Walhallabahn

ehemalige meterspurige Schmalspurbahn in Bayern
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Die Walhallabahn, im Volksmund auch »Walhallabockerl« genannt, war eine meterspurige Schmalspurbahn von Regensburg-Stadtamhof nach Wörth an der Donau. Ihren Namen und ihre Entstehung verdankte die Bahn der an der Strecke liegenden Walhalla bei Donaustauf. Die Walhalla war von 1830 bis 1842 vom bayerischen König Ludwig I. als Ruhmestempel der deutschen Kultur auf einem Bergrücken über der Donau erbaut worden. Wegen fehlender Verkehrsverbindungen wurde sie jedoch bis zur Eröffnung der Walhallabahn nur wenig besucht. Erbauer und ursprünglicher Betreiber der Bahn war die private Lokalbahn Aktien-Gesellschaft (LAG) aus München, nach deren Liquidation im Jahre 1938 wurde auch die Walhallabahn verstaatlicht. 1968 wurde sie schließlich stillgelegt.

Walhallabahn
99 253 als Denkmal in Regensburg
99 253 als Denkmal in Regensburg
Streckennummer:5862
Kursbuchstrecke (DB):zuletzt 424g
Kursbuchstrecke:424f (1946)
Streckenlänge:23,4 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 33 
Minimaler Radius:37 m
Kopfbahnhof Streckenanfang (Strecke außer Betrieb)
0,0 Regensburg-Stadtamhof (bis 1933) 332,4 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
0,4 Regensburg Dultplatz (bis 1933)
Abzweig geradeaus und nach links (Strecke außer Betrieb)
0,7 zum Dachziegelwerk Zinstag (1900–1917)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
0,7 Regensburg-Steinweg (bis 1918)
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
0,9 Regen
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
1,0 Regensburg-Reinhausen (bis 1933)
Strecke (außer Betrieb)
1,27 Beginn eigener Gleiskörper
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
1,4 Regensburg-Reinhausen (ab 1933)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
2,3 Regensburg-Weichs
Kreuzung geradeaus unten (Strecke geradeaus außer Betrieb)
Bahnstrecke Regensburg–Weiden
Abzweig geradeaus und von links (Strecke außer Betrieb)
3,2 von Regensburg Walhallastraße
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
3,2 Lokalbahnhof Walhallastr (ab 1892)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
3,5 Regensburg Kalkwerke
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
4,6 Regensburg-Schwabelweis
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
5,6 Stauferfeld
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
6,5 Tegernheim
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
8,9 Donaustauf 328,5 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
10,0 Walhalla
Abzweig geradeaus und nach links (Strecke außer Betrieb)
10,8 zur Flussspat-Verladung
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
11,4 Sulzbach (Donau)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
12,5 Demling-Steinbruch
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
13,9 Demling
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
16,3 Bach
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
17,5 Frengkofen
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
19,0 Kruckenberg
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
22,0 Wiesent
Kopfbahnhof Streckenende (Strecke außer Betrieb)
23,4 Wörth (Donau) 324,9 m
Ehemaliger Haltepunkt der Walhallabahn an der Donaustaufer Straße in Regensburg
Ehemaliger Lokschuppen in Wörth an der Donau

Bau und Betrieb

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Die LAG erhielt am 23. September 1888 die bayerische Konzession zum Bau der 8,9 km langen Teilstrecke bis Donaustauf. Diese wurde am 23. Juni 1889 für den Personenverkehr eröffnet. Erst am 1. Mai 1892 nahm die Bahn auch den Güterverkehr auf. Der Betrieb wurde bis 1902 ausschließlich mit B-gekuppelten Trambahnlokomotiven durchgeführt. Bis Streckenkilometer 1,27 in Reinhausen musste die Bahn innerörtliche Straßen benutzen, ehe sie auf einen eigenen Bahnkörper entlang der Straße nach Donaustauf wechseln konnte.

Eine Weiterführung der Bahn bis Wörth/Donau ermöglichte die bayerische Konzession vom 23. Dezember 1900. Dieses 14,5 km lange Streckenstück wurde am 1. Mai 1903 in Betrieb genommen. Während auf dem ersten Teilstück der Personenverkehr durch die Besucher der Walhalla überwog, bekam nach der Streckenerweiterung auch der Güterverkehr eine größere Bedeutung. An der Kreuzung mit der nach Schwandorf führenden Staatsbahnstrecke am Lokalbahnhof Walhallastraße baute die Bahn bis 1903 eine große Umladeanlage, u. a. mit zwei Portalkränen für die Holzumladung auf Normalspurwagen. Hier lagen auch die Rollbockgruben für den ab 1. Mai 1911 begonnenen Einsatz von Rollböcken für den Transport normalspuriger Güterwagen. In diese Zeit fällt auch der Bau einer eigenen Werkstatt in Donaustauf, die bis 1925 nochmals erweitert wurde.

In den heutigen Regensburger Stadtteilen Stadtamhof, Steinweg und Reinhausen war die Walhallabahn wegen der Benutzung der Straßen und an den Wegkreuzungen ein Hindernis und an manchen Unfällen mit Fuhrwerken beteiligt. Außerdem war in den engen Straßen der Lokomotivqualm ein Problem. Daher gab es über Jahrzehnte Versuche, den Bahnbetrieb hier zu erschweren und einzustellen, zumal die Regensburger Straßenbahn gerne den Ersatzverkehr übernommen hätte. Dies alles führte zu dem Kuriosum „Fahnerlbua“. Dieser, ein gestandener Mann, musste dort jedem Zug, der ohnehin nur Schrittgeschwindigkeit fahren durfte, vorausgehen und mit einer roten Fahne den übrigen Verkehr warnen. Nach einem langjährigen Gerichtsstreit musste die Bahn am 17. Juli 1933 ihren ersten Streckenkilometer aufgeben und in Reinhausen an der Straßengabelung Donaustaufer Straße/Brennesstraße einen neuen Endbahnhof einrichten, wohin dann auch die Regensburger Straßenbahn entsprechend verlängert wurde.

Verstaatlichung und Stilllegung

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Mit der Verstaatlichung der Lokalbahn AG am 1. August 1938 übernahm die Deutsche Reichsbahn auch die Walhallabahn. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging auch hier die Nutzung der Bahn spürbar zurück. Die DB setzte ab 1956 zwei Diesellokomotiven, die durch die Stilllegung des schmalspurigen Netzes in der Pfalz nicht mehr benötigt wurden, auf der Walhallabahn ein. Es folgten am 31. Mai 1959 die Stilllegung des Streckenabschnitts von Reinhausen bis zum Umladebahnhof Walhallastraße und die Aufgabe des Personenverkehrs am 1. Oktober 1960 auf der Gesamtstrecke. Am 31. Dezember 1968 fuhr auf der Walhallabahn der letzte Güterzug vom Endbahnhof Wörth an der Donau kommend.

Lokomotiven

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Nr. LAG Nr. DR/DB Bauart Hersteller Fabrik-
nummer
Baujahr Bemerkungen
Dampflokomotiven
13 Bn2t Krauss & Co. 2104 1889 1911 ausgemustert
14 Bn2t Krauss & Co. 2105 1889 1911 ausgemustert
39 Bn2t Krauss & Co. 3146 1895 1918 verkauft
61 99 251 C1'n2t Krauss & Co. 4823 1902 1956 ausgemustert
67 99 252 C1'n2t Krauss & Co. 5173 1904 1959 ausgemustert
62II 99 253 C1'n2t Krauss & Co. 5929 1908 1960 ausgemustert, jetzt Lokomotivdenkmal in Regensburg-Stadtamhof
1 Bn2t Krauss & Co. 1814 1887 1910 von der Lokalbahn Ravensburg–Weingarten,
1928 ausgemustert
2 Bn2t Krauss & Co. 1817 1887 1910 von der Lokalbahn Ravensburg–Weingarten,
1927 an die Zellstoffwerke Regensburg verkauft (Verbleib unbekannt)
63 Cn2t Krauss & Co. 2019 1889 Preußische T 31.1, 1921 von der Kohlengrube Myslowitz
1928 an die Kleinbahn Wallersdorf–Münchshöfen verkauft
1931 nach einem Unfall ausgemustert und verschrottet
64II 99 261 Dh2t J. A. Maffei 4200 1926 1961 ausgemustert und verschrottet
99 281II Cn2t Weidknecht 165 1910 1949 von der Wangerooger Inselbahn
1955 ausgemustert und verschrottet
99 291II Cn2t Orenstein & Koppel 4801 1911 1949 von der Wangerooger Inselbahn
1952 an die Bahnstrecke Mosbach–Mudau verkauft
1955 ausgemustert und verschrottet
Diesellokomotiven
V 29 951 B’B’ Arnold Jung Lokomotivfabrik 11463 1952 1956 von der Lokalbahn Ludwigshafen–Meckenheim
1969 ausgemustert und verschrottet
V 29 953 B’B’ Arnold Jung Lokomotivfabrik 11465 1952 1956 von der Lokalbahn Ludwigshafen–Meckenheim
1969 ausgemustert und verschrottet

Zum Beginn des Bahnbaus von Donaustauf nach Wörth an der Donau am 1. April 1902 verfasste Heimatdichter Josef Feller:

„Schickts uns fei’ ja net in April“

 
Walhallabahn–Endbahnhof Wörth an der Donau etwa 1908

„Heut’ geht’s nu’ ernstli’ o
Dees Baua vo’ da Eisenbo’.
Jetz’ hackts und schaufelts nua brav zua
Und stampfts und mauerts ohne Ruah,
Und legts die Schiena eb’n und groad,
Damit’s a schönes Aussehgn hoat.
Und nagelt se’s fei fest an d’Schwell’n,
Damit’s net rutsch’n, wenn’s aa wöll’n
Damit dass Bockerl net entgloast
Und eppa goar en d’Doana roast.
Und seids recht fleißi’ all’ mit’nand
Und machts uns Wörtherern koa’ Schand’:
Legts Enk nur recht tüchti’ nei,
En Hiagst muass alles firti’ sei’.
Dass’s net am End’ hoaßt, mia san Fretta,
Und aus uns wärat nix mei’ Letta
Und woas i’ schließli’ soag’n no will:
Schickts uns fei’ ja net - in April!“

Literatur

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Ehem. Bahndamm bei Kruckenberg
  • Josef Dollhofer: Das Walhalla-Bockerl. Geschichte der Walhallabahn mit besonderer Abhandlung über die Lokalbahn-Aktiengesellschaft in München. MZ-Buchverlag, Regensburg 1972.
  • Walther Zeitler: Die Eisenbahn im Bayerischen Wald. Verlag Morsak, Grafenau 1970, S. 67 ff.
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 7: Bayern. EK-Verlag, Freiburg 2002, ISBN 3-88255-666-8.
  • Deutsche Reichsbahn: Die Deutschen Eisenbahnen in ihrer Entwicklung 1835–1935. Berlin 1935.
  • Hermann Bürnheim: Localbahn A.-G. München. Gifhorn 1974.
  • Ludwig Schindler: Aus der Geschichte der Walhallabahn. In: Stadtführer Wörth. Attenkofer, Straubing 2008, ISBN 978-3-936511-52-9.
  • Wolfgang Löckel: Unvergessene Walhallabahn. (Eisenbahn-Bildarchiv-Band 32). EK-Verlag, Freiburg 2008, ISBN 978-3-88255-371-0.
  • Wolfgang Löckel: Unvergessene Walhallabahn Band 2. (Eisenbahn-Bildarchiv-Band 50). EK-Verlag, Freiburg 2011, ISBN 978-3-88255-475-5.
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Commons: Walhallabahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 1′ 35″ N, 12° 5′ 48,1″ O