Częstochowa

Stadt in der Wojwodschaft Schlesien im Süden Polens
(Weitergeleitet von Tschenstochau)

Częstochowa [tʃɛ̃stɔˈxɔva (deutsch Tschenstochau, bzw. Czenstochau), im Süden Polens gelegen, ist mit fast 220.000 Einwohnern (2020) die nach Katowice (Kattowitz) zweitgrößte Stadt der Woiwodschaft Schlesien.

Częstochowa
Wappen von Częstochowa
Częstochowa (Polen)
Częstochowa (Polen)
Częstochowa
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Schlesien
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 160 km²
Geographische Lage: 50° 48′ N, 19° 7′ OKoordinaten: 50° 48′ 0″ N, 19° 7′ 0″ O
Einwohner: 217.530
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 42-200 bis 42-229 und 42-280
Telefonvorwahl: (+48) 34
Kfz-Kennzeichen: SC
Wirtschaft und Verkehr
Straße: KatowiceŁódź
Eisenbahn: Warschau–Katowice
Kielce–Opole
Nächster int. Flughafen: Katowice
Gmina
Gminatyp: Stadt
Fläche: 160 km²
Einwohner: 217.530
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 1360 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 2464011
Verwaltung (Stand: 2010)
Stadtpräsident: Krzysztof Matyjaszczyk
Adresse: ul. Śląska 11/13
42-217 Częstochowa
Webpräsenz: www.czestochowa.pl
Częstochowa

Die Großstadt an der Warthe ist rund 220 km von Warschau entfernt und durch die Ikone der Schwarzen Madonna von Tschenstochau im Kloster Jasna Góra (Heller Berg) weltweit bekannt. Das Marienbildnis wird von der polnischen Bevölkerung als nationales Symbol verehrt und ist jährlich Ziel von mehreren Millionen Pilgern.

Geschichte

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Die erste Erwähnung Częstochowas als ein Dorf im Herzogtum Krakau findet sich im Jahr 1220. Das Paulinerkloster Jasna Góra wurde 1382 begründet und erhielt zwei Jahre darauf die berühmte Schwarze Madonna, die als heiligste Reliquie Polens verehrt wird und heute eines der bedeutendsten Wallfahrtsziele darstellt. Schrittweise übertraf Częstochowa die alte Stadt Mstów. Bereits vor 1377 wurde Częstochowa zur Stadt erhoben, die 1502 Magdeburger Recht erhielt. Administrativ gehörte die Stadt zum Kreis Lelów der Woiwodschaft Krakau, um 1600 war es mit über 2000 Einwohnern eine der größten Städte der Woiwodschaft.[2] Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde das Kloster Jasna Góra zur Festung ausgebaut. Im Winter 1655 überstand die Festung im Zweiten Schwedisch-Polnischen Krieg eine monatelange Belagerung durch 3000 reguläre schwedische Soldaten, welchen nur etwa 260 Verteidiger gegenüberstanden.

Während der Napoleonischen Kriege wurde Częstochowa 1807 Teil des Herzogtums Warschau und gehörte seit 1815 zu Kongresspolen. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt schnell. Im Jahr 1846 erhielt sie durch den Bau der Warschau-Wiener Eisenbahn Anschluss an die Zentren Europas. Nach 1870 entwickelte sich die Industrie durch den Abbau von Eisenerz.

1918, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des Zarenreiches, wurde Częstochowa Teil Polens. Im Jahr 1921 hatte die Hauptstadt des Powiats Częstochowski der Woiwodschaft Kielce 4132 Häuser mit 80.473 Einwohnern, außer römisch-katholischen (56.527) Polen (62.228) gab es 22.663 Juden (nach Religion, nach der Nationalität 17.360) und einige hundert Personen anderer Nationalität oder Glaubens.[3] 1928 wurde die Arbeitersiedlung Raków eingemeindet. Die Stadt war wirtschaftlich eine der erfolgreichsten in der Woiwodschaft und in der Zeit der Sanacja gab es kontroverse Pläne der Angliederung des Powiats an die autonome Woiwodschaft Schlesien.[4]

Am 3. September 1939, dem dritten Tag des Überfalls auf Polen, einem Sonntag, marschierten Truppen der Wehrmacht in Częstochowa ein. Die Stadt wurde nun offiziell Tschenstochau genannt und in das Generalgouvernement eingegliedert, während 60,4 % des bisherigen polnischen Powiats Częstochowski als Landkreis Blachstädt im neuen „Ostoberschlesien“ zugeordnet wurde. Schon am nächsten Tag, der als „Blutiger Montag“ in die Stadtgeschichte eingegangen ist, wurden etwa 150 Juden von den Deutschen erschossen.[5] Am 9. April 1941 richtete die Besatzungsmacht das Jüdische Ghetto ein. Während des gesamten Zweiten Weltkriegs wurden etwa 45.000 jüdische Bürger und damit fast die gesamte jüdische Bevölkerung Częstochowas ermordet und über 20 Synagogen zerstört. Im Ghetto Tschenstochau mussten die jüdischen Insassen für die HASAG Zwangsarbeit leisten. Die Rote Armee eroberte im Zuge ihrer Weichsel-Oder-Operation die Stadt am 16. Januar 1945 und beendete damit die deutsche Besatzung.

1950 kam sie an die Woiwodschaft Katowice. Von 1975 bis 1998 wurde sie zur Hauptstadt der Woiwodschaft Częstochowa, ab 1998 in der Woiwodschaft Schlesien. Die Bewohner der Stadt identifizieren sich jedoch mehrheitlich weiterhin mit der historischen Landschaft Kleinpolen, jedoch weniger mit der administrativen Vereinigung mit Oberschlesien als in Jaworzno einverstanden.[6] Um die historisch-kulturellen Verbindungen mit Kleinpolen zu betonen, schloss sich 2007 die Stadtverwaltung an die Stowarzyszenie Gmin i Powiatów Małopolski ([Freiwillige] Vereinigung der Gemeinden und Powiate Kleinpolens) an.

Einwohnerzahlen

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Bevölkerungsdichte in den Stadtteilen
Jahr Einwohner
1600 >02.000
1808 003.349
1827 006.168
1861 009.511
1880 018.147
1897 045.130, darunter viele Israeliten[7]
1914 094.181
1921 080.473
1939 137.623
1945 124.525
1975 200.324
1993 259.864
2014 231.527

Deutsch-polnische Vergangenheit

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Lutherische Kirche aus dem Jahre 1913 in Częstochowa

Obwohl sich die Stadt Tschenstochau in der Neuzeit bis auf zwei Episoden nie unter deutscher Verwaltung befand, existierte seit der Landnahme deutscher Bauern in Germania Slavica eine deutsche Minderheit in der Stadt, von der auch einige Söhne und Töchter der Stadt Zeugnis ablegen. In der südpreußischen Zeit siedelten sich deutsche Bauern in der Umgebung unter anderem in den Kolonien Hilsbach (Czarny Las), Kuhlhausen (Węglowice) und Heilmannswalde (Puszczew) an. 1854 wurde der Sitz der evangelisch-augsburgischen Filialgemeinde aus Czarny Las nach Tschenstochau an der neuen Warschau-Wiener Eisenbahn verlegt, die 1905 zur unabhängigen Pfarrgemeinde wurde. Die deutsche Minderheit legte ihre Muttersprache sowie kulturellen Traditionen bis ins 20. Jahrhundert nicht gänzlich ab. 1921 deklarierten sich nur 70 Bewohner zur deutschen Nationalität, obwohl die Mehrheit der 472 Lutheraner deutscher Herkunft war. Gegenwärtig haben sich die nach 1945 in der Woiwodschaft Schlesien verbliebenen ethnischen Deutschen in Minderheitsverbänden organisiert, in ihren Satzungen verankerten sie die Verständigung mit der polnischen Mehrheit als Ziel.[8]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Panorama von Częstochowa vom Jasna Góra aus gesehen

Jasna Góra

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Der Berg ist einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der römisch-katholischen Kirche und wird jedes Jahr von Millionen Pilgern besucht.

Paulinerkloster

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Die Schwarze Madonna von Tschenstochau

Der wichtigste bauliche Komplex in Częstochowa ist das schwer befestigte Paulinerkloster auf dem als Jasna Góra bekannten Hügel im Westen der Stadt, das während der schwedischen Invasion im Jahre 1655 die mehrwöchige Belagerung von Jasna Góra durch schwedische Truppen überstand. An die Klosterkirche mit barockem Innenraum schließen ein 106 m hoher Klosterturm und eine Kapelle mit der berühmten Ikone der Schwarzen Madonna an. Zu hohen kirchlichen Festen zieht das Kloster Hunderttausende Pilger an.

Statue von Papst Johannes Paul II.

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Am 13. April 2013 wurde eine 14 Meter hohe Statue des früheren Papstes Johannes Paul II. enthüllt und vom örtlichen Erzbischof Wacław Depo eingeweiht.[9][10] Das Monument mit einem Gesamtgewicht von fünf Tonnen ist eine mit Styropor und Fiberglas überzogene Stahlkonstruktion.[11] Die Statue befindet sich im Park für Sakralminiaturen und blickt nach Online-Protesten nunmehr in Richtung Pilgerberg Jasna Góra anstatt von ihm weg. Die Betreiber des privat geführten Parks hoffen auf einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde für die größte Papststatue der Welt.

 
Streichholzzündkopfproduktionsanlage

Das Museum der ehemaligen Streichholzfabrik zeigt eine Fertigungslinie aus den 1930er Jahren. Die Fabrik wurde von Julian Huch und Karol von Gehlig 1882 gegründet und stellte Standardstreichhölzer der Marke „Black Cat“ her.[12]

Częstochowa liegt an den Bahnstrecken Warschau–Kattowitz und Kielce–Vossowska.

Der ÖPNV in der Stadt wird durch die Miejskie Przedsiębiorstwo Komunikacyjne mit ihren Bus- und Straßenbahnlinien abgewickelt.

In der Stadt befindet sich der Flugplatz Rudniki (ICAO-Code EPRU und IATA-Flughafencode CZW) mit einer 2000 Meter langen Landebahn. Der nächstgelegene Flughafen mit flugplanmäßigen internationalen Verbindungen ist der Flughafen Katowice.

Die Stadt liegt an den Landesstraßen 1 von Kattowitz nach Warschau, 43 (nach Wieluń), 46 (nach Oppeln) und 91 (nach Piotrków Trybunalski).

Stadtpräsident

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An der Spitze der Stadtverwaltung steht ein Stadtpräsident, der von der Bevölkerung direkt gewählt wird. Seit 2010 ist dies Krzysztof Matyjaszczyk von der Sojusz Lewicy Demokratycznej (SLD).

Bei der Wahl 2024 trat Matyjaszczyk für das linke Wahlbündnis Lewica an. Die Abstimmung brachte folgendes Ergebnis:[13]

In der daraufhin notwendigen Stichwahl wurde Matyjaszczyk mit 57,8 % der Stimmen gegen Pohorecka gewählt.

Bei der Wahl 2018 trat Matyjaszczyk für das Wahlbündnis der SLD mit Lewica Razem an. Die Abstimmung brachte folgendes Ergebnis:[14]

Damit wurde Matyjaszczyk bereits im ersten Wahlgang wiedergewählt.

Stadtrat

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Der Stadtrat besteht aus 25 (bis 2024: 28) Mitgliedern und wird direkt gewählt. Die Stadtratswahl 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[15]

  • Prawo i Sprawiedliwość (PiS) 27,4 % der Stimmen, 9 Sitze
  • Koalicja Obywatelska (KO) 22,9 % der Stimmen, 7 Sitze
  • Lewica 19,7 % der Stimmen, 6 Sitze
  • Trzecia Droga (TD) 10,0 %, 2 Sitze
  • Wahlkomitee „Gemeinsam für Częstochowa“ 7,7 % der Stimmen, 1 Sitz
  • Wahlkomitee „Alternative für Częstochowa“ 6,9 % der Stimmen, kein Sitz
  • Übrige 5,4 % der Stimmen, kein Sitz

Die Stadtratswahl 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[16]

Städtepartnerschaften

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In der Zusammenarbeit „Shrines of Europe“ ist Częstochowa seit 1996 mit fünf anderen Marienwallfahrtsorten verbunden; 2017 wurde Einsiedeln als sechstes Mitglied aufgenommen. Die Partnerorte sind:

Eine Städtepartnerschaft in weltlichem Sinne besteht mit

Söhne und Töchter der Stadt

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Sonstiges

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Im Jahr 1991 fand in Częstochowa der VI. Weltjugendtag mit über einer Million Teilnehmern statt.

Literatur

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Commons: Częstochowa – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Henryk Rutkowski (Redakteur), Krzysztof Chłapkowski: Województwo krakowskie w drugiej połowie XVI wieku; Cz. 2, Komentarz, indeksy. Institute of History of the Polish Academy of Sciences, 2008, S. 72–73 (polnisch, Online).
  3. Główny Urząd Statystyczny: Skorowidz miejscowości Rzeczypospolitej Polskiej. Tom III. Województwo kieleckie. Warszawa 1925, S. 11 [PDF: 17] (polnisch, PDF-Seite 17).
  4. Dariusz Majchrzak: Śląska autonomia dla Zagłębia Dąbrowskiego? Sprawa włączenia Zagłębia Dąbrowskiego do województwa śląskiego w II RP (polnisch)
  5. Martin Gilbert: „The Holocaust: a history of the Jews of Europe during the Second World War“, Macmillan, 1987, S. 87
  6. Kamil Nowak, Wpływ przebiegu granic województw na tożsamość regionalną oraz postrzeganie regionów Małopolski i Śląska [The impact of the voivodeship boundaries on regional identity and perception of the Małopolska and Śląsk regions] (polnisch)
  7. Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Auflage, Band 4, Leipzig und Wien 1898, S. 667.
  8. Zbigniew Kurcz in: „V. Barbian et al. (Hrsg.): Erlebte Nachbarschaft. Aspekte der deutsch-polnischen Beziehungen im 20. Jahrhundert.“ Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 1999, S. 144
  9. Sächsische Zeitung: Sächsische Zeitung: Riesenstatue von Johannes Paul II. in Polen eingeweiht (Memento vom 20. Mai 2014 im Internet Archive). Artikel vom 13. April 2013 auf www.sz-online.de. Abgerufen am 13. April 2013.
  10. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Johannes Paul II. wird Tschenstochau überragen. Artikel vom 8. April 2013. Abgerufen am 13. April 2013.
  11. Ein Pontifex aus Fiberglas. Artikel vom 15. März 2013 auf dradio.de. Abgerufen am 13. April 2013.
  12. Muzeum Produkcji Zapalek (polnisch)
  13. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 20. Mai 2024.
  14. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 26. Juli 2020.
  15. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 20. Mai 2024.
  16. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 26. Juli 2020.
  17. Tschenstochau, Polen auf pforzheim.de
  18. Bethlehem Twinning cities (englisch)