Joachim Caesar (Übersetzer)

Jurist, Übersetzer und Autor von Gelegenheitsdichtungen

Joachim Caesar (auch: Aeschacius Major oder Aeschacius Major Dobreboranus[1], Caesar von Jo(a)chimsthal, Caesar de Salis valle Joachimici, Pahsch Basteln von der Sohle; geboren um 1580 in Halle; gestorben 1648) war ein deutscher Jurist, Übersetzer französischer, italienischer und spanischer Literatur und Autor von Gelegenheitsdichtungen.

Caesar war der Sohn von Christoph Caesar, seit 1583 der Rektor des lutherischen Gymnasiums in Halle. Er wurde schon 1588 (pro forma) an der Universität Leipzig immatrikuliert, 1604 leistete er in Leipzig und 1605 in Jena den akademischen Eid. Um 1617 unternahm er eine Bildungsreise durch Frankreich, Italien und Spanien, wo er von Joaquín Vicente Soler, einem sehr gebildeten und polyglotten Mann, im Spanischen unterwiesen wurde. Ab 1622 hielt er sich wieder in Halle auf, war später vielleicht Hof- und Justizrat in Magdeburg und stand 1628 vermutlich in den Diensten von Anton Günther, Graf von Oldenburg.

Über sein Leben ist relativ wenig bekannt, da seine Bedeutung als Verfasser der ersten deutschen (Teil-)Übersetzung des Don Quijote erst 1933 von Hermann Tiemann erkannt wurde, dem es gelang, durch Stilvergleiche und die Untersuchung von Messkatalognotizen das Pseudonym Pahsch Basteln von der Sohle aufzulösen und Joachim Caesar zuzuordnen.

Übersetzungen

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Als Übersetzer trat Caesar erstmals 1612 bzw. 1615 in Erscheinung, als er zunächst eine lateinische und dann eine deutsche Übersetzung ausgewählter Novellen des Italieners Matteo Bandello vorlegte. Die Übersetzungen basierten auf französischen Bearbeitungen von Pierre Boaistuau und François de Belleforest.[2] Weitere Übersetzungen zweier kleinerer Schriften direkt aus dem Italienischen folgten 1624 und 1628.

 
Titelblatt der Don Quijote-Übersetzung von 1648

Von Bedeutung sind aber vor allem die Übersetzungen zweier spanischer Werke. 1622 übersetzte Caesar den „Berufsberater“ Examen de ingenios para las sciencias von Juan Huarte de San Juan ins Lateinische. Die Übersetzung der von der römisch-katholischen Kirche indizierten Schrift erschien unter dem Pseudonym Aeschacius Major.

Seine wichtigste Übersetzung, nämlich die des Don Quijote von Miguel de Cervantes Saavedra ins Deutsche, war schon 1621 und 1624 angekündigt worden, erschien jedoch erst 1648, möglicherweise postum. Diese erste deutsche Übersetzung des Werkes überhaupt umfasste die Kapitel 1 bis 23 (von 52) und erschien unter dem Titel Don Kichote de la Mantzscha, das ist: Juncker Harnisch auß Fleckenland. Caesar verbarg sich hier unter dem Pseudonym Pahsch Basteln von der Sohle, das wie gesagt erst 1933 aufgelöst werden konnte. Die übersetzungstechnischen Überlegungen Caesars in der Vorrede stellen einen wichtigen Beitrag zur Übersetzungstheorie des 17. Jahrhunderts dar.

Neben seinen Übersetzungen veröffentlichte Caesar ein Hochzeitsgedicht (1603) und zwei akademische Schriften (1605).

Übersetzungen
Schriften

Literatur

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  • Richard Alewyn: Die ersten deutschen Übersetzungen des ›Don Quixote‹ und des ›Lazarillo de Torres‹. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 54 (1929), S. 203–216.
  • Germán Colón: Die ersten romanischen und germanischen Übersetzungen des ›Don Quijote‹ (1. Tl. 16. Kap.). Bern 1974.
  • Ursula Delhougne: Intertextualität und Übersetzung am Beispiel des deutschen Don Quijote. Göttingen 1991.
  • Ursula Delhougne: Zur Komik des ›Don Quijote‹ in einigen deutschen Übersetzungen. In: Thorsten Unger et al. (Hg.): Differente Lachkulturen? Fremde Komik und ihre Übersetzer. Tübingen 1995, S. 87–100.
  • Martin Franzbach: Lessings Huarte-Übersetzung (1752): Die Rezeption und Wirkungsgeschichte des "Examen de ingenios para las ciencias" (1575) in Deutschland. Cram, de Gruyter & Co., Hamburg 1965, S. 31 ff.
  • Guillaume van Gemert: Caesar, Joachim. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. de Gruyter, Berlin 2008, Bd. 2, S. 327 f.
  • Frank-Rutger Hausmann: Bibliographie der deutschen Übersetzungen aus dem Italienischen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd. 1 (2 Teilbde.). Tübingen 1992, Nr. 0835.
  • Alberto Martino: Die italienische Literatur im deutschen Sprachraum. Ergänzungen und Berichtigungen zu Frank-Rutger Hausmanns Bibliographie. Amsterdam & Atlanta 1994, S. 48 f.
  • Christian F. Melz: An evaluation of the earliest german translation of ›Don Quixote‹. Berkeley 1945.
  • Theo in der Smitten: Don Quixote (der ›richtige‹ und der ›falsche‹) und sieben deutsche Leser. Rezeptionsästhetische leseaktorientierte vergleichende Analysen an spanischen Ur-Quixote-Ausgaben von 1604/5 bis 1615 und sechs deutschen Übersetzungen von 1648 bis 1883. Bern u. a. 1986.
  • Hermann Tiemann: Zur ältesten deutschen Don Quijote-Übersetzung. Nachwort zum Neudruck 1928, S. 401–418.
  • Hermann Tiemann: Der deutsch Don Kichote von 1648 und der Übersetzer Aeschacius Major. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 58 (1933), S. 232–265.
  • Hermann Tiemann: Das spanische Schrifttum in Deutschland von der Renaissance bis zur Romantik. Hamburg 1936.
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Wikisource: Don Kichote de la Mantzscha – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Aeschacius Major ist ein Anagramm von Joachimus Caesar. Dobrebora ist ein alter Name von Halle an der Saale.
  2. Pierre Boaistuau: Histoires tragiques. 1559. Ausgabe in 7 Bänden 1564–1582 bearbeitet von François de Belleforest.
  3. Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf Band und Nummer der italienischen Originalausgabe Novelle del Bandello. 3 Bde. Vincenzo Busdraghi, Lucca 1554.
  4. Der Verfasser des Originals der kleinen Schrift (19 S.) ist nicht bekannt.