Zielony Balonik

Krakauer Künstlerkabarett

Zielony Balonik (deutsch Der grüne Luftballon) war das Krakauer Künstlerkabarett, tätig im Restaurant „Jama Michalikowa“ (deutsch Michaliks Höhle) von 1905 bis 1912.[1]

Als Gründer des Kabaretts gelten: der Bankangestellte und Amateurpianist Edward Żeleński (Bruder von Tadeusz Boy-Żeleński), der Maler Stanisław Kuczborski sowie der Theaterkritiker und Dramaturg Jan August Kisielewski.

Das Kabarett wurde am 7. Oktober 1905 im Treffpunkt der Krakauer Künstler, dem Lokal „Jama Michalikowa“ an der ulica Floriańska (St. Floriangasse) in der Krakauer Altstadt eröffnet. Die Vorstellungen waren nur den Besitzern von Eintrittskarten zugänglich, die eine elitäre Gruppe bildeten. Die vorgetragenen Texte mieden die politische Problematik, um sich Ärger mit der österreichischen Präventivzensur zu ersparen.

Anfangs gab es kein vorbereitetes Szenario, die Vorstellungen wurden am Laufenden improvisiert. Erst später wurden die Vorstellungen sorgfältig vorbereitet, aber jederzeit durften die eingeladenen Gäste einspringen.

Die lithografischen Eintrittskarten wurden von den befreundeten Grafikern gestaltet und dienten später als Wandschmuck.

Als Conférencier traf meistens Jan August Kisielewski auf, der die Gäste nach dem Vorbild von Aristide Bruant mit einer witzigen Rede begrüßte.

Das Kabarett wurde bald Dorn im Auge der Krakauer Konservatisten, die vom Rektor der Jagiellonischen Universität Stanisław Tarnowski angeführt waren.

Die satirische Weihnachtskrippe

Bearbeiten

Nach dem Vorbild der traditionellen Krakauer Weihnachtskrippe wurden fünfmal in den Jahren 1906, 1907, 1908, 1911 und 1912 satirische Puppentheatervorstellungen arrangiert. Es traten Puppen, von bekannten Krakauer Künstlern, wie Witold Wojtkiewicz, Kazimierz Sichulski, Stanisław Kamocki und Fryderyk Pautsch entworfen, auf, die bekannte Krakauer Persönlichkeiten darstellten. Die Texte stammten meistens von Tadeusz Boy-Żeleński, der sich der Gruppe um das Kabarett anschloss und bald die Hauptrolle unter den Autoren spielte. Seine Texte aus dem Kabarett erschienen in einer Buchform unter dem Titel „Słówka“ (Die Wörtchen) und erfreuten sich, damals wie heute, einer riesigen Popularität. Der „Grüne Luftballon“ fand viele Nachahmer, die jedoch nie das Niveau des Vorbildes erreichen konnten.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Cafés mit Tradition (Memento des Originals vom 5. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.merian.de
Bearbeiten
Commons: Zielony Balonik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Bearbeiten
  • Wojciech Jamroziak: Das Kabarett in Polen. In: Ernst Günther, Heinz P. Hofmann, Walter Rösler (Hrsg.): Kassette. Ein Almanach für Bühne, Podium und Manege (= Kassette). Nr. 2. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1978, S. 153–167.
  • Tadeusz Boy-Żeleński: Słówka (Die Wörtchen) : Kraków : Wydawnictwo Literackie, 2001, ISBN 83-08-03132-3
  • Tomasz Weiss: Legenda i prawda Zielonego Balonika (Legende und Wahrheit vom Zielony Balonik) : Kraków : Wydaw. Literackie, 1987, ISBN 83-08-01425-9

Koordinaten: 50° 3′ 50,9″ N, 19° 56′ 27,4″ O