Nord-Krim-Kanal
Der Nord-Krim-Kanal (ukrainisch Північно-Кримський канал Piwnitschno-Krymskyj kanal; russisch Северо-Крымский канал Sewero-Krymski kanal) ist ein 402,6 km langer Kanal im Süden der Ukraine und diente bis 2014 und dann in Folge wieder seit 2022 zur Bewässerung der Krim.[1][2][3] Seit der Zerstörung des Kachowka-Staudammes am 6. Juni 2023 und Abfluss des Kachowka-Stausees, woraus der Kanal gespeist wurde, leidet der Kanal und damit die Bewässerung der Krim-Landwirtschaft unter erheblichem Wassermangel.
Nord-Krim-Kanal Північно-Кримський канал | |
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Verlauf des Nord-Krim-Kanals | |
Lage | Ukraine, Krim |
Länge | 402,6 km |
Erbaut | 1961–1965 |
Ausgebaut | 1971–1976 |
Stillgelegt | 2014 |
Wiedereröffnet | 2022 |
Beginn | Kachowkaer Stausee, Nowa Kachowka, Oblast Cherson, Ukraine ▼ |
Ende | Kertsch, Krim, Ukraine ▼ |
Abzweigungen, Kreuzungen | Kachowka-Kanal (ukrainisch Каховський канал), Krasnosnamjanka-Kanal (ukrainisch Краснознам'янська зрошувальна система/канал), Rasdolne-Kanal, Asow-Kanal, Uniting-Kanal, Saky-Kanal, Kanal von Krasnohwardijske. |
Genutzter Fluss | Dnepr |
Der Bewässerungskanal wurde nach der Annexion der Krim durch Russland von der Ukraine 2014 unterbrochen. | |
Trockengefallener Kanal bei Lenine ▼ (5. Juli 2014) |
Verlauf
BearbeitenDer Nord-Krim-Kanal beginnt bei Nowa Kachowka in der Oblast Cherson am zum Kachowkaer Stausee angestauten Dnepr, verläuft danach durch den Süden der Oblast Cherson und über die Landenge von Perekop, anschließend durch den Norden der Krim über Sowjetskyj bis nach Kertsch im Osten der Halbinsel.
Technische Daten
BearbeitenDer Nord-Krim-Kanal ist 402,6 km lang, seine maximale Tiefe beträgt 6 Meter und seine durchschnittliche Breite liegt bei 10 bis 15 Metern.[4]
Das Kanalsystem hat eine Gesamtlänge von 1500 km[5] und ist das größte und komplexeste Bewässerungssystem Europas. Der Kanal hat eine maximale Kapazität von 380 m³/s und leitet über 1,2 Mrd. m³ Wasser pro Jahr auf die Krim.
Nutzung
BearbeitenDie der Krim zugeführte Wassermenge deckte 85 % des gesamten Wasserverbrauchs der dortigen Bevölkerung.[6] Durch den Bau des Kanals konnten über 270.000 Hektar der – aufgrund geringer Niederschläge – bis dahin wasserarmen Steppe bewässert werden.[5]
Im Landesinnern der Krim wurde die Wasserversorgung durch den Kanal von Krasnohwardijske übernommen, der bei Dschankoj abzweigt und Wasser in den Westen der Halbinsel leitet.[7]
Geschichte
BearbeitenDie Krim gehört zu den Regionen mit den geringsten eigenen Wasserreserven Europas. 1961 begann die Sowjetunion mit dem Bau des Kanals, der die Wasserversorgung der Krim sichern sollte. 1963 führte der Kanal bereits Wasser bis nach Krasnoperekopsk im Norden und 1965 bis zur Stadt Dschankoj im Zentrum der Krim. 1971 wurde die Stadt Kertsch erreicht. Die offizielle Inbetriebnahme folgte im Dezember 1976.[8][9]
Nach der Annexion der Krim durch Russland im März 2014 riegelte die Ukraine im April 2014 den Kanal ab, der 85 Prozent des Frischwasserbedarfs der Halbinsel abdeckte.[10] Die Ukraine begründete dies mit Vertragsverletzungen infolge der Annexion.[11]
Im April 2017 stellte die Ukraine einen neuen Staudamm (▼ ) am Nord-Krim-Kanal fertig, der die Krim vom ukrainischen Wassersystem komplett abschnitt.[12] Die in hohem Maße von der Wasserzufuhr aus dem Dnepr abhängige Landwirtschaft auf der Krim hatte seitdem mit Wassermangel zu kämpfen.[1] In den ersten Tagen des Überfalls auf die Ukraine 2022 stellten russische Soldaten die Wasserzufuhr wieder her, indem sie den von der Ukraine 2014 errichteten Damm sprengten.[13] Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms am 6. Juni 2023 ist damit zu rechnen, dass der Kanal erneut trockenfällt, weil der Kachowkaer Stausee (▼ ) die einzige Wasserquelle des Kanals ist.
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Kanal nahe Sofijewka, 2009
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Schild mit Beschreibung des Kanals (2009)
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Der Kanal an der Landenge von Perekop
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Sowjetische Briefmarke von 1951 mit dem geplanten Schema des Kanalsystems
Weblinks
Bearbeiten- Artikel und Bilder zum Nord-Krim-Kanal
- Hydrographie der Krim Einzelheiten zum Kanalsystem im letzten Absatz
- Geschichte des Kanals
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Euromaidanpress: Occupied Crimea is running out of water. Veröffentlicht am 20. Juli 2017; abgerufen am 22. Juli 2017.
- ↑ Угроза засыхающего Крыма (Die Gefahr der Austrocknung der Krim), veröffentlicht am 29. Juni 2017, abgerufen am 19. November 2018.
Analyse: Russische Infrastrukturprojekte auf der Krim ... Wasserversorgung, 23. Mai 2018 von: Julia Kusznir, bpb
Neues Eskalationspotenzial zwischen Russland und der Ukraine. ( vom 19. November 2018 im Internet Archive) SWP 22. August 2018
Ukraine: Wasserversorgung zur Krim wird nach Ende der Okkupation wieder aufgenommen. 10. September 2018 Ukraine-Journal
Dam leaves Crimea population in chronic water shortage. by Mansur Mirovalev, 4 Jan 2017, Al Jazeera Media Network
Water supply to Crimea completely blocked after building new Ukrainian dam. 1 May 2017, 112|112.UA News Agency
Ukraine shuts off water flow to Crimea with new dam. Monday, May 1, 2017, UAWire
Unprecedented Water Crisis in Annexed Crimea. 9. Mai 2017, Hromadske UA - ↑ Artikel Nord-Krim-Kanal in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)
- ↑ Geschichte des Kanals auf istpravda.com.ua, abgerufen am 30. September 2014.
- ↑ a b Geographie der Ukraine. ( des vom 13. Februar 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bericht über den Kanal. (ukrainisch)
- ↑ Krim (Halbinsel) ( vom 25. September 2013 im Internet Archive) Webseite der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- ↑ Berezovsky, E. Северо-Крымский – дорога куда? (North-Crimean is road to where?) ( vom 2. April 2013 im Internet Archive). Ekologiya i Mir (Crimean Republican Association)
- ↑ Bericht in Neues Deutschland vom 1. Januar 1976 (Abgerufen am 22. September 2013)
- ↑ Denis Trubetskoy: Dürre auf der Krim: Löst Russland das Problem militärisch? In: mdr.de. 6. August 2020, abgerufen am 18. März 2022.
- ↑ Krim-Bauern auf dem Trockenen. In: nzz.ch. 2. Juni 2014, abgerufen am 18. März 2022.
- ↑ Analyse: Russische Infrastrukturprojekte auf der Krim – eine Bestandsaufnahme, siehe „Wasserversorgung“, bpb, 23. Mai 2018, Julia Kusznir
- ↑ Russische Truppen sprengen Damm - Wasserversorgung für Krim. www.swissinfo.ch, 26. Februar 2022, abgerufen am 11. Juli 2022.