Legion Freiheit Russlands
Die Legion Freiheit Russlands[3] (russisch Легион «Свобода России» Legion „Swoboda Rossii“; ukrainisch Легіон «Воля Росії»), auch als Legion „Freiheit für Russland“[4][5] oder Legion Freies Russland[6] übersetzt, ist ein Verband der ukrainischen Streitkräfte und dort Teil des internationalen Freiwilligenkorps,[1] der im März 2022 – nach Beginn des russischen Überfalls – aufgestellt wurde. Die Legion besteht aus Überläufern der russischen Streitkräfte sowie anderen russischen und belarussischen Freiwilligen, die zuvor nicht Mitglieder militärischer Formationen waren.[7]
Legion Freiheit Russlands | |
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Aufstellung | März 2022 |
Stärke | mehrere hundert[1] bis ca. 1000[2] |
Motto | Für Russland! Für die Freiheit! (За Россию! За свободу!) |
Farben | blau/weiß |
Geschichte
BearbeitenDie Legion „Freiheit Russlands“ wurde aus einer Kompanie der russischen Armee – über 100 Personen – gebildet, die freiwillig auf die ukrainische Seite übergelaufen war. Nach Angaben des Kompaniechefs schlossen sie sich am 27. Februar 2022 mit Hilfe des Sicherheitsdienstes der Ukraine der ukrainischen Seite an, um „die Ukrainer vor echten Faschisten zu schützen“. Er rief auch seine Landsleute – Soldaten von Putins Armee – auf, sich der Legion „Freiheit Russlands“ anzuschließen, um das eigene Volk und Land „vor Demütigung und Zerstörung“ zu retten.[8]
Die Legion Freiheit Russlands soll ein Projekt des ehemaligen Duma-Abgeordneten Ilja Ponomarjow sein, der seit 2019 in der Ukraine lebt.[9]
Nach außen tritt als Sprecher Alexej Baranowskij[10] unter dem Rufnamen „Caesar“ auf. Der 50-jährige Physiotherapeut bezeichnete sich als „rechter Nationalist“[11] und war laut Nikolay Mitrokhin von der Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen früher Ausbilder in der ultranationalistisch-monarchistischen Russischen Reichsbewegung aktiv. Deren militärischer Arm nannte sich „Reichslegion“ und hatte in St. Petersburg ein offiziell registriertes Zentrum namens „Patriot“, das in den 2010er Jahren Rechtsextremisten, darunter auch Dutzende Europäer, ausgebildet habe.[12]
Die ersten Freiwilligen der Legion „Freiheit Russlands“ begannen Ende März 2022 mit der individuellen Vorausbildung. Insbesondere übten die Legionäre unter Anleitung von Ausbildern der ukrainischen Streitkräfte den Einsatz des schwedisch-britischen tragbaren Panzerabwehrsystems NLAW. Die Kommandeure der Einheiten „Freiheit Russlands“ machten sich mit der Einsatzsituation an der Front vertraut.[13] Das erklärte Ziel der Legion ist es, die russische Invasion in der Ukraine abzuwehren und schließlich die gegenwärtige russische Staatsführung zu stürzen.[14]
Am 9. April 2022 veröffentlichte der Telegramkanal der Legion Freiheit Russlands ein Video, das Angehörige der Legion zeigt, die russische Kriegsgefangene aus dem Donbass zu ihrem Hauptquartier transportieren, wo ihnen die Möglichkeit geboten wird, freiwillig in die Reihen rekrutiert zu werden.[15]
Am 11. Juni 2022 wurde bekannt, dass Igor Wolobujew – Ex-Vizechef der Gazprombank, welcher mit dem Ausbruch der Invasion Russland verlassen hatte – sich der Legion Freiheit Russlands angeschlossen habe.[16]
Im selben Monat gab der Berater des ukrainischen Präsidenten Oleksij Arestowytsch die Größe der Legion Freiheit Russlands mit mehreren hundert Mann an. Laut eigener Auskunft besteht die Einheit mittlerweile aus zwei Bataillonen, was eine Truppenstärke von 1000 Mann bedeuten könnte.[2]
Im März 2023 erließ das Oberste Gericht der Russischen Föderation ein Verbot der Legion Freiheit Russlands; außerdem wurde diese von russischen Staatsorganen als „terroristische Organisation“ eingestuft.[1]
Am 22. Mai 2023 soll die Legion Freiheit Russlands mit dem Russischen Freiwilligenkorps Positionen in diversen Dörfern im russischen Oblast Belgorod angegriffen und dabei die Siedlung Kosinka unter Kontrolle gebracht haben. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow bezichtigte die ukrainischen Streitkräfte des Angriffs, was von ukrainischer Seite zurückgewiesen wurde.[17]
Am 17. Dezember 2023 überschritt die Legion Freiheit Russlands erneut die Grenze zur Oblast Belgorod. Mehrere Ortschaften, darunter Terebreno, wurden angegriffen.[18][19]
In der Nacht zum 12. März 2024 drang die Legion Freiheit Russlands zusammen mit dem Russischen Freiwilligenkorps und dem Sibirischen Bataillon von der Ukraine aus in die russischen Grenzregionen Belgorod und Kursk vor und griff mehrere Dörfer an.[20][21]
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Kanal von Legion Freiheit Russlands auf YouTube (russisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c News zum Russland-Ukraine-Krieg: Das geschah in der Nacht zu Freitag (17. März). In: Der Spiegel. 17. März 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 17. März 2023]).
- ↑ a b Switching Sides: The Elusive ‘Russian Legion’ Fighting With Ukraine. In: The Moscow Times. Abgerufen am 11. August 2022 (englisch).
- ↑ Brendan Cole: Former Russian Soldiers Join Ukraine Against Putin's Invasion, Kyiv Says. In: Newsweek. 30. März 2022, abgerufen am 7. April 2022 (englisch).
- ↑ Isabel Coles, Yaroslav Trofimov: Belarusians, Russians Join Ukraine’s Military, Hoping for Freedom at Home. In: Wall Street Journal. 7. April 2022, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. April 2022; abgerufen am 10. April 2022 (englisch): „While the Belarusian opposition has long been inspired by Ukraine’s resistance to Russia and attempts to impose authoritarian rule, the arrival of Russians willing to fight against their own compatriots is relatively new. The uniforms of the Freedom for Russia unit have the white-blue-white patch, in the colors of a new Russian flag favored by some opponents of Mr. Putin.“
- ↑ Sabrina Johnson: Russians ‘who want to fight Putin in Ukraine’ given own battalion. In: Metro. 9. April 2022, abgerufen am 10. April 2022 (englisch).
- ↑ Freiwilligenkorps meldet Einnahme russischer Ortschaft, auf spiegel.de
- ↑ Охочих вступити до легіону „Свобода Росії“ багато — представник легіону. In: Інтерфакс-Україна. Abgerufen am 6. April 2022 (ukrainisch).
- ↑ Російські військові з легіону „Вільна Росія“, які воюють за Україну, дали брифінг (відео). In: www.unian.ua. Abgerufen am 6. April 2022 (ukrainisch).
- ↑ Manuel Imhasly: Angriff auf Belgorod - Russen kämpfen gegen Russen – das sind die Hintergründe. In: SRF. 23. Mai 2023, abgerufen am 19. März 2024.
- ↑ Nils Metzger: Wieder Kämpfe in Russland: Wer ist die "Legion Freiheit Russlands"? In: ZDF. 5. Juni 2023, abgerufen am 19. März 2024.
- ↑ In der russischen Untergrund-Legion: „Ich kämpfe nicht gegen das Mutterland, ich kämpfe gegen Putin“. In: tagesspiegel. 29. Dezember 2022, abgerufen am 19. März 2024.
- ↑ Weißer Staat vs. Putins Imperium: "An der Front treffen Russlands Neonazis aufeinander". In: n-tv. 4. Juni 2023, abgerufen am 19. März 2024.
- ↑ Добровольці легіону «Вільна Росія» воюватимуть за Україну: триває підготовка. In: Волинські новини. Abgerufen am 6. April 2022 (ukrainisch).
- ↑ The Russians Fighting Putin in Ukraine. In: Time. 2022, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. April 2022; abgerufen am 10. April 2022 (englisch).
- ↑ Бойцы легиона «Свобода России», перешедшие на сторону Украины, вместе с ВСУ борются против кровавого путинского режима и уже успешно действуют в Донбассе. И вот, на видео наши первые успехи. Юрия, согласно протоколу, перемещают в штаб Легиона, где ему, как и многим русским ребятам, предоставят возможность вступить в ряды Легиона. In: Telegram Легион „Свобода России“. Abgerufen im April 2022 (russisch).
- ↑ Former Gazprombank executive Igor Volobuev joins the Freedom to Russia Legion within the Ukrainian Armed Forces. In: Nowaja gaseta. Abgerufen im Juni 2022 (englisch).
- ↑ Russia: Belgorod governor blames attack on 'sabotage' group. In: Deutsche Welle. 22. Mai 2023, abgerufen am 22. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Kämpfe in südrussischer Region Belgorod. In: orf.at. 17. Dezember 2023, abgerufen am 20. Dezember 2023.
- ↑ Nils Hinsberger, Babett Gumbrecht: Ukrainische Partisanen greifen Russland an – Hat sich Putin verschätzt? in: Frankfurter Rundschau. 20. Dezember 2023, abgerufen am 20. Dezember 2023.
- ↑ Bedrettin Bölükbasi: Russische Partisanen greifen Putin-Armee an und drohen mit Sturz des Regimes – Kreml reagiert. In: fr.de. 12. März 2024, abgerufen am 12. März 2024.
- ↑ Legion „Freiheit Russlands“, RDK und „Sibirisches Bataillon“ dringen in russische Regionen Kursk und Belgorod ein. In: ukrinform.de. 12. März 2024, abgerufen am 12. März 2024.