46. Infanterie-Division (Wehrmacht)

Militärischer Verband der Wehrmacht

Die 46. Infanterie-Division (46. ID), ab März 1945 46. Volksgrenadier-Division, war ein Großverband des Heeres der deutschen Wehrmacht.

46. Infanterie-Division

Divisionsabzeichen der 46. Infanterie-Division
Divisionsabzeichen der 46. Infanterie-Division
Aktiv 24. November 1938 bis Mai 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanterie-Division
Gliederung Gliederung
Aufstellungsort Karlsbad
Spitzname Springender Hirsch
Kommandeure
Liste der Kommandeure

Divisionsgeschichte

Bearbeiten

Einsatzgebiete:

Aufstellung

Bearbeiten

Die 46. ID wurde am 24. November 1938 als Teil der 1. Aufstellungswelle in Karlsbad im Sudetenland aufgestellt und im August 1939 mobilisiert. Sie war die letzte Division der 1. Aufstellungswelle.

Überfall auf Polen

Bearbeiten
 
Paul von Hase (in Ledermantel auf Treppe) während des Polenfeldzuges, September 1939

Im September 1939 war die 46. Infanterie-Division als Teil des IV. Armeekorps der 10. Armee der Heeresgruppe Süd am Polenfeldzug beteiligt.

Fall Gelb

Bearbeiten

Vom Mai bis Juni 1940 marschierte die 46. ID in Holland und Belgien ein, kämpfte dann an der Somme und dem Brückenkopf von Amiens. Von dort aus verfolgte die Division französische Truppen über die Flüsse Seine und Loire bis in das Département Maine-et-Loire.

Am 5. Juni 1940 wurde in einem Gefechtsbericht vom Westfeldzug gemeldet: „Während des schnellen Vorstoßes unserer Infanterie südlich der Somme, wurde es offensichtlich, dass wir häufig von der Flanke oder aus rückwärtigem Raum von Kolonialtruppen bedroht wurden, die sich überrennen ließen und dann im Hinterhalt erbittert kämpften.“[1] Diese französische Verteidigungstaktik (“hedgehog tactic”) galt den deutschen Truppen als verabscheuungswürdig und Unruhe stiftend, besonders wenn dunkelhäutige Soldaten, Tirailleurs sénégalais, beteiligt waren.[2] Die folgenden Massaker an afrikanischen Kriegsgefangenen versuchten deutsche Offiziere damit zu rechtfertigen, dass sie die regulären Kolonialtruppen mit Partisanen gleichsetzten.[2] Dunkelhäutige Gefangene wurden auch von der 46. ID häufig gar nicht erst gemacht, sondern auch wenn sie sich zu ergeben versuchten sofort erschossen. So heißt es in einem Bericht vom selben Tag: „Siebenundzwanzig Tirailleurs Sénégalais wurden erschossen, zwei Franzosen als Gefangene genommen.“[3]

Besatzungstruppe Frankreich

Bearbeiten

Im Frühjahr 1941 war die 46. ID Teil der Besatzungstruppen im besetzten Frankreich, bis sie über Rumänien nach Prilep verlegt wurde, wo sie als Reserve der 12. Armee für den Angriff auf Griechenland bereitgestellt wurde. Von dort aus ging es über den Banat in das Aufmarschgebiet der Heeresgruppe Süd nach Bessarabien.

Unternehmen Barbarossa

Bearbeiten
 
Der Fluss Pruth 1941

Im Verband der erst Anfang Juli 1941 angreifenden 11. Armee erfolgten im Rahmen des Unternehmens Barbarossa die Flussübergänge über den Pruth, Dnjestr und Bug. Dem XXX. Armeekorps unterstellt, erreichte die Division beim Vormarsch in der Südukraine Ende August den Dnepr bei Berislawl. Ende September erfolgte über die Landenge von Perekop der Durchbruch auf die Halbinsel Krim. Die 46. ID hatte im Rahmen des LIV. Armeekorps zusammen mit der 73. ID den Auftrag die Landenge auf einer Breite von sieben Kilometer im Frontalangriff zu nehmen. Dieses Unternehmen sollte nach dem Plan von Manstein als Türöffner dienen, damit nachfolgende Verbände, darunter auch Gebirgsjäger, sich fächerförmig auf der Krim ausbreiten konnten. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde vermutet, dass die deutschen Kräfte für die Eroberung der stark verteidigten Krim nicht ausreichen würden. Die 46. Infanterie-Division nahm Armjansk und wurde über Dschankoi zum Vorstoß nach Kertsch vorgezogen und im Verband des XXXXII. Armeekorps an der Parpatsch-Stellung zum Küstenschutz auf der Halbinsel Kertsch eingesetzt.

Nach der überraschenden Landung starker Kräfte der Roten Armee Anfang 1942 an der Küste der Halbinsel Kertsch musste der gesamte Ostteil der Halbinsel aufgegeben werden. Die Division zog sich in den Raum Koy Assan/Wladislawowka zurück. Daraufhin wurde ihr vom Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd folgendes Fernschreiben zugestellt:

„Ich spreche der 46. Division für das schlappe Zufassen bei der Anlandung der Russen auf der Halbinsel Kertsch sowie ihren übereilten Rückzug aus der Halbinsel die soldatische Ehre ab. Auszeichnungen und Beförderungen sind bis auf weiteres gesperrt. Dieses Fernschreiben ist nur bis zu den Regimentskommandeuren einschließlich bekanntzugeben.“

gez. von Reichenau Generalfeldmarschall

Auf Grund des Protests des Divisionskommandeurs und der Regimentskommandeure wurde der Division vom Nachfolger von Generalfeldmarschall von Reichenau folgendes Fernschreiben übersandt:

„Ich spreche der 46. Division für die seit Anfang Januar hervorragenden Leistungen bei den Abwehrkämpfen in der Landenge meine ganz besondere Anerkennung aus und sehe entsprechenden Vorschlägen für Beförderungen und Auszeichnungen entgegen.“

gez. von Bock, Generalfeldmarschall

Am 30. März 1942 wurde die 46. ID noch als zur Abwehr voll geeignet, also für Defensivoperationen voll einsatzfähig, eingestuft. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt noch neun schwache Infanterie-Bataillone und noch ca. die Hälfte ihrer schweren Waffen und Divisionsartillerie. Drei Bataillone vom IR 122 und IR 105 wurden der Division angegliedert. Im Mai 1942 beteiligte sich die Division dann an der Wiedereroberung der Halbinsel Kertsch und übernahm anschließend wieder den Küstenschutz auf der Halbinsel. Vom Juli bis August 1942 wurden Sicherungsaufgaben auf der Krim ausgeführt, bis im September 1942 eine Offensive auf den Kaukasus erfolgen sollte.

Kaukasus

Bearbeiten

Die 46. ID nahm infolge der Operation Edelweiß am Angriff im Kaukasus teil, sie brach auf die Taman-Halbinsel ein, stieß bis Tuapse vor und kämpfte am westlichen Rand des Gebirges bis zum Hochkaukasus.

Im März 1943 musste die Division nach der Räumung des Kaukasus und dem Rückzug auf den Kuban-Brückenkopf reorganisiert werden. Mit Transportmaschinen wurde die 46. ID im April 1943 auf die Krim zurückgeflogen und sollte im rückwärtigen Gebiet aufgefrischt werden. Vom April bis August 1943 wurde die Division in schwere Abwehrkämpfe bei Isjum verwickelt und musste sich im Spätsommer 1943 vom Donez bis zum Dnepr zurückziehen. Im Januar 1944 begannen die verlustreichen Abwehr- und Rückzugskämpfe in der Südukraine, wobei sich die Kämpfe im Februar/März 1944 in der Region Kriwoj Rog verdichteten. Unter großen Verlusten zog sich die Division über die Flüsse Bug und Pruth in Richtung Westen zurück, bis sie im Raum Roman-Jassy von sowjetischen Verbänden gestellt wurde. Die 46. ID entkam über die Karpaten nach Ungarn, bis sie auch dort von der vorrückenden Roten Armee in Gefechte in der Puszta und der Theiß-Ebene verwickelt wurde. Von Oktober bis Dezember 1944 wurde im Mátra-Gebirge, Donau und Theiß gekämpft, bis Budapest von der Sowjetarmee erobert wurde.

46. Volksgrenadier-Division

Bearbeiten

Aufstellung durch Umbenennung

Bearbeiten

Die 46. ID wurde im März 1945 zur 46. Volksgrenadier-Division umbenannt, als sie die „Margarethe-Stellung“ zwischen Budapest und Plattensee verteidigte.

Kapitulation

Bearbeiten

Nach dem Einsatz am Plattensee zog sie sich über Mähren zurück und kapitulierte vor der Roten Armee in Deutsch-Brod.

Kriegsverbrechen

Bearbeiten

Während der Kämpfe vom Mai bis Oktober 1942 in Kertsch verwendete das Pionier-Bataillon 88 im Steinbruch Adzhimushkay Benzin gegen mehrere tausend Soldaten und Flüchtlinge unter Oberst Yagunow, die in den Katakomben Unterschlupf gesucht hatten.[4]

Quellen zur 46. Infanterie-Division finden sich im Bundesarchiv-Militärarchiv (BA-MA RH2/429).

Personen

Bearbeiten

Divisionskommandeure der 46. ID
Dienstzeit Dienstgrad Name
26. August 1939 bis 24. Juli 1940 Generalleutnant Paul von Hase
24. Juli 1940 bis 17. September 1941 Generalleutnant Karl Kriebel
17. September 1941 bis 26. März 1942 Generalleutnant Kurt Himer
5. April 1942 bis 7. Februar 1943[5] Generalmajor Ernst Haccius
7. Februar 1943 bis 13. Februar 1943 Generalleutnant Arthur Hauffe
13. Februar 1943 bis 27. Februar 1943 Oberst Karl von Le Suire
27. Februar 1943 bis 20. August 1943 Generalleutnant Arthur Hauffe
20. August 1943 bis 10. Juli 1944 Generalleutnant Kurt Röpke
10. Juli 1944 bis 26. August 1944 Oberst Hugo Ewringmann
26. August 1944 bis 8. Mai 1945 Generalmajor Erich Reuter
Generalstabsoffiziere (Ia) der 46. ID
Dienstzeit Dienstgrad Name
15. Juni 1939 bis 17. Juni 1940 Oberstleutnant Ottomar Babel
17. Juni 1940 bis 30. September 1940 Hauptmann Walter Reissinger
30. September 1940 bis 11. Dezember 1941 Oberstleutnant Reinhard Petri
11. Dezember 1941 bis 6. Januar 1942 unbekannt
6. Januar 1942 bis 20. Mai 1942 Oberstleutnant Reinhard Petri
20. Mai 1942 bis 1. Dezember 1942 Oberstleutnant Harry Pinski
1. Dezember 1942 bis 15. April 1944 Oberstleutnant Günther Oetjen
15. April 1944 bis 10. Januar 1945 Oberstleutnant Hans Tümpling
10. Januar 1945 bis 10. Februar 1945 Major Wernher Freiherr von Schönau-Wehr
10. Februar 1945 bis 8. Mai 1945 Major Ludwig Wierz

Auszeichnungen

Bearbeiten

Insgesamt wurden 33 Angehörige der 46. ID mit dem Ritterkreuz und 130 mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet.

Gliederung

Bearbeiten
 
Gliederung der 46. Inf. Div. am 31. März 1941, taktische Zeichen
Veränderungen in der Gliederung der 46. ID von 1939 bis 1945
1939 1942 1943–1945
Infanterie-Regiment 42 Grenadier-Regiment 42
Infanterie-Regiment 72 Grenadier-Regiment 72
Infanterie-Regiment 97 Grenadier-Regiment 97
Aufklärungs-Abteilung 46 Radfahr-Abteilung 46 Füsilier-Bataillon 46
Artillerie-Regiment 115 Artillerie-Regiment 114
Panzerabwehr-Abteilung 52 Panzerjäger-Abteilung 52
Pionier-Bataillon 88
Nachrichten-Abteilung 76
Kommandeur der Infanterie-Divisions-Nachschubtruppen 46
Feldersatz-Bataillon 46

Das Artillerie-Regiment 115 bestand aus drei Artillerie-Abteilungen des AR 114 und der I. Artillerie-Abteilung des AR 115. Ab 1942 wurde AR 115 durch AR 114 ersetzt.

Bekannte Divisionsangehörige

Bearbeiten
  • Martin Karl (1911–1942), war ein Olympiasieger im Rudern

Literatur

Bearbeiten
  • Alexander von Bentheim: Der Weg der 46. Infanterie Division, Selbstverlag, 1952.
  • Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen 1-50. Podzun-Pallas Verlag, Friedberg 1991, ISBN 3-7909-0413-9.
  • Veit Scherzer: 46. Infanterie-Division. Krim – Kaukasus – Kubanbrückenkopf – Isjum – Jassy. Weg und Einsatz einer fränkisch-sudetendeutschen Infanterie-Division 1938–1945. Scherzers Militär-Verlag, Ranis/Jena 2009, ISBN 978-3-938845-19-6.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 5: Die Landstreitkräfte 31–70. Biblio-Verlag, Bissendorf 1977, ISBN 3-7648-1107-2.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. During the rapid advance of our infantry south of the Somme, it became distressingly obvious that we were often threatened from the side or rear because the colonial troops let our attack roll over them but afterward reappeared and fought tenaciously.” BA-MA, RH 26-46/47: „Abendmeldung am 5.6.“; englische Übersetzung von Raffael Scheck: “They Are Just Savages”. German Massacres of Black Soldiers from the French Army in 1940. In: The Journal of Modern History 77, 2005, Nr. 2, S. 325–344, doi:10.1086/431817, hier S. 341.
  2. a b Raffael Scheck: “They Are Just Savages”. German Massacres of Black Soldiers from the French Army in 1940. In: The Journal of Modern History 77, 2005, Nr. 2, S. 325–344, doi:10.1086/431817, hier S. 341.
  3. Twenty-seven Tirailleurs Sénégalais were shot, two Frenchmen were taken prisoner.” BA-MA, RH 26-46/47: „46 Division. Abendmeldung der Abteilung Panzerjäger 52“, 5. Juni 1940; englische Übersetzung von Raffael Scheck: “They Are Just Savages”. German Massacres of Black Soldiers from the French Army in 1940. In: The Journal of Modern History 77, 2005, Nr. 2, S. 325–344, doi:10.1086/431817, hier S. 330.
  4. Victor Israelyan: On the battlefields of the Cold War: A Soviet ambassador's confession. Pennsylvania State University Press, 2003, ISBN 978-0-271-02297-0; vgl. Vsevolod Abramov: Kertjenskaja katastrofa. Jauza, Moskau 2006.
  5. gefallen, posthum Generalleutnant.