisse, Eberhard Nehring, Irmgard Seghorn, Egon Stuve, Else Syassen: Flurnamensammlung Wesermünde – Die Flurnamen des Grundsteuerkatasters von 1876. Hrsg.: Kulturstiftung der Kreissparkasse Wesermünde (= Neue Reihe der Sonderveröffentlichungen der Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. Band 27). Männer vom Morgenstern Verlag, Bremerhaven 1995, ISBN 3-931771-27-X, S. 17 ([Digitalisat ( vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive) ] [PDF; 431 kB]).
- ↑ a b c Michael Rademacher: Landkreis Wesermarsch. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. (Siehe unter: Nr. 6).
- ↑ Jüdische Geschichte in Landwürden (Dedesdorf, Eidewarden) (Kreis Cuxhaven). Abgerufen am 4. April 2024.
- ↑ vgl. dazu den Bericht der Enkelin von Theodor Rosenberg: Karla Raveh, Überleben : Der Leidensweg der jüdischen Familie Frenkel aus Lemgo, 3. verb. Aufl., Lemgo, Archiv- und Museumsamt 1987, ISBN 3-9801508-1-X, S. 19
- ↑ http://www.loxstedt.de/aktuelles/news/stolpersteine-zum-gedenken-an-das-schicksal-juedischer-mitbuerger-verlegt.11849.de.html (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Amtsblatt für den Landkreis Cuxhaven, Nr. 42, 38. Jahrgang. (PDF; 245 kB) Zweite Satzung zur Änderung der Hauptsatzung der GemeindeLoxstedt. In: Website Landkreis Cuxhaven. Landkreis Cuxhaven, 13. November 2014, S. 289, abgerufen am 31. August 2019 (siehe unter: S. 3, 269).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 249 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Ulrich Schubert: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Amt Brake. Angaben vom 1. Dezember 1910. In: gemeindeverzeichnis.de. 14. März 2021, abgerufen am 12. März 2022.
- ↑ Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland – Ausgabe 1957 (Bevölkerungs- und Gebietsstand 25. September 1956, für das Saarland 31. Dezember 1956). W. Kohlhammer, Stuttgart 1958, S. 211 (Digitalisat).
- ↑ Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland – Ausgabe 1971 (Bevölkerungsstand: 27. Mai 1970, Gebietsstand 1. Januar 1971). W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1971, S. 135 (Digitalisat).
- ↑ Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindeverzeichnis für Niedersachsen. Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete. Eigenverlag, Hannover 1. Januar 1973, S. 61, Landkreis Wesermarsch (Digitalisat [PDF; 21,3 MB; abgerufen am 12. März 2022]).
- ↑ Einwohnerzahlen der Gemeinde Loxstedt 2010–2013. In: Website Gemeinde Loxstedt. 31. Dezember 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. März 2014; abgerufen am 1. September 2019.
- ↑ a b Einwohnerzahlen der Gemeinde Loxstedt 2014–2017. In: Website Gemeinde Loxstedt. 30. Juni 2017, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. September 2017; abgerufen am 1. September 2019.
- ↑ a b Einwohnerzahlen der Gemeinde Loxstedt 2020. In: Website Gemeinde Loxstedt. 30. Juni 2021, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 16. Mai 2022; abgerufen am 4. April 2024.
- ↑ Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher der Gemeinde Loxstedt. In: Website Gemeinde Loxstedt. Abgerufen am 12. März 2022.
- ↑ a b Der Bürgerverein zeigt jetzt Flagge. (PDF; 144 KB) In: dedesdorf-eidewarden.de. 23. Juli 2009, abgerufen am 29. November 2017.
- ↑ a b Über Dedesdorf-Eidewarden. In: Website Gemeinde Loxstedt. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. August 2018; abgerufen am 1. Oktober 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Geschichte des Nahverkehrs. In: Website Nahverkehr-Bremerhaven. Abgerufen am 1. Oktober 2018.
- ↑ Paul Homann: Bremerhavens Nahverkehr, Chronik. S. 256, archiviert vom am 19. April 2021; abgerufen am 12. Mai 2021.