Silbersalze sind ionische Verbindungen, in denen Silber als Kation enthalten ist. Das Silberion ist in den meisten Fällen einfach positiv geladen und weist stark oxidierende Eigenschaften auf, da sein Standardpotential 0,799 V beträgt.[1][2] Der Nachweis von Silberionen erfolgt meist durch die sehr empfindliche Fällung als Chlorid.[3]

Geschichte

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1717 wies Johann Heinrich Schulze die Lichtempfindlichkeit der Silbersalze nach.[4][5]

Verwendung

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Silberhalogenide, insbesondere Silberbromid, finden in Form kleiner Kristalle in der Analogfotografie als lichtempfindliches Material Verwendung, da sie durch Licht radiolytisch gespalten werden können, wodurch elementares Silber, der sogenannte Silberkeim frei wird. Das latente Bild entsteht. Dieser Silberkeim katalysiert bei der Entwicklung die Umwandlung des restlichen Silberbromidkristalls in elementares Silber, wodurch das Bild sichtbar wird. Ohne spezielle Sensibilisierung der Emulsion sprechen die Kristalle vor allem auf Blautöne und Ultraviolett an.[6]

In der Medizin fanden Silbersalze, insbesondere Silbernitrat, wegen ihrer antibakteriellen Eigenschaften Verwendung.[7] Seit der Einführung der Antibiotika ist dies jedoch weitgehend obsolet, lediglich die Anwendung als Augentropfen zur Verhinderung einer bestimmten Augenentzündung bei Neugeborenen sind sie noch üblich.[8] Seit massivere Probleme mit Antibiotikaresistenzen auftreten, wird Silber wieder vermehrt angewandt, jedoch meist nicht mehr als Salz, sondern elementar als Metall oder Kolloid.[9] Kalium-Silber-Cyanid wird zum galvanischen Versilbern verwendet.[10]

Bedeutende Silbersalze

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Wichtige Silbersalze sind Silberhalogenide. Zu diesen zählen Silber(I)-fluorid (AgF), Silberchlorid (AgCl), Silberbromid (AgBr) und Silberiodid (AgI).[11]

Weitere wichtige Silbersalze sind Silbernitrat AgNO3, Silberfulminat (Knallsilber, AgCNO), Silberazid AgN3 und Silbersulfid Ag2S.

Sicherheitshinweise

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Silberverbindungen gelten als stark wassergefährdend und sind daher in der Wassergefährdungsklasse 3 eingeordnet.[12] Jungforellen werden zum Beispiel nach einer Studie bereits bei äußerst geringen Silberionen-Konzentrationen von nur 0,17 µg/l in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Soweit die Salze löslich sind, können sie als Halogenide gefällt werden oder durch Reduktionsmittel direkt in metallisches Silber überführt werden, welches dann abgetrennt werden kann.[13]

Aus Silber-Diammin-Komplexen ([Ag(NH3)2]+) (oder Tollens Reagenz) kann sich mit den Nitrat-Ionen hochexplosives Silbernitrid (Ag3N) bilden, sodass solche Lösungen unbedingt zu reduzieren sind.[14][15]

Siehe auch

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Literatur

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  • Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie: Silber Teil A3. Chemisches Verhalten. Nachweis und Bestimmung. Toxizität. Kolloides Silber. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-11400-1
  • Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie: Silber Teil B2. Verbindungen mit Brom, Jod und Astat., PIETSCH, E., A. KOTOWSKI, Verlag: Weinheim, Verkehrs-Verlag, 1972, ISBN 978-3-527-86108-8

Einzelnachweise

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  1. Wilhelm Ostwald: Grundlinien der anorganischen Chemie. BoD – Books on Demand, 2015, ISBN 978-3-8460-8112-9, S. 725 (books.google.com).
  2. Douglas A. Skoog, Donald M. West, F. James Holler, Stanley R. Crouch: Fundamentals of Analytical Chemistry. Cengage Learning, 2013, ISBN 978-1-285-60719-1 (books.google.com).
  3. Chemikerausschuß der Gesellschund Bergleute e.V: Analyse der Metalle: Zweiter Band: Betriebsanalysen. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-01460-8, S. 17 (books.google.com).
  4. Sonja Neef: Imprint and Trace: Handwriting in the Age of Technology. Reaktion Books, 2012, ISBN 978-1-86189-738-1, S. 32 (books.google.com).
  5. Tim James: Elementar: Wie das Periodensystem (beinahe) die ganze Welt erklärt. Ecowin, 2019, ISBN 978-3-7110-5253-7 (books.google.com).
  6. Lexikon der Reprotechnik. Reinhard Welz Vermittler Verlag e.K., 2007, ISBN 978-3-86656-536-4, S. 204 (books.google.com).
  7. O. Braun-Falco, Gerd Plewig, H. H. Wolff: Dermatologie und Venerologie. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-00524-8, S. 999 (books.google.com).
  8. Paul U. Fechner, Klaus D. Teichmann: Medikamentöse Augentherapie: Grundlagen und Praxis; 64 Tabellen. Georg Thieme Verlag, 2000, ISBN 978-3-13-117924-1, S. 290 (books.google.com).
  9. Julius Mezger: Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre: bearbeitet nach den Ergebnissen der Arzneiprüfungen, der Pharmakologie und der klinischen Erfahrungen. Georg Thieme Verlag, 2005, ISBN 978-3-8304-7233-9, S. 208 (books.google.com).
  10. Nasser Kanani: Galvanotechnik: Grundlagen, Verfahren und Praxis einer Schlüsseltechnologie. Carl Hanser Verlag & Company KG, 2020, ISBN 978-3-446-46533-6, S. 160 (books.google.com).
  11. Wilhelm Klemm, Rudolf Hoppe: Anorganische Chemie. Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-083746-9, S. 234 (books.google.com).
  12. Umweltbundesamt: Einsatz von Nanomaterialien und nanoskaligen Produkten zur Abwasserbehandlung, Datenblatt 04.12.15, abgerufen am 1. Dezember 2023
  13. Nanosilber – schleichende Umwelt-Gefahr unter dem Deckmantel der Hygiene (01/2012): Nanosilber – schleichende Umwelt-Gefahr unter dem Deckmantel der Hygiene (01/2012), abgerufen am 28. Dezember 2021
  14. Curt Hunnius: Hunnius pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter & Co KG, 2020, ISBN 978-3-11-086901-9, S. 1412 (books.google.com).
  15. Ljubomir Kraus, Angelika Koch, Sabrina Hoffstetter-Kuhn: Dünnschichtchromatographie. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-79773-6, S. 113 (books.google.com).