Olympische Sommerspiele 1924/Leichtathletik – Crosslauf (Männer)

Querfeldeinlauf der Olympischen Sommerspiele 1924
(Weitergeleitet von Hitzeschlacht von Colombes)

Als die Hitzeschlacht von Colombes (alternativ auch Sonnenschlacht von Colombes) ging der Querfeldeinlauf der Männer, der im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 1924 in Paris ausgetragen wurde, in die Geschichte ein.

Sportart Leichtathletik
Disziplin Crosslauf (Einzel und Mannschaft)
Geschlecht Männer
Teilnehmer 38 Athleten aus 10 Ländern
Wettkampfort Rundkurs auf einer Seine-Wiese
Ziel: Stade de Colombes
Wettkampfphase 12. Juli 1924
Medaillengewinner Einzelwertung
Goldmedaillen Gold Paavo Nurmi (Finnland FIN)
Silbermedaillen Silber Ville Ritola (Finnland FIN)
Bronzemedaillen Bronze Earl Johnson (Vereinigte Staaten 48 USA)
Medaillengewinner Mannschaftswertung
Goldmedaillen Gold Finnland Finnland
Silbermedaillen Silber Vereinigte Staaten 48 USA
Bronzemedaillen Bronze Frankreich Frankreich
Die Seine bei Colombes auf einer Postkarte (um 1900)

Der Lauf fand am Samstag, dem 12. Juli 1924 statt. Start- und Zielort war das Stade de Colombes. Aufgrund enormer Hitze von 45 °C in der Sonne und bis zu 60 °C in einem Abschnitt der Strecke[1] erreichten von den 38 gestarteten Läufern nur 15 das Ziel. Die finnische Lauflegende Paavo Nurmi bewältigte die rund 10.650 Meter lange Strecke als Schnellster mit einer Zeit von 32:54,8 Minuten. Sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten, seinen Landsmann Ville Ritola, betrug fast eineinhalb Minuten. Eine weitere Minute dahinter kam der US-Amerikaner Earl Johnson als Dritter ins Ziel.

Die Mannschaftswertung gewann Finnland in der Besetzung Paavo Nurmi, Ville Ritola und Heikki Liimatainen sowie den nicht gewerteten Eero Berg, Eino Rastas und Väinö Sipilä.
Silber errang die USA mit Earl Johnson, Arthur Studenroth und August Fager sowie den nicht gewerteten James Henigan, Verne Booth und John Gray.
Bronze ging an Frankreich in der Besetzung Henri Lauvaux, Gaston Heuet und Maurice Norland sowie den nicht gewerteten Robert Marchal, Lucien Dolquès und André Lausseigh.
Nur diese drei Teams kamen in die Wertung.

Teilnehmerfeld

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38 Läufer aus zehn Ländern gingen in Colombes an den Start. Mit dem Lauf verbunden war auch eine Mannschaftswertung. Die jeweils drei besten Läufer eines Landes kamen dabei über die Addition der Platzziffern in die Wertung – siehe Tabelle. Die Rangfolge ergab sich dann aus der jeweils niedrigsten Punktzahl. Frankreich, Spanien, die Vereinigten Staaten und Finnland schickten die maximale Teilnehmerzahl von sechs Läufern ins Rennen. Für Großbritannien starteten fünf Läufer, für Schweden vier. Italien war mit zwei Athleten im Rennen und Südafrika, Brasilien sowie Irland mit jeweils einem. Belgien, Ecuador, Luxemburg und Mexiko hatten ihre Starter zurückgezogen.

Ausgangssituation

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Großer Favorit war der Finne Paavo Nurmi, der zwei Tage zuvor sowohl im 1500- als auch im 5000-Meter-Lauf die Goldmedaille gewonnen hatte und zudem schon 1920 in Antwerpen den Querfeldeinlaufwettbewerb gewonnen hatte. Nurmis Landsmann Ville Ritola zählte als Sieger des 10.000-Meter-Laufs ebenso zu den Favoriten wie der Schwede Edvin Wide, der über 10.000 Meter hinter Ritola die Silbermedaille gewonnen hatte. Nurmi selbst war beim 10.000-Meter-Lauf nicht an den Start gegangen, da die finnischen Funktionäre ihn nicht zu sehr belasten wollten.

Die Strecke bei Colombes wurde auf weitestgehend flachem Gelände gewählt. Von den 10.650 Metern wurden 650 auf Asche zurückgelegt, die restlichen 10.000 Meter auf Wiese. Auf der Strecke gab es allerdings kaum natürlichen Schatten, wodurch die Hitze noch erheblich schwerer zu ertragen war. Gestartet wurde vor dem eigentlichen Stadion auf einer Wiese. Der Kurs führte dann über eine Aschenbahn schließlich weiter auf einer kleinen Schleife vor dem Stadion. Von dort ging es auf den eigentlichen Rundkurs mit einer Länge von 3420 Metern entlang der Seine. Dieser Kurs musste zweimal gelaufen werden, ehe es zurück zum Stadion ging, in dem noch einmal 300 Meter bis zum Ziel zurückzulegen waren.

Rennen und Ergebnis

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Spitzengruppe zu Beginn des Rennens, in Führung ein unbekannter Läufer, dahinter Edvin Wide (2.), Ville Ritola (3.) und Paavo Nurmi (4.)
 
Paavo Nurmi gewann seine Goldmedaillen sechs und sieben
 
Ville Ritola – Einzelwertung: Silber / Teamwertung: Gold
 
Ernie Harper – Rang vier in der Einzelwertung
 
Gaston Heuet – Einzelwertung: Platz zehn / Teamwertung: Bronze
 
Maurice Norland – Einzelwertung: Rang fünfzehn / Teamwertung: Bronze

Einzelwertung

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Datum: 12. Juli 1924

in Klammern: Platzziffer für die Mannschaftswertung

Platz(ziffer) Athlet Land Zeit
1  (1) Paavo Nurmi Finnland  Finnland 32:54,8 min
2  (2) Ville Ritola Finnland  Finnland 34:19,4 min
3  (3) Earl Johnson Vereinigte Staaten 48  USA 35:21,0 min
4  (–) Ernie Harper Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien 35:45,4 min
5  (4) Henri Lauvaux Dritte Französische Republik  Frankreich 36:44,8 min
6  (5) Arthur Studenroth Vereinigte Staaten 48  USA 36:45,4 min
7  (–) Carlo Martinenghi Italien 1861  Königreich Italien 37:01,0 min
8  (6) August Fager Vereinigte Staaten 48  USA 37:40,6 min
9  (–) Leonard Richardson Sudafrika 1912  Südafrikanische Union 37:46,0 min
10  (7) Gaston Heuet Dritte Französische Republik  Frankreich 37:52,0 min
11  (–) James Henigan Vereinigte Staaten 48  USA 38:00,0 min
12  (8) Heikki Liimatainen Finnland  Finnland 38:18,0 min
13  (–) Fabián Velasco Spanien 1875  Spanien 39.07,6 min
14  (–) Miguel Peña Spanien 1875  Spanien 41:34,0 min
15  (9) Maurice Norland Dritte Französische Republik  Frankreich 41:38,3 min
DNF (–) José Andía Spanien 1875  Spanien
Arthur Sewell Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien
John Gray Vereinigte Staaten 48  USA
Robert Marchal Dritte Französische Republik  Frankreich
Edvin Wide Schweden  Schweden
Väinö Sipilä Finnland  Finnland
Sven Thuresson Schweden  Schweden
John Benham Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien
Verne Booth Vereinigte Staaten 48  USA
John Ryan Irland 1922  Irischer Freistaat
Sidon Ebeling Schweden  Schweden
Gösta Bergström Schweden  Schweden
Eino Rastas Finnland  Finnland
André Lausseigh Dritte Französische Republik  Frankreich
Jesús Diéguez Spanien 1875  Spanien
Carlo Speroni Italien 1861  Königreich Italien
Amador Palma Spanien 1875  Spanien
Eero Berg Finnland  Finnland
Eddie Webster Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien
Lucien Dolquès Dritte Französische Republik  Frankreich
Joseph Williams Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien
Alfredo Gomes Brasilien 1889  Brasilien
Miguel Palau Spanien 1875  Spanien
DNS (–) José Andía Spanien 1875  Spanien
Georges Bertrand Belgien  Belgien
Yves Cattelain Belgien  Belgien
Léon de Grande Belgien  Belgien
Julien Van Campenhout Belgien  Belgien
Georges van den Broele Belgien  Belgien
Camiel Vandevelde Belgien  Belgien
Alberto Jarrín Ecuador  Ecuador
Belisario Villacís Ecuador  Ecuador
William Cotterell Vereinigtes Konigreich 1801  Großbritannien
Mereg Mangascia Italien 1861  Königreich Italien
Tacle Redda Italien 1861  Königreich Italien
Marcel Hoffmann Luxemburg  Luxemburg
José Francisco Cuevas Mexiko 1918  Mexiko
Pedro Curiel Mexiko 1918  Mexiko
Juan Escutia Mexiko 1918  Mexiko
Daniel Eslava Mexiko 1918  Mexiko
Harald Skogström Schweden  Schweden

Den ersten Kontrollposten nach 2700 Metern passierten die Favoriten noch gemeinsam. Es führte Edvin Wide, der auch beim zweiten Kontrollposten weiter vorne lag. Zur Rennmitte musste er allerdings Nurmi und Ritola ziehen lassen. Wide konnte noch lange den dritten Rang halten, stieg aber nach ungefähr acht Kilometern völlig erschöpft aus. Zuvor hatten auch die aussichtsreich liegenden Läufer Väinö Sipilä und Sidon Ebeling das Rennen aufgegeben. Auf dem letzten Teilstück hängte Nurmi seinen letzten verbliebenen Gegner Ritola ab und wurde mit fast eineinhalb Minuten Vorsprung Olympiasieger. Auch die weiteren Abstände im Ziel waren groß. Mehr als eine Minute auf Ritola folgte Earl Johnson, der damit die Bronzemedaille gewann.

Sven Thuresson aus Schweden erlitt einen schweren Hitzschlag, blieb aber trotz der Hitze und der zahlreichen Aufgaben der einzig ernsthaft geschädigte Teilnehmer des Wettbewerbes.

Mannschaftswertung

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Datum: 12. Juli 1924

in Klammern: Platzziffer für die Mannschaftswertung

Nur diesen Mannschaften gelang es, drei Läufer ins Ziel zu bringen.

Platz Land Athleten Platzziffer
1 Finnland  Finnland Paavo Nurmi (1)
Ville Ritola (2)
Heikki Liimatainen (8)
nicht in der Wertung:
Eero Berg (DNF)
Eino Rastas (DNF)
Väinö Sipilä (DNF)
11
2 Vereinigte Staaten 48  USA Earl Johnson (3)
Arthur Studenroth (5)
August Fager (6)
nicht in der Wertung:
James Henigan (–)
Verne Booth (DNF)
John Gray (DNF)
14
3 Dritte Französische Republik  Frankreich Henri Lauvaux (4)
Gaston Heuet (7)
Maurice Norland (9)
nicht in der Wertung:
Robert Marchal (DNF)
Lucien Dolquès (DNF)
André Lausseigh (DNF)
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Siehe auch

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Literatur

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  • Ekkehard zur Megede: Die Geschichte der olympischen Leichtathletik. 2. Auflage. Band 1: 1896–1936. Bartels & Wernitz KG, Berlin 1970, S. 162 f.
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Einzelnachweise

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  1. Comité Olympique Français (Hrsg.): Épreuve N° 23: Cross-Country (Épreuve Individuelle). (pdf; 18 MB) In: VIIIme Olympiade Paris 1924: Rapport Officiel. Librairie de France, Paris, 1925, S. 151, archiviert vom Original am 25. Februar 2009; abgerufen am 12. Juli 2024 (französisch).