Villa Zanders
Die Villa Zanders ist eine ehemalige Industriellenvilla der Unternehmerfamilie Zanders in Bergisch Gladbach im Rheinisch-Bergischen Kreis (Nordrhein-Westfalen). Seit 1992 ist sie als Kunstmuseum für Besucher geöffnet. Zunächst als „Städtische Galerie“ bezeichnet, wurde sie 2014 zu „Kunstmuseum Villa Zanders“ umbenannt.
Geschichte
BearbeitenDie herrschaftliche Villa Zanders, einst durch den Park mit der benachbarten Papierfabrik verbunden, wurde 1873 bis 1874 für Maria Zanders, die Witwe des früh verstorbenen Papierfabrikanten Carl Richard Zanders, nach Plänen des damals vielbeschäftigten und erfolgreichen Kölner Architekten Hermann Otto Pflaume errichtet. Sie lag ursprünglich inmitten einer kleinen Parkanlage, von der nur noch Reste erhalten sind. Maria Zanders lebte 30 Jahre in der Villa, bis zu ihrem Tod 1904. Nach ein paar Jahren Leerstand des Hauses zog ihr Sohn Hans Zanders ein. Nach dessen Tod im Jahr 1915 lebte seine Witwe dort bis 1932.
Das Anwesen ging 1932 in das Eigentum des alten Rheinisch-Bergischen Kreises und später durch einen Grundstückstausch in das der Stadt Bergisch Gladbach über. Lange Zeit diente es als Verwaltungssitz der beiden Behörden.[1] In den 1970er Jahren war die Villa marode, es drohte der Abriss. Am 23. Juni 1982 wurde die Villa Zanders als Nr. 20 in die Liste der Baudenkmäler in Bergisch Gladbach eingetragen.[2] Von 1985 bis 1992 wurde das Gebäude saniert. Der „Rote Salon“ stand früher für standesamtliche Trauungen bereit.[3]
1992 wurde die Villa als „Städtische Galerie Villa Zanders“ wieder eröffnet. Heute beherbergt sie das städtische Kunstmuseum und bildet zusammen mit dem benachbarten Bürgerhaus „Bergischer Löwe“ das kulturelle Zentrum der Stadt und der Region. Im Fokus der Aktivitäten steht Kunst aus und mit Papier, um die Geschichte des Hauses zu würdigen.
Architektur
BearbeitenDer dreigeschossige Ziegelbau ist durch Naturstein im Stil der französischen Renaissance gegliedert. Die Risalitbildung, die vertikale Betonung und das Motiv des Triumphbogens sind charakteristisch. Das Mansarddach ist durch Gauben belebt; das Dachgesims und die Kaminaufbauten sind nicht erhalten.[1] Der nebenstehende Holzstich zeigt, dass die Werkshallen der ehemaligen Papierfabrik Schnabelsmühle ziemlich nahe an die südliche Seite der Villa heranreichten.
Kunstmuseum Villa Zanders
BearbeitenAb 1986 wurde das Gebäude saniert. Seit dieser Zeit brachte man hier die Verwaltung für die städtischen Museen und besonders das Kunstmuseum Villa Zanders unter. Dieses wurde ab dem 1. September 2012 von der Kunsthistorikerin Petra Oelschlägel geleitet.[4] Sie verließ das Museum zum 1. April 2024, um „mehr Zeit für Menschen, Kunst und das Reisen zu haben.“[5] Ihre Nachfolgerin ist die promovierte Kunsthistorikerin Ina Dinter.[5]
Im Gebäude befinden sich auch die Archive der Museen sowie Literatur, Karten- und Bildmaterial. Im Keller ist eine wertvolle Fossiliensammlung aus der Paffrather Kalkmulde eingelagert, von der ein kleiner Teil in einer Ausstellung im Bürgerhaus Bergischer Löwe zu sehen ist.
Das Haus zeigt unterschiedliche Kunst auf drei Etagen:
- Im historischen Ambiente des Erdgeschosses wird hauptsächlich spätromantische Malerei der Düsseldorfer Malerschule aus der Zeit von Maria Zanders gezeigt, darunter Künstler wie Johann Wilhelm Schirmer, Carl Ludwig Fahrbach und der aus Bergisch Gladbach stammende Johann Wilhelm Lindlar.
- Die beiden neutral gestalteten Obergeschosse sind zur Präsentation von Wechselausstellungen moderner Kunst vorgesehen. Hier finden Ausstellungen junger Künstler und auch Präsentationen klassischer Kunst statt.
- An erster Stelle steht die hauseigene Sammlung „Kunst aus Papier“. Sie umfasst ca. 400 Werke von internationalen Künstlern und erinnert an die 400-jährige Tradition der Stadt als Ort der Papierherstellung.
- Die Artothek hält über tausend Kunstwerke zur Ausleihe vor. Für eine begrenzte Zeit kann man sich hier zum Beispiel ein Original von Joseph Beuys für die eigenen vier Wände ausleihen.[1] Diese ist seit 1993 eröffnet und spiegelt die internationale künstlerische Entwicklung seit der Nachkriegszeit bis heute.
Sonderausstellungen seit 2010 (Auswahl)
Bearbeiten- 2010/2011: Die multiplizierte Natur. Schirmer und die Druckgraphik, 2010, Johann Wilhelm Schirmer. Vom Rheinland in die Welt.
- 2011: Heinz Zolper, Wahrnehmung und Glaube I Variationen zur Lemniskate.
- 2012/2013: Salonstücke RELOADED. Künstlerräume.
- 2013: Norbert Prangenberg. „Winterreise“.
- 2014: Monika Grzymala. – Rückbau.[6]
- 2014: Ines Hock: Line to Line.[7]
- 2016: Heike Weber – 23.
- 2016: Achtung Kulturgut. Die Sammlung Kunst aus Papier.
- 2016: Schwarzarbeit – Die Magie des Dunklen.
- 2017: Karin Sander – Identities on Display.
- 2017: Freunde treffen sich – revisited. Manfred Boecker, Rainer Gross, Wolfgang Niedecken.
- 2017/2018: in der Reihe „Ortstermin“: Mary Bauermeister. Zeichen, Worte, Universen.
- 2018: Reinhold Koehler – Décollagen.
- 2018/2019: Karlheinz Stockhausen – Klang Bilder.
- 2019: Tina Haase. unbedingt.
- 2019: KUNST ist immer eine Behauptung. SAMMELN auch. 50 Jahre Sammlung Kraft, Kurator Hartmut Kraft
- 2019: Stefan Wewerka – Dekonstruktion der Moderne.
- 2020: Neu aufgestellt; Neuerwerbungen, Schenkungen, Dauerleihgaben und mehr.
- 2020: in der Reihe „Ortstermin“: „Es wird einmal gewesen sein“ Jutta Dunkel – Martin Rosswog.
- 2021: Hede Bühl imago. Arbeiten auf Papier.
- 2021: Aus Papier! Ein Album zur Sammlung „Kunst aus Papier.“
- 2021/2022: in der Ausstellungsreihe „Wandelhalle“: Gesa Lange. Filament.
- 2021/2022: Peter Tollens. Something to live for.
- 2021/2022: Kabinettausstellung: Wir Lichtgestalten.
- 2022: Kabinettausstellung: Otto Nemitz. Malerei wird Raum.
- 2022: Katharina Hinsberg. Still Lines.
- 2022: Inge Schmidt.
- 2022/2023: Bibliomania. Das Buch in der Kunst. Malerei, Zeichnung, Fotografie, Film, Installation, Buchobjekte, Künstlerbücher.
- 2023: Mechtild Frisch. Sehstücke.
- 2023: Rainer Plum. Im Fluss der Linien.
- 2023/2024: Oskar Holweck. Meister der Reduktion.
- 2024: Martin Noël – Otto Freundlich. Die Entdeckung der Moderne.[8]
- 2024: Kabinettausstellung: HONIG für Kunst und Gesellschaft
- 2024: Jenny Michels. Soft ruins
- 2024/25: Paper / Elements. Kunst aus Papier und die vier Elemente
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Georg Dehio (Begr.), Claudia Euskirchen, Olaf Gisbertz, Ulrich Schäfer (Bearb.): Nordrhein-Westfalen, Bd. 1: Rheinland (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 2005, ISBN 3-422-03093-X.
- Petra Oelschlägel, Kunstmuseum Villa Zanders (Hrsg.): Aus Papier! Ein Album zur Sammlung „Kunst aus Papier“. Kettler, Dortmund 2021, ISBN 978-3-86206-916-3, 249.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Wolfgang Vomm: Die Musenvilla. In: Bürgerburg und Musenvilla, Zugänge zu historischen Herrschaftsbauten in Bergisch Gladbach. Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-9809631-8-7, S. 151–196.
- ↑ Denkmalliste der Stadt Bergisch Gladbach. In: bergischgladbach.de. 14. November 2023, abgerufen am 4. April 2024 (Link zum PDF-Download).
- ↑ Vermietung Roter Salon ( des vom 27. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 27. Dezember 2015.
- ↑ Impressum Homepage Galerie, abgerufen am 29. Oktober 2012.
- ↑ a b Dr. Ina Dinter wird neue Leiterin des Kunstmuseums Villa Zanders. In: Stadt Bergisch Gladbach. 20. Dezember 2023, abgerufen am 21. Dezember 2023.
- ↑ Internet Archive: Ausstellung Monika Grzymala ( vom 2. Juni 2014 im Internet Archive), abgerufen am 27. Dezember 2015
- ↑ Newsletter April 2014. In: villa zanders.de. Abgerufen am 17. September 2021.
- ↑ Martin Noël – Otto Freundlich. Die Entdeckung der Moderne. In: Villa Zanders. Abgerufen am 22. März 2024.
Weblinks
Bearbeiten- Website des Kunstmuseums Villa Zanders
Koordinaten: 50° 59′ 27″ N, 7° 7′ 50″ O