Verband Sonderpädagogik

deutsche Organisation
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Der Verband war am 12./13. April 1898 als Verband der Hilfsschulen Deutschlands von Lehrern und Schulaufsichtsbeamten in Hannover gegründet worden, um die bestehenden Hilfseinrichtungen nach dem von Heinrich Kielhorn in Braunschweig entwickelten Hilfsschulkonzept als Sonderschulen zu gestalten und zu verbreiten.[1]

Gründung und Anfänge

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In der Gründungsveranstaltung des Verbands der Hilfsschulen Deutschlands (VdHD) wurde Albert Wehrhahn zum Ersten Vorsitzenden gewählt, Heinrich Kielhorn zu seinem Stellvertreter. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte Heinrich Strakerjahn. Wehrhahn blieb Vorsitzender bis 1924, anschließend Ehrenvorsitzender.[2][3] Der letzte Vorsitzende des VdHD vor der Auflösung war Gustav Lesemann.[4] Am 17. September 1933 wurde der Verband der Hilfsschulen aufgelöst und in die Reichsfachschaft V (Sonderschulen) des Nationalsozialistischen Lehrerbundes eingegliedert. Den Vorsitz hatte der Taubstummenlehrer Paul Ruckau, der später von Fritz Zwanziger abgelöst wurde.[5]

Einige Monate vor Auflösung des VdHD endete die „traditionell als Blütezeit der Heilpädagogik begriffene Weimarer Republik“.[6] Verbunden mit der Auflösung des VdHD war auch ein Paradigmenwechsel: Stand bisher im Vordergrund, „die Auswirkung der Minderwertigkeit und die weitere Verseuchung durch Minderwertige durch heilpädagogische Mittel zu bekämpfen“,[7] wurde dieses „ab 1933 von dem von Gregor, Villinger und Schröder über viele Jahre propagierten Konzept der Ausgrenzung von Nichterziehbaren abgelöst. Hilfsschule sollte Leistungsschule werden – keine heilpädagogische Einrichtung.“[8]

1955 erfolgte die Umbenennung in Verband deutscher Sonderschulen, im Jahre 2008 die Umbenennung in Verband Sonderpädagogik e.V. Durch die letzte Namensänderung soll auch ein Paradigmenwechsel deutlich werden: Der Fokus der verbandlichen Bemühungen liegt nicht mehr ausschließlich auf den „Sonder“- bzw. „Förderschulen“; vielmehr sollen auch andere Bereiche sonderpädagogischer Förderung betrachtet werden.

Mitteilungsorgan des Verbands der Hilfsschulen Deutschlands – VdHD war anfangs die Zeitschrift Die Kinderfehler, die später in Zeitschrift für Kinderforschung[9] umbenannt wurde. Ab 1908 war das Verbandsorgan des VdHD die Zeitschrift Die Hilfsschule, Schriftleiter: August Henze, die nach der „Gleichschaltung“ 1934 in der Zeitschrift Die deutsche Sonderschule, Hauptschriftleiter: Karl Tornow, aufging.

„Der Verband der Hilfsschulen Deutschlands hat es von Anfang an als eine seiner wesentlichen Aufgaben begriffen, dafür Sorge zu tragen, dass behinderte Kinder von Lehrern und Lehrerinnen betreut, unterrichtet und erzogen werden, die dafür in besonderer Weise qualifiziert sind“. Aber bis zum Ziel einer universitären Vollausbildung war es ein langer, mühsamer Weg.[10]

Aktuell hat der Verband Sonderpädagogik e. V. etwa 8000 Mitglieder. Die Arbeit des Verbands beinhaltet alle Aspekte der pädagogischen Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Menschen. Seine Mitglieder stehen zum großen Teil in der praktischen Arbeit für behinderte oder benachteiligte Kinder und Jugendliche. Daneben ist der vds Herausgeber der europaweit auflagenstärksten Fachpublikation, der ZEITSCHRIFT FÜR HEILPÄDAGOGIK, geführt im European Index for the Humanities.

Der Verband Sonderpädagogik e. V. bietet über seine eigene Bildungsakademie ein umfangreiches Fortbildungsangebot und veranstaltet jährlich mehrere bundesweite Fachkongresse. Der alle drei Jahre stattfindende Sonderpädagogische Kongress in Weimar ist über die Landesgrenzen hinweg bekannt und nachgefragt.

Seit vielen Jahren ist der Verband Sonderpädagogik e. V. um den wissenschaftlichen Nachwuchs bemüht und bietet jungen Wissenschaftlern regelmäßig eine Plattform zum Austausch. Die internationalen Kontakte des vds erstrecken sich über das gesamte europäische Ausland. Hier steht das Thema Lehrerbildung im Mittelpunkt der Vernetzung.

Literatur

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  • Andreas Möckel (Hrsg.): Erfolg, Niedergang, Neuanfang. 100 Jahre Verband Deutscher Sonderschulen – Fachverband für Behindertenpädagogik. Herausgegeben im Auftrag des Verbandes. Reinhardt, München 1998.
  • Norbert Myschker: Der Verband der Hilfsschulen Deutschlands und seine Bedeutung für das deutsche Sonderschulwesen. Reßmeyer, Nienburg 1969.
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Einzelnachweise

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  1. Bericht über den Ersten Verbandstag der Hilfsschulen Deutschlands zu Hannover am 12. und 13. April 1898. Ortsausschuss zur Vorbereitung des 1. Verbandstages deutscher Hilfsschulen zu Hannover, 1898, abgerufen am 4. Juli 2024 (Download, 105 Seiten).
  2. Dagmar Hänsel: Sonderschullehrerausbildung im Nationalsozialismus. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2014, ISBN 978-3-7815-1990-9, S. 19–20.
  3. Dagmar Hänsel/Hans Joachim Schwager: Die Sonderschule als Armenschule. Verlag Peter Lang, Bern 2004, ISBN 3-03910-242-7.
  4. Ellger-Rüttgardt: Geschichte der Sonderpädagogik. Eine Einführung. 2008, S. 293 ff.
  5. Dagmar Hänsel: Die NS-Zeit als Gewinn für Hilfsschullehrer. 2006, S. 99.
  6. Gabriele Kremer: Sonderpädagogik. In: Gerhard Kluchert, Klaus-Peter Horn, Carola Groppe, Marcelo Caruso (Hrsg.): Historische Bildungsforschung. Bad Heilbrunn 2021, S. 286.
  7. Rupert Egenberger: Die Ausbildung der Heilpädagogen. In: Hans Goeppert (Hrsg.): Bericht über den ersten Kongress für Heilpädagogik in München. Berlin 1923, S. 87.
  8. Klaus Schepker, Heiner Fangerau: Kinder- und Jugendpsychiatrie bis 1945. In: Heiner Fangerau, Sascha Topp, Klaus Schepker (Hrsg.): Kinder- und Jugendpsychiatrie im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit. Berlin 2017, S. 126.
  9. Niklas Sturm: Die Anlage-Umwelt-Debatte in der „Zeitschrift für Kinderforschung“ zwischen 1932-1944 unter dem Einfluss der nationalsozialistischen „Gleichschaltung“. In: Dissertation. Medizinische Fakultät der Universität Ulm, 2018, S. 12 ff., 153, abgerufen am 28. Juni 2024.
  10. Norbert Stoellger: Kinder mit Behinderungen brauchen sonderpädagogisch ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. In: Zeitschrift für Heilpädagogik. 2001, abgerufen am 4. Juli 2024 (Seiten 494–498).