Die Fussbroichs

deutsche TV-Dokusoap (1990–2003)
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Die Fussbroichs [ˈfuːsbʁɔɪ̯çs] ist eine Dokumentarfilmreihe über die Kölner Arbeiterfamilie Fred, Annemie und Frank Fussbroich, die von 1989 bis 2001 für das WDR Fernsehen gedreht wurde. Sie war die erste deutsche Doku-Soap. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Ute Diehl wurde 1992 für die Serie mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Fernsehserie
Titel Die Fussbroichs: Eine Kölner Arbeiterfamilie
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch, Rheinischer Regiolekt
Genre Dokumentarfilmreihe
Länge 30 Minuten
Episoden 100 in 17 Staffeln
Idee Ute Diehl
Musik Ennio Morricone (Folge 1–12)[1]
Andreas Schilling (Folge 67–100)[2]
Erstausstrahlung 13. Feb. 1990 – 26. Dez. 2003 auf West 3, WDR Fernsehen
Besetzung
  • Fred (Friedrich) Fussbroich (* 16. September 1940[3]; † 18. Oktober 2022)[4]
  • Annem(ar)ie Fussbroich (* September 1947 in Bergisch Gladbach)[5]
  • Frank Fussbroich (* 17. Juni 1968)[6]

Vorgeschichte: Ein Kinderzimmer 1979

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Die WDR-Regisseurin Ute Diehl suchte für einen geplanten Dokumentarfilm in Kölner Gesamtschulen nach einer typisch deutschen Arbeiterfamilie, um den Überfluss an Spielzeug bei Kindern darzustellen. Sie fand die Fussbroichs, auf die die soziokulturellen Bedingungen für die am 19. August 1979 ausgestrahlte Sendung Ein Kinderzimmer 1979[7] zutrafen. Das Fernsehen präsentierte hierin das Kinderzimmer des damals elfjährigen Sohnes Frank Fussbroich. Es war Teil der 68 m² großen Genossenschaftswohnung der dreiköpfigen Familie Fussbroich in Köln-Buchheim, die dort seit 1967 wohnte.[8]

Pilotfilm 1989 und Serie 1990–2001

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1989 suchte Ute Diehl die Familie erneut auf, um diesmal deren Familienalltag vor laufender Kamera ungeprobt zu dokumentieren; zunächst in einem 85-minütigen Dokumentarfilm Die Fussbroichs – Eine Kölner Arbeiterfamilie, der am 13. Februar 1990 ausgestrahlt wurde.[9] Hier und ab der ersten Serienfolge Kaffeeklatsch/Hoch soll er leben/Alle Jahre wieder am 22. Dezember 1991[10] präsentierten die Fussbroichs authentisch ihren Familienalltag. Gezeigt wurde die Entwicklung einer typischen Kölner Arbeiterfamilie in der gleichen Wohnung im genossenschaftlichen Mietshausmilieu des rechtsrheinischen Stadtteils Köln-Buchheim.[11]

Hauptmitwirkende waren Vater Fred, Mutter Annemie, Sohn Frank und dessen im Lauf der Zeit wechselnde Freundin.[12][13] Der Vater war Vorarbeiter beim Kölner Kabelwerk Felten & Guilleaume, in dem sein Sohn zu Beginn der Serie als Betriebsschlosser tätig war. Später wechselte Frank mehrfach den Beruf. Die Mutter war Schreibkraft beim Schulamt der Stadt Köln. Alle Personen waren echt, ebenso Handlung und Dialoge. Die Fussbroichs sprachen rheinischen Regiolekt mit einzelnen Redewendungen auf Kölsch. Es gab keine Drehbücher; die Familie ließ sich bei ihrem Leben situativ filmen.

Mit 100 Folgen zu je 30 Minuten Sendezeit in 17 Staffeln konnte in zehn Jahren Dreharbeit die langfristige Entwicklung der Familie bei Geburtstagen, Pensionierung, Jobverlust, Urlaubsreisen oder Krankheiten verfolgt werden. Die Serie endete im Februar 2002 nach 99 Folgen.[14] Am 2. Weihnachtsfeiertag 2003 wurde noch eine letzte vorher nicht ausgestrahlte 100. Folge gesendet.[15] Seither kam es zu zahlreichen Wiederholungen, insbesondere im Rahmen von sogenannten Fussbroich-Nächten im WDR-Fernsehen, in denen zwischen drei und neun Folgen hintereinander gesendet wurden.[16]

Die Fussbroichs später

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Elke und Frank Fussbroich (2024)

Fred Fussbroich ging 1997 in den Vorruhestand (Folge 66: Die letzte Schicht), und seine Frau Annemie arbeitete bis zur Rente bei der Stadtverwaltung Köln. Frank Fussbroich war verschiedentlich in Formaten des Trash-TV zu sehen. So 2004 als Kandidat der fünften Staffel von Big Brother, im November 2010 als Teilnehmer der Sendung Das perfekte Promidinner und 2018 Teilnehmer in der RTL-Unterhaltungssendung Das Sommerhaus der Stars. Er war einer von zwölf Kandidaten, die sich im Rahmen der RTL-Sendung Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow für die Teilnahme an der 15. Staffel der Show Ich bin ein Star – Holt mich hier raus![17] im Jahr 2022 bewarben, wurde jedoch noch vor dem Halbfinale als erster Kandidat von den Zuschauern herausgewählt.[18] Er wurde bis 2005 wegen mehrerer Straftaten zu Geldstrafen und auf Bewährung verurteilt.[19][20] 2009 heiratete er seine Freundin Elke,[7] die einen Friseursalon betreibt. Frank Fussbroich arbeitet im Außendienst. Das Ehepaar lebt in Vettweiß im Kreis Düren.[21]

Anfang 2012 wurden fünf für Ströer Out-of-Home Media produzierte Videoclips Die Fussbroichs erklären die Werbung auf YouTube veröffentlicht. Am 22. März 2013 erschien eine 97-minütige DVD mit dem Titel Die Fussbroichs heute über das aktuelle Leben der Familie, die am 21. März 2013 im Cinedom in Köln vorgeführt wurde.[22] Ende 2013, 2014 und 2016 erschienen von den Fussbroichs selbst produzierte DVDs.[23] Laut Fernsehserien.de gibt es dadurch 23 weitere Folgen.[24]

Fred Fussbroich starb am 18. Oktober 2022[25] im Alter von 82 Jahren.[26]

Auszeichnungen

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Die Regisseurin und Drehbuchautorin Ute Diehl wurde 1992 für die Serie mit dem Grimme-Preis in Bronze ausgezeichnet.[27][28]

  • Die Fussbroichs: Ein Kinderzimmer 1979 – Dokumentarfilm D 1979.
  • Die Fussbroichs: Eine Kölner Arbeiterfamilie – Dokumentarfilm D 1989 (Pilotfilm zur Serie)
  • Die Fussbroichs: Eine Kölner Arbeiterfamilie – Dokumentarserie D 1990–2001
  • Die Fussbroichs 2013 – Dokumentarserie D 2013.
  • Die Fussbroichs 2014 – Dokumentarserie D 2014.
  • Die Fussbroichs 2016 – Dokumentarserie D 2016.
  • Die Fussbroichs – Eine Kölner Arbeiterfamilie – Dokumentation 1989.
  • Die Fussbroichs – 1. Staffel (Folgen 1–22 auf 5 DVDs)
  • Die Fussbroichs – 2. Staffel (Folgen 23–45 auf 5 DVDs)
  • Die Fussbroichs – 3. Staffel (Folgen 46–71 auf 5 DVDs)
  • Die Fussbroichs – 4. Staffel (Folgen 72–100 auf 5 DVDs)
  • Die Fussbroich-Saga in 13 Kapiteln 1979–2004 (Zusammenschnitt, 1 DVD)
  • Die Fussbroichs 2013 neue Folgen (Folgen 1–5 + Bonusmaterial auf 2 DVDs) Produziert von EFFA, Regie: Elke Fussbroich, Kamera/Schnitt: André Graffe
  • Die Fussbroichs 2014 neue Folgen (Folgen 1–6 + 2 Bonusfolgen + Bonusmaterial auf 2 DVDs) Produziert von EFFA, Regie: Elke Fussbroich, Kamera/Schnitt: André Graffe
  • Die Fussbroichs 2016 neue Folgen (Folgen 1–10 + Bonusmaterial auf 2 DVDs) Produziert von EFFA, Regie: Frank Fussbroich, Kamera/Schnitt: Alex Stöve

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Childhood Memories aus dem Film Es war einmal in Amerika
  2. Anhören unter http://www.schilling-filmmusik.de/filmografie.php
  3. Brigitte Schuh: Doku-Soaps. Zur Entwicklung und Diskussion eines neuen Unterhaltungsgenres im Fernsehen. (PDF, 255 kB) In: hdms.bsz-bw.de (Hochschule der Medien). 1999, S. 67, abgerufen am 22. Oktober 2022 (Diplomarbeit, hochgeladen am 21. Juli 2004)., siehe auch Doku-Soaps: zur Entwicklung und Diskussion eines neuen Unterhaltungsgenres im Fernsehen, 21. Juli 2004 auf der Internetseite der Hochschule der Medien
  4. Fred Fussbroich gestorben. In: Hörfunk-Nachrichten. wdr.de, 19. Oktober 2022, abgerufen am 19. Oktober 2022.
  5. J. Filon und A. Krasniqi: Veedelspaziergang Durch Mülheim mit Frau Fussbroich. In: ksta.de. 7. April 2014, abgerufen am 1. April 2021.
  6. Frank Fussbroich ist ein kölsche TV-Kultstar. 2021 ist er bei "Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow" zu sehen. In: rtl.de. Abgerufen am 23. Oktober 2022 (Stand von 2021).
  7. a b 19. August 2009 - Vor 30 Jahren: Erster Fernsehauftritt der Familie Fussbroich. In: WDR Stichtag. wdr.de, 19. August 2009, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  8. Marcel Feige: Big-Brother-TV, wie Reality-Soaps das Fernsehen verändern. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2001, ISBN 3-89602-357-8, S. 57 (google.de): „Sie stolpert über die Familie Fußbroich, Fred (Friedrich, * 1940, Vorarbeiter beim Kabelwerk Felten & Guillaum), Annemie (geb. 1947, Sekretärin bei einem städtischen Personalrat), die seit ihrer Hochzeit 1967 in einer 68 Quadratmeter großen Genossenschaftswohnung in Köln-Buchforst“
  9. Die Fussbroichs. Internet Movie Database, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch).
  10. Die Fussbroichs. Internet Movie Database, abgerufen am 28. Dezember 2020 (englisch).
  11. Johannes Schneider: Fred Fussbroich: Der Philosoph aus Buchheim. In: zeit.de. 19. Oktober 2022, abgerufen am 11. Februar 2024.
  12. Kennt man eine, kennt man sie alle. In: taz.de. 29. Dezember 1994, abgerufen am 11. Februar 2024.
  13. WDR zeigt noch einmal „Die Fussbroichs“: Trauer um Kölner Doku-Soap-Urgestein Fred Fussbroich, rnd.de, 18. Oktober 2022
  14. ARD Information (Memento vom 13. September 2016 im Internet Archive)
  15. Die Fussbroichs Folge 100: Check-up. In: fernsehserien.de. imfernsehen GmbH & Co KG, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  16. Die Fussbroichs: Sendetermine WDR. In: fernsehserien.de. imfernsehen GmbH & Co KG, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  17. Timo Niemeier: Das sind die 12 Teilnehmer der RTL-"Dschungelshow". In: DWDL.de. 8. Januar 2021, abgerufen am 26. Januar 2021.
  18. Dschungelshow 2021: Frank Fussbroich ist enttäuscht über sein Aus. In: rtl.de. 20. Januar 2021, abgerufen am 1. April 2021.
  19. Markus Münch: Wie man Krawall-Kids in die TV-Falle lockt. In: .morgenpost.de. Berliner Morgenpost, 28. Februar 2008, abgerufen am 19. Oktober 2022 (deutsch).
  20. „Sommerhaus der Stars“: Frank Fussbroich - Dieser Straftaten muss er sich schuldig bekennen. In: tvmovie.de. TV Movie, 9. August 2018, abgerufen am 19. Oktober 2022.
  21. Sven Geißelhardt: Privatleben von Frank Fussbroich: Wie lebt er heute mit Ehefrau Elke und warum ist er vorbestraft?, abendzeitung-muenchen.de, 18. Januar 2021
  22. Die Familie Fussbroich gibt's bald auf DVD. In: koeln.de (digitale Plattform für Köln im Auftrag der Stadt Köln von NetCologne betrieben). Abgerufen am 19. Oktober 2022 (deutsch).
  23. WDR-Kultfamilie "Die Fußbroichs" meldet sich zurück. In: DerWesten.de. 1. Dezember 2013, abgerufen am 19. Oktober 2022 (deutsch).
  24. Die Fussbroichs: Episodenguide. In: fernsehserien.de. imfernsehen GmbH & Co KG, abgerufen am 19. Oktober 2022.
  25. Jan Wördenweber: Kölner TV-Kult in den 90ern: Familien-Oberhaupt Fred Fussbroich mit 81 Jahren gestorben. In: ksta.de. 18. Oktober 2022, abgerufen am 19. Oktober 2022 (deutsch).
  26. Donats Hausbesuch bei Fred und Annemie Fussbroich (Teil1) (ab 0:08:38) auf YouTube, 2. Oktober 2021.: Fred Fussbroich: „Aber mit 81 macht man einfach nicht mehr weiter.“
  27. Preisträger 1992. In: grimme-institut.de. Grimme-Institut, 10. September 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. September 2016; abgerufen am 19. Oktober 2022.
  28. 28. Grimme-Preis 1992 im Grimme-Preis-Archiv (Memento vom 29. Juli 2014 im Internet Archive)