Friedrich Franz von Grote

deutscher NS-Agrarfunktionär, Gutsbesitzer und SS-Oberführer
(Weitergeleitet von Friedrich Franz Graf Grote)

Friedrich Franz Graf von Grote (* 7. Oktober 1901 in Berlin; † 31. März 1942 bei Pekachino/Demjansk/Russland) war ein deutscher NS-Agrarfunktionär, Gutsbesitzer und SS-Oberführer.

Friedrich Franz Graf Grote entstammte dem alten niedersächsischen Adelsgeschlecht Grote. Seine Schulzeit erlebte er mit seiner jüngeren Schwester Antoinette-Julia, später verheiratete Prinzessin zu Wied, im schweizerischen Davos, auf dem Fridericianum. Das war ein Deutsches Gymnasium mit Real-Abteilungen und fungierte als eine Art Schulsanatorium.[1]

Als Pächter bei seinem Vater und später als Gutsbesitzer war er Eigentümer der mecklenburgischen Güter Varchentin, Deven (seit 1. April 1942 zu Demmin), Varchow/Malchin. Varchentin übernahm er von seinem Verwandten Adolf von Grote. Zum Schlossgut gehörten über 1740 Hektar des umgebenden Landes; praktisch die gesamte Einwohnerschaft der darin liegenden Orte stand in Abhängigkeit zur gräflichen Familie. Die Gutsbesitzungen Varchentin als Fideikommissstiftung mit Carolinenhof und Marienberg konnten nach dem amtlich publizierten Landwirtschaftlichen Adressbuch für Mecklenburg bis vor der großen Wirtschaftskrise 1929/1930 stabil gehalten werden. Deven wiederum war ein Allodgut mit einer Größe von 434 ha.[2] Nachweislich arbeitete Grote mit den Artamanen zusammen, die in Varchentin ein Schulungslager errichten durften.[3]

Neben seiner Tätigkeit als Gutsbesitzer engagierte sich Grote noch in der „Systemzeit“ (Weimarer Republik) für die Nationalsozialisten und war damit ein „Alter Kämpfer“. In die NSDAP trat er zum 1. Dezember 1931 ein (Mitgliedsnummer 851.877).[4] Nach der „Machtergreifung“ machte Grote schnell Karriere auf dem Agrarsektor. Zunächst war er ab 1933 Vorsitzender[5] bzw. Präsident der Landwirtschaftskammer Mecklenburg in Rostock und nach deren Abwicklung ab 1933 Landeshauptabteilungsleiter der Landesbauernschaft Mecklenburg, die 1936 nach Güstrow zog. Von mindestens 1937 bis zum Juni 1940 stand er dieser als Landesbauernführer – dem höchsten Amt auf Landes- und Provinzebene innerhalb des Reichsnährstandes – vor. In dieser Funktion war er ab dem 27. August 1939 Leiter des neugegründeten Landesernährungsamtes Mecklenburg. Von 1940 bis 1941 war er außerdem Leiter des Amtes für Agrarpolitik in der Gauleitung Mecklenburg der NSDAP unter Gauleiter Friedrich Hildebrandt.

Bereits im Sommer 1935 trat Graf Grote-Varchentin der SS (SS-Nummer 194.300)[6] bei und erhielt umgehend den Offiziersdienstgrad eines Untersturmführers, vergleichbar in etwa mit dem Leutnant beim Heer. In rascher Folge wurde er jährlich befördert, zuletzt 1938 zum Standartenführer. Als Dienststellung wird er beim Rasse- und Siedlungshauptamt in Berlin geführt.[7]

Nach dem Überfall auf die Niederlande im Rahmen des Westfeldzuges (Fall Gelb) wurde Grote Leiter der Abteilung Landwirtschaft und Ernährung beim Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete in Den Haag. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa) am 22. Juni 1941 begann Grotes Kriegseinsatz als Leutnant und Führer eines Skijagdkommandos im Infanterie-Regiment 48. Grote erhielt dort am 9. November 1941 den Rang eines SS-Oberführers. Im Frühjahr 1942 fiel Grote an der Ostfront, wahrscheinlich während der Kesselschlacht von Demjansk.

Seine amerikanischstämmige Gattin Rachel Derby-Smith[8] konnte vor dem Eintreffen der Roten Armee auf dem Mecklenburger Gut mit den fünf Kindern in die USA emigrieren.

Literatur

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Jahresbericht über das Fridericianum zu Davos. Deutsches Gymnasium mit Real-Abteilungen (Schulsanatorium). XXXVIII. Schuljahr 1915/16. Gedruckt in der Buchdruckerei Davos A-G., Davos 1916, S. 21 (uni-duesseldorf.de).
  2. Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV, Mecklenburg. In: Paul Niekammer. 4. Auflage. Band IV. Niekammer`s Güter-Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1928, S. 101–116 (g-h-h.de).
  3. Artur Jost Pfleghar: Artamanen auf Varchentin. In: Mecklenburgische Monatshefte, Jg. 9 (1933), Nr. 107 (November), S. 545–546.
  4. Bundesarchiv R 9361-III/527619
  5. Beate Behrens: Mit Hitler zur Macht. Aufstieg des Nationalsozialismus in Mecklenburg und Lübeck 1922 - 1933. 1. Auflage. Neuer Hochschschulschriftenverlag, Rostock 1998, ISBN 978-3-929544-52-7, S. 134–173 (d-nb.info).
  6. Liste, Nr. 351, SS-Oberführer der Allgemeinen SS. Stand 2021.
  7. Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP. Stand vom 1. Dezember 1938, mit Berichtigungsheft: Stand vom 15. Juni 1939. In: Schutzstaffel der NSDAP-Personalkanzlei/Reprint Brün Meyer (Hrsg.): Rangliste. Reprint der Ausgabe 1938/1939 Auflage. , Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Berlin 1938 und 1939, Friedrich Graf Grote No.: 636. Biblio-Verlag, Osnabrück 1996, ISBN 978-3-7648-2487-7, S. 38 (d-nb.info).
  8. Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler, Friedrich Wilhelm Freiherr von Lyncker und Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / A (Uradel) 1973. In: Deutsches Adelsarchiv e. V.; bearbeitet unter Aufsicht des Ausschusses für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände (Hrsg.): GHdA (Genealogisches Handbuch des Adels) Gesamtreihe von 1951 bis 2015. Band VII, Nr. 56. C. A. Starke, 1973, ISSN 0435-2408, S. 208 (d-nb.info).