In der Mathematik sind Hilbertsche Modulflächen bestimmte komplexe algebraische Flächen, die man als Quotienten des Produkts zweier hyperbolischer Ebenen erhält.
Konstruktion
BearbeitenSei ein reell quadratischer Zahlkörper, also für eine quadratfreie natürliche Zahl .
Sei der Ganzheitsring von , also mit falls kongruent 2 oder 3 mod 4 und falls kongruent 1 mod 4.
Seien die Einbettungen von , also
- für alle .
Die Abbildungen definieren Einbettungen .
Die Hilbertsche Modulgruppe ist das Bild von unter der Einbettung
- .
Die Gruppe SL(2,R) wirkt auf der hyperbolischen Ebene durch gebrochen-lineare Transformationen. Mittels der Einbettung nach wirkt dann auf , dem Produkt zweier hyperbolischer Ebenen.
Wenn eine Untergruppe von endlichem Index ist, dann heißt der Quotientenraum Hilbertsche Modulfläche und Hilbertsche Modulgruppe. Hilbertsche Modulgruppen sind Beispiele arithmetischer Gruppen.
Falls eine Hilbertsche Modulgruppe torsionsfrei ist, dann ist die Hilbertsche Modulfläche ein lokal symmetrischer Raum, andernfalls hat die Hilbertsche Modulfläche Singularitäten.
Algebraische Flächen
BearbeitenEine Klassifikation Hilbertscher Modulflächen vom Standpunkt der Algebraischen Geometrie geben Friedrich Hirzebruch und Don Zagier.[1]
Zahlentheorie
BearbeitenDie Geometrie der Hilbertschen Modulfläche kodiert Eigenschaften des Körpers . Zum Beispiel ist die Anzahl der Enden der Hilbertschen Modulfläche gleich der Klassenzahl von .[2] Das Volumen der Hilbertschen Modulfläche ist , wobei die Dedekindsche Zeta-Funktion des Körpers bezeichnet.[3]
Quellen
Bearbeiten- ↑ Hirzebruch, Zagier: Classification of Hilbert modular surfaces, in: W. L. Baily, T. Shioda (Hrsg.): Complex analysis and algebraic geometry, Cambridge University Press, 1977, S. 43–77, Online. (PDF; 1,4 MB)
- ↑ Kapitel III.2.7. in: Armand Borel, Lizhen Ji: Compactifications of symmetric and locally symmetric spaces. Mathematics: Theory & Applications. Birkhäuser Boston, Inc., Boston, MA, 2006. ISBN 978-0-8176-3247-2
- ↑ Gerard van der Geer: Hilbert modular surfaces. Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete (3), 16. Springer-Verlag, Berlin, 1988. ISBN 3-540-17601-2