Sturmartillerietruppe von Wehrmacht und Waffen-SS

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Die Sturmartillerie war Bestandteil der Artillerietruppe, einer Truppengattung des Heeres der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg. Ihr Auftrag war die unmittelbare Feuerunterstützung der Kampftruppe im Direkten Richten.

Die Soldaten der Sturmartillerie trugen die Uniformen der Panzertruppe jedoch nicht in Schwarz, sondern in Feldgrau, und die rote Waffenfarbe der Artillerie an den Schulterklappen.[1]

Allgemeines

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Sturmgeschützbatterie lt. KStN 445 von November 1939

Die Kriegserfahrungen des Ersten Weltkrieges hatten gezeigt, dass reine Infanterieverbände nur schwer einen Durchbruch durch die feindlichen Linien erzwingen konnten. Unter anderem fehlten Angriffsmittel, um gegnerische MG-Stellungen, die selbst bei starkem Unterstützungsfeuer der eigenen Artillerie niemals vollständig ausgeschaltet werden konnten, auszuschalten und damit hohe Verluste unter der angreifenden Infanterie zu vermeiden. Der Chef der Operationsabteilung des Generalstabs des Heeres und spätere „Vater der Sturmartillerie“ General Erich von Manstein forderte 1935 die Schaffung einer „Begleitartillerie auf Selbstfahrlafetten für Infanterie- und Panzerabwehr“, Sturmartillerie als kampfstarke und geländegängige Unterstützungswaffe für angreifende Infanterieverbände. Truppendienstlich wurde die neue Truppe der Waffengattung „Artillerie“ zugeordnet und entwickelte sich daher unabhängig vom parallel erfolgenden Aufbau der Panzertruppe unter deren Generalinspekteur Guderian.

1937 entstand ein Prototyp (Sd.Kfz. 142) mit 7,5-cm-Geschütz, der fortan die Grundform des späteren Sturmgeschützes definierte: Ein Kasematt-Panzer mit 7,5-cm-Kanone, vier Mann Besatzung und Funkeinrichtung. Im Gefecht musste das Fahrzeug zunächst grob auf das zu bekämpfende Ziel ausgerichtet werden, bevor der Richtschütze die Kanone per Handkurbel auf das Ziel richten konnte. Die ersten Sturmgeschützbatterien wurden im Frühjahr 1940 aufgestellt.

Einsatzgeschichte

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Ihre erste Bewährung erlebte die Sturmartillerie im Westfeldzug. Rasch erfolgte der Aufbau zahlreicher Sturmgeschützabteilungen und später Sturmgeschützbrigaden, die bis 1943 ausschließlich aus Freiwilligen rekrutiert wurden.

 
Sd.Kfz. 250 der Sturmgeschützabteilung 191 (Truppenkennzeichen Front links), Balkan, Bulgarien, April 1941.

Als erste Abteilung wurde im Spätsommer 1940 die Sturmgeschützabteilung 184 mit insgesamt 18 Sturmgeschützen in drei Batterien aufgestellt. Bis zum Balkanfeldzug im Frühjahr 1941 wurden noch die Abteilungen 185, 190 und 191 aufgestellt und auf dem Balkan eingesetzt. Die Sturmgeschützabteilung 191 unterstützte die 72. Infanterie-Division zum Beispiel bei den Kämpfen um die griechische Metaxaslinie.

Am 1. Juni 1941 gab es im Heer bereits 15 selbstständige Sturmgeschützabteilungen und fünf selbstständige Sturmgeschützbatterien. Außerdem hatten das Infanterieregiment Großdeutschland und die Leibstandarte SS Adolf Hitler eine eigene Sturmgeschützbatterie. Alle Sturmgeschützeinheiten wurden beim Angriff auf die Sowjetunion als Schwerpunktwaffe zur Infanterieunterstützung eingesetzt. Dadurch wechselten die Unterstellungen häufig.[2] Bis Jahresende gingen von den 377 im Osten eingesetzten Sturmgeschützen 95 verloren.

Trotzdem erhöhte sich der Bestand von Sturmgeschützen an der Ostfront ständig. Am 1. April 1942 standen 623 Sturmgeschütze in 19 Sturmgeschützabteilungen und einer selbstständigen Batterie bereit. Bis zum 1. Juni 1943 erhöhte sich die Anzahl auf 1422 Sturmgeschütze in 26 Sturmgeschützabteilungen und zwei selbstständigen Batterien. Am 1. November 1942 wurde die Sollstärke der Abteilungen auf 31 Sturmgeschütze (je zehn in drei Batterien und eines für den Abteilungsstab) erhöht.[3]

Im weiteren Kriegsverlauf regte der Erfolg der Sturmartillerie zu weiteren Differenzierungen an; neben der Aufgabe, fast ausschließlich im direkten Richten der Infanterie als Begleitartillerie zu folgen, entstand die Panzerartillerie mit motorisierten Selbstfahrlafetten und Panzerhaubitzen für den weitreichenden artilleristischen Feuerkampf.

Vor allem aber bewährten sich Sturmgeschütze als Panzerjäger – allein bis 1944 wurde nur den Sturmgeschützen der Abschuss von 20.000 Feindpanzern zugerechnet. Diese Aufgaben übernahm jedoch einerseits zunehmend die Panzerjägertruppe mit ihren Jagdpanzern und es kam der eigentlich nicht beabsichtigte Einsatz in der Panzertruppe als Ersatz für den zu knappen Zulauf an Panzerkampfwagen. Der Generalinspekteur der Panzertruppen Generaloberst Guderian bemühte sich 1943, die komplette Neuproduktion des StuG III zur Ausstattung von Panzerregimentern zu nutzen. Dies hätte aber eine Schwächung der Infanterie bedeutet, deren Hauptunterstützungswaffe das StuG III war. Ein Führererlass vom 13. März 1943 entschied, dass ab Mai 1943 monatlich 100 StuG III aus der Neuproduktion den Panzertruppen zu überführen sind.[4] Damit rüstete man die Panzerregimenter der drei in Stalingrad vernichteten und jetzt neuaufgestellten Panzerdivisionen aus. Insgesamt 22 Sturmgeschütze in je vier Kompanien sollten sich in einer mit Sturmgeschützen ausgerüsteten Panzerabteilung befinden. In der Praxis stellte man auch gemischte Panzerabteilungen, mit je zwei Panzer- und Sturmgeschützkompanien auf. Auch wurden 1943 alle Panzerabteilungen der Panzergrenadierdivisionen mit je 45 Sturmgeschützen ausgestattet.[5]

Genau so wurden auch vermehrt Sturmgeschütze in die Panzerjägerabteilungen eingegliedert. Dazu erließ das OKH am 15. Juli 1943 einen Befehl, dass jeweils eine Panzerjägerkompanie aller Infanteriedivisionen an der Ostfront mit 14 StuG III ausgestattet werden soll. Die 6. und 7. Infanterie-Division gehörten zu den ersten Verbänden deren Panzerjägerabteilung ab Oktober 1943 mit einer Kompanie Sturmgeschützen ausgerüstet war. Die Umgliederung der Panzerjägerverbände mit Sturmgeschützen zog sich bis Mitte 1944 hin und wurde nicht bei allen Divisionen zum Abschluss gebracht.[6]

1943 erhielten einzelne Divisionen eigene fest zugehörige Sturmgeschützabteilungen, insbesondere die Panzer-Grenadier-Division Großdeutschland und die Panzerdivisionen der Waffen-SS.

Auch Erdkampfverbände der Luftwaffe erhielten Sturmgeschützeinheiten. So hatte die Brigade Hermann Göring zum Jahreswechsel 1941/42 eine Sturmgeschützbatterie. Als aus der Brigade später die Panzer-Division Hermann Göring wurde, erhielt die III. Abteilung ihres Panzerregimentes ebenfalls Sturmgeschütze. Das im Januar 1944 aufgestellte I. und II. Fallschirm-Korps hatte ebenfalls jeweils eine Sturmgeschützabteilung.[7]

1944 wurde die Sollstärke der Sturmgeschützabteilungen erneut erhöht. Die nun in Heeres-Sturmgeschütz-Brigaden oder Heeres-Sturmartillerie-Brigaden umbenannten Sturmgeschützabteilungen waren mit 45 Geschützen (je 14 in drei Batterien und drei für den Abteilungsstab) ausgestattet. Zusätzlich gab es noch eine Begleitgrenadierbatterie aus speziell für die Zusammenarbeit mit Sturmgeschützen ausgebildeten Soldaten.[8] Im Juni 1944 standen im Heer insgesamt 48 Sturmgeschütz- und drei Sturmartilleriebrigaden im Einsatz, davon 33 an der Ostfront. Häufig dienten sie als Panzerjäger – eine Rolle, die sie durch ihre niedrige Silhouette und starke Panzerung in Verbindung mit der guten Bewaffnung (ab Ausführung F) sehr effizient übernahmen. Bis zur Einführung des Panzers IV Ausf. F2 war das StuG III F das einzige Kampffahrzeug, das dem russischen T-34 auf größere Entfernung gefährlich werden konnte. Das StuG III blieb als Standardwaffe der Sturmartillerie bis Kriegsende im Einsatz.

1944 erhielt die finnische Armee 59 StuG III von Deutschland, um diese im Kampf gegen die Sowjetunion einzusetzen. Mit diesen Panzern wurden etwa 90 Feindpanzer bei einem Verlust von nur acht eigenen Fahrzeugen zerstört, wobei einige von den eigenen Besatzungen gesprengt wurden. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die verbliebenen Sturmgeschütze bis in die 1960er Jahre Verwendung in der finnischen Armee.

Waffensysteme

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Typ Geschütz Baujahr Stückzahl
15-cm-sIG 33 (Sf) auf Pz. I B 15 cm 1938–40 38
Sturmgeschütz III 7,5 cm 1940–45 ca. 10000
StuIG 33 B 15 cm 1942 24
Sturmpanzer II 15 cm 1942 12
Sturmpanzer IV 15 cm 1942–45 306
Sturmhaubitze 42 10,5 cm 1942–45 1299
15-cm-sIG 33 (Sfl.) auf Pz. 38 (t) „Grille“ 15 cm 1943–45 389
Sturmgeschütz IV 7,5 cm 1943–45 1141
Sturmgeschütz M42(i) 7,5 cm 1943 294
Sturmpanzer VI 38 cm 1944 18

Die Besatzungen der Sturmgeschütze erhielten im Mai 1940 eine feldgraue, tatsächlich aber schilfgrüne „Sonderbekleidung“. Diese war nach dem Muster der 1934 eingeführten schwarzen Panzeruniform der Panzertruppe des Heeres gestaltet. Der Feldanzug war nach Art der zeitgenössischen Skibekleidung geschnitten und verzichtete auf außenliegende Taschen und Effekte, um ein Verhaken bei Ein- und Aussteigen im engen Kampfraum zu verhindern. Die hüftlange Feldjacke wurde vorne übereinandergeschlagen und auf der rechten Seite zugeknöpft. Die beiden Brustklappen wurden seitlich ausgeschlagen und bildeten ein tiefes Revers, das aber auch hoch geschlossen werden konnte. Der große Umfallkragen war bis etwa 1942 in der Waffenfarbe Hochrot vorgestoßen. Dazu trugen Offiziere dunkelgrüne Kragenspiegel mit hochrot unterlegter Doppellitze. Die Unteroffiziere und Mannschaften führten dagegen schwarze oder grundtuchfarbene Kragenpatten, mit hochroter Einfassung und dem Totenkopf aus Weißmetall. Seit Anfang 1943 stattdessen dunkelgrüne, rot eingefasste Kragenpatten mit Kapellenlitzen. Für eine gewisse Übergangszeit waren auch Kragenpatten ohne Abzeichen verbreitet. Gegen Kriegsende wurden die Litzen oft ohne Patten und direkt auf dem Kragentuch getragen.

Seit Juni 1942 war die feldgraue Version der Panzeruniform allen Angehörigen der Sturmartillerie erlaubt.

Erinnerung

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Auf Initiative von Wilhelm Schrader-Rottmers entstand in Karlstadt das Ehrenmal der Sturmartillerie. Alljährlich um Pfingsten trafen sich dort ehemalige Angehörige der Truppengattung.[9]

Siehe auch

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Literatur

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  • Joachim Engelmann, Horst Scheibert: Deutsche Artillerie 1934–1945. Starke Verlag, Limburg 1974.
  • Peter Müller, Wolfgang Zimmermann: Sturmgeschütz III . Rückgrat der Infanterie. Band 1: Geschichte, Entwicklung, Fertigung und Einsatz, Müller History Facts, Andelfingen 2007, ISBN 978-3-9522968-2-0.
  • Adolf Schlicht, John R. Angolia: Die deutsche Wehrmacht. Uniformierung und Ausrüstung 1933–1945. Band 1: Das Heer., Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01390-8.
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Commons: Sturmartillerie der Wehrmacht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.die-sturmartillerie.com 7. April 2012.
  2. Wolfgang Fleischer: Die deutschen Sturmgeschütze 1935–1945, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0588-7, S. 26
  3. Wolfgang Fleischer: Die deutschen Sturmgeschütze 1935–1945, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0588-7, S. 44.
  4. Wolfgang Fleischer: Die deutschen Sturmgeschütze 1935–1945, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0588-7, S. 97
  5. Thomas L. Jentz: Die deutsche Panzertruppe 1943–1945, Podzun-Pallas Verlag 1999, ISBN 3-7909-0624-7; S. 68 bis 70
  6. Wolfgang Fleischer, Richard Eiermann: Die deutsche Panzerjägertruppe 1935–1945, Podzun-Pallas Verlag 1998, ISBN 3-7909-0613-1; S. 115 bis 117
  7. Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935–1945, Verlag Heinz Nickel 1993, ISBN 3-925480-15-3.
  8. Wolfgang Fleischer: Die deutschen Sturmgeschütze 1935–1945, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0588-7, S. 105
  9. [Horst] Lessmann: Wilhelm Schrader-Rottmers. Corpszeitung der Altmärker-Masuren (1972), S. 1125–1126.