Schloss Pillnitz

ehemalige Sommerresidenz der Kurfürsten und Könige von Sachsen
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Schloss Pillnitz ist die ehemalige Sommerresidenz der Kurfürsten und Könige von Sachsen im Stadtteil Pillnitz von Dresden. Die barocke und klassizistische Fünfflügelanlage wurde 1720 durch Kurfürst August den Starken von Matthäus Daniel Pöppelmann begonnen und 1826 durch König Friedrich August I. von Christian Friedrich Schuricht vollendet. Seit 1963 dient es als Sitz des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Hervorzuheben sind der Hauptsaal, der Kuppelsaal und die Schlosskapelle. Zum Ensemble gehören auch der Schlosspark, die Gotische Ruine und die Weinbergkirche.

Schloss Pillnitz, Wasserpalais

Geschichte

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Ruinen vom alten Königl. Schloß zu Pillnitz, Stich von Christian Friedrich Sprinck, 1818
 
Lustgarten mit Neuem Palais
 
Fliederhof mit Neuem Palais

Schloss Pillnitz liegt an der Elbe im Dresdner Stadtteil Pillnitz, auf der Flur des gleichnamigen, dort früher befindlichen Dorfes. Die Hauptgebäude der Schlossanlage sind das Wasserpalais (1720–1721) mit seiner großen Freitreppe zur Elbe, das Bergpalais (1722–1723) und das die beiden Gartenpalais verbindende, im klassizistischen Stil errichtete Neue Palais (1819–1826) mit Küchen- und Kapellenflügel, die zusammen den östlichen Fliederhof einschließen. Der westliche Lustgarten, ein Barockgarten mit Springbrunnen und Boskettanlagen, ist von den drei Palais eingeschlossen und vom Schlosspark umgeben. Nachdem das Neue Palais fertiggestellt worden war, nutzte das sächsische Königshaus die Schlossanlage als Sommerresidenz.[1][2] Die Geschichte der Anlage geht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Am Platz des heutigen Neuen Palais befand sich in Elbnähe eine verteidigungsfähige Niederungsburg, die 1818 abbrannte und nicht neu errichtet wurde. Ein weiterer burgartiger Herrensitz befand sich oberhalb des Hanges, an der Stelle, wo heute die Künstliche Ruine steht.[3][2][4] Kurfürst August der Starke erwarb das Rittergut 1706 für seine Mätresse Constantia von Cosel. Nach dem Ende der Beziehung zur Gräfin ließ er die Anlage nach Entwürfen seines Hofbaumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann zur Sommerresidenz des sächsischen Königshauses umbauen. Die beiden unter ihm entstandenen Hauptgebäude, Wasserpalais und Bergpalais, sind hervorragende Beispiele des sächsischen Barocks sowie für die Chinoiserie, die Nachahmung ostasiatischer Kunst im späten 17. und im 18. Jahrhundert. Der Park diente höfischen Spielen und der Erholung. Schloss Pillnitz war Schauplatz historischer Ereignisse. 1719 fanden im Schloss die Feierlichkeiten anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen Friedrich August von Sachsen und der Erzherzogin Maria Josepha von Österreich statt. 1791 trafen sich Vertreter Österreichs und Preußens im Schloss und verabschiedeten die Pillnitzer Deklaration, in der sie sich zur Unterstützung des französischen Königs gegen die ausgebrochene Revolution verpflichteten.[5] Ab 1723 diente Pillnitz als Sommerresidenz der Kurfürsten und Könige von Sachsen aus dem Haus Wettin. Nach dem Ende der Monarchie 1918 ging das Schloss in das Eigentum des Freistaats Sachsen über. Seit 1990 befindet sich die Anlage unter der Obhut der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen. Im Wasser- und im Bergpalais ist das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden untergebracht.[6]

Erstmals wurde Pillnitz in einer Urkunde vom 5. August 1403 erwähnt, in der der Ehefrau des Heinrich von Karaß von Markgraf Wilhelm von Meißen der Besitz von Pillnitz als Leibgedinge bestätigt und zum ersten Mal der Weinbau um Pillnitz, der Fischfang und der Friedrichsgrund mit der Meixmühle genannt wurden. Außerdem wurde der Bestand zweier Gutshöfe im Ober- und im Unterdorf von Pillnitz bestätigt.[7] Nachdem 1420 „Friedrich Karlewitc zeu Bilnitz“ auf Pillnitz „gesessen“ hatte, kam dessen Pillnitzer Besitz über seine Söhne, welche die beide Höfe geteilt verwaltet hatten, an das wohlhabende Patrizier­geschlecht Ziegler. Wygand Ziegler erhielt 1486 den Lehnbrief über die ungeteilte Herrschaft Pillnitz zu der das Dorf, die Elbinsel, der Fischfang und die Orte Krieschendorf und Borsberg gehörten; 1514 kamen noch die Orte Wachwitz und Pappritz dazu.[8] 1569 verkaufte Christoph Ziegler seinen dortigen Grundbesitz an Christoph von Loß den Älteren, Reichspfennigmeister und Oberschenk und Hofrat des sächsischen Kurfürsten Christian I.[9] Mit der Herrschaft derer von Loß begannen in Pillnitz umfangreiche Baumaßnahmen, die zu einem Wandel vom rustikalen Herrensitz zum repräsentativen Adelssitz in Nähe der kurfürstlichen Residenzstadt Dresden führten. In mehreren Abschnitten entstand eine vierflügelige unregelmäßige Schlossanlage im Renaissancestil, die den Einfluss derer von Loß am kurfürstlichen Hof zur Geltung bringen sollte.[2] Als sichtbare Relikte verblieben nach dem Schlossbrand von 1818 und dem Abriss der Ruine nur die Löwenkopfbastei und einer der beiden aus Sandstein gefertigten Obelisken, welche einst die Terrassentreppe vor dem Ostflügel des Alten Schlosses schmückten. Eine Kopie des mit Flachreliefs im Stil des Manierismus geschmückten Obelisken steht auf der Löwenkopfbastei, das Original ist im Schlossmuseum ausgestellt.[10][11] 1640 erbte Günther von Bünau den Bau. Nach weiteren Besitzerwechseln erwarb der regierende sächsische Kurfürst Johann Georg IV. 1694 Schloss Pillnitz, um es seiner Mätresse Magdalena Sibylla von Neitschütz zu schenken. Nach dem Tod von Johann Georg gelangte dessen Bruder und Nachfolger August der Starke 1706 durch Rückkauf in den Besitz des Schlosses. Er schenkte es seiner Mätresse Constantia von Cosel, die von 1713 bis 1715 im Schloss wohnte.[12] Nachdem die Gräfin in Ungnade gefallen und auf Burg Stolpen in Gefangenschaft gesetzt worden war, nahm August der Starke das Schloss 1718 durch Enteignung wieder in seinen Besitz zurück. Im Park dienten fortan verschiedene Spielanlagen dem Zeitvertreib der höfischen Gesellschaft.[13] Neben diesem Areal entwickelte sich aus einem älteren Herrensitz, dann als gutsherrliches Vorwerk tituliert, nachfolgend das Rittergut Pillnitz,[14] und dann das Kammergut Pillnitz.[15]

Wasserpalais und Bergpalais

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Wasserpalais, Gartenseite
 
Chinoiserie
 
Bergpalais, Parkseite

Ab 1720 ließ August der Starke das alte Renaissanceschloss zu einem zeitgemäßen Barockschloss ausbauen. Bereits 1718 hatte er die Maßnahmen geplant. Grundlage für die Bauten waren Entwürfe von Matthäus Daniel Pöppelmann und von Zacharias Longuelune, einem Vertreter des aus Frankreich stammenden klassizistischen Barocks. Longuelune war es auch, der die diese französischen Stilelemente und die rechtwinkligen Formen in die Bauplanung einbrachte. Schloss Pillnitz gehört neben Schloss Moritzburg und dem Zwinger zu den Hauptwerken des Dresdner Barock. „Doch ehe Wasser- und Bergpalais gebaut werden konnten, war da ein Luftschloss: August hatte wie üblich völlig unrealisierbare, weil zuviel Geld kostende Pläne. Die Schlossanlage sollte den gesammten Raum zwischen Höhenzügen und der Elbe und bis nach Söbringen hin ausfüllen. Das Bauprogramm mußte immer mehr reduziert werden, und schließlich wurde aus dem Luftschloss doch noch ein Schloss: ein zunächst aus Berg- und Wasserpalais, einem „Venustempel“, dem eingefügtem alten Schloss und mehreren Spielhäusern bestehendes Lustschloss des Fürsten.“[16]

In den Jahren 1720/1721 entstand am Elbufer das Wasserpalais in Form von drei getrennten Pavillons. 1722 verband man die beiden Seitenpavillons durch Gänge mit dem Mittelpavillon. Die Dächer und Gesimse des Wasserpalais vermitteln einen chinesischen Eindruck. Die Verwendung ostasiatischer Elemente, sogenannter Chinoiserien, erfreute sich in der Barockzeit großer Beliebtheit. August der Starke wollte das Schloss „indianisch“ gestaltet wissen, womit eigentlich „chinesisch“ gemeint war, da man seinerzeit zwischen diesen Kulturen nicht genau unterschied (vgl. Japanisches Palais in Dresden). Die geschwungene Schlosstreppe Pöppelmanns wurde von Longuelune 1724 als Schiffstreppe zur Anlegestelle der aus Dresden eintreffenden Gondeln bis zur Elbe hinunter verlängert und war in so ausgewogenen Proportionen konzipiert, dass sie bei jedem Wasserstand ihre Wirkung behalten sollte.[17] Die gegenüber dem Wasserpalais gelegene 900 Meter lange und 10,5 Hektar große Pillnitzer Elbinsel diente nach ihrer Einbeziehung in die höfischen Festlichkeiten Augusts des Starken vor allem der Fasanenzucht.[18] Die letzte verbliebene Insel von den noch 1831 im sächsischen Bereich der Elbe vorhandenen 18 Elbinseln ist seit 1924 ein Naturschutzgebiet. Dort befinden sich Reste eines Auwaldes, wie er ursprünglich im ganzen Elbtal verbreitet war.

Als Pendant zum Wasserpalais entstand in den Jahren 1723/1724 das Bergpalais. Die als große Hohlkehlen gebildeten Gesimse und die über den Mittel- und Eckrisaliten hohl geschweiften großen Dächer mit phantastischen Schornsteinen am Wasser- und Bergpalais sollten exotisch wirken.[19] Die Seitenflügel der beiden Gebäude wurden erst 1788 bis 1791 hinzugefügt.[20] Zwischen den beiden Gartenpalais wurde der Lustgarten angelegt. Nach dem Abriss der alten Schlosskirche Zum Heiligen Geist 1723, die sich ungefähr an der Westecke des heutigen Neuen Palais befand, wurde zwischen Neuem Palais und Löwenkopfbastei der Venustempel errichtet. Er bestand aus einem oktogonalen Mittelsaal und vier mit diesem verbundenen quadratischen Eckpavillons. Die Wände des für höfische Festlichkeiten vorgesehenen Mittelsaals schmückten Porträts der Mätressen Augusts des Starken und weiterer Hofdamen. Die offenherzigen Bildnisse der Mätressen hinderten August den Starken als König von Polen jedoch nicht daran, den südöstlichen Eckpavillon als katholische Hofkapelle zu nutzen.[21][11][22] Der Venustempel fiel ebenso wie das Renaissanceschloss dem Brand von 1818 zum Opfer.[1] Die hölzernen Seitenflügel beiderseits von Berg- und Wasserpalais wurden 1788 bis 1791 von Christian Friedrich Exner durch Steinbauten ersetzt. Die Entwürfe lieferten Johann Daniel Schade und Christian Traugott Weinlig, der auch für die zum Teil erhaltene Ausstattung der Innenräume des Schlosses verantwortlich war.[23] Das Weinlig-Zimmer im Kaiserflügel des Bergpalais mit reicher Stuckdekoration ist in dem von Christian Traugott Weinlig bevorzugten Zopfstil gehalten. Seit 1963 ist im Wasser- und Bergpalais das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden untergebracht.

Neues Palais

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Neues Palais, Gartenseite
 
Schlosskapelle

Das alte Renaissanceschloss und der Venustempel fielen am 1. Mai 1818 einem Brand vollständig zum Opfer, während das Wasserpalais und das gegenüberliegende Bergpalais unversehrt blieben. Daraufhin beauftragte König Friedrich August I. den Baumeister Christian Friedrich Schuricht, ein neues Palais zu errichten. Es sollte sowohl die Funktionen des alten Schlosses übernehmen als auch die Anlage abschließen. Die Bauarbeiten begannen 1819. Bereits 1822 war das klassizistische Hauptgebäude fertiggestellt, in dem sich unter anderem der Kuppelsaal, die katholische Schlosskapelle und die Hofküche befinden. Der 1823 eingeweihte Kuppelsaal ist der einzige klassizistische Kuppelbau Dresdens. Sechs freistehende Säulen auf jeder Seite tragen die Hängekuppel. Dieser repräsentative Festsaal ist mit Gemälden, u. a. von Carl Christian Vogel von Vogelstein, geschmückt. Er besitzt einen breiten Zugang zum Lustgarten. Von 1822 bis 1823 entstand im Neuen Palais der zur Elbe gelegene Küchenflügel mit der Hofküche und der Schlossbrauerei. Die Hofküche verfügt über eine umfangreiche Ausstattung und ist in verschiedene küchenspezifische Bereiche, wie Mundseite, Bratseite und Küchenschreiberei, unterteilt. Bis zu 27 Angestellte sorgten dort für das leibliche Wohl der königlichen Familie und des Hofstaates. Im Südosten umschließt das Neue Palais den Fliederhof.

Die von 1822 bis 1829 erbaute und 1830 geweihte katholische Schlosskapelle ist eine Saalkirche. Sie befindet sich im bergseitigen Kirchenflügel des Neuen Palais.[24] Bezeichnend sind ihre reiche Ausstattung und Gemälde von Carl Christian Vogel von Vogelstein. Auf zehn Wand- und Deckenfeldern stellte er Szenen aus dem Marienleben dar, so auch auf dem Altarbild Mariä Himmelfahrt. Auf der Westseite der Schlosskapelle befindet sich der Altarraum; auf der Ostseite liegt der Eingang mit der Empore darüber für die Jehmlich-Orgel. Die Geschichte der heutigen Schlosskapelle reicht bis ins Jahr 1579 zurück. Damals wandte sich Christoph von Loß der Ältere an das Oberkonsistorium der evangelischen Kirche in Dresden, um den Bau einer „unabhängigen Privatkirche als Andachts- und Begräbnisstätte“ durchzusetzen.[25] Der Grundstein für diese erste Schlosskirche wurde am 8. Mai 1594 gelegt und der spätgotische Kirchenbau mit dem 28 Meter hohen Turm 1596 fertiggestellt. Als der Stifter 1609 verstarb, erhielt er einen überlebensgroßes Epitaph in der auf den Namen Zum Heiligen Geist geweihten Schlosskirche. Um Platz für seine Neubauten zu schaffen, ließ August der Starke die an der Westecke des heutigen Neuen Palais gelegene alte Kirche abreißen und 1723 bis 1725 die Weinbergkirche als Nachfolgerbau errichten.[11]

Geschichte

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Schloss und Park Pillnitz, Luftaufnahme
 
Chinesischer Pavillon
 
Pillnitzer Kamelie

Der heutige Schlosspark weist sowohl französische Formal- als auch englische Landschaftselemente auf. Seine wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind die Tritonengondel, der Englische Pavillon, das Kamelienhaus mit der berühmten Pillnitzer Kamelie, die Orangerie, das Palmenhaus und der Chinesische Pavillon. Die Anfänge des Schlossparks reichen bis ins Jahr 1694 zurück. Nachdem Kurfürst Johann Georg IV. damals Pillnitz im Tausch gegen Lichtenwalde übernommen hatte,[26] wurden die bisher landwirtschaftlich genutzten Gärten im Umfeld des alten Renaissanceschlosses während der Herrschaft von August dem Starken wesentlich erweitert und umgenutzt.[12] Um 1723 entstand hinter dem Bergpalais der Schlossgarten mit zwölf Baumreihen; sowie zwischen Berg- und Wasserpalais der Lustgarten mit Fontänen und Bosketten. Eine rote Elbgondel, die sogenannte Tritonengondel des Kurfürsten Friedrich August III. von Sachsen, wurde zusammen mit einer „grünen Schwester“ nach Entwürfen von Christian Friedrich Schuricht um 1800 vom Hamburger Schiffzimmermeister Johann Christoph Pätzold gebaut.[27] Die Gondeln dienten dem höfischen Verkehr zwischen dem Lustschloss Pillnitz und dem Residenzschloss Dresden. Starke Verwitterungsschäden erforderten 1954 eine Restaurierung, wobei aus Teilen beider Fahrzeuge eine dem historischen Vorbild nachempfundene Gondel entstand. Die Kopie der Galionsfigur fertigte Heinz Barth. Diese Tritonengondel ist heute unter einem chinoisierenden Schutzbau im Park ausgestellt.

Ab 1778 entstand im nordwestlichen Teil des Schlossparks der Englische Garten. Die künstlich geschaffene Landschaft kommt mit nur wenigen Staffagebauten aus. Der überlebensgroße Kopf der Juno Ludovisi, ein bronzener Abguss des antiken Frauenkopfs im Museo Nazionale Romano in Rom, schmückt seit dem 19. Jahrhundert die Insel im Teich.[28] Der Englische Pavillon wurde 1780 von Johann Daniel Schade als Rundtempel nach dem Vorbild des Tempietto di Bramante in Rom entworfen. Die drei Räume im Innern sind unterschiedlich gestaltet. Während der im Zopfstil gestaltete Salon des Erdgeschosses eine grau-grüne Farbgebung aufweist, ist das Obergeschoss in Weiß gehalten. Die letzte Erweiterung des Schlossparks erfolgte 1790 nach Nordosten mit dem späteren Chinesischen Garten.[29] Der am Rande dieses Parkteils befindliche Chinesische Pavillon wurde 1804 unter Leitung von Christian Friedrich Schuricht errichtet. Seine Architektur spiegelt die damalige Chinamode wider. Das Innere besteht aus einem einzigen Raum. Seine Wandflächen sind mit acht chinesischen Landschaftsbildern bemalt, die Johann Ludwig Giesel zugeschrieben werden. Der Chinesische Pavillon gilt als bedeutendste europäische Nachbildung eines geschlossenen ostasiatischen Bauwerks.[29] 1874 bis 1880 wurde eine Gehölzanlage mit seltenen in- und ausländischen Nadelbäumen angelegt. Die so geschaffene Sammelstätte von Pflanzen aus aller Welt umfasst heute sechs zusammenhängende Gärten auf einer Fläche von 28 Hektar.

Die wohl älteste und bekannteste Sehenswürdigkeit des Schlossparks ist die Pillnitzer Kamelie. Bei der über 230 Jahre alten und etwa 8,90 Meter hohen Pflanze handelt es sich um eine in Südost- und Ostasien beheimatete Japanische Kamelie (Camellia japonica). Sie wurde 1801 in Pillnitz gepflanzt und ist das älteste Exemplar dieser Pflanzenart aus der Gattung der Kamelien (Camellia) auf dem europäischen Kontinent. Von Februar bis April trägt sie bis zu 35.000 Blüten. Als der Arzt Carl Peter Thunberg 1755 eine Expedition der Niederländische Ostindien-Kompanie nach Japan begleitete, sandte er von dort aus vier Japanische Kamelien nach Kew Gardens in London. Die einzige von diesen vier Pflanzen, die heute noch existiert, ist die Pillnitzer Kamelie.[30] In der kalten Jahreszeit wird die Pflanze von einem klimatisierten Winterhaus geschützt, das im Sommer zur Seite gefahren wird. Das 54 Tonnen schwere und 13,2 Meter hohe Glashaus wurde 1992 errichtet und ersetzte eine beheizbare hölzerne Schutzkonstruktion, die zuvor jedes Jahr im Herbst um die Pflanze gebaut und im Frühling wieder abgebaut werden musste.

Palmenhaus und Orangerie

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Palmenhaus

Das 1859 bis 1861 unter König Johann als moderne Stahlgusskonstruktion errichtete Palmenhaus galt seinerzeit als größtes Gewächshaus Deutschlands und ist heute eine der ältesten erhaltenen Stahlguss-Glas-Bauten Europas.[18] Der aus drei zusammenhängenden Gewächshäusern bestehende Glashauskomplex hat eine Gesamtlänge von 93,70 Metern. Auf 660 Quadratmetern beherbergt es heute in verschiedenen Warm- und Kaltbereichen Pflanzen aus Australien und Südafrika. Der Südflügel mit südafrikanischen Kap-Pflanzen gliedert sich in einen Kalt- und Warmbereich. Palmen befinden sich in der 12 Meter hohen und 15 Meter breiten Mittelhalle, dem Oktogon. Im Nordflügel wird die australische Vegetation der kalten und warmen Bereiche gezeigt.

Gleich daneben steht die 1879/1880 unter König Albert erbaute Orangerie. Dabei handelt es sich um den Nachfolger des 1725 von Pöppelmann errichteten Ringrenngebäudes, das bis 1799 genutzt und Ende des 19. Jahrhunderts durch Hinzufügung von zwei großen Seitenflügeln zur Orangerie umfunktioniert wurde.[31] Im ursprünglichen Ringrenngebäude war ein Karussell mit hölzernen Pferden und Wagen installiert, von denen aus die Hofdamen mit Lanzen nach Ringen stachen. Das Ringrennen war eine an die Ansprüche der Hofdamen angepasste Form des ritterlichen Ringstechens. Auf Grundlage historischer Quellen wurde ein solches Karussell 2023 vor Ort nachgebaut.

Weinbergkirche und Gotische Ruine

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Weinbergkirche

Bereits außerhalb des Schlossparks gelegen, jedoch noch zum Bauensemble gehörend, sind die Weinbergkirche und die Gotische Ruine. Die Weinbergkirche ist der Nachfolgerbau der alten Schlosskirche Zum Heiligen Geist aus dem Jahr 1596, die sich ungefähr an der Westecke des heutigen Neuen Palais befand und 1723 für die barocke Schlosserweiterung abgerissen wurde. Als Ersatz ließ August der Starke von seinem Hofbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann 1723 bis 1725 in den nahegelegenen Weinbergen diesen Sakralbau errichten.[21] Mit dem Aufsetzen des Turms und dem Aufziehen der Glocken der alten Schlosskirche am Reformationstag 1723 wurde bereits nach fünf Monaten Bauzeit die Außenhülle fertiggestellt, der Innenausbau dauerte noch bis 1725 an. In dem neuen Gotteshaus fanden der 1648 vom Johann Georg Kretzschmar geschaffene Altar sowie historische Epitaphe ihren Platz. Die Kirchweihe fand am 11. November 1725 statt. Bis zum Ende der Monarchie 1918 diente die Weinbergkirche sowohl den evangelischen Mitgliedern des sächsischen Königshauses als auch der Pillnitzer Gemeinde als Gotteshaus.

1785 entstand die Gotische Ruine in Form einer verfallenen Ritterburg auf der nahe gelegenen Anhöhe über dem Friedrichsgrund. Der Entwurf wird Johann Daniel Schade zugeschrieben.[32] Ihre gotisierende Architektur war eine bewusster Gegensatz zum barocken Schloss, ihr Sinnbild für Vergänglichkeit ein Kontrast zum heiteren Charakter des Lustgartens.[32] Hinzu kommt die Erinnerung an die an gleicher Stelle befindliche Burg aus dem Mittelalter, deren Mauerreste in den Neubau einbezogen wurden.[33] Der im Zopfstil ausgestaltete Innenraum wurde u. a. als Speisesaal benutzt.[34][35] Wenige Meter von der neogotischen Ruine entfernt wurde 1872 eine Ehrensäule anlässlich des fünfzigsten Ehejubiläums von König Johann und seiner Gemahlin Amalie Auguste errichtet.

Panorama

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Siehe auch

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Literatur

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  • Fried. Ludw. Zacharias: Sammlung histor.-topograph-und genealog. Nachrichten über das K. S. Kammergut und Lustschloss Pillnitz, nebst 37 Bld., Risse und Zeichnungen, (Handschrift), 1825.[36]
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Commons: Schloss Pillnitz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Vom Rittergut, über Lustschloss zur schönsten Oase Dresdens. Ein Brand zerstört das Schloss – Die Sommerresidenz entsteht. Hrsg.: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SBG), abgerufen am 14. August 2024.
  2. a b c Schloss und Park Pillnitz – Dresden. Architekturfuehrer Arnhold & Kotyrba. In: Website „Baugeschichte“. Hrsg.: Sándor Kotyrba, abgerufen am 17. Februar 2023.
  3. Vermessungsblatt Matthias Oeder. In: Hans-Günther Hartmann: Pillnitz. Schloß, Park und Dorf. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1981 (3., durchgesehene und überarbeitete und veränderte Auflage. Ebenda 1996, ISBN 3-7400-0995-0).
  4. Geschichte – Vom Rittergut, über Lustschloss zur schönsten Oase Dresdens. Abschnitt: „Ein Brand zerstört das Schloss – Die Sommerresidenz entsteht“. In: SBG-Website. Hrsg.: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SGB), abgerufen am 15. Februar 2023.
  5. Karl Otmar von Aretin: Vom Deutschen Reich zum Deutschen Bund. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, S. 24, ISBN 978-3-525-33583-3.
  6. Satzung des Staatsbetriebs „Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen“. (PDF; 44 kB) In: smf.sachsen.de. S. 1, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. März 2017; abgerufen am 24. März 2017 (Erschließt sich aus Präambel und § 1).
  7. Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz – Vergangenheit und Gegenwart. 5. erw. u. überarb. Neuauflage, Verlag der Kunst, Dresden 2008, S. 14, ISBN 978-3-86530-099-7.
  8. Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz – Vergangenheit und Gegenwart. 5. erw. u. überarb. Neuauflage, Verlag der Kunst, Dresden 2008, ISBN 978-3-86530-099-7, S. 15.
  9. Martina Schattkowsky (Hrsg.): Die Familie von Bünau. Adelsherrschaften in Sachsen und Böhmen vom Mittelalter bis zur Neuzeit (= Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde. Band 27). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2008, S. 285, ISBN 978-3-86583-235-1.
  10. Hans-Günther Hartmann: „Pillnitz-Schloß, Park und Dorf“. Weimar 1996, ISBN 3-7400-0995-0.
  11. a b c Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz – Vergangenheit und Gegenwart. 5. erweiterte und überarbeitete Neuauflage. Verlag der Kunst, Dresden 2008, ISBN 978-3-86530-099-7, S. 16.
  12. a b Geschichte – Vom Rittergut, über Lustschloss zur schönsten Oase Dresdens. Abschnitt: „Gräfin Cosel wird Schlossherrin“. In: SBG. Hrsg.: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SGB), abgerufen am 15. Februar 2023.
  13. Catrin Lorenz: Barockes Spiel in Pillnitz. Die Spielanlagen im Pillnitzer Schloßpark und ihre Auswirkungen auf dessen gartenkünstlerische Gestaltung. In: Die Gartenkunst. 12 (1/2000), S. 42–62.
  14. Martina Schattkowsky: Zwischen Rittergut, Residenz und Reich. Die Lebenswelt des kursächsischen Landadligen Christoph von Loss auf Schleinitz (1574–1620), in: Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde; Band 20, Zugleich Habil-Schrift Uni Potsdam 1999; Leipziger Univ.-Verlag, Leipzig 2007, S. 354f., ISBN 3-936522-81-2.
  15. Arthur Weichold: Wilhelm Gotthelf Lohrmann. Lebensbild eines hervorragenden Geodäten, Topographen, Astronomen, Meteorologen und Förderers der Technik in Wissenschaft und Praxis in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1. Auflage, Verlag Barth, Leipzig 1985, S. 29. Bild 37. Kammergut Pillnitz; farbig, untertuschte Zeichnung.; 2. Auflage Online-Ressource: Hans‐Joachim Felber, PDF, In: Astronomische Nachrichten (Band 308, 2006, Nr. 1: 70-70.), Leipzig 1987/2006.
  16. Holm Wiedrich: Vor Dresdens Toren. 1. Auflage. Brockhaus Verlag, Leipzig 1979, S. 102 f.
  17. Hagen Bächler, Monika Schlechte: Führer zum Barock in Dresden. Dortmund 1991, S. 152.
  18. a b Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz Vergangenheit und Gegenwart. 3., verbesserte Auflage. Verlag der Kunst, Dresden 1991, ISBN 3-364-00222-3, S. 53–54.
  19. Dehio 1905, S. 251.
  20. Vom Rittergut, über Lustschloss zur schönsten Oase Dresdens. Abschnitte „Am Lust- und Spielschloss wird rege gebaut“. In: Website. Hrsg.: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SBG), abgerufen am 17. Februar 2023.
  21. a b Geschichte – Vom Rittergut, über Lustschloss zur schönsten Oase Dresdens. Abschnitt: „Am Lust- und Spielschloss wird rege gebaut“. In: SBG-Website. Hrsg.: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SGB), abgerufen am 15. Februar 2023.
  22. Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz – Vergangenheit und Gegenwart. 5. erweiterte und überarbeitete Neuauflage. Verlag der Kunst, Dresden 2008, ISBN 978-3-86530-099-7, S. 29f.
  23. Vom Rittergut, über Lustschloss zur schönsten Oase Dresdens. Am Lust- und Spielschloss wird rege gebaut. In: Website „schlosspillnitz.de“. Hrsg.: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SBG), abgerufen am 19. Februar 2023.
  24. Geschichte – Vom Rittergut, über Lustschloss zur schönsten Oase Dresdens. Abschnitt: „Ein Brand zerstört das Schloss – Die Sommerresidenz entsteht“. In: SBG-Website. Hrsg.: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SGB), abgerufen am 15. Februar 2023.
  25. Dieter Fischer, Staatliche Schlösser und Gärten (Hrsg.): Die Weinbergkirche „Zum Heiligen Geist“ in Dresden-Pillnitz. Eine Darstellung ihrer Geschichte bis zur jetzigen Wiederherstellung. Eigenverlag, Dresden 1994, S. 4.
  26. Vom Rittergut, über Lustschloss zur schönsten Oase Dresdens. Schloss & Park Pillnitz gelangen in kurfürstlichen Besitz. In: Website. Hrsg.: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SBG), abgerufen am 17. Februar 2023.
  27. Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz Vergangenheit und Gegenwart. 3., verbesserte Auflage. Verlag der Kunst, Dresden 1991, S. 61, ISBN 3-364-00222-3.
  28. Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz Vergangenheit und Gegenwart. 3., verbesserte Auflage. Verlag der Kunst, Dresden 1991, ISBN 3-364-00222-3, S. 32–33.
  29. a b Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz Vergangenheit und Gegenwart. 3., verb. Auflage, Verlag der Kunst, Dresden 1991, ISBN 3-364-00222-3, S. 41.
  30. Holm Wiedrich: Vor Dresdens Toren. 1. Auflage. Brockhausverlag, Leipzig 1979, S. 105.
  31. Wolfgang Friebel: Orangerie Schloss Pillnitz. In: Website. Hrsg. Arbeitskreis Orangerien in Deutschland e. V., abgerufen am 4. Juli 2023.
  32. a b Hans-Günther Hartmann: Pillnitz. Schloß, Park und Dorf. 3., durchgesehene und überarbeitete und veränderte Auflage. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1996, ISBN 3-7400-0995-0, S. 138.
  33. Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz Vergangenheit und Gegenwart. 3., verbesserte Auflage. Verlag der Kunst, Dresden 1991, S. 35, ISBN 3-364-00222-3.
  34. Hans-Günther Hartmann: Pillnitz. Schloß, Park und Dorf. 3., durchg. u. überarb. u. veränd. Auflage, Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1996, ISBN 3-7400-0995-0, S. 139. Vgl.: Fritz Löffler: Das Alte Dresden. Geschichte seiner Bauten. 16. Auflage, Seemann, Leipzig 2006, S. 335, ISBN 3-86502-000-3.
  35. Stefanie Melzer: 17. Elbhangfest: Schau an der schönen Gärten Zier – Der Pillnitzer Friedrichsgrund. In: Elbhang-Kurier. Ausgabe 5/2007, S. 3. ZDB-ID 1151080-8
  36. Konstantin Karl Falkenstein: Beschreibung der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Walther`sche Hofbuchhandlung, Dresden 1839, S. 44.

Koordinaten: 51° 0′ 32,1″ N, 13° 52′ 12,6″ O