Ein deutsches Requiem

Werk des Komponisten Johannes Brahms
(Weitergeleitet von Brahms-Requiem)

Ein deutsches Requiem nach Worten der Heiligen Schrift, op. 45, ist ein Werk des Komponisten Johannes Brahms für Sopran- und Bariton-Solo, Chor und Orchester. Es wurde zwischen 1865 und 1868 komponiert. In der endgültigen Fassung besteht es aus sieben Sätzen.

Johannes Brahms um 1866

Gattung und Textauswahl

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Unter einem Requiem versteht man gemeinhin die Liturgie der Totenmesse der katholischen Kirche bzw. kirchenmusikalische Kompositionen zum Totengedenken. Der im evangelisch-lutherischen Hamburg groß gewordene Brahms orientierte sich bei der Auswahl seiner Texte nicht am traditionellen Kanon des Requiems als Totenmesse, sondern wählte aus Texten des Alten und Neuen Testamentes in der Fassung der Lutherbibel vor allem solche aus, in denen der Trost der Hinterbliebenen im Mittelpunkt steht. Brahms gestaltete sein Deutsches Requiem nicht als Trauermusik, sondern zum Trost derer, „die da Leid tragen“, also als eine von Ernst, Würde und Zuversicht getragene Musik für die Lebenden. Der kirchenmusikalischen Gattung des Requiems kann und soll das Werk deshalb nicht gerecht werden; von der Anlage – vor allem der Besetzung – her kann man es eher als Oratorium bezeichnen, wenn auch die dramatische Komponente fehlt. In der Textabfolge knüpft es am ehesten an die evangelische Motette früherer Zeiten an.

Besetzung

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Gesang: Solo-Sopran, Solo-Bariton und vierstimmiger Chor.

Orchester: zwei Flöten, Piccoloflöte, zwei Oboen, zwei Klarinetten in A und B, zwei Fagotte, Kontrafagott ad libitum, vier Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen, Tuba, Pauken, zwei Harfen (unisono), Streicher, Orgel ad libitum. – Diese Orgelstimme fehlt zwar in der Partitur des Erstdrucks, wurde dem Stimmensatz jedoch beigefügt. Sie stammt von Joh. Brahms selbst. Die Kontrafagott-Stimme wurde nach Brahms’ Anweisung, die sich in seinem Handexemplar finden, herausgeschrieben und zunächst nur den Wiener Stimmen beigelegt, die er für seine Aufführungen verwendete. Im Erstdruck findet sich nirgends ein Hinweis darauf, erst die Partitur der Gesamtausgabe [ed. Eusebius Mandyczewski] fügte diese um 1927 hinzu.

Entstehungsgeschichte

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1858 vertonte Johannes Brahms erstmals geistliche Texte (Ave Maria op. 12 und Begräbnisgesang op. 13). 1861 begann er dann mit der Zusammenstellung der Texte zu dem Requiem. Zunächst entstanden die Texte der Sätze I–IV; diese notierte Brahms auf der Rückseite des vierten Liedes seiner Magelonen-Romanzen op. 33. Ebenfalls 1861 komponierte er die ersten beiden Sätze. Nach dem Tod der Mutter 1865 scheint er die Arbeit an dem Werk wiederaufgenommen zu haben, im Frühjahr 1865 entstand der IV. Satz, diesen sandte Brahms als Klavierauszug an Clara Schumann. Satz III ist wohl während eines längeren Aufenthaltes bei dem Freund und Fotografen Julius Allgeyer in Karlsruhe entstanden, die Sätze VI und VII wohl im Sommer des Jahres 1866 in Lichtenthal (bei Baden-Baden) und/oder in Winterthur. Der heutige Satz V wurde erst im Mai 1868 komponiert und nach den ersten Aufführungen in das Werk eingefügt. (Siehe Johannes Brahms und die Schweiz).

Ein Briefwechsel dem Verleger Jakob Melchior Rieter-Biedermann vom November 1867 belegt Brahms' Absicht, das Requiem in Basel uraufführen zu wollen. Dorthin pflegte Brahms enge Kontakte mit dem Mäzen Friedrich Riggenbach-Stehlin, bei dessen Hauskonzerten er einige Sätze aus dem Requiem im Klavierauszug aufführte. Zur eigentlichen Uraufführung kam es jedoch nicht, Brahms bemerkte: „Die Basler sind von einer so unpraktischen Weitläufigkeit, dass das wohl nichts wird. Und ich wäre gar gerne zum Frühling in Ihre Gegend gegangen. Dagegen will man das Requiem in Bremen durchaus aufführen […]“[1]

Die ersten drei Sätze – mehr wollte man dem Publikum „nicht zumuten“ – wurden Anfang Dezember 1867 durch den Wiener Singverein in einem Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien uraufgeführt. Der Behauptung, die Aufführung habe einen „eklatanten Misserfolg“ erlebt, widerspricht ein Brief von Brahms’ Freund Joseph Joachim an seine Frau (1. Dezember 1867); dort ist die Rede davon, das Publikum habe „mit Theilnahme“ zugehört, „eine kompakte kleine Partei“ sogar „mit Weihe und Enthusiasmus“, während „einiges zischendes Gesindel […] den Sieg nicht erringen“ konnte. Der Beifall habe so lange angehalten, bis Brahms „vom Saal über die Treppe in’s Orchester“ gekommen sei. Ein Problem der Aufführung, die von Eduard Hanslick insgesamt durchaus positiv rezensiert wurde, war, dass der Paukist beim langen Orgelpunkt der Schlussfuge von Nr. 3 („Der Gerechten Seelen“) viel zu laut spielte.

Weitaus mehr Anklang fand die erstmalige Aufführung der vorläufig vollendeten Komposition: Das damals noch sechssätzige Werk wurde in seiner Gesamtheit erstmals am Karfreitag, dem 10. April 1868, im Bremer Dom unter der musikalischen Leitung von Brahms aufgeführt, nach Einstudierung durch den Bremer Domkapellmeister Carl Martin Reinthaler. Der bei diesem Konzert noch fehlende fünfte Satz wurde erst danach eingefügt. Das vollständige Werk erlebte am 18. Februar 1869 seine Uraufführung im Leipziger Gewandhaus durch den GewandhausChor; allerdings hatte es am 3. Januar 1869 bereits eine private Aufführung der Klavierauszugversion mit kleinem Chor und Solisten in Dessau gegeben, wie Brahms von seinem Freund Adolf Schubring erfuhr.

Struktur

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Durch die Einfügung von Satz V ergibt sich eine symmetrische Struktur um den Satz IV, der die „lieblichen Wohnungen des Herrn“ beschreibt. Satz I und VII beginnen mit „Selig sind …“, wobei Satz I den Seligpreisungen der Bergpredigt entnommen ist, Satz VII der Offenbarung des Johannes. Auch musikalisch sind diese beiden – überwiegend verhaltenen – Sätze aufeinander bezogen, besonders am Ende. Die Sätze II und VI sind dramatisch konzipiert, Satz II betont die Vergänglichkeit („Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“), Satz VI die Auferstehung („Siehe, ich sage euch ein Geheimnis“). Die Sätze III und V werden von einer Solostimme begonnen. In Satz III bittet der Bariton („Herr, lehre doch mich“), der Chor wiederholt mehrfach verallgemeinernd den Text. In Satz V dagegen singen die Sopranistin und der Chor unterschiedlichen Text, „Ihr habt nun Traurigkeit“ gegenüber „Ich will euch trösten“. Im ganzen Werk singen die Solisten, anders als zum Beispiel in barocken Oratorien, keine Arien, sondern sind Teil der Gesamtarchitektur. Fast alle Sätze – mit Ausnahme von IV und VII – beruhen auf einer Folge mehrerer Bibelworte, die jeweils sinnvoll von Leid und Trauer zum Trost führen. Das letzte Wort ist – wie das erste – „selig“.

Text und Musik

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Die folgende Tabelle listet innerhalb der Sätze die Zeilenanfänge für neuen Text. Wechsel in der biblischen Quelle bedingen oft auch einen Wechsel im Charakter der Musik, der durch Tonart, Tempo und Takt beschrieben wird. Der Chor singt vierstimmig, mit Ausnahme einiger Akkorde, und ist fast pausenlos Träger des Geschehens. Brahms fand für einige Sätze deutsche Beschreibungen für Tempo und Ausdruck, andere bezeichnete er mit üblichen italienischen Angaben.

Text Solo Tonart Tempo Takt Bibel
I  
Selig sind, die da Leid tragen F-Dur Ziemlich langsam und mit Ausdruck 44 Mt 5,4 LUT
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten Des-Dur Ps 126,5–6 LUT
Selig sind, die da Leid tragen F-Dur
II  
Denn alles Fleisch, es ist wie Gras b-Moll Langsam, marschmäßig 34 1 Petr 1,24 LUT
So seid nun geduldig Ges-Dur Etwas bewegter Jak 5,7 LUT
Denn alles Fleisch, es ist wie Gras b-Moll Tempo I
Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit B-Dur Un poco sostenuto 1 Petr 1,25a LUT
Die Erlöseten des Herrn werden wiederkommen B-Dur Allegro non troppo 44 Jes 35,10a LUT
ewige Freude B-Dur Tranquillo Jes 35,10b LUT
III  
Herr, lehre doch mich Bar d-Moll Andante moderato 22 Ps 39,5–6a LUT
Ach, wie gar nichts Bar F-Dur 32 Ps 39,6b–8a LUT
Ich hoffe auf dich D-Dur Ps 39,8b LUT
Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand D-Dur 42 Weish 3,1 LUT
IV  
Wie lieblich sind deine Wohnungen Es-Dur Mäßig bewegt 34 Ps 84,2–3 LUT und 84,5 LUT
V  
Ihr habt nun Traurigkeit Sop G-Dur Langsam 44 Joh 16,22 LUT
Ich will euch trösten D-Dur Jes 66,13a LUT
Sehet mich an Sop B-DurH-Dur Sir 51,27 LUT
Ich will euch trösten H-DurD-Dur
Ihr habt nun Traurigkeit Sop stark modulierend
Ich will euch trösten G-Dur
VI  
Denn wir haben hie keine bleibende Statt c-Moll Andante 44 Hebr 13,14 LUT
Siehe, ich sage euch ein Geheimnis Bar c-Mollfis-Mollc-Moll 1 Kor 15,51–52a LUT
Denn es wird die Posaune schallen c-Moll Vivace 34 1 Kor 15,52b LUT
Dann wird erfüllet werden Bar 1 Kor 15,54b LUT
Der Tod ist verschlungen in den Sieg sehr stark modulierend 1 Kor 15,54c–55 LUT
Herr, du bist würdig C-Dur Allegro 42 Offb 4,11 LUT
VII  
Selig sind die Toten F-Dur Feierlich 44 Offb 14,13b LUT
Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen A-Dur Offb 14,13c LUT
Selig sind die Toten F-Dur

Musikalische Details

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Nr. Informationen Aufnahme[2]
1 Chor: Selig sind, die da Leid tragen
Tonart Taktart Bezeichnung
F   Ziemlich langsam und mit Ausdruck (Takt 1–158)
anhören/?
2 Chor: Denn alles Fleisch, es ist wie Gras
Tonart Taktart Bezeichnung
b 34 Langsam, marschmäßig sempre legato mezza voce (Takt 1–43)
sempre legato (Takt 43–74)
Ges Etwas bewegter dolce espr. (Takt 74–126)
b Tempo I (exakte Wdh. 1–74)
B Un poco sostenuto (Takt 198–205)
  Allegro non troppo (Takt 206–302)
tranquillo (Takt 303–337)
anhören/?
3 Bariton und Chor: Herr, lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss.
Tonart Taktart Bezeichnung
d   Andante moderato (Takt 1–104)
F 32 (Takt 105–163)
D (Takt 164–172)
  (Takt 173–208)
anhören/?
4 Chor: Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth
Tonart Taktart Bezeichnung
Es 34 Mäßig bewegt (Takt 1–179)
anhören/?
5 Sopran: Ihr habt nun Traurigkeit
Chor: Ich will euch trösten
Tonart Taktart Bezeichnung
G   Langsam (Takt 1–82)
anhören/?
6 Chor: Denn wir haben hie keine bleibende Statt
Bariton: Siehe, ich sage euch ein Geheimnis
Tonart Taktart Bezeichnung
c   Andante (Takt 1–31)
fis (Takt 32–71) [ab Takt 68 accelerando]
c (Takt 72–81)
34 Vivace (Takt 82–207)
C   Allegro (Takt 208–349)
anhören/?
7 Chor: Selig sind die Toten
Tonart Taktart Bezeichnung
F   Feierlich (Takt 1–47)
A (Takt 48–101)
F (Takt 102–166)
anhören/?

Bearbeitungen

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Die sogenannte Londoner Fassung des Requiems ist eine Bearbeitung für Chor und Klavier. Zur Entstehung dieser Fassung existieren unterschiedliche Meinungen. Gemeinhin wird sie als eine eigenhändige Bearbeitung Brahms’ für die erste Aufführung des Werks in London 1871 bezeichnet.[3] Neueren Forschungen[4] zufolge wurde für diese Aufführung ein bereits 1869 von Brahms selbst veröffentlichtes vierhändiges Klavierarrangement[5] verwendet, das eigentlich für das heimische Musizieren ohne Chor vorgesehen war. Der Chorpart wurde hierfür nur teilweise aus den Klavierstimmen gestrichen.

Theodor Kirchner schrieb eine Fassung für Klavier solo. Robert Schaab schuf eine Konzertfassung für Orgel der Sätze IV („Wie lieblich sind deine Wohnungen“) und VI („Denn wir haben hie keine bleibende Statt“).

Heinrich Poos schrieb eine Bearbeitung für Soli, Chor, zwei Klaviere und Pauken. 2010 hat Ingo Schulz das Werk in einer für Kammerorchester und Chor übertragenen Fassung veröffentlicht.[6] Diese ist von den gesetzten Noten her sehr nah am Originalwerk, hat jedoch ein deutlich verkleinertes Instrumentarium. Das Aufführungsmaterial dieser Version ist online frei verfügbar.[7] Ebenfalls 2010 veröffentlichte Joachim Linckelmann eine Fassung für Kammerorchester und Chor im Carus-Verlag.[8]

Wilhelm Kaiser-Lindemann hat den IV. Satz „Wie lieblich sind deine Wohnungen“ für die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker arrangiert, die die Bearbeitung erstmals in der Tonhalle Düsseldorf am 4. Juni 2012 aufführten.[9] Das Aufführungsmaterial hierzu ist bei euthentic edition erschienen.[10]

Auf Basis einer 1963 erstellten Vorlage des Amerikaners Norris L. Stephens wurde vom St. Galler Domorganist Willibald Guggenmos 2014 eine Fassung für Chor, Orgel und Pauke geschaffen.

Rezeption

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Bereits zu Lebzeiten von Johannes Brahms wurde sein religiöser Hintergrund thematisiert. So bewertete Heinrich von Herzogenberg sein Œuvre als Zeugnis eines „kern-protestantischen und tiefreligiösen Mannes“. Während der Vorbereitungen zur Uraufführung des Requiems bemerkte Carl Martin Reinthaler in einem Briefwechsel mit ihm, dass in der Textzusammenstellung der Hinweis auf Jesus Christus fehle. Brahms antwortete lediglich, er habe auf diese Verweise „mit allem Wissen und Willen“ verzichtet.[11] Da seine geistlichen Werke auf eine liturgische Bindung verzichten und nicht im kirchlichen Auftrag komponiert wurden, sind sie als autonome Kunst zu sehen, die im 19. Jahrhundert im Zuge der Säkularisierung zunehmend an Bedeutung gewann. Brahms war durch den enthusiastischen Artikel Neue Bahnen, den Robert Schumann in seiner Neuen Zeitschrift für Musik veröffentlicht hatte, bereits sehr früh mit einer gleichsam kunstreligiösen Erwartungshaltung konfrontiert und in die Rolle des musikalischen Messias gedrängt worden. Er selbst widersetzte sich der religiösen Erhöhung der Kunst und verwendete in diesem Zusammenhang gegenüber Clara Schumann den Begriff Menschenwerk.[12]

Im Spannungsfeld zwischen Liberalismus und politischem Katholizismus, in Wien etwa durch den antisemitischen Journalisten Albert Wiesinger vertreten, wurde er dem liberalen Lager zugerechnet.[12] Brahms selbst gab zu, den inneren „Theologen … nicht los werden“ zu können, charakterisierte seine Textauswahl auf der anderen Seite allerdings als heidnisch.[11]

Clara Schumann schrieb in einem Brief an Johannes Brahms, nachdem sie die Noten des 6. und 7. Satzes von ihm erhalten hatte: „Zu erzählen gibt es hier wenig, aber sagen muß ich Dir noch, daß ich ganz und gar erfüllt bin von Deinem Requiem, es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend. Ich kann’s, wie Du ja weißt, nie so recht in Worte fassen, aber ich empfinde den ganzen reichen Schatz dieses Werkes bis ins Innerste, und die Begeisterung, die aus jedem Stücke spricht, rührt mich tief, daher ich mich auch nicht enthalten kann es auszusprechen. … Ach könnte ich es hören, was gäb ich wohl darum“.[13]

Der schwer zu begeisternde Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick urteilte hymnisch: „Seit Bachs h-Moll-Messe und Beethovens Missa solemnis ist nichts geschrieben worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms’ deutsches Requiem zu stellen vermag“.

Das Requiem wurde der Durchbruch für den gerade 33-jährigen Komponisten und eines seiner populärsten Werke.

Einspielungen (Auswahl)

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Jahr Dirigent Sopran Bariton Chor Orchester Label Anmerkung
1943 Arturo Toscanini Vivien Della Chiesa Herbert Janssen Westminster Choir NBC Symphony Orchestra Naxos Live-Aufnahme 24. Januar 1943
1947 Herbert von Karajan Elisabeth Schwarzkopf Hans Hotter Wiener Singverein Wiener Philharmoniker EMI
1948 Wilhelm Furtwängler Kerstin Lindberg-Torlind Bernhard Sönnerstedt Musikaliska Sallskapet Kör Stockholms Konsertförenings Orkester Archipel Desert Island Collection Stockholm, 19. November 1948
1954 Bruno Walter Irmgard Seefried George London Westminster Choir New Yorker Philharmoniker Sony
1955 Rudolf Kempe Elisabeth Grümmer Dietrich Fischer-Dieskau Chor der St. Hedwigs-Kathedrale Berliner Philharmoniker EMI
1957 Herbert von Karajan Lisa della Casa Dietrich Fischer-Dieskau Wiener Singverein Wiener Philharmoniker ORFEO International Salzburg, 23. August 1957
1957 Sergiu Celibidache Agnes Giebel Hans Hotter Chor des Kölner Rundfunks Sinfonieorchester des Kölner Rundfunks Audiophile Classics Köln, 28. Oktober 1957
1960 Sergiu Celibidache Agnes Giebel Hermann Prey Coro di Milano della RAI Orchestra Sinfonica di Milano della RAI IDIS Live-Aufnahme Mailand, 19. Februar 1960
1961 Otto Klemperer Elisabeth Schwarzkopf Dietrich Fischer-Dieskau Philharmonia Chorus Philharmonia Orchestra EMI
1964 Herbert von Karajan Gundula Janowitz Eberhard Waechter Wiener Singverein Berliner Philharmoniker Deutsche Grammophon
1967 Ernest Ansermet Agnes Giebel Hermann Prey Chorale de la Suisse Romande Orchestre de la Suisse Romande Decca Records
1968 Erich Leinsdorf Montserrat Caballé Sherrill Milnes New England Conservatory Chorus Boston Symphony Orchestra RCA
1971 Matthias Büchel Herrat Eicker Bernd Weikl Chor des Musikvereins Gütersloh Nordwestdeutsche Philharmonie Eurodisc
1972 Daniel Barenboim Edith Mathis Dietrich Fischer-Dieskau Edinburgh Festival Chorus London Philharmonic Orchestra Deutsche Grammophon
1976 Herbert von Karajan Anna Tomowa-Sintow José van Dam Wiener Singverein Berliner Philharmoniker EMI
1977 Lorin Maazel Ileana Cotrubaș Hermann Prey New Philharmonia Chorus New Philharmonia Orchestra Sony
1978 Carlo Maria Giulini Ileana Cotrubaș Dietrich Fischer-Dieskau Edinburgh International Festival Chorus London Philharmonic Orchestra BBC Music
1978 Rafael Kubelik Edith Mathis Wolfgang Brendel Chor des Bayerischen Rundfunks Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks audite Live-Aufnahme München, Herkulessaal der Residenz, 29. September 1978
1983 Giuseppe Sinopoli Lucia Popp Wolfgang Brendel Prager Philharmonischer Chor Tschechische Philharmonie Deutsche Grammophon
1983 Herbert von Karajan Barbara Hendricks José van Dam Wiener Singverein Wiener Philharmoniker Deutsche Grammophon
1985 Herbert Kegel Mari Anne Häggander Siegfried Lorenz Rundfunkchor Leipzig Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig Capriccio
1985 Georg Solti Kiri Te Kanawa Bernd Weikl Chicago Symphony Chorus Chicago Symphony Orchestra Decca Records
1987 Carlo Maria Giulini Barbara Bonney Andreas Schmidt Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor Wiener Philharmoniker Deutsche Grammophon
1991 Helmuth Rilling Donna Brown Gilles Cachemaille Gächinger Kantorei Stuttgart Bach-Collegium Stuttgart Hänssler Classic
1993 Roger Norrington Lynne Dawson Olaf Bär The Schütz Choir of London The London Classical Players EMI
1995 Kurt Masur Sylvia McNair Håkan Hagegård Westminster Symphonic Choir New Yorker Philharmoniker Teldec Live-Aufnahme New York, 1995
1996 Philippe Herreweghe Christiane Oelze Gerald Finley Collegium Vocale Gent Orchestre des Champs-Elysees Harmonia Mundi
2007 Simon Rattle Dorothea Röschmann Thomas Quasthoff Rundfunkchor Berlin Berliner Philharmoniker EMI
2010 Nikolaus Harnoncourt Genia Kühmeier Thomas Hampson Arnold Schoenberg Chor Wiener Philharmoniker Red Seal
2012 John Eliot Gardiner Katharina Fuge Matthew Brook Monteverdi Choir Orchestre Révolutionnaire et Romantique Soli Deo Gloria
2015 Mariss Jansons Genia Kühmeier Gerald Finley Groot Omroepkoor Concertgebouw-Orchester RCO
2016 Jan Willem de Vriend Renate Arends Thomas Oliemans Rotterdam Symphony Chorus Residentie Orkest Challenge Classics Live-Aufnahme Scheveningen, 2016
2018 Paavo Järvi Valentina Farcas Mathias Goerne State Choir Latvija Deutsche Kammerphilharmonie Bremen CMajor Live-Aufnahme St. Petri Dom Bremen, 10. April 2018.

Einspielungen von Bearbeitungen

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  • 2010 Coviello Classics: Simon Halsey (Dirigent), Rundfunkchor Berlin (Fassung für Klavier zu vier Händen von Johannes Brahms in einer Bearbeitung für Chor, Soli und Klavierduo von Phillip Moll), Marlis Petersen (Sopran), Konrad Jarnot (Bariton), Philip Mayers, Phillip Moll (Klavier)
  • 2010 musik-art: Ingo Schulz (Dirigent), Stefanie Wüst, Alban Lenzen, Ölberg-Chor (Fassung für Kammerorchester von Ingo Schulz [2010])

Literatur

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  • Ein deutsches Requiem nach Worten der heil. Schrift für Soli, Chor und Orchester (Orgel ad libitum); op. 45. Partitur. Rieter-Biedermann, Leipzig (u. a.) [1868] (Digitalisat der Erstausgabe, Exemplar der Stadtbibliothek Lübeck mit Widmung des Plöner Gesangvereins an Carl Stiehl).
  • Klaus Blum: Hundert Jahre Ein deutsches Requiem von Johannes Brahms. Entstehung, Uraufführung, Interpretation, Würdigung. Schneider, Tutzing 1971, ISBN 3-7952-0108-X.
  • Norbert Bolin: Johannes Brahms. Ein deutsches Requiem (= Schriftenreihe der Internationalen Bachakademie Stuttgart. Band 13). Bärenreiter, Kassel 2009, ISBN 978-3-7618-1917-3.
  • Dieter Feldtmann: Johannes Brahms – ein deutsches Requiem in Hamburg: Eine Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte. Lang, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-631-62441-8.
  • Michael Heinemann: Johannes Brahms. Ein deutsches Requiem nach Worten der Heiligen Schrift, op. 45. Eine Einführung. Hainholz, Göttingen 1998, ISBN 3-932622-36-7.
  • Sven Hiemke: Johannes Brahms. Ein deutsches Requiem (= Bärenreiter Werkeinführungen). Bärenreiter, Kassel 2018, ISBN 978-3-7618-1251-8.
  • Michael Musgrave: Brahms, A German Requiem. Cambridge University Press, New York 1996, ISBN 0-521-40995-0.
  • Helmuth Rilling: Johannes Brahms, Ein deutsches Requiem. Carus, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-89948-280-5.
  • Wolfgang Sandberger (Hrsg.): „Ich will euch trösten …“ Johannes Brahms – Ein deutsches Requiem (= Veröffentlichungen des Brahms-Instituts an der Musikhochschule Lübeck. Band 6). Edition Text+Kritik, München 2012, ISBN 978-3-86916-218-8.
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Commons: Ein deutsches Requiem – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Ein deutsches Requiem – Quellen und Volltexte
  • Literatur von und über Ein deutsches Requiem im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Ein deutsches Requiem: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
  • Ein deutsches Requiem: MIDI/MP3-Format, mit Übungsdateien für Choristen
  • Ein deutsches Requiem beim Brahmsinstitut der Musikhochschule Lübeck
  • UC Davis: Johannes Brahms: Requiem auf YouTube, 13. März 2009, abgerufen am 15. April 2022 (Video einer kompletten Aufführung; 1:15:49 Std.).
  • Traduction de chants de Brahms. Traduction du Requiem allemand de Brahms. In: evv.ch. L'Ensemble Vocal De Villars-Sur-Glâane, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Juli 2016; (französisch, deutsch, biblische Referenzen des deutschen Textes mit Übersetzung auf Französisch; mit Link zum PDF; 108 kB (Memento vom 31. Juli 2016 im Internet Archive)).

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Siegfried Schibli: Wie Bremen Basel überholte. In: Seelentrost. Programmheft des Sinfonieorchesters Basel, Nr. 7 (2021/2022). Abgerufen am 16. Februar 2024.
  2. Die Aufnahme wurde 2001 von The Holden Consort Orchestra and Choir eingespielt.
  3. Vgl. z. B. Nicolas Radulescu über die Klavierfassung von Brahms’ Requiem (Memento vom 9. März 2016 im Internet Archive).
  4. Michael Struck: Requiem in wechselnden Gestalten – Werk-, Gebrauchs-, Phantom- und Aufführungsfassungen. In: Wolfgang Sandberger (Hrsg.): „Ich will euch trösten…“. Johannes Brahms – Ein deutsches Requiem. Symposion – Ausstellung – Katalog. Edition Text+Kritik, München 2012, S. 27–32.
  5. Leonard Van Camp: A Practical Guide for Performing, Teaching, and Singing the Brahms Requiem. Lawson-Gould Music Publishers, New York 2002, ISBN 0-7579-9859-3, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem. Programmheft der Uraufführung der Fassung für Kammerorchester und Chor von Ingo Schulz, „Loses Blatt“, Berlin 2010.
  7. musik art - die Noten. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
  8. Katalogeintrag bei Carus (Memento vom 17. Januar 2013 im Internet Archive).
  9. DIE 12 CELLISTEN … … der Berliner Philharmoniker Montag, 04. Juni, 20 Uhr, Tonhalle, Ehrenhof 1, 40479 Düsseldorf. In: tonhalle.de. Tonhalle Düsseldorf, Mai 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Juni 2012; abgerufen am 2. Dezember 2021.
  10. Brahms, Johannes: „Wie lieblich sind deine Wohnungen“ aus op. 45 für 12 Violoncelli mit Kb. ad lib. In: euthentic.eu. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
  11. a b Zit. nach Jan Brachmann: Brahms zwischen Religion und Kunst. In: Wolfgang Sandberger (Hrsg.): Brahms-Handbuch. Metzler/Bärenreiter, Stuttgart/Kassel 2009, ISBN 978-3-476-02233-2, S. 129.
  12. a b Jan Brachmann: Brahms zwischen Religion und Kunst. In: Wolfgang Sandberger (Hrsg.): Brahms-Handbuch. Metzler/Bärenreiter, Stuttgart/Kassel 2009, ISBN 978-3-476-02233-2, S. 129.
  13. Frank Reinisch: Nachwort. In: Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem. Klavierauszug (= Edition Breitkopf. 6071). Breitkopf & Härtel, Wiesbaden o. J., S. 96.