Obsidianschwerter sind keulenähnliche Hiebwaffen, in deren Seiten Klingen oder Splitter aus Obsidian eingearbeitet sind. Sie wurden von den Völkern Mittelamerikas verwendet. Die aztekische Bezeichnung für das Obsidianschwert lautet Macuahuitl (Nahuatl). Andere orthografische Varianten sind Maquahuitl, Macquahuitl, Maquahiutl oder Maccuahuitl. Die Bedeutung ist ungefähr: „Handholz“.
Obsidianschwert | |
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Angaben | |
Waffenart: | Schlagwaffe |
Bezeichnungen: | Maquahuitl, Macquahuitl, Maccuahuitl, Maquahiutl |
Verwendung: | Waffe |
Entstehungszeit: | vor dem 16. Jh |
Einsatzzeit: | bis heute |
Ursprungsregion/ Urheber: |
Azteken und weitere Völker |
Verbreitung: | Mesoamerika |
Gesamtlänge: | ca. 90 cm – 120 cm |
Klingenbreite: | ca. 10 cm – 12 cm |
Griffstück: | Holz |
Listen zum Thema |
Kenntnisse des Obsidianschwertes beruhen ausschließlich auf Berichten und Illustrationen aus der Zeit bis zum 16. Jahrhundert. Archäologische Funde fehlen.
Herstellung
BearbeitenObwohl die Waffe als „Schwert“ bezeichnet wird, gleicht sie eher einem Paddle. Die Waffe war 10–12 cm breit und etwa 0,9–1,20 Meter lang. Es gab rechteckige, eiförmige oder spitz zulaufende Formen. Das zweihändige Obsidianschwert wurde von Augenzeugen als „ebenso hoch wie ein Mann“ beschrieben. Bei der Herstellung wurden an beiden Seiten Obsidianklingen mit Harz eingeklebt. Zwischen den Obsidianklingen wurden an einer Seite oft Lücken gelassen. Auf diese Weise konnten dem Gegner größere Wunden beigebracht werden, wie mit einer Säge. An der anderen Seite setzte man die Obsidianklingen manchmal dicht nebeneinander, so dass sie eine einheitliche Schneide bildeten.
Gebrauch
BearbeitenObsidianschwerter wurden ausschließlich als Hiebwaffe eingesetzt. Das Obsidianschwert wurde einhändig oder zweihändig benutzt. Anders als mit Schwertern aus Metall war es nicht sinnvoll, „die Klingen zu kreuzen“. Hierbei wären die Obsidianklingen zerbrochen.
Vor allem im Rahmen der Blumenkriege diente die Waffe dazu, den Gegner zu verletzen, um ihn gefangen zu nehmen und später Menschenopfer darzubringen. Laut Bernal Díaz del Castillo, einem der Konquistadoren von Hernán Cortés, war es auch möglich, mit dieser Waffe ein Pferd zu töten:[1]
„Als nämlich Pedro de Moron mit anderen Reitern in die feindlichen Linien einbrach, entrissen sie ihm die Lanze und verwundeten ihn schwer mit ihren Schwertern. Seine Stute erhielt einen Hieb in den Hals und brach tot zusammen.[1]“
Gegenüber den spanischen Waffen hatte das Obsidianschwert jedoch Nachteile. Man benötigt mehr Zeit, ein schweres „Paddel“ zu heben und zu schwingen, als mit einem gut ausbalancierten Degen zuzustoßen. Ebenso beansprucht das eigentliche Kampfgeschehen mehr Raum, daher standen die aztekischen Krieger in loser Reihe nebeneinander, während die Spanier in einer kompakten Gruppe kämpften.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Elizabeth Baquedano: Aztec, Inca & Maya (= Eyewitness Books.). Knopf, New York NY 1993, ISBN 0-679-93883-4
- Michael D. Coe: Mexico (= Ancient Peoples and Places. 29, ZDB-ID 418077-x). Thames & Hudson, London 1962.
- Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko (= Insel-Taschenbuch. 1067). Herausgegeben und bearbeitet von Georg A. Narciß. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32767-3 (spanischer Originaltitel: Historia verdadera de la conquista de la Nueva España.).
- Ross Hassig: Aztec Warfare. Imperial Expansion and Political Control (= The Civilization of the American Indian Series. 188). University of Oklahoma Press, Norman OK u. a. 1988, ISBN 0-8061-2121-1.
- Peter James, Nick Thorpe: Ancient inventions. Ballantine Books, New York NY 1994, ISBN 0-345-36476-7.
- Gustav Klemm: Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit. Band 5: Die Staaten von Anahuae und das alte Aegypten. Teubner, Leipzig 1847, Eintrag: „Schwert, Maquahiutl“, S. 81.
- Michael E. Smith: The Aztecs (= The Peoples of America.). Reprinted (twice). Blackwell, Malden MA u. a. 1996, ISBN 1-55786-496-9
- Jacques Soustelle: Daily Life of the Aztecs on the Eve of the Spanish Conquest. Weidenfeld & Nicolson, London 1961, (Auch: Phoenix Press, London 2002, ISBN 1-84212-508-7).
- Richard F. Townsend: The Aztecs (= Ancient Peoples and Places. 107). Revised edition. Thames & Hudson, London 2000, ISBN 0-500-28132-7.