Ernst von Borsig junior

deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
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August Ernst von Borsig (bis 1909 August Ernst Borsig; * 16. Oktober 1906 in der Borsig-Villa Reiherwerder in Berlin-Tegel; † September 1945 in Landsberg an der Warthe) war ein deutscher Gutsherr, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Mitglied der Widerstandsgruppe/Programmgruppe Kreisauer Kreis.

Wappen der Familie von Borsig (1909)
Gedenkstätte für Ernst von Borsig auf dem Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf

Borsig jun.[1] war das jüngste von vier Kindern des 1909 nobilitierten Großindustriellen Ernst von Borsig (Borsigwerke) und der Margarete Gründler.[2]

Er war verheiratet mit Barbara Freiin von Müffling, Tochter des kaiserlich deutschen Legationsrats Hans Freiherr von Müffling (1878–1914), königlich preußischer Oberleutnant d. Res. und Kompaniechef im 2. Garde-Regiment zu Fuß, und der Anna (Annette) von Siemens (1886–1965), Miteigentümerin der Güter Wendisch Ahlsdorf, Reinsdorf und Nonnendorf (Niederer Fläming) bei Jüterbog.

Vor der Übernahme der Gutsgeschäfte in die eigenen Hände ist der Borsig’sche Besitz nach dem letztmals publizierten Landwirtschaftlichen Adressbuch für die Provinz Brandenburg mit etwa 3.020 ha benannt. Dazu gehören neben dem Rittergut Groß Behnitz die Vorwerke Peterhof, Schäferhorst, Klein Behnitz, Heineberg sowie Quermathen. An der Verwaltungsspitze stand damals der Güterdirektor Kurt Löwe.[3]

Leben und Werk

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Gut Groß Behnitz um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Borsig übernahm 1933 das Gut Groß Behnitz in Groß Behnitz, einem havelländischen Dorf westlich von Nauen von seinem Vater und führte es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Von Borsig setzte sich in seinem einzigen Buch, welches von der Agrarpolitik handelt, mit den NS-Plänen auseinander, welche in bestimmten Kreisen, vornehmlich um die Deutsche Arbeitsfront und aus dem Bereich der Artamanen, z. B. Heinrich Himmler, Walther Darré, eine „Reagrarisierung“ Deutschlands durch Aufteilung von Großgrundbesitzen auf bäuerliche Vollerwerbsstellen diskutierten, welche durch arbeitslose Industriearbeiter zu besetzen sind:

„Eine Reagrarisierung … im Sinne einer Veränderung des Strukturaufbaus unserer Wirtschaft durch Vergrößerung des landwirtschaftlichen Sektors auf Kosten des industriellen kommt nicht in Frage, vielmehr kann eine Ausweitung der landwirtschaftlichen Produktion nur proportional mit der industriellen erfolgen.“

v. Borsig: S. 91

Die Wünsche der Kreise um von Borsig stellten bis Herbst 1939 die offizielle Zielsetzung der NS-Agrarpolitik dar.[4]

Ernst und sein Bruder Karl wurden zu Gegnern des Nationalsozialismus. Ernst von Borsig jun. schloss sich, wie ein Teil seiner Schulkameraden der Klosterschule Roßleben, der Widerstandsbewegung Kreisauer Kreis an, der sich 1941 bis 1944 mehrmals konspirativ auf dem Gut traf.

Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurden mehrere Mitglieder des Kreisauer Kreises verhaftet und hingerichtet. Borsig jun. blieb verschont. Ende April 1945 wurde er von den Sowjets festgenommen, nachdem er sich geweigert hatte, das Gut zu verlassen. Er starb im September 1945 in sowjetischer Gefangenschaft in Landsberg an der Warthe.[5]

  • Reagrarisierung Deutschlands? Fischer, Jena 1934

Literatur

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  • Ernst-Friedrich Harmsen: Ernst von Borsig. Märkischer Gutsherr und Gegner des Nationalsozialismus. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2015, ISBN 978-3-945256-25-1.
  • Irina Barke: Groß Behnitz, Landkreis Havelland. In: Schlösser und Gärten der Mark. Heft 118, 2. veränd. Auflage, Hrsg. Deutsche Gesellschaft, Sibylle Badstübner-Gröger, Berlin 2013. ISBN 978-3-941675-28-5.
  • Udo Geiseler, Edzard Rust: Groß Behnitz. In: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883), 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.Band 2, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, S. 202–205.

Einzelnachweise

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  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B. 1942. Adelige Häuser des seit Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Neuzeit nachgewiesenen deutschen Erbadels (späterer rittermäßiger Landadel, patrizischer Stadtadel, Reichsbriefadel, Landesbriefadel, Uradel und alter Adel nichtdeutschen Ursprungs, Offiziers- und Beamtenadel). In: Letztausgabe „des Gotha“, Vorgänger von GHdA und GGH. 34. Auflage. Justus Perthes, Gotha November 1941, S. 62–63 (d-nb.info).
  2. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Elsa Freifrau v. Bethmann, geb. v. Werner, Wilhelm v. Blaschek, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel/nach 1400 nobilitiert) 1954. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014 erschienen. Band I, Nr. 9. C. A. Starke, 1954, ISSN 0435-2408, DNB 451802519, S. 27–29.
  3. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. (1929). Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage, In: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII, Verlag von Niekammer’s Adressbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 137.
  4. Auf den Tagungen zur Agrarpolitik Braunschweig 1936 und Ulm 1938 wurden nach NS-Quellen diese Auffassungen ausdrücklich bestätigt: Zeitschrift Raumforschung und Raumordnung, 2. Jg. 1938, S. 38
  5. Verein Alter Roßleber e. V. (Hrsg.): Klosterschule Rossleben. Ihren Toten. 1939–1945. Selbstverlag, Rossleben 1990, DNB 100596551X, S. 54.