Titration nach Fajans
Die Titration nach Fajans ist eine Methode zur quantitativen Bestimmung von Chlorid-, Bromid- und Iodidionen. Sie wird zur Argentometrie gezählt. Benannt ist sie nach dem polnisch-amerikanischen Chemiker Kasimir Fajans.
Der Kernpunkt der Methode nach Fajans ist die Verwendung von Adsorptionsindikatoren, d. h. von Farbstoffen, die den Endpunkt der Titration besser erkennbar machen.
Titration
BearbeitenDabei handelt es sich um eine direkte Titration einer chlorid-, bromid- oder iodidhaltigen Lösung mit einer Silbernitrat-Maßlösung. Als Indikatoren dienen dabei organische Farbstoffe wie Eosin oder Fluorescein. Damit die Indikatoren vollständig deprotonieren wird in leicht saurer Lösung gearbeitet. Bei Konzentrationen von mehr als 0,1 mol/L Salpetersäure zersetzt sich Eosin jedoch. Daher sollte bei dieser Titrationsmethode in essigsaurer Lösung gearbeitet werden.[1]
- Titration von Bromid mit Silbernitrat, Silberbromid fällt als Kolloid aus
Unmittelbar nach dem Äquivalenzpunkt ist das ausgefallene Silberbromid-Kolloid positiv geladen und kann so Eosinanionen unter Änderung der Farbe adsorbieren.
Die Indikation kann auch potentiometrisch mit einer Silberelektrode als Indikatorelektrode erfolgen. Dies gestattet die Bromidbestimmung neben Chlorid und Iodid.
Auch eine Silberbestimmung ist mit Hilfe des basischen Farbstoffes Rhodamin 6G möglich.[2]
Verwandte Verfahren
BearbeitenAndere Bestimmungsverfahren für Halogenidionen sind die Titration nach Volhard und die Titration nach Mohr.
Historisches
BearbeitenKasimir Fajans, der seit 1917 als Professor an der Universität München tätig war,[3] hatte 1922 im Zusammenhang mit dem photographischen Prozess eine Arbeit über Ionenadsorption an Silberbromid veröffentlicht.[4] Seine ersten Untersuchungen über das neue Titrationsverfahren mit der Verwendung von Adsorptionsindikatoren veröffentlichte er 1923[5] und 1924[6]. Ab 1936 arbeitete Fajans an der University of Michigan in Ann Arbor; dort veröffentlichte er 1938[7] eine Zusammenfassung über die Titration mit Adsorptionsindikatoren als Buchkapitel. Neben Fajans entwickelte auch Izaak Kolthoff die Methodik weiter, er publizierte eine Übersichtsarbeit[8] dazu.
Quellen
BearbeitenJander, Blasius: Einführung in das anorganisch-chemische Praktikum. 14. Auflage. 1995
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Eberhard Schweda, Gerhart Jander, Ewald Blasius: Jander/Blasius anorganische Chemie. 2: Quantitative Analyse und Präparate: mit 144 Abbildungen, 219 Formeln und 76 Tabellen und Poster "Taschenfalter". 18., völlig neu bearbeitete Auflage. Hirzel Verlag, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-7776-3010-6, S. 91.
- ↑ Gerhart Jander, Karl Friedrich Jahr, Jürgen Simon: Maßanalyse: Theorie und Praxis der Titrationen mit chemischen und physikalischen Indikationen. 17. Auflage. De Gruyter, 2009, ISBN 978-3-11-019447-0, S. 142.
- ↑ Freddy Litten: Kasimir Fajans ‒ Kurzbiographie. 8. März 2004, abgerufen am 1. Januar 2015.
- ↑ Kasimir Fajans: Beeinflussung der Photochemischen Empfindlichkeit von Bromsilber durch Ionenadsorption. In: Zeitschrift für Elektrochemie und angewandte physikalische Chemie. Band 28, Nr. 23-24, Dezember 1922, S. 499–505, doi:10.1002/bbpc.19220282305 (wiley.com).
- ↑ Kasimir Fajans, O. Hassel: Eine neue Methode zur Titration von Silber- und Halogenionen mit organischen Farbstoffindikatoren. In: Zeitschrift für Elektrochemie und angewandte physikalische Chemie. Band 29, Nr. 19-20, 1923, S. 495–500, doi:10.1002/bbpc.19230291909 (wiley.com).
- ↑ Kasimir Fajans, H. Wolff: Über die Titration von Silber- und Halogenionen mit organischen Farbstoffindikatoren. In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie. Band 137, Nr. 1, 1924, S. 221–245, doi:10.1002/zaac.19241370118.
- ↑ Kasimir Fajans: Newer Methods Of Volumetric Chemical Analysis. Hrsg.: Wilhelm Böttger. D. Van Nostrand Company, Inc., New York 1938, Part VII. Adsorption Indicators for Precipitation Titrations, S. 203–250 (online auf den Seiten von archive.org [abgerufen am 1. Januar 2015]).
- ↑ Izaak Maurits Kolthoff: Adsorption Indicators. In: Chemical Reviews. Band 16, Nr. 1, Februar 1935, S. 87–98, doi:10.1021/cr60053a008.