Elizabeth Deignan

britische Radrennfahrerin
(Weitergeleitet von Lizzie Deignan)

Elizabeth „Lizzie“ Mary Deignan, geb. Armitstead, MBE, (* 18. Dezember 1988 in Beverley) ist eine britische Radrennfahrerin, die auf Bahn und Straße erfolgreich ist. 2015 wurde sie Weltmeisterin im Straßenrennen.

Elizabeth Deignan
Elizabeth Deignan (2016)
Elizabeth Deignan (2016)
Zur Person
Vollständiger Name Elizabeth Mary Deignan
Spitzname Lizzie
Geburtsdatum 18. Dezember 1988
Nation Großbritannien Großbritannien
Disziplin Straße/Bahn
Fahrertyp Ausdauer (Bahn)
Zum Team
Aktuelles Team Lidl-Trek
Funktion Fahrerin
Internationale Team(s)
2007
2008
2009
2010–2011
2012
2013–2018
2019–
Global Racing Team
Halfords Bikehut Cycle Team
Lotto-Belisol Ladiesteam
Cervélo TestTeam / Garmin-Cervélo
AA Drink-leontien.nl
Boels Dolmans Cyclingteam
Trek-Segafredo
Wichtigste Erfolge
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften
2016 Regenbogentrikot – Mannschaftszeitfahren
2015 Regenbogentrikot – Straßenrennen
UCI-Bahn-Weltmeisterschaften
2009 Regenbogentrikot – Mannschaftsverfolgung
UCI-Straßen-Weltcup
2014, 2015 – Gesamteinzelwertung
Letzte Aktualisierung: 30. Juli 2024

Biographie

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Sportliche Laufbahn

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2005, im Alter von 16 Jahren, wurde Lizzie Armitstead Vize-Weltmeisterin im Scratch bei den Junioren-Wettkämpfen in Wien. 2007, bei der U23-Europameisterschaft in Cottbus wurde sie in dieser Disziplin Europameisterin sowie Zweite im Punktefahren. Bei der U23-Europameisterschaft 2008 in Pruszków errang sie zwei Titel, im Scratch und in der Mannschaftsverfolgung (mit Joanna Rowsell und Katie Colclough) sowie einen zweiten Platz im Punktefahren.

Ihre Erfolge auf Nachwuchs-Ebene konnte Lizzie Armitstead bei der Elite nahtlos fortsetzen. Bei der WM 2009 in Pruszków platzierte sie sich auf Anhieb ganz weit vorne: Gold in der Mannschaftsverfolgung (mit Wendy Houvenaghel und Joanna Rowsell), Silber im Scratch sowie Bronze im Punktefahren.

Auch auf der Straße ist Armitstead erfolgreich aktiv: 2009 wurde sie Britische Straßenmeisterin (U23) und Zweite bei der Elite. Die Silbermedaille wurde ihr zunächst aberkannt, da nach Meinung des obersten Wettkampfrichter dieser Zweifachstart regelwidrig war. Diese Entscheidung wurde allerdings rückgängig gemacht.[1] Zudem errang Armitstead 2009 den dritten Platz in der Gesamtwertung der Tour de l’Ardeche. 2011 wurde sie britische Straßenmeisterin.

In den Jahren 2010 und 2011 fuhr Lizzie Armitstead für das Cervelo Test Team bzw. dessen Nachfolger Garmin-Cervélo, wechselte nach dessen Auflösung im Jahr 2012 zum niederländischen Radsportteam AA Drink-leontien.nl und im Jahr darauf zum Boels Dolmans Cyclingteam.

Bei den Olympischen Spielen 2012 in London gewann sie Silber im Straßenrennen. 2014 gewann sie die Ronde van Drenthe. Im selben Jahr entschied sie das Straßenrennen der Commonwealth Games 2014 in Glasgow für sich, nachdem sie 2010 die Silbermedaille errungen hatte.[2] 2014 sowie 2015 gewann Armistead die Gesamtwertung des Rad-Weltcups.[3]

2016 wurde Lizzie Armitstead für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro nominiert, wo sie Platz fünf im Straßenrennen belegte. Im selben Jahr wurde sie gemeinsam mit dem Boels Dolmans Cyclingteam Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren und gewann das Mannschaftszeitfahren bei der Holland Ladies Tour. Zudem gewann sie die britische The Women’s Tour.

Ende August 2017 startete Lizzie Deignan, die bis dahin eine starke Saison bestritten hatte, bei der Boels Rental Ladies Tour. Nach der zweiten Etappe lag sie auf Platz zehn, musste dann aber in ein Krankenhaus eingeliefert werden, um ihren Blinddarm entfernen zu lassen. Dadurch war ihre Teilnahme an den Straßenweltmeisterschaften im norwegischen Bergen gefährdet.[4] Wenige Tage vor Beginn der Weltmeisterschaften wurde bekannt gegeben, dass sie in Bergen Kapitänin der britischen Frauenmannschaft starten werde.[5] Sie belegte im Straßenrennen Platz 42. Anschließend legte sie eine Rennpause ein.

Im September 2018 wurde Deignan Mutter einer Tochter. Im April 2019 startete sie erstmals nach ihrer Schwangerschaft beim Amstel Gold Race.[6] Im selben Jahr gewann sie die Gesamtwertung der Women’s Tour.

Am 2. Oktober 2021 gewann Deignan das Ein-Tages-Rennen Paris-Roubaix Femmes, das über 115,6 km mit Start in Denain ausgetragen wurde, mit einem Solo über 85 km. Sie ging damit als erste Siegerin der Frauen-Edition des Radsportklassikers in die Geschichtsbücher ein.[7]

Im Februar 2022 wurde bekannt, dass Elizabeth Deignan ein zweites Kind erwartet und deshalb die Saison 2022 nicht bestreiten werde.[8] 2023 kehrte sie ins Renngeschehen zurück und bestritt unter anderem die Tour de France Femmes. Ihre besten Saisonresultate waren ein dritter Platz im Etappenrennen RideLondon Classique und ein sechster Platz bei den Weltmeisterschaften in Glasgow. 2024 brach sie sich bei der Flandern-Rundfahrt den Arm,[9] war aber vier Wochen später schon wieder im Einsatz. Sie holte die Bergwertung der Tour of Britain und war Dritte im Straßenrennen der britischen Meisterschaften.

Verpasste Dopingtests

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Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele 2016 wurde bekannt, dass Armitstead im Jahr zuvor drei Tests der britischen Antidoping-Agentur UKAD verpasst hatte und deshalb vier Jahre hätte gesperrt werden müssen. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) stellte das Verfahren jedoch ein mit der Begründung, die UKAD habe nicht ausreichend konsequent versucht, Armitstead zu erreichen.[10][11]

Diese Entscheidung des CAS stieß auf Unverständnis in Radsportkreisen, aber auch in den britischen Medien.[12] Der ehemalige Ruderer Zac Purchase wurde im Independent zitiert: „Imagine what we would be saying if she was Russian.“ („Stell Dir vor, was wir sagen würden, wenn sie Russin wäre.“) Der Journalist Ian Herbert schrieb aus Rio: „Armitstead should not be here.“ („Armitstead sollte nicht hier sein.“)[13] Die italienische Fahrerin Valentina Scandolara fühlte sich an Orwells Farm der Tiere erinnert: „All animals are equal, but some animals are more equal than others.“ („Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere.“)[14]

Privates

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Mitte September 2016 heiratete Lizzie Armitstead ihren Rennfahrer-Kollegen Philip Deignan und startete seitdem unter ihrem Ehenamen.[15] Im März 2018 gab sie bekannt, dass sie ihr erstes Kind erwarte, aber plane, 2019 in den Sport zurückzukehren.[16] Das Kind, ein Mädchen, wurde im September 2018 geboren.[17] Philip Deignan beendete anschließend seine Karriere als Aktiver, ist seitdem als Trainer von Lizzie Deignan tätig und betreut die gemeinsame Tochter.[18] Das zweite Kind des Paars, ebenfalls eine Tochter, kam 2022 zur Welt.[19]

Ehrungen

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2023 wurde Lizzie Deignan für ihre Verdienste um den Radsport zum Member of the Order of the British Empire (MBE) ernannt.[20]

 
Lizzie Armitstead beim Einzelzeitfahren der Olympischen Spiele 2012 in London
2009
2010
2011
2012
2013
  • Vereinigtes Konigreich  Britische Meisterschaft – Straßenrennen
2014
2015
2016
2017
2019
2020
2021
2024
2005
  •   Junioren-Weltmeisterschaft – Scratch
2007
  •   Europameisterschaft (U23) – Scratch
  •   Europameisterschaft (U23) – Punktefahren
2008
2009
2010
2011
 
Lizzie Deignan 2016 beim Boels Rental Hills Classic
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Commons: Elizabeth Deignan – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Britishcycling.org.uk: "2009 National Women's Road Race Champs" (Memento vom 14. Januar 2010 im Internet Archive) abgerufen am 9. Februar 2010 (englisch)
  2. Lizzie Armitstead and Emma Pooley in England one-two at Glasgow 2014. The Guardian, 3. August 2014, abgerufen am 6. August 2014 (englisch).
  3. Armitstead holt mit Sieg in Plouay noch den Gesamt-Weltcup. In: rad-net.de. 29. August 2015, abgerufen am 29. August 2015.
  4. World Championships at risk for Deignan after appendix surgery. In: Cycling News. 31. August 2017, abgerufen am 2. September 2017 (englisch).
  5. Chris Froome to represent GB in time trial at world championships, while Lizzie Deignan will lead women in road race. In: telegraph.co.uk. 12. September 2017, abgerufen am 16. September 2017 (englisch).
  6. Deignan kehrt nach Schwangerschaftspause ins Peloton zurück. In: rad-net.de. 10. April 2019, abgerufen am 10. April 2019.
  7. Lukas Knöfler: Lizzie Deignan solos for 85km to win inaugural Paris-Roubaix Femmes. 2. Oktober 2021, abgerufen am 2. Oktober 2021 (englisch).
  8. Deignan erwartet zweites Kind. In: rad-net.de. 23. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022.
  9. Gebroken kaak voor Reusser, armbreuk voor Deignan na val in Ronde van Vlaanderen. Wielerflits, 31. März 2024; (niederländisch).
  10. Olympiateilnahme für Weltmeisterin Armitstead nach eingestelltem Dopingverfahren sicher. In: rad-net.de. 2. August 2016, abgerufen am 2. August 2016.
  11. Armitstead darf trotz drei verpasster Tests in Rio starten. In: radsport-news.com. 20. August 2015, abgerufen am 2. August 2016.
  12. Rio Olympics 2016: Lizzie Armitstead hits back at 'incredibly painful' comments about missed doping tests. In: telegraph.co.uk. 3. August 2016, abgerufen am 4. August 2016 (englisch).
  13. Ian Herbert: Lizzie Armitstead doesn't deserve to compete in the Rio Olympics. In: independent.co.uk. 3. August 2016, abgerufen am 4. August 2016.
  14. radsport-news.com – Fall Armitstead: Wieso werden überhaupt Regeln gemacht? In: radsport-news.com. 3. August 2016, abgerufen am 4. August 2016.
  15. Emily Chan: Lizzie Armitstead marries fellow racer Philip Deignan. In: dailymail.co.uk. 17. September 2016, abgerufen am 9. Oktober 2016.
  16. Owen Rogers: Former world champion Lizzie Deignan announces pregnancy. In: Cycling Weekly. 14. März 2018, abgerufen am 5. August 2018 (englisch).
  17. Olympic cyclist announces birth. In: bbc.com. 24. September 2018, abgerufen am 16. November 2018 (englisch).
  18. Edward Pickering: Familienangelegenheit. In: Procycling, Deutsche Ausgabe. August, 2019, S. 30 ff.
  19. Elizabeth Deignan verwacht pas na Parijs-Roubaix haar rentree te maken. Wielerflits, 16. Dezember 2022, abgerufen am 30. Juli 2024 (niederländisch).
  20. London Gazette (Supplement). Nr. 63918, HMSO, London, 31. Dezember 2022, S. N18 (Digitalisat, abgerufen am 3. Januar 2023, englisch).