Sean Combs

US-amerikanischer Rapper
(Weitergeleitet von Sean John Combs)

Sean John Combs (* 4. November 1969 in New York City), auch bekannt unter den Pseudonymen Diddy, P. Diddy, Puff Daddy, Puffy, Swag,[1][2] Love[3] und Brother Love,[3] ist ein US-amerikanischer Rapper, Musikproduzent und Unternehmer. Er besitzt die Modemarke Sean John und seit 2007 die Wodkamarke Cîroc. Combs gilt als einer der bekanntesten US-amerikanischen Musiker und wurde vom Magazin Time in die Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2006 gewählt. Seit 2023 ist Sean Combs mehrfach des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung beschuldigt worden.

Sean Combs (2023)

Leben und Karriere

Combs wurde im New Yorker Stadtbezirk Harlem geboren und wuchs in Mount Vernon im Westchester County auf.[4] Seine Mutter zog ihn alleine groß, nachdem sein Vater 1972 ermordet worden war.[5][6][7] Später studierte Combs Betriebswirtschaftslehre an der Howard University in Washington, D.C. Er verließ das College jedoch, um bei Uptown Records zu arbeiten.[8]

In den frühen 1990ern war er dort als Produktionsassistent tätig, bevor er 1993 seine eigene Plattenfirma Bad Boy Records gründete und Künstler wie The Notorious B.I.G., Cassie, Lil’ Kim oder Craig Mack produzierte. Nachdem sein Freund Notorious B.I.G. ermordet worden war, begann er 1997 seine eigene Gesangskarriere mit der Veröffentlichung des Albums No Way Out, das mit einem Grammy ausgezeichnet wurde. Es enthielt Lieder wie It’s All About the Benjamins, Can’t Nobody Hold Me Down oder I’ll Be Missing You. Letzteres war eine Coverversion des Hits Every Breath You Take von The Police. Das Lied, an dem auch Notorious B.I.G.s Witwe Faith Evans mitwirkte, sollte eine Hommage an den Rapper sein. Bei den MTV Video Music Awards spielte er dieses Lied mit Sting, dem ehemaligen Sänger von The Police. 1998 gründete er die Modemarke Sean John. Dafür bekam er 2004 den Mode-Preis des Council of Fashion Designers of America, nominiert war er schon fünf Mal zuvor.[9]

Als zweites Album folgte 1999 dann Forever, die Singleauskopplung Satisfy You mit R. Kelly wurde zu einem Erfolg. Als Schauspieler trat er unter anderem im Film Monster’s Ball sowie in der Neuauflage von Carlito’s Way auf. 2002 folgte sein drittes Soloalbum The Saga Continues, das er in Marokko aufnahm. Es wurde durch Tracks wie Bad Boy 4 Life und I Need a Girl zu einem großen Erfolg. Letzterer nicht zuletzt durch Remixes von Künstlern wie Ginuwine, Mario Winans, Usher, Loon und vielen mehr. Des Weiteren spielte er eine große Rolle in der amerikanischen Version von Making the Band2, die von MTV ab dem Jahr 2002 ausgestrahlt wurde. Am 17. Oktober 2006 wurde sein bislang letztes Album veröffentlicht, welches den Titel Press Play trägt.

Combs wurde vom Magazin Time in die Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2006 gewählt;[10] im Mai 2008 bekam er als erster männlicher Rapper einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. 2010 hatte er einen Auftritt in dem Film Männertrip. Im Dezember 2010 veröffentlichte Combs die Single I’m on You mit dem russischen Rapper Timati. 2011 brachte Combs mit seiner neuen Gruppe Diddy-Dirty Money das Album Last Train to Paris heraus. Diddy-Dirty Money besteht neben Combs aus den Sängerinnen Dawn Richard und Kalenna Harper und wurde 2009 gegründet.

Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs

Im November 2023 reichte seine frühere Lebensgefährtin Cassie Klage gegen Combs ein. Sie behauptete, während ihrer elfjährigen Beziehung geschlagen, sexuell missbraucht und vergewaltigt worden zu sein. Die Zivilklage wurde gegen Zahlung eines unbekannten Geldbetrags eingestellt. Es folgte eine Klage einer Studentin der Syracuse University, die angab, dass Combs sie 1991 betäubt und vergewaltigt habe. Die Klage wurde möglich, nachdem der Bundesstaat New York die Verjährungsfrist für sexuellen Missbrauch ausgesetzt hatte. Combs trat in der Folge als Chef des Kabelfernsehnetzwerks Revolt zurück. Eine geplante Realityserie über Combs’ Familienleben namens Diddy+7 wurde ebenfalls eingestellt. Es folgten zwei weitere Zivilklagen, wobei eines der Opfer zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt erst 17 Jahre alt war.[11][12]

2024 veröffentlichte CNN Videoaufnahmen, auf denen zu sehen ist, wie Combs 2016 Cassie in einem Hotelflur auf den Boden wirft, sie schlägt und auf die am Boden Liegende eintritt und sie über den Flur in sein Hotelzimmer schleift. Combs gab dies erst nach Konfrontation mit dem Videobeweis zu und sagte, sein Verhalten tue ihm wirklich leid.[13] Wenig später verklagte ihn das ehemalige Model Crystal McKinney. Sie wirft Combs vor, sie mithilfe von Drogen betäubt und anschließend sexuell missbraucht zu haben.[14] Sie ist damit die siebte Frau, die gegen Combs klagt.[15]

Seither sind eine Vielzahl weiterer Vorwürfe und Klagen erhoben worden, die unter anderem im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen und Menschenhandel stehen.

Persönliches

 
Combs mit seinen Söhnen (2007)

Combs hat zwei Söhne (* 1993, * 1998) und vier Töchter (drei * 2006, davon ein Zwillingspaar, * 2022), außerdem hat er einen Stiefsohn (* 1991). Seine Kinder sind von vier verschiedenen Frauen.[16]

Kim Porter (* 15. Dezember 1970), Combs’ frühere Partnerin und Mutter von drei gemeinsamen Kindern, wurde am 15. November 2018 tot aufgefunden.[17] Sie starb laut Obduktion nach mehreren Tagen mit grippeähnlichen Symptomen an einer Lobärpneumonie.[18]

Sonstiges

Im Jahr 1999 war er zusammen mit seiner damaligen Freundin Jennifer Lopez in eine Schießerei in einer New Yorker Disco verwickelt. Im anschließenden Strafprozess wegen unerlaubten Waffenbesitzes, bei dem er durch den Rechtsanwalt Johnnie Cochran verteidigt wurde, kam es zu einem Freispruch.[19]

2003 deckte das Nationale Arbeitskomitee (NAC) gravierende Verstöße gegen das honduranische Arbeitsrecht in Fabriken auf, die die Bekleidungsmarke Sean John produzierten.[20]

Am 24. November 2023 gab Macy’s bekannt, aufgrund der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Combs sämtliche Kleidungsstücke der Marke Sean John aus ihren Kaufhäusern und Online-Shops zu entfernen, was faktisch das Ende der Partnerschaft darstellte.[21]

Filmografie

Diskografie

Studioalben

Jahr Titel
Pseudonym
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungenTemplate:Charttabelle/Wartung/ohne Quellen
(Jahr, Titel, Pseudonym, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   AT   CH   UK   US
1997 No Way Out
Puff Daddy & The Family
DE2
(24 Wo.)DE
AT1
 
Gold

(16 Wo.)AT
CH1
 
Platin

(18 Wo.)CH
UK8
 
Gold

(20 Wo.)UK
US1
 
×7
Siebenfachplatin

(66 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 21. Juli 1997
Verkäufe: + 8.892.500
1999 Forever
Puff Daddy
DE4
(30 Wo.)DE
AT19
(11 Wo.)AT
CH7
(21 Wo.)CH
UK9
 
Gold

(10 Wo.)UK
US2
 
Platin

(27 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 23. August 1999
Verkäufe: + 1.200.000
2001 The Saga Continues …
P. Diddy & The Bad Boy Family
DE14
(6 Wo.)DE
AT42
(4 Wo.)AT
CH43
(6 Wo.)CH
UK89
 
Silber

(2 Wo.)UK
US2
(19 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 19. Juni 2001
Verkäufe: + 110.000
2006 Press Play
Diddy bzw. P. Diddy
DE32
(9 Wo.)DE
AT41
(9 Wo.)AT
CH9
(11 Wo.)CH
UK11
 
Gold

(24 Wo.)UK
US1
 
Gold

(33 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 17. Oktober 2006
Verkäufe: + 675.000
2010 Last Train to Paris
Diddy-Dirty Money
DE52
(1 Wo.)DE
CH64
(8 Wo.)CH
UK24
(2 Wo.)UK
US7
(14 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 14. Dezember 2010
2023 The Love Album: Off the Grid
Diddy
CH57
(1 Wo.)CH
US19
(7 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 15. September 2023

Literatur

  • Nikolaus Bettinger: P Diddy: Aufstieg und Fall einer Legende. tredition, Hamburg 2024, ISBN 978-3384386397
  • Eliza Josh: Kim's Lost Words, A Cry for Justice: The Untold Story and Profound Bond Between Kim Porter and P. Diddy. Brandon James Press, 2024, ISBN 979-8330455911
Commons: Sean Combs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Diddy heißt jetzt Swag. rap.de, 23. Mai 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2012; abgerufen am 6. Dezember 2011.
  2. P. Diddy ändert Namen in Swag. mtv.de, 26. Mai 2011, abgerufen am 6. Dezember 2011.
  3. a b Namen zum Staunen. Daddy, Diddy, Love. tagesschau.de, 6. November 2017, abgerufen am 6. November 2017.
  4. Mark Savage: Sean ‘Diddy’ Combs: Who is the US rapper accused of sex trafficking? In: BBC.com. 18. September 2024, abgerufen am 13. Oktober 2024 (britisches Englisch).
  5. Henry Louis Gates Jr.: Sean Combs’ Interactive Family Tree. Finding Your Roots at PBS, 22. Februar 2016, abgerufen am 15. Mai 2017 (englisch).
  6. Juliet Paylor: Sean ‘Diddy’ Combs opens up for first time about dad Melvin’s death as he promotes new music TV network Revolt. Daily Mail Online, 24. Oktober 2013, abgerufen am 15. Mai 2017 (englisch).
  7. Ultimate Fan Guide: 16 things you didn’t know about Sean ‘Diddy’ Combs. Today.com, abgerufen am 15. Mai 2017 (englisch).
  8. Sean Combs Is Accused of Abuse and Sexual Assault by Singer Cassie in a New Lawsuit. 17. November 2023, abgerufen am 7. Januar 2024 (amerikanisches Englisch).
  9. SETISA Update (Memento vom 22. Mai 2007 im Internet Archive)
  10. Vivienne Tam: The 2006 TIME 100 – TIME. In: Time. 8. Mai 2006, ISSN 0040-781X (englisch, time.com [abgerufen am 3. Juli 2020]).
  11. Ermittlung gegen US-Rapper: Razzien bei Sean „Diddy“ Combs. In: ZDF heute. 26. März 2024, abgerufen am 26. März 2024.
  12. P. Diddy: Razzia wegen Menschenhandels bei Sean „Diddy“ Combs. 26. März 2024, abgerufen am 26. März 2024.
  13. Veronika Völlinger, dpa, AP: USA: Sean „Diddy“ Combs entschuldigt sich für Gewalt auf Hotelflur. In: Die Zeit. 19. Mai 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 20. Mai 2024]).
  14. Neue Vorwürfe gegen Hip-Hop-Mogul: Ex-Model verklagt Sean »Diddy« Combs wegen sexueller Nötigung. In: Der Spiegel. 22. Mai 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 22. Mai 2024]).
  15. faz.net 22. Mai 2024.
  16. Diddy poses six Children Family Card bei dailymail.com
  17. Ex-Partnerin von Sean „Diddy“ Combs: Model Kim Porter ist tot. In: Spiegel Online. 16. November 2018 (spiegel.de [abgerufen am 16. November 2018]).
  18. Kim Porter’s Cause Of Death Revealed (Memento vom 3. Februar 2019 im Internet Archive)
  19. David Rohde: Combs Caused Club Shooting, Prosecutor Says in Court. In: nytimes.com. 11. Februar 2000, abgerufen am 3. Oktober 2024.
  20. Honduras: Schikanen gegen Näherinnen. In: derstandard.at. 29. Oktober 2003, abgerufen am 3. Oktober 2024.
  21. Shawn Grant: Macy’s Beginning to Remove Diddy’s Sean John from Stores and Website. In: thesource.com. 24. November 2023, abgerufen am 3. Oktober 2024.