Hunga Tonga-Hunga Haʻapai | ||
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Sentinel-2-Bild von Hunga Tonga–Hunga Haʻapai im Februar 2022 | ||
Höhe | 150 m unter dem Meeresspiegel | |
Lage | Haʻapai-Inselgruppe, Tonga | |
Koordinaten | 20° 32′ 42″ S, 175° 23′ 35″ W | |
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Typ | submariner Vulkan | |
Letzte Eruption | Januar 2022 |
Hunga Tonga-Hunga Haʻapai (HTHH)[1] ist ein submariner Vulkan im Inselstaat Tonga im Pazifik. Er befindet sich in der Haʻapai-Inselgruppe, etwa 64 km nördlich von Tongatapu, der Hauptinsel von Tonga. Die namensgebenden Inseln Hunga Tonga und Hunga Haʻapai waren ursprünglich getrennt und wurden durch einen Vulkanausbruch Ende Dezember 2014 verbunden. Durch einen weiteren, deutlich stärkeren Vulkanausbruch im Januar 2022 wurde die ehemals 114 m hohe[2] Insel großflächig verändert und ist bis auf einzelne Felsspitzen, die noch über den Meeresspiegel ragen, verschwunden.[3][4]
Vulkanismus und Entstehung der Insel
BearbeitenStart | Ende | VEI |
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14. Jan 2022 | tbd | 6[5] |
20. Dez 2021 | ca. 2. Jan 2022 | tbd |
19. Dez 2014 | ca. 23. Jan 2015 | 2 |
17. Mär 2009 | 22. Mar 2009 | 2 |
1. Jun 1988 | 3. Jun 1988 | 0 |
1937 | Unbekannt | 2 |
29. Apr 1912 | Unbekannt | 2 |
Hunga Tonga und Hunga Haʻapai befanden sich als bis 2014 voneinander getrennte Inseln am westlichen und nördlichen Rand einer Caldera eines unterseeischen Vulkans. Die Caldera hatte einen Durchmesser von etwa 5 km und lag bis 2009 etwa 150 m unter dem Meeresspiegel. Sie erhob sich 2000 m über den Meeresboden. Die beiden Inseln waren rund 1,6 km voneinander entfernt und bestanden größtenteils aus Andesit.
Vor dem Vulkanausbruch 2009 war Hunga Tonga ungefähr 0,39 km² und Hunga Haʻapai 0,65 km² groß. Beide waren etwa 2 km lang. Durch den Ausbruch entstand zwischen den zwei Inseln ein Vulkankegel, der sich schließlich über den Meeresspiegel erhob. Dieser wuchs kontinuierlich an und bildete zuerst mit Hunga Haʻapai eine Landbrücke. Die andauernde Vulkantätigkeit führte auch zu einer Verbindung mit Hunga Tonga. Dieses Naturschauspiel wurde mit Satellitentechnik beobachtet.[2] Die neu gebildete Insel wurde „Hunga Tonga-Hunga Haʻapai“ genannt. Neu entstandene Vulkaninseln werden häufig durch Erosion wieder zerstört; die Inselbildung stabilisierte sich jedoch ab 2014.[6][7] Hunga Tonga und Hunga Haʻapai wurden durch den Vulkanausbruch Ende Dezember 2014 vorübergehend bis zum erneuten Vulkanausbruch 2022 miteinander verbunden.
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Satellitenbild 3. August 1978 (NASA) – Hunga Tonga und Hunga Haʻapai getrennt 1978
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Landsat-8-Bild von Hunga Tonga–Hunga Haʻapai im Januar 2017
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Animierter Zeitraffer zur Konsolidierung der Insel 2014–2017 (NASA)
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Ein Schiff der Sea Education Association (SEA) vor der Insel, Oktober 2019
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Hunga Tonga, Oktober 2019
Ausbruch Ende Dezember 2021
BearbeitenAm 20. Dezember 2021 brach der Vulkan erneut aus: Rauch wurde in einer Höhe von bis zu 15 km gemessen, die dunkle Aschewolke beschränkte sich hauptsächlich auf eine Höhe von 5000 m und weniger. Die Eruption war eine phreatomagmatische Explosion, welche durch den Kontakt von Magma mit Meerwasser ausgelöst wurde. Über die Weihnachtsfeiertage hielten die Eruptionen weiter an; auch zum Jahreswechsel ermüdete der Vulkan nicht. Am 2. Januar 2022 endete der Ausbruch vorläufig. Die Insel wuchs während der Eruptionen um mehr als 2,5 km².
Ausbruch Mitte Januar 2022
BearbeitenNach mehreren Tagen der Ruhe ereigneten sich am 14. und 15. Januar 2022 weitere massive Eruptionen, die wie jene im Dezember phreatomagmatischer Natur waren. Die Eruptionssäule stieg auf bis zu 57 km[8] hoch auf. Es gab erhebliche Sachschäden, Vermisste und Tote. Durch den Vulkanausbruch wurde die Insel wieder in zwei einzelne, kleinere Inseln getrennt, die zusammengenommen nur noch eine Fläche von ca. 0,23 km² haben (vorher: 3,4 km²).[9]
Ökologie
BearbeitenIm Oktober 2018 besuchten Wissenschaftler der NASA Hunga Tonga-Hunga Haʻapai und konnten beobachten, dass sich überall Pflanzen ausbreiteten, ebenso nistende Rußseeschwalben und auch eine Eule. Ferner war die Insel mit einem klebrigen, hellen Schlamm bedeckt.[10] Man vermutet, dass die schnelle Besiedlung durch Pflanzen dank der Samen im Vogelkot möglich war.[1]
Im Gegensatz zu Capelinhos (Azoren) in den 1950er und Surtsey (Island) in den 1960er Jahren, als sich die Forschung damals vor allem auf die tierische und pflanzliche Besiedlung konzentrierte und die Identifikation von Bakterien oder Algen noch als unbedeutend angesehen wurde, wurden auf der Insel hier immer auch die mikrobiellen Gemeinschaften untersucht. Nicholas Dragone et al. berichteten im Januar 2023 über den Metagenomik-Nachweis einer Mikroben-Gemeinschaft auf der Insel während der sieben Jahre ihrer Existenz bis zum Winter 2021/2022. Sie untersuchten Proben von Meeresspiegelhöhe bis zum ca. 120 Meter hohen Kratergipfel und hatten dabei vor allem die unbegrünten Flächen im Auge.[1] Sie fanden Organismen, die ähnlich wie jene in ganz anderen Habitaten (oberirdische Thermalquellen wie im Yellowstone-Nationalpark sowie hydrothermale Schlote der Tiefsee) Schwefel und atmosphärische Gase verstoffwechseln. Die gefundenen Bakterien und Archaeen waren weniger vielfältig als die in den bewachsenen Gebieten daneben, vor allem aber von diesen sehr verschieden. So wurden beispielsweise entgegen den Erwartungen dort keine photosynthetisch tätigen Cyanobakterien (alias Oxyphotobacteria) gefunden, sondern die mit ihnen verwandten Sericytochromatia (Stamm-Cyanobakterien, d. h. s. l.). Unter den dortigen Bakterien dominierten die Chloroflexi, gefolgt von einer Reihe anderer Phyla einschließlich des Kandidatenphylums Eremiobacterota (Eremiobacteria, provisorische Bezeichnung WPS-2). Unter den Archaeen fanden sich Thaumarchaeota .[1] Wegen ihres speziellen Stoffwechsels wird vermutet, dass diese nicht aus dem Vogelkot kamen oder mit dem Meerwasser angespült wurden, sondern aus dem tieferen Untergrund stammen.[1]
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Hunga Tonga-Hunga Haʻapai im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
- NASA Shows New Tongan Island Made of Tuff Stuff, Likely to Persist Years, NASA, 11. Dezember 2017 (englisch)
- Making a Connection in the Kingdom of Tonga, NASA Earth Observatory, 20. November 2019 (englisch)
- Hunga Tonga-Hunga Ha'apai Erupts Again, NOAA: National Environmental Satellite Data and Information Service, 14. Januar 2022 (englisch)
- Satellitenbilder zeigen Ausbruch von Unterwasservulkan Spiegel Wissenschaft, 15. Januar 2022 (deutsch)
- Schallwelle der Eruption im Differenzenplot des IR-Satbilds
- Daniel Lingenhöhl: Hunga Tonga beherbergte unerwartete Lebensgemeinschaft in Spektrum.de vom 27. Januar 2023
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e
Nicholas B. Dragone, Kerry Whittaker, Olivia M. Lord, Emily A. Burke, Helen Dufel, Emily Hite, Farley Miller, Gabrielle Page, Dan Slayback, Noah Fierer: The Early Microbial Colonizers of a Short-Lived Volcanic Island in the Kingdom of Tonga. In: ASM Journals: mBio, 11. Januar 2023; doi:10.1128/mbio.03313-22. Dazu:
- Daniel Lingenhöhl: Hunga Tonga beherbergte unerwartete Lebensgemeinschaft. Auf: spektrum.de, 27. Januar 2023.
- Russell McLendon: This Island Appeared Out of Nowhere, With Life Forms Never Seen Before. Auf: sciencealert, 27. Januar 2023.
- Scientists Discover Unique Microbial Community on Short-Lived Former Island. Auf: SciTechDaily vom 17. März 2023
- ↑ a b c Hunga Tonga-Hunga Haʻapai im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
- ↑ Philippe Klemenz: Vulkanausbruch auf Tonga. (Video; Minute 17:11) In: Tagesschau vom 18.01.2022. Schweizer Radio und Fernsehen, 18. Januar 2022, abgerufen am 20. Januar 2022.
- ↑ Tonga: Erste Luftbilder zeigen Ausmaß der Zerstörung. In: Wissen & Umwelt. Deutsche Welle, 19. Januar 2022, abgerufen am 20. Januar 2022.
- ↑ Tonga eruption discoveries defy expectations abgerufen am 25. Mai 2022
- ↑ NASA Shows New Tongan Island Made of Tuff Stuff, Likely to Persist Years, NASA, 11. Dezember 2017 (englisch), abgerufen am 16. Januar 2022. – Mit 2 Videos auf Youtube: NASA Goddard: The Birth of a New Island (2017) (5:28). NASA Goddard: A New Time-lapse Forming an Island in Tonga (2017) (0:57).
- ↑ Christoph Seidler: Tonga: Neue Insel überraschend stabil, hilft Mars-Forschern. In: Der Spiegel. 13. Dezember 2017, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. Januar 2022]).
- ↑ Jenseits der Stratosphäre In: NTV, abgerufen am 3. November 2022
- ↑ Tonga and Pacific Ocean | Volcanic eruption and tsunami (PDF 1,2 MB), abgerufen am 18. Januar 2022
- ↑ Land Ho! Visiting a Young Island. 30. Januar 2019, abgerufen am 6. Februar 2019 (englisch).