Ein Agrimensor – auch mensor, mensor agrorum, finitor oder gromaticus, deutsch Gromatiker (zu Groma)[1] genannt – war ein Feldvermesser der römischen Kaiserzeit.
Zu den Autoren, die einschlägige Werke verfasst haben, zählen Sextus Iulius Frontinus, Hyginus Gromaticus und Siculus Flaccus. Die Agrimensoren-Schriften gehören zu der antiken Fachliteratur, die im Mittelalter weiter benutzt wurde. Die älteste erhaltene Handschrift stammt aus dem 6. Jahrhundert. Karolingische Abschriften gehen auf verlorene spätantike Vorlagen zurück und reproduzieren auch die Bilder ihrer Vorlagen. Zeitweise dürften die Texte der Agrimensoren zur spätantiken Hofliteratur gehört haben, wie aus einer Kaiserdarstellung im Codex Palatinus latinus 1564 hervorgeht. Diese Handschrift dürfte in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts im Umkreis Ludwigs des Frommen in Lotharingien von einem Exemplar aus dem 6. Jahrhundert kopiert worden sein.[2] An ihr zeigten die Humanisten Niccolò Niccoli und Johannes Sichardus Interesse.
Derartige Handschriften wurden zum Corpus agrimensorum Romanorum zusammengestellt.
Literatur
Bearbeiten- Wilhelm Kubitschek: Agrimensores. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 894 f.
- Carl Olof Thulin: Corpus Agrimensorum Romanorum. Band 1: Opuscula Agrimensorum Veterum. Teubner, Leipzig 1913 (Nachdruck. Teubner, Stuttgart 1971, ISBN 3-519-01245-6).
- Åke Josephson: Casae litterarum. Studien zum Corpus agrimensorum. Almquist, Uppsala 1950 (Dissertation Universität Uppsala 1950).
- Hans Butzmann: Corpus agrimensorum romanorum. Codex Arcerianus A der Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel (Cod. Guelf. 36.23 A). Sijthoff, Lugduni Batavorum 1970, ISBN 90-218-9230-8 (Codices Graeci et Latini photographice depicti 22).
- Ulrich Schindel: Karl Lachmann und die Schriften der römischen Landvermesser. In: Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. 57, 2006 (2007), ISSN 0068-0737, S. 35–53.
- Carsten René Beul: Si mensor falsum modum dixerit : Untersuchungen zu D. 11,6, zu den artes liberales und zum dolus malus. Darmstadt 1998, ISBN 3-534-14281-0 (Dissertation Bonn 1996).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Helmuth Gericke: Mathematik in Antike und Orient. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 1984, ISBN 978-3-642-68630-6, S. 168 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Elmar Mittler (Hrsg.): Bibliotheca Palatina. Katalog zur Ausstellung vom 8. Juli bis 2. November 1986 Heiliggeistkirche Heidelberg. Textband. Heidelberg 1986, ISBN 3-921524-88-1, S. 129f.