Schamane

Sammelbegriff für unterschiedliche spirituelle, religiöse, heilerische oder rituelle Spezialisten
(Weitergeleitet von Schamanen)

Der Ausdruck Schamane stammt ursprünglich von den tungusischen Völkern, šaman bedeutet in der mandschu-tungusischen Sprache „jemand, der weiß“ und bezeichnet einen besonderen Wissensträger.[1] Bei den sibirischen und mongolischen Ewenken hat das Wort šamán eine ähnliche Bedeutung. Im Deutschen verbreitete sich die durch Reisende aus Sibirien entlehnte Bezeichnung Schamane seit Ende des 17. Jahrhunderts und wird in zwei verschiedenen Lesarten verwendet, die sich aus dem jeweiligen Zusammenhang erschließen:

  1. Im engeren, ursprünglichen Sinne sind Schamanen ausschließlich die spirituellen Spezialisten der Ethnien des Kulturareales Sibirien (Nenzen, Jakuten, Altaier, Burjaten, Ewenken, auch europäische Samen u. a.), bei denen das Vorhandensein von Schamanen von europäischen Forschern der Expansionszeit als wesentlichstes gemeinsames Kennzeichen erachtet wurde.[2]
  2. Im weiteren, häufig verwendeten Sinne dient die Bezeichnung Schamane (siehe Schamanismus) als Sammelbegriff für ganz unterschiedliche spirituelle, religiöse, heilerische oder rituelle Spezialisten, die bei verschiedensten Ethnien weltweit als Vermittler zur Geisterwelt fungieren und denen entsprechende magische Fähigkeiten zugesprochen werden. In den meisten Weltgegenden setzen sie dies im Sinne kultischer und/oder medizinischer Handlungen zum Wohl der Gemeinschaft ein. Sie üben dazu verschiedene mentale Praktiken und Rituale (zum Teil unter Drogengebrauch) aus, mit denen die normale Sinneswahrnehmung erweitert werden soll, um aus diversen Gründen Kontakt zu den „Mächten des transzendenten Jenseits“ aufnehmen zu können.[3][4][5] In diesem Kontext wird auch der Medizinmann (im ursprünglichen und engeren Sinne der „Begleiter und Berater nordamerikanischer Indianer für den Umgang mit deren Medizin, der Kraft aus dem Kontakt mit geistigen und natürlichen Wesen“, im weiteren Sinne Heilkundiger aus traditionellen Kulturen[6]) oder die Medizinfrau amerikanischer oder australischer Stämme als Schamane bezeichnet. Darüber hinaus werden ebenso sogenannte Geisterbeschwörer aus Afrika oder Melanesien (verschiedene Zauberer, Heiler, Wahrsager usw.) – die im Gegensatz zu den „Allround-Spezialisten“ der anderen Kontinente jeweils nur einige wenige Aufgaben abdecken – bisweilen Schamanen genannt.
Sibirien: Chuonnasuan (1927–2000), der letzte Schamane des kleinen tungusischen Volks der Oroken (1994)

Die sehr verallgemeinernde und undifferenzierte Verwendung dieser Bezeichnung für die religiös-spirituellen Spezialisten nicht-sibirischer Ethnien (wie es im Kontext der sogenannten Schamanismus-Konzepte üblich ist) wird von einigen Wissenschaftlern und Indigenen kritisiert, weil damit eine Gleichheit ganz unterschiedlicher kultureller Phänomene suggeriert werde. Sie plädieren dafür, stattdessen die jeweiligen regionalen Benennungen zu verwenden.

Verschiedene Geisterbeschwörer egal welchen Geschlechts sind bzw. waren Akteure sehr vieler ethnischer Religionen, finden sich aber auch in manchen volksreligiösen Ausprägungen der Weltreligionen wie beispielsweise bei buddhistischen und islamischen Kulturen.[7] Insbesondere bei einigen traditionellen indigenen Gemeinschaften spielen sie auch heute noch eine Rolle – wenngleich häufig deutlich abgeschwächt und verändert.[8] Die Existenz von rituellen Experten geht vermutlich mindestens bis auf die magisch-spirituelle Religiosität der Mittelsteinzeit zurück. Die Deutung entsprechender Funde ist jedoch umstritten (siehe Prähistorischer Schamanismus).

In der Vergangenheit waren solche Menschen in den meisten Regionen Teilzeitspezialisten, die ansonsten anderen Subsistenzformen nachgingen.[3] Moderne „Neoschamanen“ (die in diesem Artikel nur am Rande behandelt werden) sind hingegen vielfach Vollzeitspezialisten, die ihre Tätigkeiten aktiv anbieten und davon ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Abgrenzungsproblematik; Beispiel Schamane und Priester

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Nesjaja Hatali, „Medizinmann“ der Navajo – Priester und Künstler (Edward Curtis, 1907)
 
Traditioneller Priester (Bobohizan) des Volkes der Dusun aus Sabah – kein Schamane

Bereits im 19. Jahrhundert wurde der ursprünglich tungusisch-sibirische Begriff auf ähnliche spirituelle Experten anderer Kulturen angewendet. Viele Autoren, die über Konzepte des Schamanismus publizierten, dehnten den Begriff noch weiter aus. Diese Entwicklung hat dazu geführt, die kulturellen Unterschiede zugunsten einer verallgemeinernden Darstellung zu ignorieren,[9] so dass suggeriert wird, es gäbe weltweit Schamanen in einem einheitlichen Sinn. Dies ist ein Trugschluss,[10] der auch von den Angehörigen verschiedener Ethnien angeprangert wird.

So ist beispielsweise der Hataalii genannte Medizinmann der Navajo eher ein Priester und Künstler: ein Experte der Religion, der Musik, einiger (nicht aller) Zeremonien und der Kunst der Sandbilder.[11] Auch die Sioux-Völker hatten und haben keine Schamanen im eigentlichen Sinne. Seit der Kommerzialisierung ihrer spirituellen Traditionen durch den Neoschamanismus distanzieren sie sich vehement gegen diese Bezeichnung und den Missbrauch durch „weiße Schamanen“.[12]

Dass bei einigen nordamerikanischen Stämmen alle Menschen auf Visionssuche gingen und kein separater Experte dafür existierte oder dass bestimmte halluzinogene Drogen (sogenannte Entheogene) in Südamerika beinahe jeden zum Schamanen machen,[3] wurde in vielen Konzepten ebenfalls ignoriert.

Bei näherer Betrachtung gibt es zahlreiche Beispiele für so genannte Schamanen, die tatsächlich eher als Priester, Heiler, Hexer, Zauberer usw. bezeichnet werden müssten. Einige Anthropologen haben daher vorgeschlagen, nur noch die indigenen Bezeichnungen für die jeweiligen Personen zu verwenden, um die Gleichmacherei zu beenden.

Zur Veranschaulichung der Problematik eignet sich zum Beispiel die Unterscheidung von Schamanen und Priestern,[13] wie es der Missionswissenschaftler Paul Hiebert mit seiner „Typologie über religiöse Praktiker“ vorgeschlagen hat.[14] Anhand solcher Schemata lässt sich dann bestimmen, welcher Kategorie ein konkreter Spezialist tatsächlich zuzuordnen ist. Die Übergänge sind jedoch fließend und daher bleibt auch solch eine Festlegung modellhaft.[15] Der folgenden Tabelle ist vorweg zu schicken, dass traditionelle Geisterbeschwörer je nach ihrer kulturellen Zugehörigkeit noch weitere weltliche Funktionen hatten, da bei traditionellen Ethnien häufig keine Trennung zwischen Alltag und Religion existierte.

Schamane
(als spiritueller Spezialist)
Priester
Legitimation Berufung durch Geister Einsetzung durch religiöse Institution, Beruf
Autorität Charisma und Gabe verliehene Amtswürde
Aufgaben/Motivation Vermittlung zum Transzendenten, Bewahrung der Tradition Verwaltung des religiösen Kultes, Bewahrung der Tradition
Grundlegende Tätigkeit nimmt zugunsten der Gemeinschaft oder Einzelner Kontakt zu den transzendenten Mächten auf nähert sich stellvertretend für die Gemeinschaft den transzendenten Mächten
Entlohnung früher verbreitet keine Gegenleistung für Dienste am Gemeinwohl, selten für private Aufträge als Heiler oder Wahrsager[16] geregelte Formen verschiedener Entlohnungsarten
Kultus kulturell überliefert, aber variabel systematisch, festliegend
Verhältnis zur Religion von der lokalen Religion unabhängig; Einfluss auf den Glauben möglich von der vertretenen Religion abhängig; kein Einfluss auf die Lehre
Status unabhängiger, angesehener Berater aufgrund seiner Fähigkeiten vollkommen abhängiger Vertreter einer religiösen Institution

Etymologie

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Die früheste bekannte Darstellung eines sibirischen Schamanen stammt von dem niederländischen Forscher Nicolaes Witsen, der 1692 eine Forschungsreise durch Russland machte; er nannte die Illustration „Priester des Teufels“

Das deutsche Wort „Schamane“ – das sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in Deutschland nachweisen lässt – sowie die entsprechenden Worte in vielen anderen europäischen Sprachen (engl., niederl., dän., schwed. u. norw.: Shaman, finn.: Shamaani, frz.: Chaman, ital.: Sciamano, lett.: Šamanis, poln.: Szaman, port.: Xamã, russ.: Šamán, span.: Chamán oder ungar.: Sámán) werden zumeist als Lehnwort aus den tungusischen Sprachen betrachtet, das mit dem ewenkischen „Šaman“ lautsprachlich am ehesten den abgeleiteten europäischen Formen entspricht.[17] Das Wort ist in der Bedeutung von „jemand, der erregt, bewegt, erhoben ist“[18] oder auch „um sich schlagen“,[19] „verrückt“ oder „verbrennen“[20] in allen tungusischen Idiomen vorhanden.[21] Alle diese Übersetzungen beziehen sich auf die Körperbewegungen und Gebärden, die sibirische Schamanen während der Ekstase ausführen. Möglich ist allerdings auch ein Zusammenhang mit dem Verb sa, das „wissen, denken, begreifen“ bedeutet. Demnach ließe sich Šamán als „Wissender“ interpretieren.[22]

Seltener wird „Schamane“ etymologisch auf das indische Pali-Wort „śamana“ zurückgeführt, was „Bettelmönch“ beziehungsweise „Asket“ bedeutet.[18] In diesem Zusammenhang wird von einigen Autoren eine ältere indisch-buddhistische Wurzel vermutet, womit das tungusische Wort wiederum ein Lehnwort wäre, das von buddhistischen Tungusen als Bezeichnung für „heidnische Zauberpriester“ übernommen wurde.[A 1] Friedrich Schlegel war der Erste, der Sanskrit bei der Etymologie mit einbezog.[23]

Schließlich führen einige Autoren das Wort auf das chinesische sha-men für Hexe zurück.[24]

In den turksprachigen Regionen Tuwa, Chakassien und Altai bezeichnen sich Schamanen als kham (khami, gam, cham). Die Schamanengesänge werden kham-naar genannt. Im Zuge der Islamisierung des zentralasiatischen Südens ersetzte bei vielen Turkvölkern bakshi (aus sanskr. bhikshu) als generischer Begriff für vorislamische religiöse Spezialisten den einheimischen Ausdruck kham. Zahlreiche weitere Bezeichnungen für die Person des Schamanen waren regional begrenzt. (Das Wort kham steht möglicherweise in Bezug zum Begriff der Kami-Geister oder -Götter, der für den japanischen – noch stark schamanisch gefärbten – Schintoismus zentral ist.)[25] Anstelle des tungusischen Šaman werden im Mongolischen die Ausdrücke böö (männlich oder geschlechtsneutral) und zairan (männlich, oder Titel für „große“ Schamanen) und udagan für die Schamanin verwendet.[26]

In Bezug auf die Indianer Nordamerikas wird der Begriff Medizin abweichend für die „geheimnisvolle, transzendente Kraft hinter allen sichtbaren Erscheinungen“ verwendet[27] (siehe Medizinbeutel oder Medizinrad). Der Ausdruck Medizinmann ist hier in der Tat eine wörtliche Übersetzung entsprechender Bezeichnungen aus verschiedenen indigenen Sprachen (etwa Pejuta Wicaša auf Lakota).[28]

Der Schamane in den Schamanismus-Konzepten

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Mircea Eliade, rumänischer Religionswissenschaftler und Pionier der verschiedenen Schamanismus-Theorien

„Schamanismus ist der Komplex von Überzeugungen, Riten und Traditionen, der rund um den Schamanen und seine Aktivitäten gruppiert ist.“

Åke Hultkrantz 1973[29]

Im Gegensatz zur allgemeinen Begriffsbestimmung wird der Ausdruck „Schamane“ in der Ethnologie, den Religionswissenschaften sowie von Sozialwissenschaftlern und Psychologen im Kontext unterschiedlicher wissenschaftlicher Theorien betrachtet. Daraus wurden verschiedene Definitionen abgeleitet, die vor allem in Bezug zu den spezifischen Praktiken und der sozio-ökonomischen Stellung der Geisterbeschwörer verschiedenster Kulturen voneinander abweichen.[A 2]

Seit den ersten Beschreibungen über Schamanen haben europäische Völkerkundler versucht, Ähnlichkeiten und eventuelle Muster zu erkennen und kulturhistorische oder gar neurobiologische Zusammenhänge abzuleiten. Die daraus resultierenden wissenschaftlichen Konzepte werden ebenfalls unter dem Begriff „Schamanismus“ zusammengefasst. Als Pionier dieses Konzepts gilt der rumänische Religionswissenschaftler Mircea Eliade, auf den sich heute insbesondere der esoterische Neoschamanismus beruft. Die Gültigkeit seiner Theorie und die Seriosität seiner Arbeit ist in der Wissenschaft jedoch stark umstritten.[30]

Dabei ist zu beachten, dass Schamanismus nicht etwa die religiösen Ideologien bestimmter Kulturen bezeichnet – sondern abstrakte, vereinheitlichte Denkmodelle aus europäischer Sicht, die in erster Linie die spirituellen Praktiken von Spezialisten unterschiedlichster Herkunft vergleichen und klassifizieren.[31]

Ausgangspunkt der Forschungsgeschichte des Schamanismus waren die Schamanen des sibirischen Kulturareales (Nenzen, Jakuten, Altaier, Burjaten, Ewenken, europäische Samen, japanische Ainu und andere).[32] Die daraus abgeleitete (klassische) Definition des Schamanen lautet:

Schamanen sind spirituelle Spezialisten, die bei vollem Bewusstsein eine rituelle Ekstase herbeiführen können und dabei den Eindruck haben, ihre Seele würde den Körper verlassen und ins Jenseits reisen.[33][34]

Einigkeit herrscht darüber, dass dieser „sibirische Typ“ auch im arktischen Kulturareal Nordamerikas zu finden ist. So ist die Person des (Ekstase beherrschenden) „Angakok“ der Eskimo ein Schamane im Sinne aller Schamanismus-Konzepte (obwohl es auch Ritualexperten gab, die keine Ekstase beherrschten und dennoch als Angakok bezeichnet wurden).[28] Weitgehende Übereinstimmung besteht bei der Einbeziehung der (historischen) Hirtenvölker des zentralasiatischen Kulturareales (Kasachen, Kirgisen, Mongolen u. a.) und der indianischen Jäger-und-Sammler-Kulturen des nördlichen Nordamerikas (Athabasken, Nordwestküstenindianer, Prärie-Indianer u. a.).[33] Einige deutsche Autoren zählen die Schamanen Mittel- und Südamerikas nicht hinzu, da diese bei ihren Séancen halluzinogene Drogen verwenden beziehungsweise keine Ekstase kennen.[16] Auch bei der Übertragung auf die Paläosibirier Nordostasiens (Tschuktschen, Korjaken, Itelmenen u. a.) oder auf einige Feldbauern Süd-, Ost- und Südostasiens (Nepalesen, Tibeter, Koreaner, Taiwaner u. a.), die Jägervölker Südostasiens (Vedda, Andamaner, Orang Asli u. a.) und einige Ethnien Australiens bestand von Anfang an Uneinigkeit.[7][35] Australische clever men[C 1] südafrikanische Sangomas oder westafrikanische Babalawos werden nur von wenigen Autoren als Schamanen im Sinne eines Schamanismus-Konzeptes betrachtet.[A 3][7] Zu diesen Autoren gehören vor allem Mircea Eliade und Michael Harner, die auch die differenzierten Medizinleute und Zauberer Afrikas und Neuguinea-Melanesiens einbeziehen. Sie postulieren einen „globalen Schamanismus“ und sehen darin die Urform jeder okkulten Tradition (Eliade) beziehungsweise von Religion überhaupt (Harner; siehe dort auch: Core-Schamanismus).

Solche weitreichenden Auslegungen gelten in der Wissenschaft heute als überholt;[33] sie werden aber im esoterischen Neoschamanismus weiterhin gern aufgegriffen.[20]

Vielfalt des Schamanentums

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„Eine Beschäftigung mit dem Schamanentum lässt uns seine große prinzipielle Bedeutung für uralte Menschheitsfragen erkennen.“

Übereinstimmend erkannte die Tiefenpsychologin Marie-Louise von Franz in den spirituellen Spezialisten der Völker die typischen Eigenschaften hochsensibler Menschen.[37]

In sehr vielen Kulturen der Erde finden sich solche Personen, die in der ein oder anderen Weise an die sibirischen Schamanen erinnern, aber dennoch ganz unterschiedlich beschrieben werden müssen. Insofern kann man unter Berücksichtigung der weiter oben dargestellten Abgrenzungsproblematik von einer „Vielfalt des Schamanentums“ sprechen.

Schamaninnen

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Doña Ramona, eine Seri-Geistheilerin aus Mexiko mit Heilkräutern

Abhängig von der Ethnie gibt es sowohl männliche wie weibliche Schamanen; bisweilen werden beide gleich geschätzt. Wo priesterliche Ämter in den Hochreligionen ausschließlich Männern zugänglich waren oder sind, besetzen Schamaninnen aus der einfachen Bevölkerung die unteren sakralen Ränge und üben dort die traditionellen volksreligiösen Funktionen aus. Von Männern werden sie selten konsultiert, da sie im Ruche heidnischer und abergläubischer Rituale stehen. Mit ihrem traditionellen Heilkräuterwissen dienten Frauen vor allem der medizinischen Basisversorgung, behandelten vorwiegend leichtere Erkrankungen und versahen das Amt von Geburtshelferinnen (siehe auch: Hexe). Bei den Völkern des klassischen Schamanismus Asiens und Nordamerikas verloren sie ihre Schamanenfähigkeit während der Schwangerschaft bis zu mehreren Jahren nach einer Geburt. Oft wurden sie erst nach der Menopause Schamanin, zumal sie in der Menstruation zahlreichen Reinheitstabus unterlagen.[38]

In den Zar- und Bori-Kulten Nordostafrikas, wo vor allem in den alten Hausastaaten die Verehrung vorislamischer Gottheiten weitergeführt wird – also im Umfeld der dortigen Hochreligionen Islam und Christentum – finden sich bevorzugt weibliche Schamanen, desgleichen in den afroamerikanischen Besessenheitskulten der Karibik und Brasiliens (z. B. Voodoo, María-Lionza-Kult, Umbanda, Santería, Candomblé usw.).[39]

Funktionen und soziale Bedeutung

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Schamanen und Medizinmänner waren u. a. wichtige Bewahrer des traditionellen Wissens (evtl. Kazimierz Nowak (1897–1937), im Gespräch mit einem Geisterbeschwörer der Pygmäen).
 
Tuwinische Schamanen weihen einen Obo, einen zeremoniellen Steinhaufen des Tengrismus.
 
Sibirischer Schamane opfert Milch an die Geister der Milch.

Den spirituellen Spezialisten werden besondere Kenntnisse und Fähigkeiten der Heilung und Weissagung sowie verschiedenste magische Kräfte, Wissen und Weisheit zugestanden, über die andere Menschen nicht verfügen. Er oder sie stand früher bei den meisten Ethnien als Seelenhirte im Dienst der Gemeinschaft und fungierte konkret als Arzt und Geistheiler, Wahrsager, Traumdeuter, militärischer Berater, Opferpriester, Totenseelen-Geleiter, Wetterzauberer, Zeremonienmeister für Fruchtbarkeits- und Jagdrituale, Geistermedium, Ermittler in Sachen Schadenzauberei, Lehrer oder manchmal auch einfach nur als Unterhalter.[40][41] Je komplexer die Gesellschaftsstruktur, desto mehr verschieden spezialisierte Schamanen gab es.[42]

Er ist überdies für das harmonische Verhältnis der Gruppe zur Umwelt zuständig, sofern es sich noch um „Ökosystem-Menschen“ handelt, die nur geringe Kontakte zu modernen Zivilisationen haben. In diesem Fall sind die Schamanen auch die strengen Hüter der Traditionen, des überlieferten Wissens, der moralischen Normen und der Mythen.[43] Die französische Anthropologin Roberte Hamayon hält dies für die zentrale Funktion des sibirischen Schamanen, da er auch unabhängig von zufälligen Ereignissen regelmäßig einmal jährlich Rituale für die Erlangung bzw. Herstellung von Glück – im Sinne von Jagdglück, Wohlsein der Gemeinschaft und insbesondere der Regeneration des Lebens – durchführte. Dabei wurden die Gruppenmitglieder zu Spielen, Tänzen und Gesängen angehalten, die nach Hamayon die Hoffnung auf die Reproduktion der Gruppe und der natürlichen Ressourcen stärken sollte. Diese Rituale wurden zusammen mit den Initiationen neuer Schamanen durchgeführt.[44]

Der häufigste Einsatzzweck ist in den meisten Kulturen sicherlich die Behandlung von Krankheiten, bei denen Heil- und Kräuterkundige – heute auch moderne Ärzte – nicht mehr weiter wissen. Der Schamane beschreibt dabei seine Tätigkeit als „Befragung der Geister“, um von ihnen die Ursache der Krankheit und Art der Behandlung zu erfahren.[45] In den Religionen traditionell naturnah lebender Ethnien ohne schriftliche fixierte Buchreligionen und missionarische Einflüsse herrscht allgemein die Vorstellung, dass es eine übernatürliche Geisterwelt gibt, die Einfluss auf das alltägliche Leben hat (siehe auch: Animismus, Animatismus, Animalismus, Fetischismus). Wenn solche Menschen der Ansicht sind, dass etwas nicht mehr im Gleichgewicht ist oder wenn sie für die Zukunft Beistand benötigen, wird der spirituelle Spezialist aufgefordert, Kontakt mit den Mächten dieser „Anderswelt“ aufzunehmen.

Der Wirkungsradius der Schamanen hing bei nomadisierenden Ethnien eng mit der Abstammungsgruppe zusammen: Je entfernter das Verwandtschaftsverhältnis war, desto eher lehnte ein Schamane eine Hilfeleistung ab. In Bauernkulturen hingegen war dies nicht mehr von Bedeutung.[46]

Der Status eines Schamanen war in Asien und Amerika hoch. Er war eine der Respektspersonen und wird auch heute noch bei einigen Ethnien ob seiner magischen Fähigkeiten mit einer furchtsamen Scheu verehrt.[47] Der Verlust eines Geisterbeschwörers führte früher vielfach zu großer Sorge unter den Menschen.[48] Politischen Einfluss hatten Schamanen hingegen kaum. Sie standen gewissermaßen „über“ der Gesellschaft; waren „nicht von dieser Welt“. Gelegentlich waren ihre prophetischen und magischen Gaben während kriegerischer Auseinandersetzungen gefragt.[47] Im mittelalterlichen Hofschamanismus Mittelasiens (etwa bei Dschingis Khan) wurden die Schamanen zu engen Beratern des Khans ernannt – die mit entsprechender Macht ausgestattet waren. Dieser Einfluss blieb verschiedentlich bis ins 19. Jahrhundert bestehen.

Trotz ihrer angesehenen Stellung wurde früher von den Geisterbeschwörern hohe Opferbereitschaft, Selbstlosigkeit und Selbstdisziplin verlangt. Sein Ansehen hing einzig und allein vom Erfolg seiner Tätigkeiten ab. Überdies fühlte er sich von der Geisterwelt abhängig, die nach seinem Glauben eventuelles Versagen hart bestraft: Ethnographische Aufzeichnungen berichten vom Verlust der spirituellen Fähigkeiten, von Wahnsinn bis hin zum Tod. Bei einigen nordamerikanischen Indianern konnte ein Schamane in alter Zeit nach mehreren erfolglosen Heilungsversuchen getötet werden.[49][50]

Fähigkeiten der Schamanen

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Schamanen nutzen bestimmte Körperhaltungen, um ein verändertes Bewusstsein zu erreichen. Viele kulturhistorische Artefakte bilden dies ab, wie z. B. der keltische Gott oder Schamane auf dem Kessel von Gundestrup.

In den meisten schriftlosen Kulturen Amerikas, Asiens und Australiens waren Schamanen und ähnliche Geisterbeschwörer Bewahrer des Wissens, der Riten und Mythen und mussten deshalb über ein besonders gutes Gedächtnis verfügen.

In vielen Weltgegenden gehören auch Fähigkeiten wie Bauchreden, Taschenspielerkunststücke und Illusionserzeugungen zu einem unverzichtbaren Teil des schamanischen Rituals. So ließ man in Sibirien und Kanada heimlich das Zelt erzittern, um die Ankunft der Geister zu signalisieren, und südamerikanische Medizinmänner erwecken den Eindruck, als holen sie Knochensplitter, Kieselsteine oder Käfer aus dem Körper eines Patienten. Solche Praktiken dürfe man nicht einfach als sinnlosen Hokuspokus oder gar Betrug verdammen (wie es etwa sowjetische Behörden lange Zeit gemacht haben), denn sie dienten dazu, den Patienten in Erstaunen zu versetzen und damit bewusst oder unbewusst voll und ganz auf die Zeremonie und den Heiler einzustellen. Dies sei, Marvin Harris zufolge, eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg der Behandlung.[3]

Die Menschen trauten ihnen in manchen Kulturen enorme Fähigkeiten zu: So glauben etwa arktische Völker, dass der Schamane die Seelen selten gewordener Tiere aus der Geisterwelt zurückholen könne, um sie dann über das Land zu verstreuen. Südamerikanische Indianer glaubten an einen magischen Einfluss auf die Jagdbeute: Der Schamane banne das Wild, um es leichter erbeuten zu können. In vielen Ländern glaubte man an Wetterzauber,[51] vor allem in Afrika[52] oder in den Trockengebieten Nordamerikas.

Nach Ervin László (Wissenschaftsphilosoph und Systemtheoretiker) verfüg(t)en viele Schamanen über telepathische Fähigkeiten zur Kommunikation, die es ihnen ermöglichen, weit entfernte Ereignisse zu „sehen“. Der Lakota-Schamane Black Elk (1863–1950) beispielsweise berichtete von einer „Geistreise“, als er in Paris weilte, bei der er Entwicklungen seines Volkes „sah“, die ihn veranlassten, die Rückreise anzutreten.[53] Der Ethnologe Adolphus Peter Elkin war aufgrund seiner Forschungen bei den Aborigines sogar der Auffassung, dass Telepathie bei sogenannten „Naturvölkern“ möglicherweise ziemlich alltäglich war.[54]

Visionäre Erlebnisse, die als Kontakt mit der Geisterwelt des transzendenten Jenseits erlebt werden, definieren in vielen Kulturen den spirituellen Spezialisten. Aufgrund dieser mentalen Fähigkeiten werden Schamanen bisweilen als „Pioniere der Bewusstseinsforschung“ bezeichnet.[55] Die Kulturanthropologin Felicitas Goodman erkannte in diesem Zusammenhang in einer kulturvergleichenden Studie, dass weltweit in allen Kulturen sogenannte „rituelle Körperhaltungen“ in Verbindung mit rhythmischen Geräuschen angewendet werden, um eine „Seelenreise“ anzutreten.[56]

Schamanische Seelenreisen

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Peyote-Kaktus: spirituelle Droge in Mexiko und in den USA

Der Kontakt mit der Geisterwelt wird bei vielen Völkern als Seelen- oder Jenseitsreise beschrieben, als magischer Flug in eine andere raum- und zeitlose Welt, in der Mensch und Kosmos eine Einheit bilden, so dass man Antworten und Erkenntnisse findet, die durch normale Wahrnehmung unerreichbar sind. Mögen die Orte dieser Reise und die Geister auch nur eingebildet sein, so ist das Erleben dieser inneren Dimension für den Schamanen ausgesprochen real und höchst bewusst.[57] Überdies tun sie auf diese Weise Dinge, die wie Wunder erscheinen und die die Wissenschaft immer wieder verblüffen.[58]

In der Vorstellung der traditionellen Menschen entsprach das Erleben einer Jenseitsreise dem Träumen gewöhnlicher Menschen, allerdings bewusst herbeigeführt und kontrolliert. Diese Vorstellung passt sehr gut zur modernen Erklärung solcher Phänomene:[59]

Neuropsychologisch gesehen handelt es sich um verschiedene Formen erweiterter Bewusstseinszustände: Um Klarträume (z. B. bei Amazonas-Stämmen); visionäre Rauschzustände durch entheogen-halluzinogene Drogen wie Tabak in Nordamerika, Peyote in Mexiko oder Ayahuasca im Andenraum, die spirituelle Erfahrungen hervorrufen (sogenannte Entheogene); oder um Trance und/oder Ekstase wie bei sibirischen und zentralasiatischen Völkern und vielen anderen Gruppen in Asien.[3]

Die sogenannte „ekstatische Trance“ gehört in sehr vielen Kulturen zum schamanischen Repertoire, ist jedoch „keine universell verbreitete Erscheinung“, wie es viele Schamanismus-Konzepte suggerieren.[3] Dabei entsteht gleichzeitig eine sehr tiefe Entspannung wie im Tiefschlaf, höchste Konzentration wie bei wachem Bewusstsein und ein besonders eindrucksvolles bildhaftes Erleben wie im Traum. Der Schamane erlebt diesen außergewöhnlichen mentalen Zustand stets als reales Geschehen, das scheinbar außerhalb seines Geistes stattfindet. Manchmal sieht er sich selbst von außen (Außerkörperliche Erfahrung), ähnlich wie es bei Nahtoderfahrungen berichtet wird. Wie man heute weiß, hat der Mensch in diesem Zustand einen direkten Zugang zum Unbewussten: Die halluzinierten Geistwesen entstehen aus den instinktiven Urbildern der menschlichen Psyche; die Fähigkeit intuitiv – also ohne rationales Nachdenken – Zusammenhänge zu erfassen, ist voll entwickelt und äußert sich häufig in Visionen, die anschließend vor dem eigenen religiösen Hintergrund gedeutet werden.

Um solche Zustände zu erreichen, werden je nach kultureller Zugehörigkeit bestimmte Formeln, rituelle Handlungen und mentale Techniken eingesetzt: Das sind zum Beispiel das Verbrennen von Räucherwerk, Schlagen bestimmter Rhythmen auf besonderen Zeremonialtrommeln, Tanz (Trancetanz), Gesang, Askese, Isolation, Einnahme psychedelischer Drogen, Fasten, Schwitzen, Atemtechniken, Meditation, Schmerzerlebnisse oder Visionssuche. Besonders wichtig ist dabei immer das Einnehmen bestimmter „ritueller Körperhaltungen“, wie die Studien von Felicitas Goodman belegen. Während der Séance sind die Schamanen vieler Regionen weiterhin in der Lage, mit den anwesenden Personen zu kommunizieren, Fragen zu stellen und Anweisungen zu geben. In Afrika hingegen gelangen die Zauberer, Hexer, Heiler usw. in einen Zustand der Besessenheit, in dem ihr Wille gänzlich unterbunden wird.

Das Training solcher ekstatischer Trancezustände hat auf die Schamanen selbst ausgesprochen positive Effekte: Tatkraft, Selbstvertrauen, alle kognitiven Fähigkeiten (insbesondere Konzentration und Wahrnehmung), Körperbewusstsein und Ganzheits-Erleben nehmen deutlich zu, so dass authentische und charismatische Persönlichkeiten heranreifen.[19][57][60]

Heilkunst

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Schamane aus Alaska bei einer Heilungszeremonie
 
Darstellung einer jakutischen Heilungszeremonie (Diorama im American Museum of Natural History)

Eine weitere zentrale Funktion der meisten Schamanen war die des höchstrangigen Heilers. Es gab natürlich verursachte kleinere Beschwerden, die keine Geisterbeschwörung erforderten. Schwere, langwierige oder geistige Krankheiten beruhten jedoch je nach Kultur vorgeblich auf Schadenszauberei, Seelenraub, Besessenheit durch Geister, aber auch auf Tabuverletzung oder Vernachlässigung der Ahnen.[22]

Im Gegensatz zur modernen Medizin handelte es sich bei der spirituellen Heilkunst um eine komplexe, interaktive und vor allem ganzheitliche Heilkunst, die weit über die rein medizinische Behandlung hinausging: Es war ein Dienst am existenziellen „Heil“ des Mitmenschen: eine umfassende Fürsorge bis hin zu sozialen Aspekten bezüglich der Auswirkungen auf die Angehörigen, ja auf die gesamte Gemeinschaft.[61]

Jede Kultur hatte ihre besonderen Heilungsrituale. Zumeist wurde Kräuterheilung mit der Hilfe durch Geister kombiniert, bzw. durch die „Geister der Kräuter“ – die ebenfalls als beseelt galten – direkt bewirkt.[22] Häufig wurden krankmachende „Fremdstoffe“ (angeblich) mit dem Mund ausgesaugt und dann ausgespuckt, manchmal mit Röhrchen (ohne dabei die Haut zu verletzen) oder sie wurden mit einer schnellen Bewegung der Hände entfernt.[3] In Amerika wurde die Stelle vorher mit Speichel oder Rauch massiert. War die Ursache offenbar ein „böser Geist“, fand eine Art Exorzismus mit viel Lärm und zeremoniellen Bewegung statt. Galt die „Freiseele“ des Menschen als verirrt, ging der Schamane in der Geisterwelt auf die Suche, um die Seele zurückzuholen und sie anschließend wieder einzublasen.[62] Solche Krankheiten würden wir heute Posttraumatisches Belastungssyndrom, Dissoziation oder Psychose nennen.[22]

Wie Mediziner immer wieder feststellen, können die Schamanen bei solchen seelischen Krankheiten, aber auch bei körperlichen Leiden wie Rheuma und Migräne beachtliche Erfolge aufweisen. Als Erklärung wird dazu meist der Placeboeffekt herangezogen, dessen Wirkung Möglichkeiten der Heilung bietet.[58]

In einigen Stammesgesellschaften sind die Rollen des Schamanen und des Medizinmannes getrennt, so bei den nordamerikanischen Prärieindianern. Während der Schamane Geister anruft, verlässt sich die Medizinmann eher auf Kenntnisse und Erfahrung mit Heilmitteln und auch chirurgischen Eingriffen, wobei die Krankenheilung von Schutzgeistern begünstigt wird.[63]

Schamanenpraxis

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Odin, der große Schamane der germanischen Mythologie, opfert sich freiwillig und hängt im Weltenbaum Yggdrasil. Vergleichbar ist das Ersteigen der Bäume sibirischer Schamanen während der Initiation und das Ausbrüten des Schamanen als Ei der Vogelmutter im Geäst des Weltenbaums.[64]

Geisterbeschwörungen waren früher stets „wichtige Gemeinschafterlebnisse im Dienste der Gruppensolidarität“, denn die Anwesenden nahmen in vielfältiger Form aktiv daran teil, indem sie etwa Worte, Beschwörungen und Lieder des Schamanen wiederholten. Bei seinen Kämpfen im Jenseits feuerten sie ihn an, genossen aber auch die ihnen durchaus bewusste Theatralik seiner magischen Vorstellungen.[43] Einige klassische Schamanen nutzten eine für den Laien unverständliche Sprache, womit sie die Magie der Situation noch verstärkten.[65]

Die Beauftragung eines spirituellen Spezialisten ist in den betreffenden Kulturen mit bestimmten Regeln und Ritualen verbunden. So dürfen beispielsweise die Gegenstände sibirischer Schamanen nicht berührt werden. Für Krankenheilungen und Wahrsagerei erhalten viele ein Entgelt, traditionell in Form von Dienstleistungen oder Naturalien. Der Lohn ist meist eher gering und wurde beispielsweise bei den Völkern Mittelasiens „von den Geistern bestimmt“. Bei einigen Indianern Südamerikas wurden die Schamanen indes hoch bezahlt. In Sibirien mussten Schamanen ganz auf ein Entgelt verzichten und verarmten häufig.

Auch der Ort und die Zeit einer Schamanensitzung ist von Kultur zu Kultur verschieden, weist jedoch häufig kosmologisch begründete Besonderheiten auf. So steht in sibirischen Schamanenzelten oder -räumen ein Baum als Repräsentant des Weltenbaumes. In Südostasien finden die Séancen in abgetrennten Weihebereichen der Schamanenbehausung oder kleinen Tempeln statt. In manchen Kulturen werden nächtliche Sitzungen bevorzugt, da die Nacht als Geisterzeit gilt. Idolfiguren – z. B. mit Darstellungen von Ahnen oder Tiergeistern, die „Wächterfiguren“ der afrikanischen Religionen – haben bisweilen wichtige Funktionen.

Trachten und Requisiten

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Ewenkische Schamanentracht mit Requisiten (Ostsibirien)
 
Elfenbein-Masken der Yup'ik-Schamanen (Alaska)
 
Schamanentrommel der alten Religion der Samen mit Orakelring und Schlägel (Lappland)

Bei Schamanensitzungen spielen bestimmte Artefakte im Zusammenhang mit der Jenseitsreise eine wichtige Rolle. Diese Symbole reflektieren die Vorstellungen über den Aufbau des Kosmos und sind bei den einzelnen Völkern unterschiedlich ausgeprägt.

Die Schamanen Nord- und Innerasiens sowie die Inuit in Kanada tragen zum Teil auch heute noch eine besondere Tracht, die sie deutlich von den übrigen Volksmitgliedern abhebt. Sie steht bei ihnen in engem Bezug zum jeweiligen, während der Handlung angesprochenen Schutzgeist, muss also bei dessen Wechsel ebenfalls gewechselt werden. Sie erfüllt dort manchmal zusammen mit einer meist anthropomorphen Maske eine metaphysische und identifizierende Funktion im Sinne des beteiligten Schutzgeistes, mit dem der Schamane zum „Doppelwesen“ verschmilzt. Bei den Schamanen in den synkretistischen Hochreligionen Asiens sind diese Masken häufiger und tragen dort auch zoomorphe Züge.[66]

In Sibirien fanden sich zwei grundlegende Trachten: der Vogel- und der Hirschtypus, je nach dem bevorzugten Tiergeist. Beide Trachten wurden nebeneinander gebraucht, in Abhängigkeit von der Bewegungssphäre, die bei der Jenseitsreise zu benutzen war, also Luft oder Boden. Zur Tracht gehörten Gürtel, Glöckchen, eine durchlöcherte Metallscheibe für den Abstieg in die Unterwelt sowie mehrere Metallscheiben an Brust und Rücken, dazu zahlreiche längliche Eisenplättchen zur Stählung und zum Schutz des Körpers. Die historischen Noajden der Samen trugen ihre Kleidung auf links gewendet.[67] Die Herstellung solcher Trachten erfolgte ob des strikt rituellen und magischen Charakters ebenfalls unter strengen Regeln (zu bestimmten Jahreszeiten, von bestimmten Personen usw.). Es wurde meist aus dem Fell oder Federkleid eines bestimmten, durch genaue Merkmale (etwa ein weißer Fleck auf der Stirn) identifizierbaren Tieres gefertigt, das dem Schamanen im Traum erschienen war und dessen Auffindung und Jagd sich über Monate hinziehen konnte. Nach Fertigstellung musste die Tracht noch rituell gereinigt und geweiht werden.

Mitunter wurde das Gesicht verkleidet oder geschwärzt und die Haare durften nicht geschnitten werden, um keine Vitalkraft zu verlieren. Für einige sibirische und zentralasiatische Ethnien waren Geweihkronen üblich.[68] In anderen Gebieten wurden auch Kopfbedeckungen getragen, in Amerika und Afrika meist Federhauben.

Eine Vielzahl verschiedener Requisiten dienen der schamanischen Praxis. Wie die Tracht erfüllen auch sie magische Funktionen. Sie sind für verschiedene Ethnien spezifisch: So etwa Leitern, die südamerikanischen Schamanen zum Aufstieg in die Oberwelt dienen; Blätterbündel und Rasseln, die bei einigen nordamerikanischen Stämmen die Stimmen der Hilfsgeister vernehmbar machen sollen oder auch Federn, Steine, Knochen in Säckchen und Medizinbeutel. Zweige, Besen, Peitschen, Messer und Dolche, die in Innerasien böse Geister abwehren; Schwerter, Schellen und Spiegel in Südostasien usw. In ganz Asien werden Zeremonialstäbe verwendet, die in Sibirien als Abbild des Weltenbaumes gelten.

Von besonderer Bedeutung ist die Schamanentrommel, die in ganz Asien (in tropischen Regionen allerdings seltener), in Nordamerika und bei den Mapuche Südamerikas verwendet wird und eine teils von Gebiet zu Gebiet verschiedene, vielfältige kosmische Symbolik enthält sowie eine wichtige Rolle auf dem Weg in die Trance spielt.[69]

Der Gebrauch entheogener Drogen kommt vor allem im südlichen Nordamerika, in Mittel- und Südamerika vor:[70] Dies sind vor allem Tabak, Peyote, Andenkaktus („San Pedro“), Ayahuasca, Datura (Stechapfel), Himmelblaue Prunkwinde, Azteken-Salbei („Wahrsage-Salbei“) oder psilocybinhaltige Pilze. Im Bereich des nordeurasischen Schamanismus wurde vor allem der Fliegenpilz als Rauschmittel verwendet. Verschiedene halluzinogene Drogen wurden auch in Zentral- und Südostasien eingenommen.[71] Iboga fand in Afrika Verwendung und Cannabis vor allem im südlichen Asien.

Die „klassischen“ Schamanen Sibiriens und Zentralasiens

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Burjatischer Schamane aus Südsibirien

Obgleich schon die Bezeichnung „Schamanismus“ sowie viele populärwissenschaftliche Abhandlungen dem Laien suggerieren, dass es sich um eine einheitliche, historisch entstandene Ideologie oder Religion handelt, wird zumindest der Begriff des „klassischen Schamanismus“ Sibiriens und Zentralasiens auch von manchen Wissenschaftlern des 21. Jahrhunderts als Bezeichnung für die ursprünglichen Religion(en) dieser Kulturareale verwendet. Doch selbst hier war der Schamanismus trotz augenfälliger Übereinstimmungen keineswegs ein einheitliches Phänomen![72]

Teil der klassisch-schamanischen Kosmologie war die Jenseitsvorstellung von einem mehrschichtigen Kosmos aus drei oder mehr Ebenen, die mit wohl- und übelwollenden Geistern bevölkert und durch eine Weltachse verbunden sind. Die Seele wurde als eine vom Körper unabhängige Entität betrachtet, die auf dieser Achse mit Hilfe von Tiergeistern (siehe Totemismus) in die Geisterwelt reisen kann.

Die rituelle Ekstase war und ist das zentrale Element des klassischen Schamanismus. Dabei entsteht die als real erlebte Einbildung eines seelischen Fluges (der Schamanenflug, s. o.). Sowohl die Reise, als auch die „Geister“ werden vom Schamanen im Unterschied zum Träumen bewusst herbeigeführt und kontrolliert.[16][72] Auch Schamanenflüge zu den mächtigsten „Wesen“ innerhalb der schamanischen Kosmologien – wie den Göttern (bei Hirtennomaden oder Feldbauern) oder dem „Herrn bzw. der Herrin der Tiere“ (bei Wildbeutern) – wurden ihm zugetraut.[73]

Die soziale Funktion des klassisch-nordischen Schamanen war von der eines Priesters verschieden, denn im Gegensatz zu diesem trug er – mit den Worten K. Ju. Solov'evas – eine „hohe Verantwortung für seine Gruppe. Er galt in seiner Gemeinschaft (Sippe, Stamm) als Vermittler zwischen Diesseits und Jenseits. Er konnte die Signale der Natur deuten, als deren Teil sich die Menschen verstanden. Weil Krankheiten oder ausbleibendes Jagdwild als Folge von menschlichem Fehlverhalten gedeutet wurden, war es Aufgabe des Schamanen, die Ursache dafür zu erkunden, für einen Ausgleich zu sorgen und die unkontrollierbaren Naturkräfte durch geeignetes Verhalten zu beeinflussen. Im schamanischen Séance-Ritual [Sibiriens] – der „Kamlanie“ – reiste der Schamane als Verkörperung seiner Gruppe in andere Welten und setzte sich dort für deren Schicksal ein. Unterstützt von Hilfsgeistern suchte er dort Rat, um die richtigen Entscheidungen für den Einzelnen wie für die Gruppe zu treffen.“[74]

Über das Alter und die Entstehung des klassischen Schamanismus wird viel spekuliert. Seine Ursprünge anhand einiger weniger Abbildungen und Artefakte ins Jungpaläolithikum zu verlegen, ist gewagt. Zwar stammen einige Elemente aus dem Umfeld der Wildbeuter, doch deuten andere auf agrarische Gesellschaften hin. Überdies sind auch Einflüsse aus asiatischen Hochreligionen (insbesondere des Buddhismus) nachweisbar.[72]

Von der Berufung bis zur Verwandlung zum Schamanen

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Sibirischer Schamane am Baikalsee.

Der gesamte Prozess der „Schamanenwerdung“ verlief bei allen Völkern Sibiriens in mehreren Stufen, die sich über einen langen Zeitraum hinzogen und teils lebensgefährdende Elemente enthalten konnten.[75]

Wenn Jugendliche ein sozial, psychisch oder gesundheitlich auffälliges Verhalten an den Tag legten (selbstgewählte Isolation, Reizbarkeit, Wildheit, epilepsieartige Anfälle, Ohnmachten, lange Abwesenheiten in der Wildnis, Depressionen u. Ä.) und nicht selten einen Schamanen unter den Vorfahren hatten, waren die Voraussetzungen gegeben, um „von den Geistern berufen“ zu werden. Dies geschah nicht selten gegen ihren Willen.[16] Die spezifische kulturelle Erwartungshaltung der Gemeinschaft und der unerschütterliche Glaube an die überlieferten Mythen erzeugten bei den Auserwählten in der Regel den Eindruck einer schicksalhaften Entwicklung, auf die sie keinen Einfluss zu haben glaubten: Sie erlebten, wie ihr auffälliges Verhalten sie in eine persönliche Krise führte und schließlich ein unvorhersehbares Ereignis – ein Traum, eine Vision, ein Blitzschlag u. Ä. – oder der soziale Druck dazu führten, sich berufen zu fühlen. Wenn dieses stark suggestive Ereignis die spontane „Genesung“ des Adepten zur Folge hatte (siehe Placeboantwort), bestätigte sich augenscheinlich die „Wahrheit“ des Schicksales.[19]

Manche Autoren betrachten den Schamanismus als Möglichkeit zur sozialen Integration psychisch Kranker (z. B. Georges Devereux). Allerdings gilt gerade die Heilung solcher „Abnormitäten“ bei sich selbst als Voraussetzung oder Initiation zur Schamanenlaufbahn, so dass solche Krankheiten demgemäß nicht zum Wesen des ausgebildeten Schamanen gehören.[20]

Ausbildung

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Der Copper-Inuit Ikpukhuak und seine schamanische Frau Higalik

Zur Schamanenausbildung gehörten Phasen, in denen sich der Adept von den anderen Menschen absonderte, um die Seelenreisen zu erlernen und die Technik und Kontrolle des Geschehens immer mehr zu optimieren. Er erlebte dies als „Unterweisung durch Hilfsgeister“, die ihm zumeist in Tiergestalt erschienen.

In manchen sibirischen Kulturen ging der Ausbildung durch einen Lehrer noch eine spezielle, meist dreitägige „Schamaneninitiation“ durch die Geistmächte voraus. Die Lehrlinge erlebten dies als Aufhebung ihrer bisherigen Identität, indem die von den Geistern in die Unterwelt entführt, dort zerstückelt, verspeist und neu zusammengesetzt und schließlich unterrichtet wurden (vergleiche: Dema-Gottheit).

Die eigentliche Ausbildung und Initiation konnte durch einen älteren Schamanen begleitet werden, der dem Lehrling die Techniken beibrachte, um sich gefahrlos in der Geisterwelt zu bewegen.[16] Die Aneignung des traditionellen Wissens war ein weiteres Ausbildungsziel. Der Lehrer unterwies ihn in allen Aspekten der Heilkunde sowie in den traditionellen Formalien, Gebeten, Gesängen, Tänzen usw. Am Ende der drei bis fünf Jahre dauernden Ausbildung (die bei den Grönland-Inuit bis zu zwölf Jahre dauerte) stand die Schamanenweihe.

Beim formalen Weiheritual musste der junge sibirische Schamane öffentlich seine Fähigkeiten demonstrieren. Das Ritual diente vor allem dazu, ihn eng in die soziale Gemeinschaft zu binden, in der er fortan eine verantwortungsvolle Position mit hohen charakterlichen Anforderungen einnahm. Bei den zentralasiatischen Völkern im Einflussbereich der Hochreligionen war das Ritual sehr kompliziert und einer Priesterweihe ähnlich.

Häufig wurde die Schamanin oder der Schamane anschließend von den Ältesten der Gemeinschaft förmlich anerkannt. Gleichzeitig wurde seinen Hilfsgeistern geopfert.

Traditionelle spirituelle Spezialisten der Gegenwart im Licht der Geschichte

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Siehe auch: Weltkarte „Schamanismus nach der Definition von Klaus E. Müller“.
 
  Ethnien mit komplett erhaltenen sozialen Funktionen ihrer religiös-spirituellen Spezialisten
  Ethnien mit traditionellen Religionen, jedoch ohne Kenntnisse über Schamanen o. ä. Geisterbeschwörer
  Lokale Gemeinschaften mit weitgehend intakten traditionellen Strukturen, in denen Geisterbeschwörer noch einige ihrer ursprünglichen Funktionen ausüben.
  Traditionelle Gesellschaften Afrikas mit weitgehend intakten Strukturen, in denen Zauberer, Wahrsager, Medizinmänner usw. noch einige ihrer ursprünglichen Funktionen ausüben (Verbreitungsdichte je nach Schraffur/Flächenfüllung)
  Traditionell in Staaten u./o. andere Religionen integrierte „Stadtschamanen“ Ost- und Südostasiens
 
Schamane der Tlingit-Indianer – ixht' genannt. Heute gibt es keine Tlingit-Schamanen mehr. Übrig geblieben sind in der weitestgehend assimilierten Kultur nur schamanische Lieder im Brauchtum und Erzählungen über alte Zeiten.

Seit Beginn des Kolonialismus und der damit verbundenen Christianisierung waren insbesondere Schamanen als Repräsentanten der indigenen Weltanschauungen Verfolgungen ausgesetzt. Im Stalinismus wurden gemäß Christoph Schmidt Schamanen nicht nur wegen ihrer vermeintlichen Rückständigkeit unterdrückt, sondern auch weil sie als Selbständige zur Oberschicht gezählt wurden.[76] Erst Ende des 20. Jahrhunderts wurden sie im Zuge der weltweiten New-Age-Bewegung und unter Bezugnahme auf die Werke von Eliade und Harner rehabilitiert.

Allerdings hat ein drastischer Kulturwandel – Unterdrückung, Missionierung, Umerziehung und die allgemeine Hinwendung zur modernen Welt – die Schamanen und ihre soziale Stellung grundlegend verändert. Obwohl die jahrhundertelange Ächtung (u. a. auch durch die christlichen Kirchen wie heute noch in Nunavut[77]) in vielen Weltgegenden dazu geführt hat, nur noch im Verborgenen zu schamanieren und Stillschweigen darüber zu bewahren, ist das schamanische Wissen heute stark fragmentiert oder zu großen Teilen bereits in Vergessenheit geraten.[78] Daher kann die Mehrzahl der Geisterbeschwörer nicht mehr auf vollständige Überlieferungen zurückgreifen, sondern ist auf ethnographische Aufzeichnungen europäischer Forscher angewiesen oder bedient sich bei westlichen Neoschamanen, deren angeblich „uralte traditionelle Weisheit“ allerdings nicht selten auf einer bunten Mischung passend ausgewählter, aus dem kulturellen Zusammenhang gerissener und mit „esoterischer Phantasie“ geschickt verbundener Pseudo-Traditionen beruht.[79]

Die neuheidnischen Strömungen des Neoschamanismus und Neopaganismus haben in dieser Form einen erheblichen Einfluss auf viele traditionelle Schamanen genommen und sie nachhaltig verändert, so dass der Verweis auf altüberlieferte Traditionen immer fraglicher wird. Dies trifft insbesondere auf die weitestgehend assimilierten Völker Nordamerikas und Sibiriens oder auch Australiens zu, ist aber selbst für lokale Gemeinschaften dokumentiert, deren Überlieferungen bislang noch als einigermaßen intakt galten (beispielsweise Anishinabe, Yupik, Chanten).[E 1]

Die meisten modernen indigenen Schamanen arbeiten heute überwiegend als Heilkundige in Konkurrenz mit Ärzten und selbstberufenen Geistheilern oder als „Seelsorger“. Nur in ganz wenigen abgelegenen Gemeinschaften, wo die Menschen noch weitgehend autark die Lebensweise ihrer Ahnen fortführen, hat der Schamane nach wie vor eine existentielle Bedeutung für die Gemeinschaft.

Eurasien

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Osteuropa

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Obgleich es in Europa – von den Rentierhütern Nordwest-Russlands abgesehen – seit Jahrhunderten keine Schamanen im klassischen Sinne mehr gibt, findet man in einigen Ländern Osteuropas noch Personen, deren Wirken an ein früheres Schamanentum erinnert.

In Bulgarien konsultieren selbst junge Leute bei einigen Krankheiten noch eine Baba („Großmutter“, hier jedoch mit Bezug zur Zauberin Baba Jaga), die – ähnlich den früheren Hexen Nord- und Westeuropas – Kräuterheilkundige sind und denen magische Fähigkeiten zugetraut werden. In den 1970er und 80er Jahren erlangte die Baba Wanga aufgrund ihrer (angeblich) hellseherischen Fähigkeiten im ganzen Land große Berühmtheit. Sie war darüber hinaus ebenfalls heilkundig.[80]

Noch eindeutiger sind die Verhältnisse in Ungarn, wo sehr viele Menschen seit alten Zeiten Rat und Hilfe bei den Táltos suchen, die überwiegend in Trance arbeiten und deren Dienste als Seher, Chiropraktiker, Geistheiler, Kräutermediziner, Heilpraktiker oder Totenbeschwörer auch nach Jahrhunderten schwieriger politischer und religiöser Umstände auch heute noch gegenwärtig sind. Das schamanische Erbe der uralischen Vorfahren (Verwandtschaft u. a. zu den Samen und Nenzen) ist hier offensichtlich.[81]

Sibirien und Zentralasien

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Museumsfigur eines lappländischen Schamanen; traditionelle Noajden gibt es dort seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr.
 
Tuwinischer Schamane aus der Stadt Kysyl: Zwischen Tradition und Neoschamanismus

Im 17. Jahrhundert kam es in Norwegen (in Zusammenhang mit der Hexenverfolgung)[82] und in Sibirien zu Verbrennungen von Schamanen. Später wurden sie in Skandinavien[83] und Russland wie Schwerverbrecher bestraft und ihre Requisiten vernichtet. Dennoch schlugen seit dem 18. Jahrhundert bisweilen auch faszinierte sibirische Russen die Schamanenlaufbahn ein. In Folge der kommunistischen Oktoberrevolution galten Schamanen in der Sowjetunion als Scharlatane oder Reaktionäre und wurden dementsprechend denunziert oder verfolgt. Gleichzeitig untergrub man durch Zwangskollektivierung, Masseneinwanderungen und Industrialisierung sowie durch ein Internatssystem die Existenzgrundlagen der traditionellen indigenen Kulturen und damit des Schamanismus. Die Schamanen der Hezhen im fernen Osten reagierten auf die Verfolgung, indem sie den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf die Krankenbehandlung legten. Andere wirkten im Untergrund weiter.

Die ursprüngliche Schamanenkultur konnte nur bei ganz wenigen Gruppen der kleinen Völker Sibiriens – die nach wie vor relativ isoliert in der Wildnis leben (vor allem dokumentiert für die Chanten,[84] Keten,[B 1][85] Tuwiner,[86] Jukagiren,[B 2] Tschuktschen[87] und Niwchen[B 3]) – überdauern. Die Chanten konnten ihre Traditionen tief in der Taiga besonders gut verstecken und bewahren und reagieren noch heute sehr vorsichtig auf Fragen nach ihren Schamanen und Ritualen.[88]

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es zu einer Revitalisierung des Schamanismus bei den meisten Völkern.[89] Selbst die Sámi, deren Religion seit Mitte des 19. Jahrhunderts erloschen ist, haben in Ailo Gaup aus Oslo wieder einen Noajden, der allerdings auf die Überlieferungen fremder Völker zurückgreifen muss.[90]

In Chinas maoistischer Geschichte verlief die Entwicklung ähnlich. Doch auch dort, vor allem im Norden der Inneren Mongolei, in Xinjiang bei den islamischen Uiguren[91][92] und in Tibet bei den buddhistischen Changpa[93], hat ein synkretistisches Schamanentum teilweise überdauert und wird heute von der Regierung geduldet.[92] Das Gleiche gilt für das kleine hirtennomadisch lebende Volk der Yugur in der Provinz Gansu.[94] In den ärmlichen Dörfern der nördlichen Mandschurei haben daurische- und in der südlichen Mandschurei Schamanen der Khortsin-Mongolen die Zeit der kommunistischen Herrschaft relativ gut überstanden und üben viele Funktionen bis heute aus.[95][96]

Allerdings kann man nirgendwo in Eurasien von einer wirklichen Renaissance des Schamanismus sprechen, denn der zeitliche Bruch führte zu einer beträchtlich geringeren Zahl der Schamanen sowie zu einem Rückgang des traditionellen Wissens, das zukünftigen Schamanen überliefert werden könnte. Hiermit verbunden ist auch ein allgemeiner Kulturwandel in Zeiten der Globalisierung, dessen Folgen gut an der gegenwärtigen Situation des nach wie vor lebendigen Schamanismus in Südkorea ablesbar sind, wo sich der Verlust der Tradition mit der Entstehung neuer Formen und Inhalte paart. Allerdings sind die „Stadtschamanen“ Koreas und Japans seit Jahrhunderten in die Staatskulturen eingebunden und daher bezogen auf ihre sozialen Funktionen nicht mit den indigenen Kulturen vergleichbar.[97]

Inwieweit in Sibirien und Zentralasien trotz der neuen Freiheit eine tatsächliche Wiederbelebung erfolgt, lässt sich noch schwer sagen.[7] Selbst der relativ gut erhaltene Schamanismus der Tuwiner Südsibiriens verändert sich durch intensive Kontakte zur neoschamanistischen Szene drastisch, möglicherweise in eine Richtung, die bald nichts mehr mit den ursprünglichen Überlieferungen dieses Volkes gemeinsam haben wird.[98] Der deutschsprachige Schriftsteller und Tuwa-Schamane Galsan Tschinag ist ein bekannter Repräsentant dieser Entwicklung.[99]

Die anderen modernen Schamanen Russlands leben oft in Städten, haben eine weltliche Ausbildung oder einen akademischen Grad, weisen Zertifikate aus, bieten ihre Dienste in Schamanenzentren an, knüpfen Kontakte zu Touristen und werden als Symbole einer postsozialistischen nationalen Identität benutzt.[100]

In den islamischen Staaten Zentralasiens findet man zwar Derwische, die den Trancetanz nutzen, um in Ekstase Allah nahe zu kommen und verschiedene Arten von Geistheilern – sie sind jedoch im ethnologischen Sinne keine Schamanen. Ihre Tätigkeiten gehen allerdings auf den Einfluss des klassischen Schamanismus zurück, den der Ethnologe Klaus E. Müller den Hirtennomaden der Steppenregionen Kasachstans und des historischen Turkestans noch bis zum Beginn der Neuzeit attestiert hat.[101] Einzig bei einigen Gruppen der Kalasha im pakistanischen Hindukusch hat sich – trotz Zwangsislamisierung im 19. Jahrhundert und nach wie vor stattfindender Verfolgung durch gewaltbereite Islamisten – ein polytheistischer Glaube und das Schmanentum (Dehar) erhalten können.[58]

Die Stadtschamanen Koreas

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Darstellung einer koreanischen Schamanin (Mudang) im Freizeitpark Lotte World (Südkorea)

Der sibirische Schamanismus beeinflusste die Entstehung der Volksreligion in Korea, einem der alten Staaten Ostasiens.

Kennzeichnend ist hierfür der Glaube an einen allumfassenden, allgegenwärtigen Geist, mit dem heute noch in Südkorea „Mudang“ genannte Schamaninnen als Medium Kontakt aufnehmen können; „Baksoo Mudang“, männliche Schamanen, sind eher selten. Koreanische Schamanen werden der Unterklasse zugerechnet und oft bei finanziellen oder Heiratsfragen zugezogen. Das Schamanenamt ist entweder erblich oder wird durch besondere Fähigkeiten erlangt. Im Zentrum des koreanischen Schamanismus steht der kut mit der Schamanenpriesterin, die oft mehrtägige schamanische Zeremonie, die ihre gesellschaftliche Relevanz allerdings weitgehend verloren hat und sich weitgehend auf den familiären Bereich beschränkt. Die Zeremonie ist ekstatisch geprägt. Archäologische Funde aus Königsgräbern deuten darauf hin, dass in vorbuddhistischer Zeit die Herrscher selbst dieses Amt ausübten. Später prägten dann Buddhismus und Konfuzianismus zusammen mit Ekstase, der Zurücksetzung der Frau und kosmische Religiosität in Verbindung mit einem steifen Zeremoniell die koreanische Glaubenswelt.[102]

Japans Schinto-Schamanen

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Eine japanische Itako-Schamanin bei der Arbeit. Die vorwiegend weiblichen Stadtschamanen Japans sind seit langem ein wichtiger kultureller Bestandteil des Schintoismus.

Auch zum Schintoismus Japans gehören nach wie vor Schamanen (Kamisama: Otoko miko oder Onoko kannaki für männliche, Onna miko, Kannaki oder Joshuku für weibliche; zudem viele weitere Bezeichnungen).[103] Sie werden kontaktiert, um Menschen von dem Einfluss böser Geister zu befreien.

Das Schamanentum Japans scheint eine Mischung aus dem sibirischen und koreanischen und des südostasiatischen Schamanismus zu sein. Der älteste Hinweis auf den Schamanismus in Japan findet sich im Kojiki, einem Werk, das um das Jahr 700 unsrer Zeitrechnung am japanischen Kaiserhof entstand. Mit der Einführung des Buddhismus wurde die weibliche Onna miko als Helferin des Schinto-Priesters institutionalisiert. Nur in ihrem Initiations-Ritual ist noch ein schamanistisches Element enthalten. Demgegenüber steht die lebendige Tradition der Itako in Nord-Japan und der Yuta in Okinawa: Oftmals sind es blinde Frauen, die selbst und ungebunden praktizieren. Japan ist bekannt für seine zahlreichen Neu-Religionen, die seit dem 19. Jahrhundert in verschiedenen Wellen entstanden. Die sogenannten „Neo-Neu-Religionen“ (nach 1970) sind oft aus einem Ressentiment gegen die Moderne entstanden und orientieren sich wieder stärker an alten magisch-religiösen Vorstellungen. Viele Religionsgründer – in der Mehrheit waren es Frauen – erlebten ihre Initiation als Trancezustand, in dem sich ein Kami ihnen als persönliche Schutzgottheit offenbarte. Sie erhielten Offenbarungen über die Zukunft der Welt und oft auch die Kraft, um Krankheiten zu heilen.[104] In Bezug auf den Schamanismus gilt dies insbesondere für die Amami-Inseln: Die traditionellen religiösen Vorstellungen werden heute durch einen synkretistischen Volksglauben bewahrt, der Elemente aus Noro(Priester)-Kult, Yuta(Schamanen-)tum, Taoismus, Konfuzianismus, Buddhismus, Shintoismus und in geringerem Maße aus dem Katholizismus umfasst. Das Yutatum wird dabei als „Hauptakteur des magisch-religiösen Komplexes“ verstanden und von einigen Autoren als echter Schamanismus betrachtet.[105]

Südasien

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Adivasi-Mädchen aus Madhya Pradesh

Im Übergangsbereich der buddhistisch beeinflussten Hirtenkulturen Zentralasiens und der hinduistischen Feldbauern des indischen Subkontinentes haben einige Himalaya-Bergvölker schamanische Traditionen. Dokumentiert ist das zum Beispiel für die Dakpa (Monba) in Bhutan.[106]

Die Adivasi sind die Träger der ursprünglichsten (und verschiedenartigen) Volksreligionen Indiens: zumeist synkretistische Mischungen aus Hinduismus und Animismus, in denen es zum Teil Schamanen oder schamanenähnliche Experten gibt. Bei den heute noch traditionell lebenden Gruppen[107] sind diese Spezialisten nach wie vor präsent.

Die Bhil gehören zu den größten dieser Volksgruppen (West- und Zentralindien, ca. 3,8 Millionen Angehörige). Im Zentrum ihres religiösen Lebens stehen die Barwo, die als Zauberer und Medizinmänner fungieren. Daneben gibt es männliche wie weibliche Pando, die von einem Guru in ihr Amt berufen werden. Der Barwo ist Heiler und übt heilige Zeremonien aus, wozu Opfer im Rahmen von Lebenszyklen und Ahnenverehrung gehören.[108]

Weitere Adivasi, bei denen gegenwärtig noch verschiedene Formen von Geisterbeschwörern vorkommen[C 2] sind die Naga[109] und die (Aimol-Kuki)[110] in den Monsunwäldern des äußersten Nordwestens, die Chenchu in Andhra Pradesh,[111][B 4] die Aranadan[112][113] in Kerala und die Birhor in Nordostindien,[113][B 5] die Saora Ostindiens,[114] die Raika,[115] die Gond in Gondwana[116] und die Gadaba in Mittelindien.[117]

 
Akha-Schamane aus Nord-Thailand
 
Mentawai-Schamane von den indonesischen Siberut-Insel vor Sumatra
 
Schamanin in Vietnam bei der Vorführung eines Lên đồng-Rituales
 
Reyog Ponorogo, Trancetance des schwarzen Schamanismus Javas[118]

Bei der Wedda (Urbevölkerung Sri Lankas) gibt es die Kapurale und Dugganawa, die die Kontaktpersonen zu den Totengeistern sind, welche durch den Mund der Beschwörer sprechen.[119]

Südostasien

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In Südostasien sind die Formen der Geisterspezialisten ausgesprochen vielfältig und lebendig. Es muss hier zwischen zwei verschiedenen „Schamanen-Kulturen“ unterschieden werden: den animistisch-ethnischen Minderheiten, die man wiederum (unscharf, da häufig beides) in die vorwiegend wildbeuterischen Völker[B 6] und die Wanderfeldbauern gliedert, sowie den verschiedenen rituellen Spezialisten der Mehrheitsbevölkerungen in den einzelnen Staaten.

Ähnlich wie in Südamerika finden sich in Südostasien noch einige Berg- und Regenwaldvölker, die kaum kontaktiert wurden oder die an ihrer überlieferten Lebensweise festhalten. Bis auf die wildbeuterisch lebenden Ureinwohner einiger Inseln der Andamanen (Sentinelesen, deren Schamanen als „Träumer“ (Oko-jumu) bezeichnet werden)[120][B 7] und Nikobaren (Shompen:[121] Menluāna werden die männlichen und weiblichen Schamanen genannt)[122] im Golf von Bengalen, deren Isolation vom indischen Staat geschützt wird, ist der Einfluss der modernen Welt und der Zerfall der Traditionen jedoch bereits vielfach sichtbar. Dennoch hat sich das Schamanentum bei vielen lokalen Jägern, Fischern, Sammlern und Wanderfeldbauern der Region bislang recht gut erhalten können.[C 3]

In China leben im Grenzgebiet zu Myanmar die Derung[B 8] und an der Grenze zu Vietnam die Yao[123] sowie in Laos die Akha,[124] die alle drei noch traditionelle Schamanen haben.

Im vor allem buddhistisch und katholisch geprägten Vietnam gibt es in den ursprünglich konfuzianistisch geprägten Volksreligion Đạo Mẫu und Cao Đài immer noch Stadtschamanen (Dong), die vielfältige Rituale des Opfers und der Inspiration ausführen. Besonders beliebt bei allen Vietnamesen unabhängig von ihrer Konfession ist das Lên đồng-Ritual, bei dem die Schamanin die Geister in Trance um Gesundheit und Wohlstand für die Gastgeber des Rituals bittet. Dabei spielt das Kostüm eine wichtige Rolle: Es spiegelt die klassische Hoftracht der Vormoderne wider und wird dem Geist „angezogen“, um ihn in dieser Weise zu ehren. Der Geist tritt dann über das Medium mit den Anwesenden in Kontakt, um Opfergaben in Empfang zu nehmen und die Musik zu genießen.[125]

In Malaysia und Indonesien befolgen zahlreiche kleinere Regenwaldethnien noch stark animistisch geprägte Religionsrichtungen, zu denen auch Schamanen gehören. Bei den Orang-Asli-Gruppen Süd-Thailands (Mani)[126] und vor allem Malaysias[B 9][127] gibt es Medizinmänner (Pawang, Saatih, Kemantan),[128] die Geister zu Hilfe rufen und dabei ekstatische Zeremonien vollführen sowie schamanische Initiationsriten. Besonders bei den Sakai und Jakun (Schamanen: Hala und Poyang)[129] ist der Schamanismus stark ausgeprägt, etwas geringer bei den Semang (Halaa).[130] Die Riten unterscheiden sich in den Einzelheiten zwar erheblich, folgen aber einem gemeinsamen Grundmuster: Räucherung, Tanz, Musik und Trommeln sind Standardrituale. Beschwörung von Hilfsgeistern und Seelenreise sind allgemein üblich, ebenso Traumdeutung. Schamanen haben einen hohen Status, selbst im Tod. Zentral ist hier wie auch bei den indonesischen Regenwaldvölkern die Beschwörung des Tigergeistes, der den Schamanen – aber auch jeden Menschen, der sich darum bemüht – besessen macht (lupa).[131]

In Indonesien beschwört man den „Großen Schamanen“ in Gestalt des Tigergeistes, die Inkarnation der mythischen Ahnen und damit des eigenen Ursprungs.[132] Der Sumatra-Batak-Priester Datu nimmt ebenfalls eine hohe soziale Stellung ein und fällt im Gegensatz zum Sibaso genannten eigentlichen Schamanen nicht in Trance. Wie in anderen Ethnien findet sich hier also eine personelle Spaltung der Funktionen. Bei den Dusun, einer Dayak-Gruppe auf Borneo, spielen Priesterinnen die Hauptrolle.[133] Die Dayak, eine der größten indigenen Gruppen auf Borneo, kennen ebenfalls zwei Arten von Zauberern, die aber beide Ekstaseriten vollführen. Doch sind hier die Unterschiede zwischen den einzelnen Untergruppen teils erheblich und reichen bis zu Schamanenpriestern (tukang sangiang)[C 4] der Ngaju-Reisbauern. Eine besonders wichtige Rolle spielt im malaiischen Archipel das Schamanenboot, eine Vorstellung, die sich so ähnlich auch in Japan oder Melanesien findet. Zum Wildbeutertyp gehören die Schamanen der Mentawai West-Sumatras, die als einzige die rituellen Tänze des Volkes aufführen dürfen[134]

Für Java und Bali sind Geistheiler dokumentiert, die auf animistisch-schamanische Traditionen zurückgehen.[135] Im Internet findet man heute zahlreiche balinesische Heiler, die sich als Schamanen bezeichnen und (auch in deutscher Sprache) sämtliche Dienstleistungen von der Heilung über das Wahrsagen bis zum Liebeszauber anbieten.

Auf den Philippinen sind für die Aeta[B 10] von Luzon und die Palawan-Batak[B 11] gegenwärtig noch Schamanen dokumentiert.

Nordamerika bis Nord-Mexiko

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In der Arktis Nordamerikas sind noch viele Traditionen lebendig, obgleich schamanisches Wirken nur noch lokal vorkommt.
 
Dancing Thunder, ein angeblicher Susquehannock-Schamane. Die Nation besteht seit Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr und lebte auch nicht in Florida, wie er behauptet.
 
Ein angeblicher Azteken-Schamane bläst in ein Schneckenhorn. Die Azteken hatten ein komplexes Priesterwesen, keine Schamanen.
 
Traditioneller Schamane der Huichol

In Nordamerika hat überall eine zumeist intensive Vermischung der ethnischen Religionen mit dem Christentum stattgefunden. Seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts haben allerdings die alten Glaubenswelten und einige spirituelle Praktiken zusammen mit dem indianischen Selbstbewusstsein eine Renaissance erfahren – wenn oft auch nur mit folkloristischem Hintergrund.[136] So haben manche Indianervölker nach wie vor Medizinmänner zur Pflege der Ritualkultur sowie im Rahmen einer teilweise stattfindenden Re-Indigenisierung – ihre ursprüngliche Rolle in diesen Kulturen ist jedoch Geschichte.

Lediglich bei vereinzelten Gruppen Alaskas und Kanadas, Indianern der Subarktis sowie Mexikos, die ihre traditionelle Lebensweise trotz Christianisierung und „Verwestlichung“ zumindest teilweise bewahren konnten, haben die Schamanen noch einige ihrer ursprünglichen sozialen Funktionen inne.

Für das religiöse Empfinden der Eskimos war früher das übermächtige Gefühl der Furcht charakteristisch: ein Gefühl, von übernatürlichen Kräften abhängig zu sein. In diesem Kontinuum herrschte die alles belebende magische Kraft Inua. Um sich vor den zahllosen Geistern zu schützen, die man überall in der Natur wähnte, haben die Eskimos eine große Zahl von Tabus entwickelt.[137] Wenngleich fast alle Eskimos heute Christen sind, verschwinden solche kulturell tief verankerten Ängste nicht in wenigen Generationen, dies trifft besonders außerhalb der größeren Siedlungen zu, wo die traditionelle Lebensweise bei kleinen Gruppen nach wie vor wichtig ist. Dort existieren weiterhin traditionelle Schamanen (angakok, Plural angakut), die als Heiler, Seelsorger, Bewahrer der jägerischen Moral und Leiter der zahlreichen Feste und Zeremonien fungieren, wie es für die Yupik[D 1] und einige kleine Gemeinschaften der Inuit von Nunavut[77] belegt ist. Gleiches gilt analog für einige wenige lokale Gruppen der subarktischen Indianer, die noch in weitgehender wildbeuterischer Subsistenzwirtschaft in Taiga und Tundra leben. Belegt sind hier (ungefähr von West nach Ost) Gruppen der Gwich'in,[D 2] Nabesna,[E 2] Dogrib,[138] South-Slavey und Beaver,[139] Chipewyan,[D 3][140] Dakelh,[D 4] Anishinabe[C 5][13] und Innu.[D 5] Nach dem Feldforscher Jean-Guy Goulet soll es vor allem den South Slavey-Gruppen der Dene Tha gelungen sein, ihr traditionelles Glaubenssystem zu bewahren, indem sie christliche Symbole integrierten, ohne jedoch die Kernpunkte der Religion zu verändern. Gewährsmann ist hier der traditionelle „Träumer“ Alexis Seniantha.[141] In den athapaskischen Sprachen hieß der Medizinmann beispielsweise Deyenenh (Nabesna)[142] oder Díge'jon (Dogrib)[143] und in den Algonkin-Sprachen Maskihkiwiyiniwiw (Cree)[144] Nenaandawiiwejig (Anishinabe)[145] oder Powwow (Narraganset).

Außerhalb des Nordens, des Kulturareales Südwesten und des angrenzenden Mexikos kommen Medizinleute entweder nur noch als Zeremonienleiter (bisweilen noch mit rituellen Heilungen) bei traditionellen Ritualen vor (beispielsweise beim Sonnentanz der Prärie-Indianer oder in den irokesischen Medizinbünden);[146] oder sie haben sich in der neoschamanistischen Szene etabliert – die allerdings vorwiegend Weiße anspricht. Auch in Deutschland bekannt ist in diesem Zusammenhang „Sun Bear“ (Vincent LaDuke), ein Anishinabe-Indianer, der versucht hat, die Spiritualität verschiedener Stämme zu einem indianischen Glauben zusammenzusetzen. Solche Schamanen – die nicht selten auch in der Öffentlichkeit für die Rechte ihrer Völker eintreten – sind in jedem Fall wichtige „Kulturvermittler“ in einer globalisierten Welt.[58] Häufig haben diese Formen spirituellen Spezialistentums jedoch mit den überlieferten Traditionen einzelner Ethnien nur noch sehr wenig gemeinsam und sind an die Bedürfnisse und Wünsche moderner Menschen angepasst. Ein bekannter Vertreter dieser sogenannten „Plastikschamanen“ ist etwa Dancing Thunder.

Einige Pueblo-Stämme des Südwestens konnten ihr komplexes Zeremonialsystem bis heute gut bewahren. Es zielte auf potentielle Lebenskrisen und deren Bewältigung durch Riten, bei denen auch schamanenähnliche Priester-Brüderschaften (ohne Ekstase) eine Rolle spielen.[147] Aus dieser Region und Mexiko stammt die Verwendung der halluzinogenen Droge Peyote,[148] die heute in der Native American Church eine entscheidende Rolle spielt. Weiter nördlich wurde – wenn überhaupt – von den Schamanen nur Tabak als Droge verwendet.

Fast alle nordmexikanischen Indianer sind formell Katholiken. Dennoch gibt es auch heute noch den Curandero genannten Kräuter- und Geistheiler, der praktisch im gesamten iberoamerikanischen Bereich verbreitet ist. Zudem ist der Glaube an Hexerei weiterhin verbreitet. Die meisten sogenannten Schamanen sind dem modernen Neoschamanismus zuzurechnen, denn die Religionen der Hochkulturen der Azteken und ihrer Nachbarn waren früher von einem komplexen Priestertum ohne Schamanen gekennzeichnet.

Traditionelle Schamanen existieren vor allem noch bei den beiden folgenden Ethnien, die große Bestandteile ihrer indigenen Religionen bewahren konnten:

Tarahumara Nordmexikos: Bis vor wenigen Jahren waren sie die größte Ethnie Nordmexikos. Die katholische Kirche war mit ihrem Gedankengut nie sehr tief in die dortigen Glaubensvorstellungen eingedrungen, doch scheinen ihre Rituale (etwa das Weihrauch schwenken) die Tarahumara beeindruckt zu haben, denn inzwischen liegt ein Teil des katholischen Rituals in schamanischen Händen. Der Ewe-ame genannte Schamane übt demnach weiter seine traditionellen Funktionen aus, heilt Kranke und benutzt Peyote, um die verlorene oder fliehende Seele eines Kranken zu halten oder wieder zurückzuholen, wirkt gegen Hexerei und hat einen fast halbgöttlichen Status.[149][150]

Huichol: Ihre Marakame genannten Medizinmänner sind wegen ihrer Fähigkeiten und ihrer Macht bei den Völkern der Sierra madre occidental berühmt. Die Religion der Huichol enthält noch die meisten präkolumbianischen Elemente unter Mexikos Indigenen.[151][C 6]

Meso- und Südamerika

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Schamane der Urarina (1988)
 
Herstellung der entheogenen Droge Ayahuasca, die spirituelle Erfahrungen hervorruft
 
Guaraní-Schamane
 
Maske zur Geisterbeschwörung einer der sechs spirituellen Vogelgesellschaften der Tapirapé
 
Schamaninnen (Machis) der Mapuche Chiles (1903)

In Meso- und vor allem in Südamerika ist die Situation anders: Schamanische Praktiken bei Heilmagie und Zauberei sind immer noch weit verbreitet, wenngleich auch hier bei den vielen bereits missionierten Stämmen die Geisterbeschwörer nur noch Teile ihrer ursprünglichen Tätigkeiten ausführen und ihre Stellung von daher deutlich degradiert ist.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den nord- und südamerikanischen Spezialisten besteht im intensiven Gebrauch von psychotropen Drogen in Südamerika. Mittelamerika bildet eine Übergangszone, in Nordamerika ist dieser Brauch – wenn überhaupt – nur schwach ausgebildet und vorzugsweise auf Tabak beschränkt.[152] Vor allem in Südamerika macht der Gebrauch solcher Drogen beinahe jeden Menschen zum potentiellen Medium, da sie das Erreichen tranceartiger Zustände sehr einfach machen.[3] So wird etwa die Lianendroge Ayahuasca unter anderem bei den Urarina im peruanischen Amazonien oder den Shuar Ecuadors von den meisten Erwachsenen konsumiert. Die Trance ist sehr stark und wird oft für die einzig reale Welt gehalten.[153]

Im Gegensatz zu den Azteken-Nachfahren besitzen die Tiefland-Maya (Lacandonen) Guatemalas[C 7] und die Talamanca-Stämme Costa Ricas[154] traditionell spirituelle Geisterbeschwörer. Ihre Funktionen sind heute allerdings zum Teil vom Katholizismus beeinflusst.

Die Chocó-Indianer in Panama konnten ihre Lebensweise erhalten, weil sie den Kontakt mit den Europäern sehr lange gemieden haben und sich in die Tiefen der Wälder zurückzogen. So praktizieren sie noch heute magisches Heilen und andere schamanische Gebräuche, ähnlich den zahlreichen im Amazonas-Regenwald verstreuten isolierten Stämmen.[155] Auch bei den Kuna Panamas gibt es nach wie vor Geisterbeschwörer. Sie wirken als Hellseher und können in Trance in die Unterwelt eindringen.[156][157]

Bei vielen der isolierten Völker in Amazonien und dem Mato Grosso dürfte das jeweilige spirituell-religiöse Expertentum nach wie vor unverändert existieren.[158] Die christlichen Missionare – allen voran die Evangelikalen aus Nordamerika – setzen jedoch zum Teil auch heute noch sehr viel Energie in die Abschaffung der ethnischen Religionen und damit auch der Medizinleute (selbst gegen bestehende staatliche Verbote).[159]

Die Grundelemente der Tiefland-Religionen Südamerikas sind animistisch, das heißt, die Welt wird von guten und bösen Geistern, Seelen, Hexen, Zauberern usw. bevölkert. Sie können Schaden bewirken, wenn die Rituale und moralischen Grundsätze nicht korrekt eingehalten werden. Vorzeichen, Amulette und Träume sind sehr wichtig. Die Menschen glauben, sie könnten sich in Tiere verwandeln und anderen auf diese Weise die Lebenskraft entziehen. Daher hängt ihr Wohlergehen von der Kontrolle der zahllosen übernatürlichen Kräfte ab. Mit Hilfe geleiteter Riten oder kollektiver Zeremonien muss die universale Harmonie bewahrt werden.[160] Garant dafür ist der Medizinmann, der nicht zuletzt ein Meister der Transformation ist. Sie wird durch die ekstatische Verzückung ermöglicht. Stimulanzien und Narkotika wie Tabak, Alkohol oder Kokablätter sind dabei für die Regenwaldindianer von größter Bedeutung, desgleichen stärkere Halluzinogene, die teils wie das aus einer Lianenart gewonnenen Ayahuasca als göttlich angesehen werden und vor allem im Amazonas-Orinoco-Bereich Verwendung finden. Teilweise sind sie den Experten vorbehalten, in manchen Völkern werden sie – und die mit ihnen einhergehenden magischen Praktiken – aber von allen Menschen genutzt. Der spirituelle Spezialist ist meist hoch angesehen. Selten hat er die Funktion eines religiösen Kult-Verwalters. Krankenheilung mit magischen wie konventionellen Mitteln ist im Amazonas-Tiefland die Hauptaufgabe der Geisterbeschwörer.[161] Mitunter übertrifft sein Einfluss den des Häuptlings, sofern er nicht ohnehin – wie etwa bei den Guaraní – ebenfalls die Führungsrolle innehat. Manchmal reicht sein Einfluss über den Tod hinaus. In Guyana wird seine Seele etwa zum Hilfsgeist.

Bei den Völkern der Asháninka, Awetí (Paié),[162] Yanomami (Shaboliwa),[163] Kulina, Siona-Secoya, Shipibo-Conibo und Machiguenga,[164] Bakairi[165] spielen spirituelle Experten seit jeher eine wichtige Rolle (Jeweilige Bezeichnungen für die Experten in Klammern).

Die Tapirapé-Medizinmänner Brasiliens gehen in ihren Träumen auf Jenseitsreise. Frauen können hier nur Kinder bekommen, wenn der Schamane ein Geisterkind zu ihnen herabsteigen lässt.[166] Bei der Krankenheilung verwenden sie große Mengen Tabak, dessen Rauch sie in den Magen schlucken, um daraufhin in Halbtrance zu geraten und heftig zu erbrechen.[3]

Gut beschrieben sind die schamanischen Zeremonien der zur Tupí-Familie gehörenden Awetí-Indianer am unteren Xingú, die von dem österreichischen Missionar Anton Lukesch 1970 entdeckt und mit ihren noch vom Christentum und westlicher Moderne unbeeinflussten Bräuchen beschrieben wurden. Der wichtigste Ritualkomplex sind hier die Mbaraká genannten Gesänge, mit denen die überirdischen Mächte angerufen werden. Der Zaubermann sitzt dabei auf einem Schemel vor dem ỳwára-Altar (zwei Balken, die man als Leiter zur Anderswelt betrachtet). Vor diesem Altar tanzt er sich dann unterstützt von einem Assistenten und mit Hilfe einer Rassel in Trance.[167]

Die traditionellen Schamanen der Andenländer (nicht gemeint sind hier die Inka-Kulturfolger, die im engen Sinne keine Geisterbeschwörer haben) geben ihr Wissen mittlerweile in vielbesuchten Lehrseminaren, auf indigenen Feiern oder in Einzelsitzungen an interessierte Menschen weiter.[97] Im Gegensatz zu anderen Kontinenten entsprechen selbst die für Touristen arrangierten Rituale im Wesentlichen den Überlieferungen.[58]

Bei den Shuar des Andenostabhanges in Ecuador und Peru nehmen die Uwishín genannten Schamanen in der sozialen Hierarchie eine hohe Stellung ein. Sie kaufen sich gegenseitig ihre Schutzgeister (Tsentsak) und damit ihre Machtposition ab. Diese Geisterdiener haben meist Tiergestalt. Es gibt „gute“ und „böse“ Uwishín ähnlich den weißen und schwarzen Schamanen einiger zentralasiatischer Völker. Entsprechend besteht der Glaube, dass ein Zaubermann seine Geisterdiener ausschicken kann, um jemanden zu verhexen oder um ihn zu heilen. Ayahuasca und konzentrierter Tabaksaft dient als Trancemittel.

Die Schamanen der Mapuche, ein Volk in Südchile, das sich im Arauco-Krieg sehr lange der Kolonisation widersetzte und eine komplexe Mythologie besitzt, waren und sind Frauen.[168] In der Initiation wurde die Schamanin auf der obersten Stufe einer Holzleiter, wo sie die Trommel (Cultrún) schlug, auf ihre Funktion eingeschworen. Die Leiter (Rehué) symbolisiert die Treppe zum Himmel.[153] Sowohl die in Südamerika einzigartige Schamanentrommel, als auch die Praktiken der Spezialistinnen (darunter Seelengeleit, Heilung, ekstatischer Flug usw.)[169][170] erinnern an den Schamanismus Sibiriens.

Subsahara-Afrika

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Hexer aus dem Senegal
 
Fetischmarkt in Lomé (Togo)
 
Medizinmann der Shona aus Simbabwe
 
Lassa Hexendoktoren aus Nigeria
 
Wahrsager in Nord-Kamerun: Die Veränderung der Position der verschiedenen Objekte wird durch „die Macht“ verursacht.

Afrika gilt als der Kontinent der Medizinleute, Zauberer, Hexen und der Besessenheit.[171] Die Glaubensvorstellungen südlich der Sahara drehen sich vor allem um die „magische Macht“: eine unpersönliche Kraft aus der Schattenwelt der Götter und Geister, die alles „befallen“ kann: z. B. besondere Steine oder Plätze, machtgeladene Pflanzen oder Tiere, Zauberer, Hexer und ähnliche Menschen, aber ebenso bestimmte Zeiträume, Worte, Zahlen oder gar Gesten. Die Macht kann negativ oder positiv auf den Menschen wirken und der Mensch seinerseits versucht, sie durch sein Verhalten (Beachtung von Tabus und Sitten) in seinem Sinne zu beeinflussen. Die Macht ist nicht immer gleich stark, sie kann sich konzentrieren: etwa in Amuletten oder in Menschen, die die Magie beherrschen.[172] Obgleich die animistisch geprägten ethnischen Religionen Afrikas durch die zunehmenden Einflüsse islamischer und christlicher Missionare immer synkretistischere Formen annehmen, sind sie vor allem bei der Landbevölkerung vieler Staaten als Volksreligion nach wie vor lebendig. Verschiedene Arten von Medizinleuten und Zauberern spielen fast überall eine wichtige Rolle.

Spirituelle Experten haben jedoch nicht nur einen positiven Status wie in den meisten anderen Teilen der Welt, denn in Afrika werden Unglücksfälle und Schicksalsschläge häufig auch auf bösartige Hexer und Zauberer zurückgeführt. Sie repräsentieren die dunkle Seite der Magie. Solche Eigenschaften gelten als angeboren, nicht als erworben. Um solche Menschen ranken sich zahlreiche Geschichten, die vor allem vom Terror handeln, den böse Magie ausüben kann. Zauberer unterscheiden sich von Hexern vor allem dadurch, dass sie stärker sind und die böse Magie gezielt einsetzen können, etwa durch Fetische. Hexer und Hexen hingegen sind Menschen, denen übernatürliche Kräfte zugesprochen werden, derer sie sich selbst häufig nicht bewusst sind. Dieser Glaube ist in Afrika bis heute sehr lebendig und reicht bis in die oberen Ränge von Wirtschaft, Militär und Politik.[173] Zauberer und Hexer sind sozial nicht geachtet und müssen ihre Praktiken im Geheimen durchführen; dennoch gibt es genügend Kunden, die ihre Dienste in Anspruch nehmen.

Abgesehen von den wenigen kleinen Wildbeuter-Gemeinschaften (etwa San, Hadza, Damara oder Pygmäen) gibt es in den afrikanischen Kulturen keine religiös-spirituellen „Allround-Spezialisten“ für alle Angelegenheiten in Bezug zur Geisterwelt; und die überdies von der Gemeinschaft als vom Jenseits legitimiert anerkannt werden. Dieser Umstand ist auch eine wesentliche Ursache dafür, dass Afrikas Geisterbeschwörer in fast keinem Schamanismus-Konzept vorkommen. Beim Großteil der afrikanischen Bevölkerungen südlich der Sahara existiert stattdessen eine Vielzahl von „Sachverständigen“ wie Priestern, Sippen- und Lineage-Ältesten, Regenmachern, Erdherren (die Flächen zur Rodung freigeben und dafür die Erdmuttergöttin durch Riten versöhnen)[172], Wahrsagern, Medizinleuten, Zauberern, Hexern, Propheten usw., die ihre Autorität und ihre spirituelle Befähigung zumeist aus individuellen Geister-Erfahrungen (Besessenheit), Alter, Abstammung oder auch schlichtweg von ihrer gesellschaftlichen Position herleiten. So werden etwa Naturgeister bei manchen Ethnien von den Häuptlingen angerufen.[174] Es gab vor der Kolonialzeit wohl keinen Häuptling, mit dessen Amt nicht religiöse Funktionen verbunden gewesen waren. Diese Linie setzt sich bis zu den Herrschern fort. Solche sakralen Oberhäupter waren einer Reihe von Verhaltensvorschriften und Tabus unterworfen, die im Extremfall in der Anerkennung ihrer rituellen Tötung im Krankheitsfall oder am Ende ihrer Amtszeit gipfelten. Solche Herrschaftsformen gibt es heute nicht mehr.[172]

Die Wahrsager – oder Auguren – werden häufig zu Rate gezogen, wenn negative Ereignisse nicht erklärt werden können. Sie haben umfassende Kenntnis der Verhältnisse, eine gute Kombinationsgabe und beherrschen die Magie eines Orakels, um eine Lösung zu finden. Bisweilen übernimmt er die weitere Behandlung oder Verfolgung des Falles. Häufig verweist er den Hilfesuchenden nach der „Diagnose“ auch an einen Medizinmann.[172]

Der Medizinmann wirkt als Kräuter- oder Naturheilkundiger, der aus einem uralten traditionellen Wissen schöpft. Die pharmazeutische Wirkung seiner Medizin ist ihm vermutlich nicht bekannt, sondern er führt diese auf magische Wirksamkeit zurück. Bei psychischen und neurotischen Fällen, die sich vielfach in einer bestimmten Art der Besessenheit zeigen, wird ein exorzistisches Ritual angewandt, das u. a. mit „wirkmächtiger“ Musik, Tänzen und Beräucherungen verbunden ist. Im Gegensatz zu den sibirischen Schamanen erleidet ein afrikanischer Medizinmann keinen Autoritätsverlust, wenn der Erfolg ausbleibt. Man nimmt in diesem Fall an, dass negative Kräfte stärker waren als die angewandte Medizin. Ähnlich wie Schamanen anderer Kontinente übt auch der Medizinmann kein weltliches Amt aus, sondern gilt als der wichtigste spirituelle Praktiker, denn Krankheit bedeutet für den Afrikaner ein religiöses Defizit.[172]

Die meisten der bisher genannten Personen üben ihre Tätigkeit nicht an bestimmten Tagen oder Stunden regelmäßig aus. Sie handeln vielmehr je nachdem, wie ihre Hilfe nötig ist und begehrt wird. Das gilt auch für das Amt des Priesters, wie etwa bei den Ewe Westafrikas. Ewe-Priester wird man entweder im Erbgang oder über die Berufung durch einen Geist. Nach der Lehre und der Weihe wird er in sein Amt eingesetzt und verfügt sodann über seine „zugeteilte“ magische Macht; gleichzeitig verpflichtet sie ihn aber auch zu besonderem Verhalten wie etwa sexueller Enthaltsamkeit. Ihm obliegen kultische Funktionen wie Gebete und Opfer, er vollzieht bisweilen Exorzismen und fungiert auch als Heiler oder Wahrsager.[172]

Eine besondere afrikanische Gestalt ist die des Sehers. Ihn umgibt eine Ehrfurcht einflößende „charismatische Aura“ wie beim Schamanen; er fühlt sich von einer Geistmacht ergriffen, die durch ihn wirkt. Seher sind die einzigen, die Neuerungen im religiösen Leben einführen können, selbst wenn sie jeder rationalen Überlegung widersprechen.[172]

Tod und Krankheit stehen bei afrikanischen Spezialisten im Vordergrund. Jagd- und Wetterzauber sind verbreitet, früher gab es auch Kriegszauber, während magische Feldbauriten seltener sind.

Während beispielsweise sibirische oder nordamerikanische Schamanen ihre „Seelenreisen“ in aller Regel unter bewusster Kontrolle haben, sind afrikanische Vorstellungen genau umgekehrt: Die Geister kontrollieren den Menschen, der in erster Instanz als mehr oder weniger willenloses Medium von ihnen „besessen“ wird. Diese Besessenheit kann positiv sein und durch Medizinmänner genutzt werden, oder negativ als Folge einer Übernahme durch eine feindliche Geistmacht, die man dann wieder zu vertreiben sucht. Darüber hinaus herrscht in Afrika vielfach die Vorstellung, dass Geistmächte nicht nur von Patienten, sondern auch von spirituellen Experten zu jeder Zeit spontan und unfreiwillig „Besitz ergreifen“ können.[175]

Um bewusst die „Geister zu rufen“ – sprich: in tranceartige Bewusstseinszustände zu fallen – werden häufig Tänze genutzt. Drogen werden dazu in Afrika überwiegend nicht verwendet.

Spirituelle Teilspezialisten finden sich heute noch fast überall in Subsahara-Afrika, wenn auch in vielen Ländern nur noch verstreut oder im Verborgenen neben der jeweiligen Staatsreligion. In folgenden Gebieten sind die alten Traditionen und Religionen nach wie vor mehrheitlich in der Bevölkerung vertreten:[172][176][177][178]

  • Westafrika: Ghana, Togo, Benin und Zentral-Nigeria
  • Zentralafrika: Südost-Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Südsudan
  • Ostafrika: Ost-Uganda, West-Kenia, Nord-Tansania
  • Südafrika: Nordost-Namibia, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Madagaskar

Bei den meist sehr kleinen Jäger-Sammler-Gruppen Nord-Tansanias – den Hadza, Aasáx, Omotik-Dorobo und Akié-Dorobo – sind Religion und Rituale minimalistisch. Es gibt daher auch keine Priester, Schamanen oder Medizinmänner.[179] Auch viele der wildbeuterisch lebenden Pygmäen-Völker kennen kein personell definiertes Medizinmannwesen.[180]

Im Gegensatz dazu haben die Damara (Magier: Gama-oab)[181] und vor allem die Khoisan-Völker (Medizinmann: z. B. Cho k´ao bei den Tsoa)[B 12] hoch angesehene Geistheiler, deren Praktiken und vielfältige Aufgaben am ehesten an die „echten“ Schamanen Asiens erinnern.

Australien

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Australischer Medizinmann mit magischem Heilkristall
 
Major Sumner, ein spiritueller Ngarrindjeri bei einer Rauchzeremonie

Obwohl die Kulturen der australischen Ureinwohner sich überall stark ähneln, kamen spezialisierte Geisterbeschwörer nicht bei allen Gruppen vor. Überdies hatten sie nicht den stark institutionalisierten Status wie in Asien. Sie waren vor allem in Zentralaustralien vertreten.[113] Dennoch verfügen die Alt-Australier über eine hochkomplexe mythisch-religiöse Welt, so dass Claude Lévi-Strauss die Aborigines tief beeindruckt „Aristokraten des Geistes unter den Jäger-Sammler-Gesellschaften“ nannte.[182]

Während die ausschließlich nomadische Lebensweise als Jäger und Sammler bei allen Aborigines spätestens im Laufe des 20. Jahrhunderts endete, blieben die Mythen um die Traumzeit – die allumfassende, zeitlose Grundlage von Gesellschaft, Sitte und Kultur – und verschiedene religiöse Rituale trotz intensiver Christianisierung vielerorts lebendig. Seit den 1970er Jahren findet auf den sogenannten Outstations bei einigen Ethnien eine Retraditionalisierung statt (teilweise Rückkehr zur wildbeuterischen Lebensweise), die auch den von der weißen Bevölkerung „Clever Men“ genannten Schamanen erneut Bedeutung verleiht. Aufgrund der Sprachvielfalt Australiens variieren die Eigenbezeichnungen erheblich: Beispiele sind mabarn (Kimberley)[B 13] karadji (Westliches New South Wales), wingirii (Queensland) oder kuldukke (Südlich des Murray River, Victoria).[183]

Bei einigen wenigen lokalen Gruppen der folgenden Stämme sind Clever Men im gegenwärtigen Kontext dokumentiert: Yolngu,[B 14][58] Kimberly People,[B 15] Arrernte,[B 16] Warlpiri,[B 17] Pintupi,[B 18] Martu[184][185] und Pitjantjatjara[186]

Die „Clever Men“ werden bei einigen Stämmen mit Hilfe der Pflanzendroge Duboisia hopwoodii – ein tabakähnlichen Nachtschattengewächs, das leidenschaftliche Träume verursacht und traditionell gekaut, heute jedoch durch Tabak ersetzt wird –, sowie mit Tänzen und Musik in Ekstase versetzt und dann – oftmals sehr schmerzhaft durch Eindrücken von Kristallen unter die Fingernägel und in die Zunge – initiiert.[187][188][189]

„Clever Women“ sind weitaus seltener. Die „normalen“ weiblichen Doktoren besitzen nicht die gleiche Macht wie die Männer. Sie sind für die Wurzel- und Kräutermedizin bei kleineren Verletzungen und leichten Erkrankungen, Geburtshilfe, für Weissagungen und Liebesmagie zuständig. Häufig bestehen Verwandtschaftsbeziehungen oder ein Eheverhältnis zu einem Clever man, der auf diese Weise von einer kräuterkundigen Frau unterstützt wird. Den australischen Medizinmännern werden in der Regel drei Hauptrollen zugeschrieben: er ist der zentrale Bewahrer der sozialen Ordnung, Heiler und Ritualexperte. Krankheiten Einzelner und soziale Disharmonien hängen bei den Aborigines eng zusammen, so dass Heilungen immer auch eine gesellschaftliche Bedeutung haben. Wie bei afrikanischen Zauberern wird die magische Kraft auch in Australien genutzt, um damit zu drohen und Macht auszuüben.[190] Dazu verfügen die Experten über ein umfangreiches Wissen bezüglich der Verwandtschafts-, Totem- und Clanverhältnisse. Häufig deuten die Clever Men die Träume der Menschen, die als Kanal zur Traumzeit gelten.[191] Sie praktizieren nicht mit magischen Mitteln, sondern immer mit direkter Hilfe der Geisterwelt.[192] Dabei verwenden sie maban oder mabain – meist Quarz und andere Materialien, Federn, Blut, Rauch usw. – zur Übertragung spiritueller Kräfte.[193]

Neben Krankenheilung, Wettermagie und anderen Zeremonien sind sie auch für die Bewahrung und Einhaltung der Stammesgesetze aus der Traumzeit und für das überlieferte Wissen verantwortlich. Die verschiedenen Funktionen sind oft separat personalisiert, etwa als Heiler oder Magier.[193]

Ozeanien

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Bezüglich der Einbindung in die diversen Schamanismus-Konzepte gilt für Ozeanien das gleiche wir für Afrika: Entweder weichen die Funktionen der spirituellen Spezialisten zu sehr von den verallgemeinerten Modellen ab oder die Aufgaben werden von ganz verschiedenen Sachverständigen wahrgenommen, so dass die wenigsten Autoren Ozeanien mit einbezogen haben.

Melanesien und Mikronesien

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Gemeinschaftliche Initiationszeremonie der Sepik-Papua ohne Hilfe besonderer Spezialisten

In Melanesien ist ein organisiertes Priester- oder Schamanentum meistenteils unüblich, vielmehr kann jeder Einzelne solche Funktionen ausüben, wer über genügend Mana verfügt (göttliche Kraft, die durch Taten erworben werden kann).[194] Es existieren jedoch geheime Kultgesellschaften wie der Duk-Duk- und Iniet-Geheimbund auf Neu-Britannien. Die Maskierung – Gesichtsmasken und Maskenkleider aus Pflanzenfasern – spielt eine große Rolle. Die Geheimbünde sind für die Übermittlung sakralen Wissens, Erhöhung des eigenen Prestiges sowie für die Durchführung von Initiationszeremonien wichtig. Aber auch die Ordnungsfunktion, die sie innerhalb der traditionellen, meist ohne zentrale Instanzen organisierten Gesellschaften Melanesiens einnehmen, ist nicht zu vernachlässigen. Die Aufnahme in solche Geheimbünde ist nur nach schwierigen Prüfungen möglich.[195]

Bei den Papua-Neuguineas existiert der Glaube an eine Geisterwelt und an gute und böse Magie ähnlich wie in Afrika. Jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens mehrfach initiiert, wobei er jeweils eine höhere Stufe der Persönlichkeitsentwicklung erreicht. Dies ist immer verbunden mit dem Verhältnis des Menschen zur Welt der Geister sowie mit Kenntnis und Gebrauch der Magie, die als Heil- und Wirtschaftsmagie oder Schadzauber auftritt. Mit der Persönlichkeitserweiterung steigt auch der Status der betreffenden Person, denn sie teilt nun das Wissen der Geister und ist mit ihnen vertraut. Das ist vor allem für die Identifikation des Clans und dessen Landrechte wichtig, die nicht zuletzt von den Ahnen gewährleistet werden.[196][197]

Ein Beispiel für die (seltene) Existenz spiritueller Spezialisten liefert der Stamm der Asabano aus dem inneren Nordwesten Papua-Neuguineas, der erst 1963 kontaktiert und in den 1970er Jahren missioniert wurde: Es gab die von den Missionaren „Glasmänner“ und „(Heiliger) Geistfrauen“ genannten Praktiker. Die Glasmänner (sanewalemawdu, was „geheimer heiliger Mann“ bedeutet) träumten, gingen auf Seelenreise oder ließen sich von einem Geist besetzen, um wilde, menschenähnliche Geister oder Ahnen um Hilfe zu bitten. Man benötigte Hilfe bei der Jagd, bei Krankheiten oder um die ruchlosen Aktivitäten von Hexen, Zauberern und bösen Naturgeistern zu bannen. Häufig glaubte man, dass eine menschliche „Freiseele“ im Traum Gefangene der Geister wurde, so dass der Glasmann ein Schwein opferte und unter ekstatischem Gesang, rauchend und sich schüttelnd versuchte, die Seele ausfindig zu machen und mit Hilfe wohlwollender Geister zu befreien.[198]

Darüber hinaus muss festgehalten werden, dass die kulturelle Vielfalt auf Neuguinea immens ist und dicht nebeneinander vollkommen unterschiedliche Vorstellungen und Praktiken existieren. Da es im indonesischen Teil der Insel noch einige unkontaktierte und unerforschte Ethnien gibt, wären Aussagen zu deren spirituell-religiösen Experten spekulativ.[158]

Die Missionierung Mikronesiens setzte sehr früh ein, so dass die meisten Religionen bereits weit vor Beginn des 20. Jahrhunderts erloschen waren. Daher ist über die ursprünglichen religiösen Ansichten in manchen Bereichen fast gar nichts bekannt.[195]

Für die Palau-Inseln gab es die kalid (das Wort bedeutet Übernatürliches schlechthin): Männliche oder weibliche Wahrsager, Heiler und Geisterbeschwörer, von denen jedes Dorf einen hatte und die auch priesterliche Funktionen wahrnahmen. Das Amt war erblich. Tote Kalids wurden zu Geistern, und manche Tiere wurden für Ahnen gehalten, die in ihnen weiterlebten, so dass jeder einen eigenen Kalid (Tiergeist) hatte, der allerdings kein Haustier sein durfte.[199]

Polynesien

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Wai Turoa Morgan, eine bekannte Tohunga matakite der Māori, die einen Weg zwischen Tradition und Neoschamanismus sucht.

Im gesamten polynesischen Raum waren die religiösen und heilerischen Aufgaben früher personell differenziert (Priesterwesen, verschiedene Heiler, Zauberer u. a.), so dass es keinen eigentlichen Schamanen gab. Manche spirituellen Kräfte galten als vererbbar, etwa die Fähigkeit des Feuergehens auf den Fidschi-Inseln, die es so ähnlich aber auch in anderen Kulturen gibt. Auf Tonga wiederum verfielen die offiziellen Priester in Besessenheits-Ekstase und erinnern damit an Schamanen.[200] Auf Neuseeland wurden früher magische Heilungen durchgeführt, indem man die Krankheitsursache meist der Besessenheit durch einen bösen Geist oder Gott zuschrieb.[201]

Die Bewohner auch der abgelegensten Inseln sind jedoch seit langem christianisiert. Obgleich viele Elemente der traditionellen Glaubensvorstellungen erhalten geblieben sind, müssen Berichte über hawaiianische Kahunas oder moderne neuseeländische Schamanen dem Neoschamanismus zugerechnet werden.

So versucht beispielsweise die in esoterischen Kreisen bekannte Maori Wai Turoa-Morgan den globalen Neu-Schamanismus um die spirituellen Traditionen ihres Volkes zu bereichern. Während sie sich auf ihren Auslandsseminaren als Schamanin bezeichnet, tritt sie in ihrer Heimat weiterhin als Tohunga matakite auf; demnach als Weissagerin bzw. Seherin. Diese Art der Tohungas galt früher als freiwillig von einem Gott besessen.[201][E 3][202]

Siehe auch

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 Themenlisten: Religionsethnologie + Ethnomedizin – Übersichten im Portal:Ethnologie

Literatur

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  • Mircea Eliade: Schamanismus und schamanische Ekstasetechnik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-27726-X (französische Originalausgabe: 1951).
  • Valentina Gorbatcheva, Marina Federova: Die Völker des Hohen Nordens. Kunst und Kultur Sibiriens. Parkstone Press, New York 2000, ISBN 1-85995-484-7.
  • Mihály Hoppál: Das Buch der Schamanen. Europa und Asien. Ullstein, München 2002, ISBN 3-550-07557-X.
  • Åke Hultkrantz, Michael Rípinsky-Naxon, Christer Lindberg: Das Buch der Schamanen. Nord- und Südamerika. Ullstein, München 2002, ISBN 3-550-07558-8.
  • Erich Kasten (Hrsg.): Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler. Zur Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart, 13. Dezember 2008 bis 28. Juni 2009. Reimer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-496-02812-3.
  • Hans Läng: Kulturgeschichte der Indianer Nordamerikas. Gondrom, Bindlach 1993, ISBN 3-8112-1056-4.
  • Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. 4. Auflage. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-41872-3 (Originalausgabe: 1997).
  • Juha Pentikäinen (Hrsg.): Shamanism and Northern Ecology (= Religion and society. Band 36). Mouton de Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 3-11-014186-8.
  • Erich Püschel: Die Menstruation und ihre Tabus. Ethnologie und kulturelle Bedeutung. Eine ethnomedizinische Übersicht. Schattauer, Stuttgart/New York 1988, ISBN 3-7945-1180-8.
  • Dirk Schlottmann: Koreanischer Schamanismus im neuen Millennium (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 19: Volkskunde, Ethnologie. Abteilung B: Ethnologie. Band 73). P. Lang, Frankfurt/Bern 2007, ISBN 978-3-631-56856-9.
  • Michael Sachs, Heiko Sudermann: Beobachtungen eines Medizinhistorikers bei den Bergpapuas im östlichen zentralen Hochland von West-Papua [Irian Jaya; Neu Guinea]. In: Dominik Groß, Monika Reininger (Hrsg.): Medizin in Geschichte, Philologie und Ethnologie: Festschrift für Gundolf Keil. Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-2176-2, S. 379–409.
  • Monika und Udo Tworuschka: Religionen der Welt in Geschichte und Gegenwart. Bassermann, München 1992/2000, ISBN 3-8094-5005-7.
  • Andrei Znamenski: The Beauty of the Primitive: Shamanism and the Western Imagination. Oxford University Press, 2007 (englisch; PDF-Downloadangebot auf researchgate.net).
  • Michael Oppitz (Regisseur): Schamanen im Blinden Land. Dokumentarfilm über magische Heiler im Nordwesten Nepals, 1978–80. Neue Auflage 2017, 5 DVDs + 2 CDs, 384 Minuten.
  • Fabienne Berthaud (Regisseurin): Eine größere Welt. Filmdrama, basierend auf dem autobiografischen Buch Mein Leben mit den Schamanen (Mon initiation chez les chamanes, 2004) von Corine Sombrun.
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Commons: Schamane – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schamanismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Ronald Hutton: Shamans: Siberian Spirituality and the Western Imagination. Hambledon Continuum, 2011, S. ??.
  2. V. Gorbatcheva, M. Federova: Die Völker des Hohen Nordens. Kunst und Kultur Sibiriens. New York 2000, S. 181.
  3. a b c d e f g h i Marvin Harris: Kulturanthropologie – Ein Lehrbuch. Campus, Frankfurt/ New York 1989, ISBN 3-593-33976-5, S. 285, 289–292.
  4. Alexandra Rosenbohm (Hrsg.): Schamanen zwischen Mythos und Moderne. Militzke, Leipzig 1999, ISBN 3-86189-159-X, S. 7.
  5. Dirk Schlottmann: Was ist ein Schamane? Koreanischer Schamanismus heute. (Memento vom 6. Juni 2015 im Internet Archive). In: Journal-ethnologie.de. Museum der Weltkulturen, Frankfurt/M. 2008, abgerufen am 7. Juni 2019.
  6. Norbert Kohnen: Medizinmann. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 956 f.; hier: S. 956.
  7. a b c d Klaus Sagaster: Schamanismus In: Horst Balz u. a. (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie. Band 30: „Samuel - Seele“. de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-019098-2, S. 72–76.
  8. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 124.
  9. Till Mostowlansky: Islam und Kirgisen on Tour. Harrassowitz, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05583-3, S. 42–48, 64–66, 76, 86–87.
  10. Matthias Hermanns: Schamanen, Pseudoschamanen, Erlöser und Heilbringer. F. Steiner, Wiesbaden 1970.
  11. Ellen Rothman: Respecting Navajo Medicine May Collide with Preserving It. Aus: Harvard News Online vom 26. Januar 2004, in: Christian Rell: Spiritualität und gesellschaftlicher Pragmatismus bei den Navajo der Gegenwart: Gesundheit, Krankheit, Tod. Freie Universität Berlin/Grin, Berlin 2013, ISBN 978-3-638-64838-7, S. 5.
  12. Declaration of War Against Exploiters of Lakota Spirituality. Von Wilmer Stampede Mesteth, Darrell Standing Elk u. Phyllis Swift Hawk. Verbreitet von: Creighton University, Omaha (USA), abgerufen am 16. April 2015. (Memento vom 8. Mai 2015 im Internet Archive)
  13. a b Franz-Joseph Post: Schamanen und Missionare. Katholische Mission und indigene Spiritualität in Nouvelle-France (= Europa - Übersee. Band 7). Doktorarbeit Universität Münster 1996. Lit, Münster 1997, ISBN 978-3-8258-2881-3, S. 48 ff. sowie 54–55.
  14. Paul Hiebert, R. Daniel Shaw, Tite Tiénou: Understanding Folk Religion: a Christian response to popular beliefs and practices. Baker Books, Grand Rapids 1999, ISBN 0-8010-2219-3, S. 323–330.
  15. M. Eliade: Schamanismus und schamanische Ekstasetechnik. Frankfurt am Main 2001, S. 14 f.
  16. a b c d e Bruno Illius: Die Vorstellung von „ablösbaren Seelen“. In: Johann Figl, Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Der Begriff der Seele in der Religionswissenschaft. Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, ISBN 978-3-8260-2377-4, S. 87–89.
  17. M. Eliade: Schamanismus und schamanische Ekstasetechnik. Frankfurt am Main 2001, S. 457 ff.
  18. a b Schamanismus. In: „Kurzinformation Religion“ des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes e. V., Marburg 2010, abgerufen am 30. Januar 2015.
  19. a b c Dorothea Kupferschmidt-Neugeborn: „Heal into time and other people.“ Schamanismus und analytische Psychologie in der poetischen Wirkungsästhetik von Ted Hughes. Narr, Tübingen 1995, ISBN 978-3-8233-5027-9, S. 33, Fußnote 78, S. 62–67.
  20. a b c Kai Funkschmidt: Schamanismus und Neo-Schamanismus. In: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen ezw-berlin.de, Berlin, 2012, abgerufen am 4. Februar 2015.
  21. Juha Janhunen, Siberian shamanistic terminology, Suomalais-ugrilaisen Seuran toimituksia. In: Memoires de la Societe finno-ougrienne. Band 194, 1986, S. 97–98.
  22. a b c d Schamanismus. Informationstext mit Quellenangaben Auf: glaube-und-irrglaube.de, Webseite der Pastorin Gabriele Lademann-Priemer, Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Nordelbischen Ev.-luth. Kirche von 1992 bis 2011, abgerufen am 12. April 2015.
  23. E. Kasten: Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler. ... Stuttgart 2009, S. 24, 172–187.
  24. Jeremy Narby: Die kosmische Schlange. Auf den Pfaden der Schamanen zu den Ursprüngen modernen Wissens. 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-94765-6, S. 182.
  25. Martin Colcutt, Marius Jansen, Isao Kumakura: Japan. Geschichte, Kunst Lebensformen (= Weltatlas der alten Kulturen. Band 12). Christian Verlag, München 1989, S. 48–51.
  26. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 34–37.
  27. Norbert Kohnen: Stichwort: Medizinmann. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haarge, Gundolf Keil; Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. de Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 956.
  28. a b Christian F. Feest: Beseelte Welten – Die Religionen der Indianer Nordamerikas. In: Kleine Bibliothek der Religionen. Band 9, Herder, Freiburg/ Basel/ Wien 1998, ISBN 3-451-23849-7. S. 139, 158–159.
  29. Florian Deltgen: Gelenkte Ekstase: Die halluzinogene Droge Cají der Yebámasa-Indianer. Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-05630-0, S. 27.
  30. Ulrich Berner: Mircea Eliade. In: Axel Michaels (Hrsg.): Klassiker der Religionswissenschaft. Von Friedrich Schleiermacher bis Mircea Eliade. Beck, München 1997, ISBN 3-406-42813-4, S. 352/353.
  31. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 117–120.
  32. M. Hoppál: Das Buch der Schamanen. Europa und Asien. München 2002, S. 11ff.
  33. a b c Walter Hirschberg (Begründer), Wolfgang Müller (Redaktion): Wörterbuch der Völkerkunde. Neuausgabe, 2. Auflage. Reimer, Berlin 2005, ISBN 3-496-02650-2, S. 326–327, Stichworte „Schamane“ und „Schamanismus“.
  34. Gerhard Heller: Wie heilt ein Schamane? – Die therapeutische Trance als Wirkfaktor archaischer Psychotherapie. In: Hermann Lang (Hrsg.): Wirkfaktoren der Psychotherapie. 3. Auflage. Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-1955-5, S. 164.
  35. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 28–34.
  36. Nana Nauwald, Felicitas D. Goodman, Freunde: Ekstatische Trance. Rituelle Körperhaltungen und Ekstatische Trance. 4. Auflage. Binkey Kok, Haarlem NL 2010, ISBN 978-90-74597-81-4, S. 3.
  37. Marie-Louise von Franz, James Hillmann: Zur Typologie C. G. Jungs – die Inferiore und die Fühlfunktion. 2. Auflage. Bonz, Fellbach-Oeffingen 1984, ISBN 978-3-87089-177-0, S. 51 (Erstauflage: 1980).
  38. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 32 f. Übersicht siehe E. Püschel: Die Menstruation und ihre Tabus. Stuttgart 1988.
  39. M. und U. Tworuschka: Religionen der Welt in Geschichte und Gegenwart. München 1992/2000, S. 395–400.
  40. Karl R. Wernhart: Ethnische Religionen – Universale Elemente des Religiösen. Topos, Kevelaer 2004, ISBN 3-7867-8545-7, S. 134.
  41. Andreas Lommel: Schamanen und Medizinmänner – Magie und Mystik früher Kulturen. Callwey, München 1980, ISBN 3-7667-0507-5, S. 11.
  42. Alexander Knoll: Resonanzmomente: Beziehungsphänomene in Schamanismus und Psychotherapie. Monsenstein & Vanerdatt, Münster 2012, ISBN 978-3-86991-621-7, S. 52.
  43. a b M. Hoppál: Das Buch der Schamanen. Europa und Asien. München 2002, S. 17 f.
  44. Klaus Hesse: Rezensionen/ Pentikäinen, Juha: Shamanism and Northern Ecology. In: Anthropos. Nr. 92, 1997, S. 292–293.
  45. Åke Ohlmarks: Studien zum Problem des Schamanismus. Gleerup, Lund (u. a.) 1939, S. 5.
  46. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 26–27.
  47. a b M. Hoppál: Das Buch der Schamanen. Europa und Asien. München 2002, S. 18.
  48. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 25–26.
  49. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 92–96.
  50. Å. Hultkrantz, M. Rípinsky-Naxon, C. Lindberg: Das Buch der Schamanen. Nord- und Südamerika. München 2002, S. 138–143.
  51. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 23.
  52. Studia Instituti Anthropos. Band 10, Verlag der Missionsdruckerei St. Gabriel, 1955, S. 171.
  53. Schwarzer Hirsch: Ich rufe mein Volk. Leben, Visionen und Vermächtnis des letzten großen Sehers der Ogalalla-Sioux. Übersetzung der Urausgabe Black Elk Speaks von Siegfried Lang, Weltbild, Augsburg 1996, ISBN 3-89604-063-4, S. 211–214.
  54. Ervin Laszlo: Kosmische Kreativität. 1. Auflage. Insel, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-458-33808-X, S. 145–146.
  55. Manfred Kremser: Am Anfang war das Ritual – Schematische Aufstellungsarbeit in indigenen Kulturen? In: Guni Leila Baxa, Christine Essen, Astrid Habiba Kreszmeier (Hrsg.): Verkörperungen: Systemische Aufstellung, Körperarbeit und Ritual. Online-Ausgabe, Auer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-89670-718-3, S. 110–128.
  56. Nana Nauwald, Felicitas D. Goodman, Freunde: Ekstatische Trance. Rituelle Körperhaltungen und Ekstatische Trance. 4. Auflage. Binkey Kok, Haarlem (NL) 2010, ISBN 978-90-74597-81-4, S. 9–11, 18.
  57. a b Dennis u. Barbara Tedlock (Hrsg.): Über den Rand des tiefen Canyon. Lehren indianischer Schamanen. 8. Auflage. Diederichs, München 1994, ISBN 3-424-00577-0, S. 170 (aus dem Amerikanischen von Jochen Eggert; Originalausgabe 1975).
  58. a b c d e f Hendrik Neubauer (Hrsg.): The Survivors - Vom Ureinwohner zum Weltbürger. Tandem, Potsdam 2008, ISBN 978-3-8331-4627-5, S. 94–96, 176–177, 296–299.
  59. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 19.
  60. Andrea Marchhart mit Elke Mesenholl-Strehler als Betreuerin: Tranceerfahrung und ihr Einfluss auf die Persönlichkeit. Redaktionell bearbeitete Zusammenfassung, Interuniversitäres Kolleg für Gesundheit und Entwicklung, Graz 2008.
  61. Ronald Hitzler, Peter Gross u. Anne Honer: Diagnostische und therapeutische Kompetenz im Wandel. In: Franz Wagner (Hrsg.): Medizin: Momente der Veränderung. Springer, Berlin u. a. 1989, S. 165.
  62. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 20–21.
  63. Michael Panoff, Michel Perrin (Hrsg.): Taschenwörterbuch der Ethnologie. 2. verb. und erw. Auflage, Berlin 1982, S. 205.
  64. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 44 f.
  65. Giovanni Stary: Ein Fallbeispiel zur Interpretationsproblematik neuentdeckter mandschurischer Schamanengebete. In: Anett C. Oelschlägel, Ingo Nentwig, Jakob Taube (Hrsg.): "Roter Altai, gib dein Echo!": Festschrift für Erika Taube zum 65. Geburtstag. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2005, ISBN 3-86583-062-5, S. 449–457.
  66. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 70 f.
  67. Anna Westman u. John E. Utsi, übersetzt von Irmtraud Feldbinder: Gievrie-tijje. Saemiej gievriej jih reeligijovonen bijre. – Die Zeit der Trommeln. Trommel und Religion der Samen. Ájtte (Jokkmokk), Nordiska museet (Stockholm), 2001, ISBN 91-87636-18-2, S. 12.
  68. E. Kasten: Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler. ... Stuttgart 2009, S. 70–81.
  69. E. Kasten: Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler. ... Stuttgart 2009, S. 58–61.
  70. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 79–85.
  71. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 31.
  72. a b c Manfred Kremser: Ethnologische Religions- und Bewusstseinsforschung. Vorlesungsskript Universität Wien, Sommersemester 2001, S. 14–15 (pdf-Version (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)).
  73. M. Eliade: Schamanismus und schamanische Ekstasetechnik. Frankfurt am Main 2001, S. 441 ff.
  74. E. Kasten: Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler. ... Stuttgart 2009, S. 26.
  75. V. Gorbatcheva, M. Federova: Die Völker des Hohen Nordens. Kunst und Kultur Sibiriens. New York 2000, S. 181 f.
  76. Christoph Schmidt: Pilger, Popen und Propheten: Eine Religionsgeschichte Osteuropas, Verlag Ferdinand Schöningh, 2014, ISBN 978-3-657-77265-0, Seite 34
  77. a b Pascale Visart de Bocarmé u. Pierre Petit (Hrsg.): Inuit Canada: Reflexive Approaches to Native Anthropological Research. P.I.E. Peter Lang, Brüssel 2008, ISBN 978-90-5201-427-2, S. 54–55, 177–179.
  78. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 66–67, 121–124.
  79. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 26, 118, 121–124.
  80. Claudia Schwamberger: Heilerwesen in Bulgarien: Traditionelle Heilerinnen versus Psychotherapeutinnen. Waxmann Verlag, Münster 2004, ISBN 978-3-8309-8022-3, S. 79–83, 146.
  81. Katalin Turfitt: Die Ungarn – ein Schamanenvolk? Erschienen in: Der große Lebenskreis – Ethnotherapien im Kreislauf von Vergehen, Sein und Werden. Ethnotherapies in the Cycle of Life – Fading, Being and Becoming – 2005, Ethnomed – Institut für Ethnomedizin e. V. – München, ISBN 978-3-8334-3588-1, S. 135–143.
  82. Rune Blix Hagen: Die Hexenprozesse in der Finnmark, Norwegen. (Memento vom 10. Juni 2015 im Internet Archive) Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, hrsg. v. Gudrun Gersmann, Katrin Moeller und Jürgen-Michael Schmidt. In: historicum.net, 12. März 2014, abgerufen am 26. Februar 2015.
  83. Sunna Kuoljok, John-Erling Utsi: Die Sami – Volk der Sonne und des Windes. Ajtte/ Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Luleå 1995, ISBN 91-87636-10-7.
  84. J. Pentikäinen: Shamanism and Northern Ecology. Berlin/New York 1996 S. 153–182.
  85. Heinrich Werner: Der uralte Hirsch- bzw. Rentierkult bei den Jenissejern im Lichte des Wortschatzes. In: Studia Etymologica Cracoviensia. Nr. 16, 2011, S. 141–150.
  86. Anett C. Oelschlägel: Plurale Weltinterpretationen – Das Beispiel der Tyva Südsibiriens. Studies in Social and Cultural Anthropology, SEC Publications/Verlag der Kulturstiftung Sibirien, Fürstenberg/Havel 2013, ISBN 978-3-942883-13-9, S. 31, 60 f.
  87. Leonid Zapok: Gemeindeaufbau in Tschukotka. In: Institut G2W. Ökumenisches Forum für Glauben, Religion und Gesellschaft in Ost und West, Zürich, 2012, abgerufen am 3. März 2015.
  88. Stephan Dudeck: Der Tag des Rentierzüchters: Repräsentation indigener Lebensstile zwischen Taigawohnplatz und Erdölstadt in Westsibirien. Kulturstiftung Sibirien / SEC-Publications, Fürstenberg/Havel, ISBN 978-3-942883-17-7, S. 206–208, 220.
  89. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 118, 121–123.
  90. Ralph Tuchtenhagen: Religion in Norwegen, erschienen in: Markus Porsche-Ludwig, Jürgen Bellers (Hrsg.): Handbuch der Religionen der Welt. Bände 1 und 2, Traugott Bautz, Nordhausen 2012, ISBN 978-3-88309-727-5, S. 327–328.
  91. Paula Schrode: Islam und religiöse Praxis in Ostturkestan. In: Tehtys – Central Asia Everyday. Auf: tethys.caoss.org vom 12. April 2008; abgerufen am 14. April 2015.
  92. a b Dilmurat Omar: Das Überleben des Schamanismus im chinesischen Zentralasien: Beispiele des modernen Synkretismus als Forschungsproblem der Religionsethnologie. In: Zeitschrift für Ethnologie. Nr. 131, Reimer, 2006, S. 263–276.
  93. Ina Rösing, Sonam Norboo Spurkhapa: Shamanic Trance and Amnesia: With the Shamans of the Changpa Nomads in Ladakhi Changthang. D. K. Agencies, Neu-Delhi (Indien) 2006, ISBN 81-8069-247-7, S. 38–45.
  94. Minglang Zhou, Ann Maxwell Hill: Affirmative Action in China and the U.S.: A Dialogue on Inequality and Minority Education (= International & development education.). Palgrave Macmillan, New York 2009, ISBN 978-0-230-61235-8, S. 200.
  95. Walther Heissig: Recent East Mongolian shamanistic traditions. In: J. Pentikäinen: Shamanism and Northern Ecology. Berlin/New York 1996, S. 249–258, insb. 250.
  96. Walther Heissig: Schamanen und Geisterbeschwörer in der östlichen Mongolei: gesammelte Aufsätze. Harrassowitz, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03197-2. S. 160–161.
  97. a b Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 123.
  98. Anett C. Oelschlägel: Plurale Weltinterpretationen. Das Beispiel der Tyva Südsibiriens. SEC Publications, Fürstenberg (Havel) 2013, ISBN 978-3-942883-13-9, S. 31, 60f.
  99. Heiko Grünwedel: Schamanismus zwischen Sibirien und Deutschland: Kulturelle Austauschprozesse in globalen religiösen Diskursfeldern. transcript-Verlag, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-2046-7, S. 232ff.
  100. E. Kasten: Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler. ... Stuttgart 2009, S. 188–203.
  101. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 31–32.
  102. M. + U. Tworuschka: Religionen der Welt in Geschichte und Gegenwart. München 1992/ 2000, S. 423 f.
  103. Stichwort: Fugeki. In: Encyclopedia of Shinto. Auf: eos.kokugakuin.ac.jp; abgerufen am 26. April 2015.
  104. Jürgen Schuster: Schamanismus und die christliche Kirche in Japan. In: Klaus W. Müller (Hrsg.): Mission in fremden Kulturen. Beiträge zur Missionsethnologie. Festschrift für Lothar Käser zu seinem 65. Geburtstag (= edition afem - mission academics. Band 15). VTR, Nürnberg 2003, ISBN 3-933372-91-7, S. 243–252.
  105. Kornelia Erlen: Yuta-Schamanismus auf Amami-Ôshima. Universität Hamburg (Volltext als PDF-Datei abgerufen am 20. September 2015).
  106. Dakpa. (Memento vom 11. Mai 2015 im Internet Archive) Auf nativeplanet.org - NGO für den Erhalt indigener Kulturen, Shoreline (WA, USA), Stand 2006, abgefragt am 25. März 2015.
  107. Einträge: Bhil, Tangkhul (Naga), Aimol, Saora, Raika, Koya (Gond), Didayi (Gadaba) auf nativeplanet.org (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) NGO für den Erhalt indigener Kulturen, Shoreline (WA, USA), Stand 2006, abgerufen am 25. März 2015.
  108. „Mandol“ – Schamanische Tranceheilung eines Bhil-Barwo/Indien. In: Curare. Band 18, Nr. 2, 1995, S. 433–441, F. Vieweg, speziell S. 433–438.
  109. Aglaja Stirn, Peter van Ham: The hidden world of the Naga: living traditions in Northeast India and Burma. Prestel, München u. a. 2003, ISBN 3-7913-2878-6, S. 92–94.
  110. Tingneichong G. Kipgen: Women's Role in the 20th Century Manipur: A Historical Study. Gyan Publishing House, Delhi (Indien) 2010, ISBN 978-81-7835-803-1, S. 44.
  111. Indian Institute of History of Medicine (Hrsg.): Bulletin of the Indian Institute of History of Medicine. Bände 18–19, Indian Institute of History of Medicine, 1988, S. 31.
  112. M. Paul Lewis, Gary F. Simons, Charles D. Fennig (eds.): Ethnologue: Languages of the World. Nineteenth edition. Dallas TEX 2016; Aranadan - A language of India. Auf: ethnologue.com; zuletzt abgerufen am 29. Juni 2016.
  113. a b c Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. München 2010, S. 28.
  114. P. K. Mohanty: Encyclopaedia of Scheduled Tribes in India. fünf Bände, Gyan Publishing House, Delhi (Indien) 2006, ISBN 81-8205-052-9, S. 85–86.
  115. Etzel Cardeña, Michael J. Winkelman (Hrsg.): Altering Consciousness: Multidisciplinary Perspectives. Band 1: History, Culture, and the Humanities. ABC-CLIO, Santa Barbara (CAL) 2011, ISBN 978-0-313-38308-3, S. 337.
  116. Stephen Tylor: Koya. In: Encyclopedia of World Cultures. 1996, Auf: encyclopedia.com; abgerufen am 4. Mai 2015.
  117. L. K. Mahapatra, R. P. Mohanty: The Challenges of Self-Managed Development. Mittal Publications, Bhubaneshwar (Indien) 2009, ISBN 978-81-8324-244-8, S. 24, 35, 42.
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