Schulgebäude

Gebäude, das von einer Schule genutzt wird
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Als Schulgebäude wird ein Gebäude bezeichnet, das als Schule genutzt wird, insbesondere für den Unterricht.[1] Historisch und im engeren Sinne ist das Schulhaus gemeint, also ein einzelstehendes Gebäude, in dem primär die Klassenräume untergebracht sind. Im weiteren und heutigen Sinne umfassen Schulgebäude alle weiteren Gebäude und Räume, die von einer Schule genutzt werden, also zum Beispiel Turnhallen, Mensa, Pausenräume und Fachgebäude. Zur Schularchitektur gehören neben den Schulgebäuden auch gestaltete Außenanlagen wie Sportplätze und Pausenhöfe. Schulgebäude werden vom Schulträger unterhalten. Bei staatlichen Schulen kann das eine Gemeinde oder ein Landkreis sein. Bei Privatschulen ist es ein privater oder kirchlicher Träger.

Musterblatt für Schulgebäude (Gustav Vorherr, 1821), diente der flächendeckenden Einführung von Baustandards in Bayern.

Anordnung und Erschließung

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Schul-Bauformen: Kasernen-Typ, Gangtyp und Schustertyp
  • Klassenräume
  • Treppenhäuser
  • Flure
  • Schulgebäude lassen sich hinsichtlich der Anordnung und Erschließung der Klassenräume nach Bauform unterscheiden:

    • Zentralkorridor-Schule, abwertend auch Kasernentyp genannt, mehrstöckige Bauform, bei der die Klassenräume linear beidseitig eines Ganges angeordnet sind
    • Gangtyp, mehrstöckige Bauform, bei der die Klassenräume linear einseitig entlang eines Ganges angeordnet sind
    • Pavillonschule mit niedrigen, dezentralen Flachbauten, die durch Laubengänge verbunden sind. Der typische Klassenraumtrakt einer Pavillonschule ist eingeschossig
    • Schustertyp, mehrstöckige Bauform, bei der typischerweise je zwei Klassenräume pro Geschoss durch eine mittig angeordnete Treppe erschlossen werden, wobei jegliche Flure entfallen
    • Atriumtyp, auch Hallentyp genannt, bei der die Klassenräume durch eine zentrale Halle ringförmig erschlossen werden

    Architektur

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    Schulgebäude (Baujahr 1873) im mittelhessischen Obertiefenbach

    Die besondere Herausforderung beim Entwurf von Schulgebäuden liegt in der gemeinsamen Betrachtung von pädagogischen, funktionalen, ästhetischen und ökonomischen Überlegungen.

    Die traditionelle Schularchitektur in Städten war oft streng gegliedert, massiv und repräsentativ angelegt. Der mit der damaligen autoritären Pädagogik verbundene „Kasernentyp“ ist bis heute zahlreich vorhanden. Auch die Geschlechtertrennung machte sich architektonisch bemerkbar („Doppelschulen“).

    Alternativen wurden insbesondere ab der Zeit der Reformpädagogik zu Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt. Zu den bekannteren gehören die Waldorfschulen, Montessorischulen, die Landerziehungsheime usw.

    In Bayern wurden „mit Einführung der Allgemeinen Schulpflicht ab 1. Januar 1803 zahlreiche Neubauten an Schulgebäuden nötig. Der oberste Architekt des Landes, Gustav Vorherr, legte Musterblätter vor, die je nach Bedarf, Größe der Gemeinde und finanziellen Mitteln gestaffelt waren.“[2] Durch die Ausrichtung nach Süden wurde für Helligkeit in den Klassenräumen und der darüber liegenden Lehrerwohnung gesorgt.

    Den hohen Anspruch an die neuen Schulgebäude im Königreich Bayern zu Beginn des 19. Jahrhunderts gibt folgender Text wieder:

    „Schulen sind Lichtpunkte eines Landes; Schulgebäude ehrwürdige Bildungsorte der aufblühenden Generation. Deshalb sollen sie ihrem Zwecke gemäß unter den übrigen Wohnungen einer Gemeinde in Hinsicht auf Lage, Umgebung, Bau, Einrichtung sich auszeichnen. Denn die Stätte, wo wir zuerst gewisse Lehren faßten, äußert auf die Stimmung, mit der wir sie aufnahmen, und wieder den Werth, welchen sie für uns hatten, eben sowohl einen bedeutenden Einfluß, als auf die körperliche Gesundheit, und es kommt daher viel darauf an, ob diese Schulgebäude geräumige, helle und reinliche Häuser, oder kleine, dunkle, schmutzige Hütten sind, worin die Jugend in ihrer ersten Blüthe die schönsten Lebensjahre zubringen soll.“

    Gustav Vorherr: Monatsblatt für Bauwesen und Landesverschönerung in Bayern[3]

    Um Heranwachsenden in die Geheimnisse des Obst- und Gemüseanbaues einzuführen, gab es vereinzelt auch Schulgärten.

    Typenschulen

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    Geschichte

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    Schulhäuser waren gemäß Anordnungen zur Brandverhütung des 18. Jahrhunderts im Kurfürstentum Trier und weiterer Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches auch Aufbewahrungsorte für die von den Gemeinden anzuschaffenden Geräte zur Brandbekämpfung (z. B. Brandeimer).[4]

    Insbesondere in den Wiederaufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Typenbauten zur schnellen Errichtung von Schulen entworfen, die häufig aus Betonfertigteilen zusammengesetzt wurden.

    Literatur

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    • Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft/Urbane Räume (Hrsg.): Schulen planen und bauen. Grundlagen und Prozesse. Jovis, Berlin, 2012.
    • R. B. Bechtel, A. Churchman: Handbook of Environmental Psychology. Wiley and Sons, New York 2002.
    • P. A. Bell, J. D. Fisher, R. J. Loomis: Environmental psychology. Saunders, Philadelphia 1978.
    • Anette Dreier, Diemut Kucharz, Jörg Ramseger, Bernd Sörensen: Grundschulen planen, bauen, neu gestalten. Empfehlungen für kindgerechte Lernumwelten. In: Vorstand des Grundschulverbandes Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Reform der Grundschule – Sonderband 59. Grundschulverband. Arbeitskreis Grundschule e. V., Berlin 1999, ISSN 0175-632X.
    • Michael Freyer: Das Schulhaus. Entwicklungsetappen im Rahmen der Geschichte des Bauern und Bürgerhauses sowie der Schulhygiene. Hrsg. von Gundolf Keil und Winfried Nerdinger, Passau 1998.
    • H. M. Göhlich: Die pädagogische Umgebung. Deutscher Studien Verlag, Weinheim 1993.
    • J. Kahlert, K. Nitsche, K. Zierer: Räume zum Lernen und Lehren – Perspektiven einer zeitgemäßen Schulraumgestaltung. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2013.
    • Kähler in: Schulen in Deutschland. Neubau und Revitalisierung. Wüstenrot-Stiftung, Stuttgart 2004.
    • Hildegard Kasper: Vom Klassenzimmer zur Lernumgebung – Bausteine für eine fördernde Grundschule. Vaas Verlag, Ulm 1999.
    • Ludwig Klasen: Grundriss-Vorbilder von Gebäuden aller Art. Abth. III. Schulgebäude. Baumgartner, Leipzig 1884 (Digitalisat [benötigt Java-Plugin]).
    • Michael Luley: Eine kleine Geschichte des deutschen Schulbaus. Vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart (= Erziehungskonzeptionen und Praxis. Band 47). Lang, Frankfurt am Main u. a. 2000, ISBN 3-631-36830-5.
    • Marlene Noack: Der Schulraum als Pädagogikum. Zur Relevanz des Lernorts für das Lernen. Deutscher Studienverlag, Weinheim 1996.
    • Heinrich Wagner u. a.: Niedere und höhere Schulen. In: Handbuch der Architektur. Teil 4: Entwerfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude. Band 6: Gebäude für Erziehung. Heft 1. Bergsträsser (Kröner), Stuttgart 1903 (Scan der 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 1906 – Internet Archive; OCR – fehlerhafter Volltextscan: Langes s „ſ“ wird als „f“ wiedergegeben).
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    Commons: Schulen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Schulgebäude – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

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    1. Siehe etwa die Definition des Online-Duden: „Gebäude, in dem der Schulunterricht stattfindet“ (duden.de).
    2. Doris Fuchsberger: Erste Dorfschulen in Bayern. In: Heimat Forstenried. Geschichte und Geschichten. Sammelhefte. Band 5, München 2011, ISSN 1869-3113.
    3. Gustav Vorherr: Monatsblatt für Bauwesen und Landesverschönerung in Bayern. 1. Jg. München 1821.
    4. Franz-Josef Sehr: Brandschutz im Heimatgebiet vor 300 Jahren. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2022. Limburg 2021, ISBN 3-927006-59-9, S. 223–228.