1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1984

Sportwagenrennen

Das 30. 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring, auch 30. Int. ADAC-1000-km-Rennen (Langstrecken-Weltmeisterschaft für Marken und Fahrer), Nürburgring, fand am 15. Juli 1984 auf dem Nürburgring statt und war der vierte Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres.

Streckenverlauf der Nürburgring-Grand-prix-Kurses 1984
Der Joest-Porsche 956, mit dem Ayrton Senna sein einziges Sportwagenrennen bestritt

Das Rennen

Bearbeiten

1984 fand das 1000-km-Rennen zum ersten Mal auf der neuen Nürburgring-Grand-Prix-Strecke statt, die einen Monat davor mit einem Schaurennen eingeweiht worden war. Für die Nordschleife-Puristen war die Errichtung der neuen Rennbahn ein schwerer Eingriff in die seit 1927 existierende Rennbahn. Durch den Umbau verschwanden neben der nicht mehr genutzten Südschleife, die bei den Zuschauern populäre Start-und-Ziel-Schleife (mit Südkurve und Gegengeraden) sowie die alten Boxenanlagen mit dem Zeitnehmerturm. Die zu Beginn der Grand-Prix-Strecke vorhandene Ablehnung verspürten auch die Organisatoren des 1000-km-Rennens, die trotz eines hochwertigen Starterfelds nur 12.000 zahlende Zuschauer begrüßen durften. Damit die Veranstaltung nicht mit einem Verlust endete, wären aber 30.000 Besucher notwendig gewesen. Der spätere Mercedes-Benz-Motorsport-Chef Norbert Haug, damals Journalist bei der Fachzeitschrift auto motor und sport, schrieb über das Rennen: „Warum so wenige Zuschauer kamen, weiß kein Mensch genau – vielleicht aber deshalb: der alte Ring war für die letzten 50 Jahre gut, der neue ist es sicherlich für die nächsten 50 Jahre. Wir befinden uns gerade zwischen den beiden Abschnitten.“[1]

Unter den Fahrern der 42 am Sonntag in der Startaufstellung stehenden Fahrzeuge befanden sich neben bekannten Sportwagenpiloten und ehemaligen Formel-1-Piloten auch neun Teilnehmer der aktuellen Weltmeisterschaft. Ein Engagement der beiden McLaren-Werksfahrer Niki Lauda und Alain Prost für Porsche scheiterte knapp vor Nennschluss an deren Honorarforderungen. Porsche hatte aber den Tyrrell-Fahrer Stefan Bellof unter Vertrag; dessen späterer Teamkollege Stefan Johansson fuhr gemeinsam mit Ayrton Senna einen Joest-Porsche 956. Dazu kamen Thierry Boutsen (im Team von John Fitzpatrick), Riccardo Patrese (bei Lancia), Jonathan Palmer, Marc Surer, Manfred Winkelhock und Mike Thackwell.

Die Entscheidung über den Rennsieg fiel unter Regen wenige Minuten vor Schluss, als der führende Fitzpatrick-Porsche 956 von Thierry Boutsen und David Hobbs noch einmal zum Nachtanken an Boxen musste und dabei die Führung und den Sieg verlor. Dabei fuhr Boutsen im Rennen lange Zeit die schnelleren Rundenzeiten als Porsche-Werksfahrer Stefan Bellof, der im Ziel mit Partner Derek Bell nach einer Fahrzeit von 6:00:43,590 Stunden 15 Sekunden Vorsprung hatte. Problemlos mit der Spitze mitfahren konnte Ayrton Senna, ehe er wegen eines Kupplungsproblems 15 Minuten an den Boxen verlor. Am Ende erreichte er mit den Partnern Johansson und Henri Pescarolo den achten Gesamtrang. Kein Rennglück hatte der schnellste Fahrer im Feld. Jochen Mass, der sich das Cockpit des zweiten Werks-Porsche mit Jacky Ickx teilte, verlor 20 Minuten an den Boxen, weil sich neue Bremsbeläge nicht sofort montieren ließen.

Ergebnisse

Bearbeiten

Schlussklassement

Bearbeiten
Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis Runden
1 C1 2 Deutschland  Rothmans Porsche Deutschland  Stefan Bellof
Vereinigtes Konigreich  Derek Bell
Porsche 956 207
2 C1 33 Vereinigtes Konigreich  Skoal Bandit Porsche Team Belgien  Thierry Boutsen
Vereinigtes Konigreich  David Hobbs
Porsche 956B 207
3 C1 5 Italien  Martini Racing Italien  Alessandro Nannini
Italien  Paolo Barilla
Lancia LC2-84 206
4 C1 14 Vereinigtes Konigreich  Canon Racing GTI Engineering Vereinigtes Konigreich  Jonathan Palmer
Niederlande  Jan Lammers
Deutschland  Christian Danner
Porsche 956 205
5 C1 10 Deutschland  Porsche Kremer Racing Deutschland  Manfred Winkelhock
Schweiz  Marc Surer
Porsche 956B 204
6 C1 19 Italien  Team Gaggia Porsche Argentinien  Oscar Larrauri
Italien  Massimo Sigala
Porsche 956 203
7 C1 1 Deutschland  Rothmans Porsche Deutschland  Jochen Mass
Belgien  Jacky Ickx
Porsche 956 201
8 C1 7 Deutschland  New Man Joest Racing Frankreich  Henri Pescarolo
Schweden  Stefan Johansson
Brasilien  Ayrton Senna
Porsche 956 197
9 C1 20 Schweiz  Brun Motorsport GmbH Schweiz  Walter Brun
Deutschland  Leopold von Bayern
Porsche 956 196
10 C1 12 Deutschland  DS Porsche Racing Team Deutschland  Dieter Schornstein
Deutschland  Louis Krages
Deutschland  Volkert Merl
Porsche 956 194
11 C1 55 Vereinigtes Konigreich  Skoal Bandit Porsche Team Vereinigtes Konigreich  Rupert Keegan
Vereinigtes Konigreich  Guy Edwards
Porsche 962 191
12 C1 4 Italien  Martini Racing Frankreich  Bob Wollek
Italien  Riccardo Patrese
Lancia LC2-84 189
13 C2 70 Vereinigtes Konigreich  Spice Tiga Racing Vereinigtes Konigreich  Ray Bellm
Vereinigtes Konigreich  Gordon Spice
Australien  Neil Crang
Tiga GC84 185
14 C2 67 Vereinigte Staaten  The BF Goodrich Company Vereinigte Staaten  Jim Busby
Vereinigte Staaten  Pete Halsmer
Lola T616 178
15 C1 11 Deutschland  Porsche Kremer Racing Sudafrika 1961  George Fouché
Niederlande  Kees Kroesemeijer
Porsche CK5 177
16 B 106 Deutschland  Helmut Gall Deutschland  Kurt König
Deutschland  Helmut Gall
Deutschland  Altfrid Heger
BMW M1 176
17 B 109 Deutschland  Rolf Göring Deutschland  Hans-Jörg Dürig
Deutschland  Rolf Göring
Deutschland  Fritz Müller
BMW M1 175
18 GTX 65 Schweden  Tuff Kote Dinol Racing Schweden  Jan Lundgardh
Schweden  Kurt Simonsen
Porsche 935 LI 174
19 B 101 Danemark  Jens Winther Danemark  Jens Winther
Danemark  Lars-Viggo Jensen
Vereinigtes Konigreich  David Mercer
BMW M1 174
20 GTX 64 Italien  Vittorio Coggiola Italien  Vittorio Coggiola
Italien  Gianni Giudici
Schweiz  Angelo Pallavicini
Porsche 935 173
21 C1 18 Deutschland  Obermaier Racing Deutschland  Jürgen Lässig
Vereinigtes Konigreich  David Sutherland
Neuseeland  Mike Thackwell
Porsche 956 171
22 B 113 Schweden  Strandell Motors Schweden  Kenneth Leim
Deutschland  Götz von Tschirnhaus
Porsche 930 167
23 C2 73 Deutschland  Gebhardt Motorsport Deutschland  Frank Jelinski
Deutschland  Mario Ketterer
Deutschland  Günther Gebhardt
Gebhardt JC843 161
24 C2 80 Italien  Jolly Club Italien  Carlo Facetti
Italien  Martino Finotto
Italien  Alfredo Sebastiani
Alba AR2 160
25 B 112 Deutschland  Bernd Schiller Schweiz  Claude Haldi
Vereinigtes Konigreich  Roy Baker
Deutschland  Wolfgang Braun
Porsche 930 159
26 B 104 Deutschland  Wolf-Georg von Staehr Deutschland  Wolf-Georg von Staehr
Deutschland  Ulli Richter
Porsche 924 Carrera GTS 159
27 C2 88 Vereinigtes Konigreich  Arthur Hough Pressing ARK Racing Vereinigtes Konigreich  Max Payne
Vereinigtes Konigreich  Chris Ashmore
Ceekar 83J-1 156
28 B 115 Deutschland  Probst und Mentel Deutschland  Helge Probst
Deutschland  Knuth Mentel
Deutschland  Karl-Heinz Gürthler
Porsche 928S 154
Nicht klassiert
29 B 114 Deutschland  Peter Reuter Deutschland  Wolf-Dieter Feuerlein
Deutschland  Uwe Reich
Deutschland  Peter Reuter
Porsche 930 143
30 C2 85 Frankreich  Hubert Striebig Marokko  Max Cohen-Olivar
Frankreich  Noël del Bello
Frankreich  Hubert Striebig
Sthemo SMC2 138
Ausgefallen
31 C2 82 Italien  Gianfranco Barberio Italien  Pasquale Barberio
Italien  Gerardo Vatielli
Italien  Maurizio Gellini
Alba AR3 119
32 B 111 Deutschland  Walter Mertes Deutschland  Olaf Manthey
Deutschland  Walter Mertes
BMW M1 116
33 C2 81 Italien  Jolly Club Italien  Davide Pavia
Italien  Guido Daccò
Italien  Almo Coppelli
Alba AR2 88
34 C1 9 Schweiz  Schiesser Porsche Brun Deutschland  Hans-Joachim Stuck
Deutschland  Harald Grohs
Porsche 956B 79
35 C2 94 Deutschland  Siegfried Rieger Deutschland  Rolf Götz
Vereinigte Staaten  Carl Kirsts
Deutschland  Siegfried Rieger
Rieger C2 64
36 B 116 Deutschland  Georg Memminger Deutschland  Georg Memminger
Deutschland  Heinz Kuhn-Weiss
Italien  Bruno Rebai
Porsche 930 62
37 C2 68 Vereinigte Staaten  The BF Goodrich Company Osterreich  Dieter Quester
Vereinigte Staaten  Rick Knoop
Lola 616 53
38 B 102 Deutschland  Racing Team Jürgensen GmbH Deutschland  Hans Christian Jürgensen
Deutschland  Edgar Dören
Deutschland  Jürgen Fritzsche
BMW M1 48
39 C2 72 Deutschland  Gebhardt Motorsport Deutschland  Jan Thoelke
Deutschland  Udo Wagenhäuser
Deutschland  Jürgen Weiler
Gebhardt JC842 39
40 C1 38 Deutschland  Motorsportclub Rosenheim e. V. Deutschland  Martin Wagenstetter
Deutschland  Kurt Hild
Lotec C302 27
41 GTO 121 Vereinigtes Konigreich  Charles Ivey Racing Vereinigtes Konigreich  Paul Smith
Vereinigtes Konigreich  Pete Lovett
Vereinigtes Konigreich  Roger Eccles
Porsche 930 9
42 C1 48 Deutschland  GWB Ford Zakspeed Team Deutschland  Klaus Niedzwiedz
Deutschland  Klaus Ludwig
Zakspeed C1/8 2
Nicht gestartet
43 C1 3 Deutschland  Rothmans Porsche Deutschland  Jochen Mass
Belgien  Jacky Ickx
Porsche 956 1
44 C1 16 Vereinigtes Konigreich  GTi Engineering Australien  Vern Schuppan
Deutschland  Christian Danner
Porsche 956 2
45 C1 34 Vereinigtes Konigreich  John Fitzpatrick Racing Deutschland  Franz Konrad
Vereinigtes Konigreich  David Hobbs
Porsche 956 3
Nicht qualifiziert
46 B 105 Schweiz  Hobby Rallye Ticino Schweiz  Olindo Del-Thé
Schweiz  Jean-Pierre Frey
Schweiz  Fabio Ciseri
Porsche 930 4
47 B 107 Deutschland  Franz Fuchs Deutschland  Franz Fuchs
Deutschland  Hartmut Bauer
Renault 5 Turbo 5

1 Ersatzwagen 2 Unfall im Training 3 nicht gestartet 4 nicht qualifiziert 5 nicht qualifiziert

Nur in der Meldeliste

Bearbeiten

Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis
48 C1 39 Deutschland  URD Rennwagen GmbH URD C81
49 C1 49 Deutschland  GWB Ford Zakspeed Team Zakspeed C1/8
50 C2 77 Vereinigtes Konigreich  Ecurie Ecosse Vereinigtes Konigreich  Mike Wilds
Vereinigtes Konigreich  David Duffield
Ecosse C284
51 C2 90 Vereinigtes Konigreich  Spice Tiga Racing Vereinigtes Konigreich  Ray Bellm Tiga GC84
52 C2 99 Vereinigtes Konigreich  JQF Engineering LTD Vereinigtes Konigreich  Roy Baker Tiga GC284
53 B 117 Schweiz  Claude Haldi Schweiz  Claude Haldi Porsche 930
54 GTO 120 Frankreich  Equipe Almeras Freres Frankreich  Jean-Marie Alméras
Frankreich  Jacques Alméras
Porsche 930

Klassensieger

Bearbeiten
Klasse Fahrer Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
C1 Deutschland  Stefan Bellof Vereinigtes Konigreich  Derek Bell Porsche 956 Gesamtsieg
C2 Vereinigtes Konigreich  Ray Bellm Vereinigtes Konigreich  Gordon Spice Australien  Neil Crang Tiga GC84 Rang 13
B Deutschland  Kurt König Deutschland  Helmut Gall Deutschland  Altfried Heger BMW M1 Rang 16
GTX Schweden  Jan Lundgardh Schweden  Kurt Simonsen Porsche 935 LI Rang 18
GTO kein Teilnehmer im Ziel

Renndaten

Bearbeiten
  • Gemeldet: 54
  • Gestartet: 42
  • Gewertet: 30
  • Rennklassen: 5
  • Zuschauer: 15.000
  • Wetter am Renntag: Regen
  • Streckenlänge: 4,642 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 6:00:43,590 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 207
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 940,194 km
  • Siegerschnitt: 156,383 km/h
  • Pole Position: Stefan Bellof – Porsche 956 (#2) – 1:28,680 = 184,384 km/h
  • Schnellste Rennrunde: Jonathan Palmer – Porsche 956 (#14) – 1:32,750 = 176,293 km/h
  • Rennserie: 4. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1984

Literatur

Bearbeiten
  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.
  • Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: ADAC 1000 km Rennen. HEEL Verlag, Königswinter 2008, ISBN 978-3-89880-903-0.
Bearbeiten
Commons: 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1984 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: ADAC 1000 km Rennen. HEEL Verlag, Königswinter 2008, ISBN 978-3-89880-903-0. Seite 207
Vorgängerrennen
24-Stunden-Rennen von Le Mans 1984
Sportwagen-Weltmeisterschaft Nachfolgerennen
1000-km-Rennen von Brands Hatch 1984