Herd (Medizin)

lokale, pathologische Veränderung

Ein Herd, Krankheitsherd oder Herdgeschehen (auch Fokus) bezeichnet in der Medizin eine lokale, pathologische Veränderung, die eine Wirkung in herdfernen Bereichen oder im Gesamtorganismus auslösen kann.[1] Ist der Ausgangspunkt eine Infektion, spricht man von einem Infektionsherd.

Allgemeinmedizin

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Die von einem (antibiotisch bzw. operativ zu behandelnden) „streuenden Herd“ (zum Beispiel Zahn, Mandel, Gallenblase, Eierstock oder Wurmfortsatz)[2] ausgehende Ausbreitung (Streuung) in andere Gebiete nennt man Dissemination, bei Tumoren Metastasierung. Dehnt sich ein Herd direkt in das benachbarte Gewebe aus, spricht man auch von Propagation.

Onkologie

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Vor Einleitung einer onkologischen, mit einer Schwächung des Immunsystems einhergehenden Behandlung sind Herdgeschehen im Zahnbereich abzuklären, können sie doch Ursache für schwere Entzündungen bis hin zur Sepsis sein.[3]

Beispielsweise kann eine Immunreaktion bei einer chronischen Entzündung der Rachenmandeln auch in anderen Organen zu entzündlichen, hyperergischen Reaktionen führen.[4]

Neurologie

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Eine umschriebene Hirnschädigung kann verschiedenste Fernwirkungen wie Lähmungen, sensorische Ausfälle oder epileptische Entladungen nach sich ziehen. Diese Auswirkungen können verursacht sein durch Unterbrechung von Nervenbahnen, pathologisch-anatomisch nachweisbare Schädigungen von Hirnzentren oder auch durch elektrophysiologisch fassbare Funktionsstörungen, die dann u. U. als epileptogene Herde bezeichnet werden oder einfach als unspezifische bioelektrische Anomalie hinsichtlich der Form-, Amplituden- oder Phasenunterschiede gegenüber den registrierten EEG-Potentialen der benachbarten bzw. kontralateralen Hirnregionen auffallen.[5][6][1]

Zahnmedizin

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Im Jahr 1801 erkannte der Arzt Benjamin Rush den Zusammenhang von Zahnerkrankungen mit anderen Krankheitsherden (im Sinne der späteren Lehre von der Fokalinfektion).[7]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b Herd In: Norbert Boss (Hrsg.): Roche Lexikon Medizin. 2. Auflage. Hoffmann-La Roche AG und Urban & Schwarzenberg, München 1987, ISBN 3-541-13191-8, S. 759; 5. Auflage 2003: gesundheit.de/roche
  2. Ferdinand Sauerbruch, Hans Rudolf Berndorff: Das war mein Leben. Kindler & Schiermeyer, Bad Wörishofen 1951; zitiert: Lizenzausgabe für Bertelsmann Lesering, Gütersloh 1956, S. 258.
  3. H. U. Schmelz u. a.: Facharztwissen urologie: differenzierte diagnostik und therapie. Springer-Verlag, 2014, ISBN 978-3-642-44942-0, S. 259 (books.google.de).
  4. Hans-Georg Boenninghaus u. a.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer-Verlag, 2007, ISBN 978-3-540-48722-7, S. 226 ff. (books.google.de).
  5. Hansjörg Schneble: Epilepsie: Erscheinungsformen – Ursachen – Behandlung. C. H. Beck, 1996, ISBN 3-406-41047-2, S. 87 (books.google.de).
    G. Krämer: Epilepsie von A – Z: medizinische Fachwörter verstehen. Georg Thieme Verlag, 2005, ISBN 3-8304-3229-1, S. 454 (books.google.de).
  6. Gustav Bodechtel: Differentialdiagnose neurologischer Krankheitsbilder. 3. Auflage. Georg Thieme, Stuttgart 1974, ISBN 3-13-309103-4, S. 171, 293, 312, 378, 264, 378 f., 391, 494, 501, 511, 528 zu Stw. „Herdsymptome“ und S. 1020 f. zu Stw. „Herdanfall, (syn.: Jackson-Anfall, partieller Anfall)“.
  7. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 32.