Belendorffit

Mineral aus der Amalgangruppe

Belendorffit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente“ mit der chemischen Zusammensetzung Cu7Hg6[1] und damit chemisch gesehen eine natürliche Legierung, genauer ein Amalgam aus Kupfer und Quecksilber, auch bekannt als Kupferamalgam.

Belendorffit
Belendorffit vom Moschellandsberg, Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1989-024[1]

IMA-Symbol

Bdf[2]

Chemische Formel Cu7Hg6[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Elemente – Metalle und intermetallische Legierungen
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

I/A.02-022

1.AD.10
01.01.09.02
Ähnliche Minerale dimorph mit Kolymit
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal (pseudokubisch)
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-pyramidal; 3m[3]
Raumgruppe R3m (Nr. 160)Vorlage:Raumgruppe/160[4]
Gitterparameter a = 9,4082(4) Å; c = unbekannt Åα = 90,472(5)°; [4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 3,5[5] (VHN25 = 45–206, durchschnittlich 125 kg/mm2[6])
Dichte (g/cm3) gemessen: 13,2(1); berechnet: 13,15[6]
Spaltbarkeit keine
Farbe silberweiß, schnell schwarzbraun anlaufend[6]
Strichfarbe silbrigweiß[6]
Transparenz undurchsichtig (opak)
Glanz Metallglanz

Belendorffit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und bildet massive Nuggets.

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Belendorffit von Klaus Belendorff (* 1956) am Moschellandsberg in der Nähe von Obermoschel in Rheinland-Pfalz. Die Erstbeschreibung erfolgte 1992 durch H.-J. Bernhardt, K. Schmetzer, die das Mineral nach dessen Entdecker benannten.

Das Typmaterial von Belendorffit wird im Mineralogischen Institut der Ruhr-Universität Bochum[7] und im Naturhistorischen Museum in Mainz (Sammlungs-Nr. M 2004/57-LS)[8] in Rheinland-Pfalz aufbewahrt.

Klassifikation

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Da der Belendorffit erst 1989 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. I/A.02-22. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Elemente“ und dort der Abteilung „Metalle und intermetallische Verbindungen“, wo Belendorffit zusammen mit Aurihydrargyrumit, Bleiamalgam, Eugenit, Goldamalgam, Kolymit, Luanheit, Moschellandsbergit, Paraschachnerit, Potarit, gediegen Quecksilber, Schachnerit und Weishanit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[5]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Belendorffit ebenfalls in die Abteilung der „Metalle und intermetallische Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Belendorffit ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Quecksilber-Amalgam-Familie“ zu finden, wo er nur noch zusammen mit Kolymit die „Kupferamalgam-Gruppe“ mit der System-Nr. 1.AD.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Belendorffit in die Klasse und gleichnamige Abteilung der „Elemente“ ein. Hier ist er ebenfalls nur zusammen mit Kolymit in der „01.01.09 Kupferamalgam-Legierungen“ mit der System-Nr. 01.01.09 innerhalb der Unterabteilung „Metallische Elemente außer der Platingruppe“ zu finden.

Chemismus

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In der idealen (theoretischen) Zusammensetzung besteht Belendorffit (Cu7Hg6) aus Kupfer (Cu) und Quecksilber (Hg) im Stoffmengenverhältnis von 7 : 6, was einem Massenanteil (Gewichts-%) von 26,99 Gew.-% Cu und 73,01 Gew.-% Hg entspricht.[10]

Insgesamt 10 Mikrosondenanalysen am Typmaterial vom Moschellandsberg ergaben eine nur leicht abweichende Zusammensetzung von durchschnittlich 25,61 Gew.-% Cu und 74,06 Gew.-% Hg. Dies korrespondiert mit der empirischen Formel Cu6,78Hg6,22.[4]

Kristallstruktur

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Belendorffit kristallisiert in der trigonalen Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 160)Vorlage:Raumgruppe/160 mit den unvollständig bestimmten Gitterparametern a = 9,4082(4) Å und unbekannter Größe für b. Dafür wurde für den Winkel α ein Wert von 90,472(5)° bestimmt. Die Elementarzelle enthält vier Formeleinheiten.[4]

Bildung und Fundorte

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Belendorffit bildet sich in Quecksilber-Lagerstätten, wo er entsprechend mit Quecksilber vergesellschaftet auftritt.[6]

Bisher (Stand: 2020) konnte das Mineral außer an seiner Typlokalität Moschellandsberg im Donnersbergkreis in Deutschland nur noch am ebenfalls in Rheinland-Pfalz liegenden Potzberg im Landkreis Kusel gefunden werden. Die einzigen weiteren bekannten Fundorte sind die Gruben „Adolf“ sowie „Andrássy I.“ und „Andrássy III.“ bei Rudabánya im ungarischen Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén.[11]

Siehe auch

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Literatur

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  • Tommie Lindahl, Sven Westman: The structure of the rhombohedral gamma brass like phase in the copper-mercury system. In: Acta Chemica Scandinavica. Band 23, 1969, S. 1181–1190 (englisch, actachemscand.org [PDF; 808 kB; abgerufen am 27. September 2020]).
  • H.-J. Bernhardt, K. Schmetzer: Belendorffite, a new copper amalgam dimorphous with kolymite. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. 1992, S. 21–28 (englisch).
  • John Leslie Jambor: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 77, 1992, S. 1305–1309 (englisch, rruff.info [PDF; 548 kB; abgerufen am 27. September 2020]).
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Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. David Barthelmy: Belendorffit Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 27. September 2020 (englisch).
  4. a b c d John Leslie Jambor: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 77, 1992, S. 1305–1309 (englisch, rruff.info [PDF; 548 kB; abgerufen am 27. September 2020]).
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. a b c d e Belendorffite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 64 kB; abgerufen am 27. September 2020]).
  7. R. Kurtz: Tpymaterial Belendorffit der Ruhr-Universität Bochum. In: typmineral.uni-hamburg. Universität Hamburg, 8. August 2020, abgerufen am 27. September 2020.
  8. R. Kurtz: Tpymaterial Belendorffit des Naturhistorischen Museums Mainz. In: typmineral.uni-hamburg. Universität Hamburg, 8. August 2020, abgerufen am 27. September 2020.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Belendorffit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 27. September 2020.
  11. Fundortliste für Belendorffit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 27. September 2020.