Halytsch

Stadt in der Ukraine
(Weitergeleitet von Halitsch)

Halytsch (ukrainisch Галич; russisch Галич Galitsch, polnisch Halicz; deutsch Halitsch, jiddisch העליטש Heylitsch) ist eine Kleinstadt im Karpatenvorland im Norden der ukrainischen Oblast Iwano-Frankiwsk mit etwa 5900 Einwohnern (2024).[1]

Halytsch
Галич
Wappen von Halytsch
Halytsch (Ukraine)
Halytsch (Ukraine)
Halytsch
Basisdaten
Oblast: Oblast Iwano-Frankiwsk
Rajon: Rajon Iwano-Frankiwsk
Höhe: 222 m
Fläche: 24,67 km²
Einwohner: 6.086 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 247 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 77104
Vorwahl: +380 3431
Geographische Lage: 49° 7′ N, 24° 44′ OKoordinaten: 49° 7′ 26″ N, 24° 43′ 41″ O
KATOTTH: UA26040090010078723
KOATUU: 2621210100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 25 Dörfer
Verwaltung
Adresse: вул І. Франка 3
77100 м. Галич
Statistische Informationen
Halytsch (Oblast Iwano-Frankiwsk)
Halytsch (Oblast Iwano-Frankiwsk)
Halytsch
i1

Geographie

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Halytsch war bis zum Sommer 2020 das Zentrum des gleichnamigen Rajons. Die Stadt liegt am Ufer des Flusses Dnister und wird von der auf einem Hochplateau liegenden Burg Halitsch beherrscht.

Sie verfügt über einen Bahnanschluss und liegt etwa 29 Bahnkilometer bzw. 26 Straßenkilometer in nordöstlicher Richtung vom Oblastzentrum Iwano-Frankiwsk entfernt.

Aus dem Namen Halyčyna wurde zu österreich-ungarischer Zeit der Name für das Kronland Galizien abgeleitet.

Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zusammen mit 25 umliegenden Dörfern zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Halytsch (Галицька міська громада/Halyzka miska hromada)[2] im Rajon Iwano-Frankiwsk, bis dahin bildete sie die Stadtratsgemeinde Halytsch (Галицька міська рада/Halyzka miska rada) im Rajon Halytsch.

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Halytsch Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch polnisch
Bljudnyky Блюдники Блюдники (Bljudniki) Błudniki
Bryn Бринь Брынь Bryń
Demeschkiwzi Демешківці Демешковцы (Demeschkowzi) Demeszkowce
Dorohiw Дорогів Дорогов (Dorogow) Dorohów
Hanniwzi Ганнівці Анновцы (Annowzy) Hanowce
Kolodijiw Колодіїв Колодиев (Kolodijew) Kołodziejów
Komariw Комарів Комаров (Komarow) Komarów
Kosyna Козина Козина (Kosina) Kozina
Krylos Крилос Крылос Kryłos
Kurypiw Курипів Курипов (Kuripow) Kurypów
Medynja Мединя Медыня Medynia
Nimschyn Німшин Немшин (Nemschin) Niemszyn
Ostriw Острів Остров (Ostrow) Ostrów
Perliwzi Перлівці Перловцы (Perlowzy) Perłowce
Poplawnyky Поплавники Поплавники (Poplawniki) Popławniki
Prydnistrowja Придністров'я Приднестровье (Pridnestrowje) -
Pukasswizi Пукасівці Пукасовцы (Pukassowzy) Pukasowce
Salukwa Залуква Залуква (Salukwa) Załukiew
Sapohiw Сапогів Сапогов (Sapogow) Sapahów
Schewtschenkowe Шевченкове Шевченково (Schewtschenkowo) Święty Stanisław
Sokil Сокіл Сокол (Sokol) Sokół
Subotiw Суботів Субботов (Subbotow) Subotów
Temyriwzi Темирівці Темировцы (Temirowzy) Temerowce
Wiktoriw Вікторів Викторов (Wiktorow) Wiktorów
Wyssotschanka Височанка Высочанка Wysoczanka

Geschichte der Stadt

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Karte von 1889
 
Mariä Geburts-Kirche
 
Burg Halitsch

Kiewer Rus

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Seit dem 10. Jahrhundert befand sich nach archäologischen Ausgrabungen eine slawische Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Stadt. Sie war die Siedlung von Handwerkern und Kaufleuten in der Nähe der mächtigen Burganlage von Halitsch, die sich im Gebiet des heutigen Dorfes Krylos an der Lukwa befand.

1140 wurde die Burg Halytsch erstmals in der Ipatjew-Chronik erwähnt. Seit 1144 war sie Sitz der Fürsten von Halytsch. 1188 reichte das Fürstentum bis an die untere Donau und Halitsch wurde kurzzeitig vom ungarischen König Bela III. erobert. Der aus Halytsch vertriebene Fürst Wladimir Jaroslawitsch errang jedoch nach kurzer Zeit die Herrschaft mit polnischer und deutscher Hilfe wieder zurück. Seit 1198 gab es ein Fürstentum Halitsch-Wolhynien. 1215 wurde Kálmán, der Sohn von König Andreas II. von Ungarn, in Halytsch zum König von Galizien und Lodomerien (rex Galiciae et Lodomeriae) gekrönt.

1240 wurde die Stadt von den Truppen der Goldenen Horde niedergebrannt. 1240 heiratete Daniel Romanowitsch von Galizien die Tochter des Großfürsten von Litauen. 1253 ließ er sich im Auftrag des Papstes Innozenz IV. durch einen Legaten zum König von Ruthenien (Rex Russiae) krönen und versprach, den katholischen Glauben in seinem Reich zu verbreiten. 1268 wurde in der Stadt ein Kloster der Dominikaner gegründet.

Königreich Polen

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1349 wurde Halytsch durch den polnischen König Kasimir den Großen erobert. 1367 erhielt Halytsch Magdeburger Stadtrecht.

1569–1772 war das Halitscher Land (Ziemia Halicka, shiemia halitzka) ein Teil der Woiwodschaft Ruthenien.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts versuchten die Tataren mehrmals, die Burg zu erobern, was ihnen schließlich 1621 gelang. Nach einhergehender Zerstörung und anschließendem mühevollen Wiederaufbau blieben nur wenige ruhige Jahre – bereits 1658 erfolgt die endgültige Zerstörung der Burg durch die Tataren.

Kaiserreich Österreich

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1772 fiel das Gebiet der Woiwodschaft Ruthenien an die Habsburgermonarchie (später Österreich-Ungarn), bei dem es als Teil des Kronlandes Königreich Galizien und Lodomerien bis 1918 verblieb. Zwischen 1854 und 1867 war der Ort Sitz einer Bezirkshauptmannschaft[3], danach bis 1918 der Sitz eines Bezirksgerichts des Bezirks Stanislau.

Bereits 1864 erhielt die Stadt einen Bahnanschluss an der Bahnstrecke von Lemberg nach Czernowitz, 1897 folgte noch die Staatsbahnlinie Halicz–Ostrów-Berezowica (endete südlich von Ternopil).

Westukrainische Volksrepublik

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Im November 1918 war die Stadt, nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkriegs, kurzzeitig Teil der Westukrainischen Volksrepublik. Im Polnisch-Ukrainischen Krieg besetzte Polen im Juli 1919 auch die letzten Teile der Westukrainischen Volksrepublik. Am 21. November 1919 sprach der Hohe Rat der Pariser Friedenskonferenz für eine Zeitdauer von 25 Jahren (trotz der Proteste aus Polen)[4] Ostgalizien Polen zu.

Zweite Polnische Republik

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Zwischen den beiden Weltkriegen ab 1919/20 gehörte die Stadt zur Zweiten Polnischen Republik und lag hier ab 1921 als eigenständige Stadt in der Woiwodschaft Stanislau.

1939 wurde sie innerhalb der Sowjetunion Teil der Ukrainischen SSR. Seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ist die Stadt Teil der unabhängigen Ukraine.

Sehenswürdigkeiten

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Ehemalige Kirche St. Anna und das Dominikanerkloster

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Die Kirche St. Anna und das Dominikanerkloster in Halytsch waren ein historischer Komplex der römisch-katholischen Kirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der jetzt nicht mehr existiert. Das Kloster wurde am 14. April 1787 aufgelöst.

Nachdem die Dominikaner 1233 aus Kiew abgedrängt wurden, übernahmen sie in der neuen Hauptstadt des Fürstentums Halytsch-Wolodymyr eine Missionskirche St. Johannes der Täufer. Das Kloster wurde 1238 vom Heiligen Hyazinth von Polen gegründet.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Kloster durch Kosaken- und Tatarenüberfälle zerstört. Im Jahre 1660 hat Andrzej Potocki, der Starost (eine Art Gouverneur oder Gebietsvorsteher) von Galizien und der Kastellan von Krakau, für die Dominikaner ein neues Kloster in Holzbauweise bauen lassen, zusammen mit der Kirche St. Anna.

Marktplatz

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Auf dem Marktplatz ist noch heute das Reiterdenkmal des Gründers der Halyčyna und von Fürst Daniel Romanowitsch von Galizien zu sehen.

Persönlichkeiten

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Historische Quellen

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Wichtigste historische Texte zur Geschichte Halytschs sind

In der Burg Halitsch (heute Dorf Krylos) fand sich das älteste vollständige Evangelium in kirchenslawischer Sprache:

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Commons: Halytsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Київ: 2022-2024. In: Держстат. Kyiv, 2024, abgerufen am 25. Juni 2024 (ukrainisch).
  2. Відповідно до Закону України "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Івано-Франківської області
  3. Reichsgesetzblatt vom 24. April 1854, Nr. 111, Seite 401
  4. І. Дацків: Дипломатія ЗУНР на Паризькій мирній конференції 1919 р. In: Український історичний журнал (Ukrainisches historisches Magazin). Nr. 5, 2008, ISSN 0130-5247, S. 134 (ukrainisch, library.ua (Memento des Originals vom 25. März 2016 im Internet Archive) [abgerufen am 22. März 2016]).