Hans Dumm

Märchen in der Fassung der Brüder Grimm
(Weitergeleitet von Der faule Hans)

Hans Dumm ist ein Märchen (ATU 675). Es stand in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm nur in der 1. Auflage von 1812 an Stelle 54 (KHM 54a). Zudem ist es auch im dänischen,[1] isländischen, italienischen[2] und griechischen[3] Sprachraum bekannt.

Die Prinzessin bekommt ein Kind und man kennt den Vater nicht. Der König befiehlt, es solle der sein, dem es in der Kirche eine Zitrone reicht. Nur schöne Leute dürfen hinein, aber der dumme, bucklige Hans Dumm drängt sich durch und wird ihr Mann. Der König steckt beide in eine Tonne aufs Meer. Sie klagt Hans Dumm an, aber er sagt, sie habe das Kind bekommen, weil er es gewünscht hat. Er wünscht sich Essen, dann ein schönes Schiff, und an Land ein Schloss und sich selbst als schönen Prinzen. Sie leben glücklich. Einmal kommt der König zu Besuch. Er erkennt sie nicht. Die Prinzessin lässt ihm bei der Abreise einen goldenen Becher ins Gepäck schmuggeln und ihn wegen Diebstahls verhaften. Als er sich rechtfertigt, belehrt sie ihn, dass man also niemand gleich für schuldig halten soll. Alle sind glücklich, und Hans Dumm wird später König.

Herkunft

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Das Zaubermärchen stammt nach Grimms Notiz von den Geschwistern Hassenpflug. Die Anmerkung verweist auf Basiles Pentameron I,3 Peruonto und bei Straparola III,1 Pietro pazzo. Wohl wegen dieser Ähnlichkeit wurde es ab der 2. Auflage durch Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein ersetzt.

Walter Scherf bemerkt, die einfache Schüssel Kartoffeln solle wohl ihrem Stolz eins auswischen. Erst als schließlich alle dazugelernt haben, leben sie endgültig „vergnügt“. Die bekannten Fassungen von Straparola, Basile, Aulnoy und Wieland seien doch so anders, dass mündliche Überlieferung näher liege. Scherf nennt Ludwig Strackerjans Die Zauberflöte und Wilhelm Wissers Fuldôwat.[4]

Versionen

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Svend Grundtvigs dänische Version aus dem Werk Dänische Volksmärchen – Nach bisher ungedruckten Quellen erzählt (Leipzig, 1878) berichtet von dem faulen Lars, der durch einen zufällig gefangenen Fisch drei Wünsche erhält. Er wünscht sich eine Waschbank, die ihn trägt wohin er möchte und als die Prinzessin dies sieht sowie über ihn lacht, wünscht er dieser ein Kind. Nachdem dieses ihn, durch das Überreichen eines goldenen Apfels, als seinen Vater erkennt, verstößt der König seine Tochter, die den faulen Lars dann, durch den letzten Wunsch, viele Wünsche wünschen lässt. Daraufhin wünschen sie sich ein Schloss und dass der König samt Hofstaat bei ihnen ein Mahl einnimmt. Diesem wird dann Geschirr und Besteck in die Taschen gewünscht, sodass er als Dieb dasteht, doch seine Tochter klärt ihn schließlich über die Wünsche auf und wie es zu ihrer Schwangerschaft kam. Der deutsche Titel lautet Die Wünsche.[1] In einer anderen dänischen Version aus Jens Kamps Werk Danske Folkeeventyr (Kopenhagen 1879), die von ebenjenen auf Bogø aufgezeichnet wurde, ist es ein Frosch, der die Wünsche gewährt.[5][6][7] Diese Version bekam im Deutschen die Titel Der faule Lars, der die Prinzessin bekam[5], Der faule Lars[7] und Wie der faule Lars die Prinzessin bekam.[8]

Auch die isländische Version aus dem Werk Die neuisländischen Volksmärchen. Ein Beitrag zur vergleichenden Märchenforschung. (Halle 1902) von Adeline Rittershaus bekam den Titel Die Wünsche. In dieser gewährt ein Mann sieben Wünsche und fliegt der faule Sigurður auf einen Topf. Auch werden er und die Prinzessin in einer Kiste auf dem Meer ausgesetzt. Zuletzt wird sich zwischen ihrem Schloss und dem des Königs eine Brücke gewünscht, die der König neugierig überquert, dabei aber fast verhungert und es wird ihm sein Unrecht vor Augen geführt. Eine weitere isländische Version aus der Landesbibliothek in Reykjavik berichtet von einem Bauernsohn, der so faul ist, dass er nichteinmal isst, infolgedessen ihm seine Mutter einen Sack mit Skyr über das Bett bindet, sodass dieser ihm in den Mund laufen kann. Einmal aufgerafft findet er dann einen Wunschstein, wodurch er sich einen Goldkamm, eine Goldspindel und einen Goldring wünscht, die er der Prinzessin im Tausch für die Berührung ihres nackten Fußes und Beines sowie eine Nacht auf dem Boden in ihrem Zimmer überlässt. Er wünscht sich dann zu ihr ins Bett, ohne dass sie es merkt und als sie schwanger wird, wird er durch den Goldring, der nur ihm und der Prinzessin passt, der Vaterschaft überführt. Beide werden auf dem Meer ausgesetzt, doch mit dem Wunschstein werden sie König sowie Königin und der Vater der Prinzessin wird zur Strafe tributpflichtig gemacht. Diese Version wurde von Snorri Jónsson auf Norður-Reykir im Mosfellssveit aufgezeichnet.[2]

Giovanni Francesco Straparolas italienische Version ähnelt der von Grundtvig. Ähnlich auch verläuft Giambattista Basiles italienisches Märchen Peruonto, in dem drei Feensöhne die Wünsche gewähren.[2] Weitere ähnliche deutsche Versionen finden sich in Karl Müllenhoffs Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg (Kiel 1845, Nr. 607: Der faule Hans), wobei hier gleich nach der Überreichung des goldenen Apfels Hochzeit gefeiert wird[9] und in Adalbert Kuhns Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben (Berlin 1843, Nr. 5: Der dumme Michel). In beiden Versionen fehlt der erste Wunsch. Letztere Version, in der am Ende ebenfalls eine Brücke zum Reich des Vaters gewünscht wird, stammt aus Brodewin i. d. U. M.[10]

In Johann Georg von Hahns griechischer Version aus dem Werk Griechische und Albanesische Märchen (Leipzig 1864, Nr. 8: Der halbe Mensch) ist der Protagonist ein halber Mensch mit halben Kopf und halben Körper, wofür er von der Prinzessin verspottet wird. Nachdem das Kind ihn dann als seinen Vater erkennt, werden alle drei in einem Fass dem Meer übergeben, woraufhin sich die Prinzessin durch den halben Mensch allerlei Dinge, wie ein Schloss und sprechendes Besteck wünscht. Auch hier wird dem König sein Unrecht vor Augen geführt, wodurch er seine Tochter wieder aufnimmt und mit einem hohen Mann verheiratet. Der halbe Mensch aber bekommt die schönste Sklavin zur Frau.[3] Die Version stammt aus Kapessowo in Qagori.[11] In vielen Versionen werden die Wünsche durch einen Fisch gewährt.

Literatur

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  • Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 444–446.

Varianten

  • Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Reimer, Berlin 1843, S. 270–273; Digitalisat. zeno.org.
  • Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Schwerssche Buchhandlung, Kiel 1845, S. 448–449; Digitalisat. zeno.org.
  • Johann Georg von Hahn: Griechische und Albanesische Märchen. Erster Teil, Wilhelm Engelmann, Leipzig 1864, S. 229–239, 1064–1065.[3][11]
  • Svend Grundtvig: Die Wünsche. In: Dänische Volksmärchen – Nach bisher ungedruckten Quellen erzählt. Joh. Barth, Leipzig, 1878, S. 114–124; Digitalisat. zeno.org.
  • Adeline Rittershaus: Die neuisländischen Volksmärchen. Ein Beitrag zur vergleichenden Märchenforschung. Max Niemeyer, Halle 1902, S. 413–417; Digitalisat. zeno.org.
  • Klara Stroebe (Übers.): Nordische Volksmärchen: Teil 1: Dänemark/Schweden. Eugen Diederichs, Jena 1922, S. 142–149, 324.[5][6]
  • Laurits Bødker (Hrsg.): Die Märchen der Weltliteratur – Dänische Volksmärchen. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf / Köln 1964, S. 262–269, 342; übersetzt von Anna Kjærgaard.

Einzelnachweise

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  1. a b Svend Grundtvig: Die Wünsche. In: Dänische Volksmärchen – Nach bisher ungedruckten Quellen erzählt. Joh. Barth, Leipzig, 1878, S. 114–124; Digitalisat. zeno.org.
  2. a b c Adeline Rittershaus: Die Wünsche. In: Die neuisländischen Volksmärchen. Ein Beitrag zur vergleichenden Märchenforschung. Max Niemeyer, Halle 1902, S. 413–417; Digitalisat. zeno.org.
  3. a b c Johann Georg von Hahn: Der halbe Mensch. In: Griechische und Albanesische Märchen. Erster Teil, Wilhelm Engelmann, Leipzig 1864, S. 229–239 Textarchiv – Internet Archive.
  4. Walter Scherf: Das Märchenlexikon. Band 1. C. H. Beck, München 1995, ISBN 978-3-406-51995-6, S. 564–565.
  5. a b c Klara Stroebe (Übers.): Der faule Lars, der die Prinzessin bekam. In: Nordische Volksmärchen: Teil 1: Dänemark/Schweden. Eugen Diederichs, Jena 1922, S. 142–149. Textarchiv – Internet Archive.
  6. a b Klara Stroebe (Übers.): Der faule Lars, der die Prinzessin bekam (Anmerkungen). In: Nordische Volksmärchen: Teil 1: Dänemark/Schweden. Eugen Diederichs, Jena 1922, S. 324. Textarchiv – Internet Archive.
  7. a b Laurits Bødker (Hrsg.): Die Märchen der Weltliteratur – Dänische Volksmärchen. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf / Köln 1964, S. 262–269, 342; übersetzt von Anna Kjærgaard.
  8. Märchen europäischer Völker – Märchen aus Dänemark Norwegen und Schweden. Bertelsmann, Gütersloh 1970er, S. 71–77.
  9. Karl Müllenhoff: Der faule Hans. In: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Schwerssche Buchhandlung, Kiel 1845, S. 448–449; Digitalisat. zeno.org.
  10. Adalbert Kuhn: Der dumme Michel. In: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Reimer, Berlin 1843, S. 270–273; Digitalisat. zeno.org.
  11. a b Johann Georg von Hahn: Der halbe Mensch (Anmerkungen). In: Griechische und Albanesische Märchen. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1864, S. 1064–1065 Textarchiv – Internet Archive.
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Wikisource: Hans Dumm – Quellen und Volltexte