Mansarddach
Das Mansarddach (auch Mansardendach) ist eine Dachform, die eine geknickte Dachfläche mit steilerem Unterdach und flacherem Oberdach aufweist.
Bezeichnung und Entstehungsgeschichte
BearbeitenDie Bezeichnung „Mansarddach“ geht auf die französischen Architekten François Mansart (1598–1666) und dessen Großneffen Jules Hardouin-Mansart (1646–1708) zurück, die diese Art der Dachgestaltung in ihren zahlreichen Prunkbauten in Paris populär machten. Erfinder war jedoch der französische Renaissancearchitekt Pierre Lescot, der diese Dachform bereits im späten 16. Jahrhundert beim Louvre-Bau verwirklichte. Die später in deutschen Baufachbüchern des 18. Jahrhunderts zunächst verwendeten Begriffe waren „gebrochenes Dach“ oder „französisches Dach“.
In der Barockzeit traten Mansarddächer seit dem späten 17. Jahrhundert auch in Deutschland auf und waren hier – unterstützt durch Fachbücher von Architekturtheoretikern wie Johann Jacob Schübler – als modische Dachform vor allem im 18. Jahrhundert im herrschaftlichen- und Kirchenbau verbreitet, ebenso später bei Bauten im neobarocken Baustil des späten 19. Jahrhunderts.
Die funktionalen Vorteile der Mansarddächer bestehen in den größeren Nutzräumen des unteren Dachteils und der leichteren Anbringung von Fenstergauben, so dass dort u. a. auch einfacher Dachzimmer (Mansardenzimmer) eingebaut werden konnten.[1]
Konstruktion
BearbeitenTraditionelle Mansarddächer sind als Kehlbalkendächer (mit stehenden oder liegendem Stuhl) auch konstruktiv in ein steileres Unterdach und ein flacheres Oberdach geteilt, wobei die Sparrenneigung deswegen im Knickpunkt wechseln kann, weil dort der Kehlbalken oder ein längs laufendes Rähm als Zwischenauflager dient.
Konstruktiv einfacher sind als Pfettendächer gebildete Mansarddächer, bei denen die unterschiedlich geneigten Sparren an einer längs laufenden Mittelpfette aufliegen.
Der Knickpunkt des Mansarddaches wird in der Regel mit einem geringen Dachüberstand und Profilbrett ausgebildet.
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Konstruktionstypen der Mansarddächer: links mit liegendem Stuhl, rechts mit stehendem Stuhl (aus: Handbuch der Architektur, III, 2, 4, 1897, S. 116)
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Konstruktions-Querschnitte weitgespannter barocker Mansarddächer über stützenfreien Räumen (Johann Jacob Schübler, 1731)
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Proportionen barocker Mansarddächer (Johann Jacob Schübler, 1731)
Architekturbeispiele
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Mansardwalmdächer in Oberdischingen
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Ausgebaute Mansarddächer in Paris
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Viergeschossiges Mansardwalmdach am Schloss Burkersdorf
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Mansarddach mit Krüppelwalm an der Huttenburg Altengronau
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Mansardwalmdach am Bahnhof Hüinghausen
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Mansarddach mit hochgezogenem Zwerchgiebel am Gelben Schloss in Heroldsberg
Literatur
Bearbeiten- Johann Jacob Schübler: Nützliche Anweisung Zur Unentbehrlichen Zimmermanns-Kunst: Worinnen Von den Antiquen und Modernen proportionirten Dächern die nöthige Projection in einem deutlichen Zusammenhang Geometrisch vorgestellet, Und daraus Die Jtaliänische, Französische und Teutsche Heng- und Spreng-Wercke, Unter einer Leichten Methode mit vielen Figuren den Werck-Leuten recht begreifflich gemacht (…). Johann Christoph Weigels, Nürnberg 1731; digi.ub.uni-heidelberg.de
- Eduard Schmitt: Dächer im Allgemeinen. Dachformen. Theodor Landsberg: Dachstuhl-Constructionen. Stuttgart 1897, S. 115 ff. (= Handbuch der Architektur, III. Theil. 2. Band, Heft 4).; diglib.tugraz.at
- Paul Zalewski: Das „Mansarddach“ und seine Ursprünge in Frankreich und Deutschland: Umstände, Experimente, Protagonisten. In: Paul Zalewski (Hrsg.): Wohl bedacht? Dachkonstruktionen der Barockzeit in Norddeutschland und im benachbarten Ausland. Imhof Verlag, Petersberg 2009, S. 14–28.
- Hedda Saemann, Paul Zalewski: Zu Genese und Transfer des Mansarddaches: die Rolle von Architekten und Architekturtheoretikern. In: Hausbau im 15. Jahrhundert im Elsaß und am Oberrhein sowie in weiteren Regionen. In: Jahrbuch für Hausforschung, Band 58, 2018, S. 497–513.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Mansarde. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 10: Lackfarbe–Matelen. Altenburg 1860, S. 837 (Digitalisat. zeno.org).