Jiří Mordechai Langer

tschechoslowakischer Schriftsteller
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Jiří Mordechai Langer (auch in der deutschen Namensform Georg Mordechai Langer, hebräisch מרדכי גיאורגו לאנגר; * 19. März 1894 in Prag, Österreich-Ungarn; † 12. März 1943 in Tel Aviv, Völkerbundsmandat für Palästina) war ein jüdischer Schriftsteller, der auf Deutsch, Tschechisch und Hebräisch schrieb.

Jiří Langer

Leben und Wirken

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Jiří Mordechai Langer wuchs in Prag in einer assimilierten tschechisch-jüdischen Familie auf. Er war der Bruder von František Langer. Mit 19 Jahren verließ er Prag, schloss sich dem Belzer chassidischen Admor Jissachar Dow Rokeach (1854–1926) an und wohnte einige Jahre in Bels. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs entwickelte sich seine zionistische Einstellung, er organisierte für jüdische Flüchtlinge Hachschara-Programme zur Vorbereitung auf die Einwanderung nach Palästina und hatte zeitweilig selber diese Absicht.[1] Er kehrte er nach Prag zurück, „wo er im zionistischen Ausschuss ... arbeitete“[2], Unterricht über Judentum und Kabbala erteilte und für jüdische Zeitschriften schrieb. Er machte die Bekanntschaft von Max Brod und Franz Kafka. In Kafkas Tagebüchern wird er mehrmals erwähnt und schrieb zu seinem Andenken das Gedicht Zum Tod des Dichters. Seine Essays, Artikel und Forschungsarbeiten wurden in tschechischen und deutschen Zeitschriften veröffentlicht. Sein tschechisches Buch „Neun Tore: Das Geheimnis der Chassidim“ (Devět bran: chasidů tajemství) war in Europa ein Erfolg und wurde in mehrere Sprachen übersetzt, aber noch nicht ins Hebräische.

Bis zu seiner illegalen Einwanderung nach Palästina im Jahr 1940 arbeitete er als Lehrer für Judentum an tschechischen Schulen. In den letzten Jahren seines Lebens war er krank und leidend. Er starb in Tel Aviv und wurde auf dem Nachalat-Jitzchaq-Friedhof in Givʿatajim beigesetzt.

Seine hebräischen Gedichte[3] waren damals eine große Überraschung für seine Bekannten, und er galt als der erste moderne hebräische Dichter, der nicht aus Osteuropa stammte. Seit einigen Jahren ist das literarische Interesse an seinem Leben und Werk erneut erwacht, auch weil er als einer der ersten hebräische homoerotische Gedichte[4] schrieb (und zuvor schon dem 4. Kapitel der „Erotik der Kabbala“ die Überschrift „Männerliebe“ gab)[5]. Ziel seiner hebräischen Poesie[6] war hierbei ein respektierter Platz der Homosexualität im Judentum und Zionismus.[7] Während der kurzen drei Jahre in Tel Aviv schrieb er weitere Gedichte und konnte vor seinem Tod noch einen zweiten Band erstellen.[8]

Der Literaturkritiker und Politiker Dov Sadan verwaltete seinen Nachlass, der später der Israelischen Nationalbibliothek übergeben wurde.[9]

Hauptwerke

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  • Die Erotik der Kabbala. Prag : Flesch, 1923
    • Liebesmystik der Kabbala. München-Planegg : O. W. Barth, 1956 (zensiert)
    • Georg Langer: Die Erotik der Kabbala. Vorwort Peter Orban. München : Diederichs, 1989
  • Devět bran. 1937
    • Neun Tore. Das Geheimnis der Chassidim. Aus dem Tschechischen übersetzt von Friedrich Thieberger. Einleitung von Gershom Scholem. München-Planegg, O.W. Barth, 1959.
    • Die neun Tore. Geheimnisse der Chassidim. Aus dem Tschechischen von Kristina Kallert. Arco Verlag, Wuppertal/Wien 2013, ISBN 978-3-938375-40-2

Literatur

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  • Walter Koschmal: Der Dichternomade: Jiří Mordechai Langer, ein tschechisch-jüdischer Autor. Böhlau, Köln 2010, ISBN 978-3-412-20393-1.
  • Andreas B. Kilcher: Literatur und Kabbala. Jiří Langer und die Bedeutung des Erzählens im Chassidismus. In: Jiří Mordechai Langer: Die neun Tore. Geheimnisse der Chassidim. Aus dem Tschechischen u. mit einem Nachwort von Kristina Kallert, hrsg. von Andreas B. Kilcher. Arco Verlag, Wuppertal/Wien 2013, ISBN 978-3-938375-40-2, S. 315–363.[10]
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Einzelnachweise

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  1. Shaun Jacob Halper: Mordechai Langer (1894–1943) and the Birth of the Modern Jewish Homosexual. University of California, Berkeley 2013 (= Halper), S. 36f; abgerufen am 26. Mai 2024.
  2. Walter Koschmal: Der Dichternomade: Jiří Mordechai Langer, ein tschechisch-jüdischer Autor. Böhlau, Köln 2010, S. 13
  3. Jiří Langer: Piyyutim ve-Shirei Yedidot (dt. Liturgische Lieder und Gedichte der Freundschaft). Verlag Dr. Josef Flesch, Prag 1929 (hebräisch)
  4. z. B. Äläm Chen (dt. Jüngling voller Schönheit)
  5. Besonders erwähnt er hier R. Moshe Chajim Luzatto, der von seinen Schülern Briefe höchster Verehrung erhielt, die deshalb Anstoß erregten. Er wehrte sich aber gleichzeitig dagegen, eine Frau zu heiraten. Wobei für Langer dies "nicht auf Mangel der Erotik hinweist, sondern lediglich ein Zeichen des Vorhandenseins verdrängter Inversion ist". (Die Erotik der Kabbala, 1923, S. 64) ("Inversion" als damaliger Begriff für "Homosexualität").
  6. z. B. Shir jan'imu Är'älam (dt. Engel werden es mit einem Lied angenehm machen), Strophe 1: "Heiliges Land - dort kämpfte unsere Nation, war sie voll Mitgefühl und träumte sie ... Bitte, mein wunderschöner Geliebter, geh mit mir dorthin zu ewiger Freude!"
  7. "Langer defended the Jewish homosexual ... in the form of ... Hebrew poetry for the first time. His reconciliation of homosexuality and Judaism involved ... a Zionist homosexuality". (Halper, S. 1)
  8. Mordechai Georgo Langer: Meʻaṭ Tsori: Shirim (dt. Ein wenig von meinem Balsam: Gedichte). Verlag Davar (Mosad Bialik), Tel Aviv 1943 (hebräisch)
  9. Archiv von Mordechai Georg Langer (hebräisch)
  10. Gottes tausend Dukaten. In: FAZ. 24. Juli 2013, S. 26.