Turpan
Basisdaten | |
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Großregion: | Nordwestchina |
Autonome Region: | Xinjiang |
Status: | Bezirksfreie Stadt |
Untergliederung: | 1 Stadtbezirk, 2 Kreise |
Einwohner: | 693.988 (2020)[1] |
Fläche: | 69.620 km² |
Uigurische Bezeichnung | |
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Arabisch-Persisch (Kona Yeziⱪ): | تۇرپان شەھىرى |
Lateinisch (Yengi Yeziⱪ): | Turpan Xəⱨiri |
Kyrillisch (Sowjetunion): | Турпан |
offizielle Schreibweise (VRCh): | Turpan |
Aussprache in IPA: | [turpan] |
andere Schreibweisen: | Turfan |
Chinesische Bezeichnung | |
Kurzzeichen: | 吐鲁番市 |
Langzeichen: | 吐魯番市 |
Umschrift in Pinyin: | Tǔlǔfān Shì |
Umschrift nach Wade-Giles: | T’u-lu-fan |
Turpan (chinesisch 吐鲁番市, Pinyin Tǔlǔfān Shì, uigurisch تۇرپان شەھىرى), auch Turfan, ist eine bezirksfreie Stadt im Zentrum der Autonomen Region Xinjiang in der Volksrepublik China und liegt in der Turpan-Senke. Das Verwaltungsgebiet hat eine Fläche von 69.620 km² und 693.988 Einwohner (Stand: Zensus 2020). Der Regierungssitz liegt im Stadtbezirk Gaochang.
Administrative Gliederung
BearbeitenDie Stadt Turpan setzt sich aus einem Stadtbezirk und zwei Kreisen zusammen (Stand: Zensus 2010)[2]:
Ethnische Gliederung der Bevölkerung Turpans (2000)
BearbeitenBeim Zensus im Jahre 2000 wurden in Turpan 550.731 Einwohner gezählt (Bevölkerungsdichte 7,94 Einwohner/km²).
Name des Volkes | Einwohner | Anteil |
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Uiguren | 385.546 | 70,01 % |
Han | 128.313 | 23,3 % |
Hui | 35.140 | 6,38 % |
Kasachen | 321 | 0,06 % |
Tujia | 274 | 0,05 % |
Mandschu | 254 | 0,04 % |
Mongolen | 158 | 0,03 % |
Tu | 154 | 0,03 % |
Tibeter | 105 | 0,02 % |
Miao | 98 | 0,02 % |
Zhuang | 88 | 0,02 % |
Dongxiang | 79 | 0,01 % |
Sonstige | 201 | 0,04 % |
Klima
BearbeitenIn Turpan herrscht kontinentales Wüstenklima (BWk) mit extrem heißen Sommern und kalten Wintern vor, der Jahresniederschlag beträgt nur 16 mm. Bedingt durch die Kessellage wehen häufig sehr starke Winde. Ein Jahrhunderte altes Bewässerungssystem bringt Wasser aus dem Tianshan-Gebirge heran.
Geografie
BearbeitenTurpan liegt in der gleichnamigen Senke der östlichen Ausläufer des Tianshan-Gebirges. Die Turpan-Senke erstreckt sich etwa von 41°12' bis 43°40' nördliche Breite und von 87°16' bis 91°55' östliche Länge. Sie liegt an ihrer tiefsten Stelle, an den Ufern des Aydingkol-Sees, 154,50 m unter dem Meeresspiegel. Damit gehört sie, neben dem Gebiet um das Tote Meer und den See Genezareth sowie dem Assalsee, zu den tiefsten Senken der Erde.[3]
Wirtschaft
BearbeitenDer Bezirk Turpan ist die Hauptproduktionsregion für Rosinen in China. Hier werden Weintrauben in speziellen Trockenkammern, die Chunche genannt werden, getrocknet. Nordwestlich der Stadt liegt der Flughafen Turpan.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenAls Sehenswürdigkeiten Turpans gelten die Ruinenstädte Jiaohe und Gaochang, das antike Höhlenkloster Bäzäklik mit Wandmalereien aus dem 9. Jahrhundert sowie die Flammenden Berge.
Geschichte
BearbeitenIn der Oase von Turpan wurden einige Nekropolen aus dem ersten Jahrtausend v. Chr. entdeckt, darunter Aidingju und Subashi. Das in Turpan zentrierte Reich Jushi (車師, Jūshī) wird erstmals kurz vor Christi Geburt in chinesischen Quellen erwähnt. 67 v. Chr. wurde es von China vorübergehend erobert, bis es 10 n. Chr. wieder unter die Herrschaft der Xiongnu kam, jedoch erlangte es bald schon seine Selbstständigkeit zurück. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten sprach die Bevölkerung von Turpan größtenteils Tocharisch, es gab jedoch auch Chinesen und Sogder. Vom 5. bis 7. Jahrhundert stand Turpan unter kök-türkischer Herrschaft, 640 wurde es dann von China besetzt, das 790 von den Tibetern abgelöst wurde. In dieser Zeit verlief die Grenze zwischen Tibetern und Uiguren hier.[4] 843 wurde Turpan Teil des zweiten uigurischen Reiches. In dieser Zeit breitete sich neben dem seit etwa Christi Geburt herrschenden Buddhismus[5] auch das Christentum und der Manichäismus in Turpan aus. Der Buddhismus hat sich hier bis ins 15. Jahrhundert gehalten, länger als sonst im Tarim-Becken.[6]
1679 eroberte der dsungarische Khan Khungtaidschi Galdan auf einem Feldzug nach Westen Turpan – neben Hami und weiteren Oasen bis Kaschgar.[7]
Archäologische Spuren
BearbeitenDas 1. nachchristliche Jahrtausend, die Blütezeit der Seidenstraße, hat in Turpan deutliche archäologische Spuren hinterlassen. Die antike Hauptstadt war Chotscho, das heutige Gaochang (高昌, Gāochāng). Sein Stadtgebiet umfasst 2,3 km² und wird von einer rechteckigen, bis zu 20 m hohen, stellenweise doppelten, Mauer begrenzt. Im Innern befanden sich fast ausschließlich Gräber und religiöse Bauten, hingegen nur sehr wenige profane Gebäude. Aus diesen stammen zahlreiche Dokumente unterschiedlicher Sprachen, darunter insbesondere Verwaltungstexte aus der Zeit der Tang-Dynastie, als Turpan sich unter chinesischer Herrschaft befand. Sie lassen wertvolle Rückschlüsse auf Wirtschaft und Gesellschaft zu. Eine weitere antike Stadt war das auf einem von Klippen umgebenen Hochplateau gelegene heutige Yarxoto, wohl das Zentrum des han-zeitlichen Jushi und später zeitweise Hauptstadt des Uigurenreiches. Auch Yarxoto war hauptsächlich eine Tempelstadt. Auch in der Umgebung dieser beiden Orte finden sich zahllose buddhistische Tempel, darunter auch einige Höhlentempel.
Turfanfragmente
BearbeitenEin Teil der erhaltenen Texte, Malereien und andere Kunstschätze wurden am Anfang des 20. Jahrhunderts von deutschen Forschungsexpeditionen, den sogenannten Turfanexpeditionen, ins Museum für Indische Kunst nach Berlin abtransportiert, darunter die sogenannten Turfanfragmente, eine Sammlung von über 40.000 Handschriften und Handschriften-Fragmenten in 16 verschiedenen Sprachen und 26 verschiedenen Schriftarten in unterschiedlichen Buchformen, für deren bibliothekarische Erschließung und konservatorische Betreuung heute die Staatsbibliothek zu Berlin zuständig ist.
Diese Schriftstücke befassen sich mit buddhistischen sowie christlich-nestorianischen, manichäischen und säkularen Inhalten. Den größten Teil davon machen die ca. 8.000 alttürkischen, buddhistischen Texte aus.
In Turpan (und auch Dunhuang) fand man eine ganze Reihe sogdisch-buddhistischer Schriften, diese stammen allerdings erst aus der Zeit der Tang-Dynastie (618–907) und sind Übersetzungen aus dem Chinesischen. Frühere sogdisch-buddhistische Texte waren nicht zu finden.
Christliche Texte gibt es hauptsächlich auf Syrisch und Sogdisch, aber auch als syrisch-sogdische Bilinguen (zweisprachige Texte), sowie einige türkisch-nestorianische Fragmente.
Manichäische Texte sind auf Mittelpersisch, Parthisch, Sogdisch und Uigurisch erhalten; die sogdischen und uigurischen Dokumente zeigen eine bemerkenswerte Anpassung an den Buddhismus, aber es gibt auch Hinweise auf eine gegenläufige Beeinflussung.
Die buddhistischen Texte sind größtenteils fragmentarisch erhalten. Es gibt mehrere indische Sanskrittexte diverser Schulen des Mahayana und Hinayana, uigurische Texte, die zum größten Teil Übersetzungen aus dem Sanskrit, dem Tocharischen und ab dem 9. Jahrhundert verstärkt aus dem Chinesischen sind.
Viele der bisher edierten uigurischen Dokumente und Fragmente der buddhistischen Schriften umfassen Lehrschriften (Sutras) und philosophische Werke (Abhidharma-Werke). Die Ordenszucht (Vinaya) scheint im Gegensatz zu den anderen buddhistischen Inhalten nicht übersetzt, sondern auf Sanskrit gelehrt und studiert worden zu sein. Unter den tocharischen Vorlagen finden sich unter anderem zwei große Werke:
- ein 27 Kapitel umfassendes Schauspiel über Maitreya (der Buddha der Zukunft) und die Maitrisimit (das Zusammentreffen mit Maitreya) und
- eine Sammlung von Buddhistischen Erzählungen (Dasakarmapathadanamala), sowie
- Kommentare
- Katechismen
- Jataka-Werke (Geschichten über Vorexistenzen des Buddha) sind in türkischen Blockdrucken überliefert, auch wenn nur noch wenige erhalten sind.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Albert Grünwedel: Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschahri und Umgebung im Winter 1902–1903 (München 1905)
- Albert Grünwedel: Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan, Bericht über archäologische Arbeiten von 1906 bis 1907 bei Kucha, Qarašahr und in der Oase Turfan. Berlin, 1912.
- Zaturpanskij, Choros (i. e. A. v. Le Coq): Reisewege und Ergebnisse der deutschen Turfanexpeditionen, Orientalisches Archiv 3, 1912, pp. 116–127.
- Albert von Le Coq: Auf Hellas Spuren in Ostturkistan. Berichte und Abhandlungen der II. und III. Deutschen Turfan-Expedition. Leipzig 1926.
- Albert von Le Coq: Von Land und Leuten in Ostturkestan. Berichte und Abenteuer der 4. Deutschen Turfanexpedition. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1928.
- Ahmet Temir: Ein osttürkisches Dokument von 1722–1741 aus Turfan. In: Ural-Altaische Jahrbücher 33 (1961), S. 193–198.
- Heinrich Gerhard Franz: Kunst und Kultur entlang der Seidenstraße. Akademische Druck- u. Verl.-Anstalt, Graz 1987, ISBN 3-201-01306-4.
- Jürgen Paul: Zentralasien. S. Fischer, Frankfurt am Main 2012 (Neue Fischer Weltgeschichte, Band 10).
- Marianne Yaldız: Archäologie und Kunstgeschichte Chinesisch-Zentralasiens (Xinjiang). Brill, Leiden 1987, ISBN 90-04-07877-0.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ citypopulation.de: Tŭlŭfān Shì, Stadt auf Präfekturebene in Xīnjiāng Wéiwú'ĕr Zìzhìqū (China), abgerufen am 6. Februar 2022
- ↑ citypopulation.de: Tŭlŭfān Shì, Stadt auf Präfekturebene in Sinkiang, abgerufen am 6. Februar 2022
- ↑ Cavalazzi, B. et al. "The Dallol Geothermal Area, Northern Afar (Ethiopia)—An Exceptional Planetary Field Analog on Earth." Astrobiology 19.4 (2019): 553-578. doi:10.1089/ast.2018.1926. PMC 6459281 (freier Volltext).
- ↑ J. Paul: Zentralasien, S. 139
- ↑ J. Paul: Zentralasien, S. 200.
- ↑ J. Paul: Zentralasien, S. 200.
- ↑ J. Paul: Zentralasien, S. 257.
Weblinks
Bearbeiten- Turfanforschung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- Digitale Turfan-Texte und Online-Wörterbuch der manichäischen Texte an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Koordinaten: 42° 58′ N, 89° 11′ O