Storstad (Schiff, 1911)
Die Storstad war ein norwegischer Kohlefrachter, der am 29. Mai 1914 im Sankt-Lorenz-Strom mit dem kanadischen Passagierschiff Empress of Ireland kollidierte. Beim dadurch verursachten Untergang der Empress of Ireland kamen mehr als tausend Menschen ums Leben.
Die Storstad nach der Kollision in Montreal
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Das Schiff
BearbeitenDie Storstad lief am 4. Oktober 1910 bei der Werft Armstrong-Whitworth in Low Walker am Tyne mit der Baunummer 824 vom Stapel und wurde im Januar 1911 an die Reederei A/S Maritim (A. F. Klaveness & Co.) in Kristiania in Norwegen abgeliefert. Das Dampfschiff war 134,1 m lang und 17,7 m breit, hatte 7,5 m Tiefgang und war mit 6.028 BRT vermessen.
Die Katastrophe
BearbeitenDie Storstad, unter Kapitän Thomas Andersen, war mit Kohle beladen auf dem Weg nach Quebec, als sie in den frühen Morgenstunden am 29. Mai 1914 im Sankt-Lorenz-Strom in eine dichte Nebelbank geriet. Gegen zwei Uhr nachts rammte sie das kanadische Passagierschiff Empress of Ireland nordöstlich der Stadt Rimouski. Während die Empress of Ireland innerhalb von vierzehn Minuten auf der Position 48° 36′ 0″ N, 68° 24′ 36″ W sank, wurde die Storstad zwar beschädigt, blieb aber schwimmfähig. Nachdem feststand, dass das eigene Schiff nicht in Gefahr war, ließ die Besatzung die Boote zu Wasser und nahm Überlebende der Empress of Ireland auf. Bei dem Unglück kamen 1.012 Menschen ums Leben; 465 wurden gerettet.
Unter den Geretteten befand sich Kapitän Kendall, der auf dieser Fahrt das Kommando der Empress of Ireland innehatte. Kendall hatte 1910 als Kapitän der Montrose den Mörder Hawley Crippen erkannt und eine telegraphische Meldung abgesetzt, woraufhin Crippen verhaftet werden konnte.[1]
Das Unglück wurde seinerzeit mit dem der Titanic verglichen.[2][3]
Eine spätere Untersuchung gab der Besatzung der Storstad die Schuld an der Katastrophe, da Alfred Toftenes, der Erste Offizier, den Kurs änderte und auch den Kapitän über den Nebel nicht informierte. Eine weitere Untersuchung durch norwegische Behörden kam hingegen zu dem Ergebnis, dass der Kapitän der Empress of Ireland für das Unglück verantwortlich sei, da er sein Schiff stoppte. Hätte er dies nicht getan, wären beide Schiffe problemlos aneinander vorbeigefahren.
Die Storstad fuhr nach dem Unglück weiter nach Quebec und wurde dort zunächst von den Behörden beschlagnahmt, später aber vom Vorbesitzer zurückgekauft und repariert.
Schadenersatzklage
BearbeitenEigner der Empress of Ireland war die Canadian Pacific Railway (CPR). Am 18. Februar 1915 begann in Montreal ein Prozess, in dem die CPR den Eigner der Storstad auf Schadensersatz verklagte.[4] Am 30. April wurde der Klage stattgegeben und als Schadenersatz eine Summe in Millionenhöhe festgelegt. Die CPR erhielt jedoch zunächst nur 175.000 US-Dollar (entspricht heute ungefähr 4.900.000 US-Dollar[5]) aus dem Verkauf der Storstad.[6]
Versenkung
BearbeitenIm Ersten Weltkrieg wurde die Storstad am 8. März 1917, mit einer Ladung Mais auf der Fahrt von Buenos Aires nach Rotterdam, von dem deutschen U-Boot U 62 (Kapitänleutnant Ernst Hashagen) auf der Position 51° 20′ N, 11° 50′ W 45 Seemeilen südwestlich von Fastnet Rock vor der irischen Küste torpediert und versenkt. Drei Mann der Besatzung kamen dabei ums Leben.[7]
Literatur
Bearbeiten- Robert D. Ballard, Ken Marschall: Lost Liners – Von der Titanic zur Andrea Doria – Glanz und Untergang der großen Luxusliner. Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co., München 1997, ISBN 3-453-12905-9 (englisch: Lost Liners: From the Titanic to the Andrea Doria. The ocean floor reveals its greatest lost ships. Übersetzt von Helmut Gerstberger).
- Ludwig Bühnau: Schiffe und ihre Schicksale. Ein Buch vom Abenteuer der Seefahrt. Arena Verlag Georg Popp, Würzburg 1968.
Weblinks
Bearbeiten- Der Untergang der Empress of Ireland auf seefunknetz.de
- Storstad auf tynebuiltships.co.uk
- Zeitgenössische Zeitungsberichte über das Unglück (Trefferliste einschlägiger Suche bei ANNO.)
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ Die Katastrophe des Dampfers Empress of Ireland. Der Schiffskapitän gerettet. In: Neues Wiener Tagblatt, 30. Mai 1914, S. 13 (online bei ANNO).
- ↑ Die Katastrophe der „Empreß of Ireland“ an der ostkanadischen Küste. In: Neue Freie Presse, 30. Mai 1914, S. 3 (online bei ANNO).
- ↑ Riesen-Schiffskatastrophe. In: Neues Wiener Journal, 30. Mai 1914, S. 5 (online bei ANNO).
- ↑ Der Prozeß gegen die Besitzer des „Storstad“ wegen des Unterganges der „Impreß of Ireland“. In: Freie Stimmen. Deutsche Kärntner Landes-Zeitung, 20. Februar 1915, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100.000 US-Dollar gerundet und bezieht sich auf Januar 2024.
- ↑ Die Katastrophe der „Empreß of Irland“. In: Salzburger Chronik, 1. Mai 1915, S. 6 (online bei ANNO).
- ↑ Storstad. In: uboat.net. Abgerufen am 29. Mai 2024 (englisch).