Accipitrinae

Gattung der Familie Habichtartige (Accipitridae)

Die Accipitrinae sind eine artenreiche Unterfamilie in der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Sie umfasst insgesamt etwa 80 Arten, von denen ca. 65 im deutschen als Habichte oder Sperber bezeichnet werden, 16 weitere Arten gehören zur Gattung der Weihen (Circus). Die Unterfamilie ist fast weltweit verbreitet, sie fehlt nur in der Antarktis und auf einigen Inseln. Habichte, Sperber und Weihen sind klein bis mittelgroß und haben einen vergleichsweise langen Schwanz. Habichte und Sperber sind an bewaldete Lebensräume gebunden, die Weihen leben in offenen Landschaften. Viele Arten sind spezialisierte Vogeljäger, bei anderen Arten umfasst das Nahrungsspektrum auch andere kleine Wirbeltiere und Insekten.

Accipitrinae

Sperber (Accipiter nisus), Männchen

Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Accipitrinae
Wissenschaftlicher Name
Accipitrinae
Vieillot, 1816

Beschreibung

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Habichte, Sperber und Weihen sind kleine bis mittelgroße Greifvögel. Der Rumpf ist schlank, der Schwanz ist sehr lang. Die Flügel der Habichte und Sperber sind relativ kurz, breit und gerundet, die Flügel der Weihen sind lang und breit. Die Beine und die Zehen sind sehr lang und bei den kleineren Arten oft ausgesprochen grazil.

Bei den meisten Arten sind die Weibchen deutlich größer als die Männchen (reverser Geschlechtsdimorphismus), die Maße überlappen sich allenfalls geringfügig. Bei einigen der reinen Vogeljäger ist dieser reverse Geschlechtsdimorphismus am stärksten unter allen Greifvögeln ausgeprägt. Die größte Art ist der auch in Mitteleuropa verbreitete Habicht (Accipiter gentilis), bei dem die Weibchen mit einer Körperlänge von bis zu 63 cm und einem Gewicht bis 2,2 kg noch größer als ein Mäusebussard sind. Bei fast allen Arten ist die Oberseite einfarbig sehr dunkel grau oder schwärzlich und die Unterseite dazu scharf kontrastierend sehr hell und häufig fein quergebändert (Fachjargon: gesperbert). Insbesondere tropische Arten sind oft durch rötliche Färbungen auf der Unterseite und am Hals ausgesprochen farbenprächtig. Schwingen und Steuerfedern sind meist dunkel gebändert. Jungvögel sind generell viel weniger auffallend gefärbt und oberseits meist bräunlich und unterseits heller bräunlich mit dunkler Strichelung. Bei den in gemäßigten Breiten lebenden Weihen sind Männchen und Weibchen unterschiedlich gefärbt, bei tropischen Arten sind sie meist gleich gefärbt.

Die typischen Proportionen sind auch im Flug gut erkennbar, Habichte und Sperber haben darüber hinaus auch eine typische Flugweise mit einigen schnellen Flügelschlägen und einer anschließenden kurzen Gleitphase. Sitzende Habichte und Sperber zeigen eine sehr aufrechte Körperhaltung, die oft schon auf größere Entfernung zumindest die Bestimmung der Gattung erlaubt. Weihen fliegen auf Suche nach Beute im langsamen, taumelnden Gaukelflug in nur wenigen Metern Höhe über Wiesen oder Felder.

Verbreitung und Lebensraum

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Habichte, Sperber und Weihen sind auf allen Kontinenten (außer der Antarktis) vertreten, die meisten Arten leben in den Tropen. Die meisten Habichte und Sperber leben in Südostasien und Ozeanien, wo zahlreiche Arten auf einzelnen Inseln oder Inselgruppen endemisch sind. Habichte und Sperber zeigen eine enge Bindung an Wälder oder zumindest waldreiche Habitate, Weihen leben in offenen Landschaften.

In Europa kommen nur sieben Arten vor, davon fünf in Mitteleuropa: der Habicht (Astur gentilis), der Sperber (Accipiter nisus), die Rohrweihe (Circus aeruginosus), die Kornweihe (Circus cyaneus) und die Wiesenweihe (Circus pygargus). Der Kurzfangsperber (Tachyspiza brevipes) und die Steppenweihe (Circus macrourus) besiedeln Südost- und Osteuropa sowie das westliche Asien.

Jagdweise und Nahrung

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Habicht mit erbeuteter Taube

Habichte und Sperber erjagen ihre Beutetiere überwiegend aus dem bodennahen Flug oder vom Ansitz aus in einem kurzen, schnellen Verfolgungsflug im bodennahen Luftraum, aber auch in allen Schichten der Vegetation bis in die Baumkronen. Dabei werden natürliche Strukturen wie Hecken, Bäume, im Siedlungsraum auch Häuser sehr geschickt für einen gedeckten Anflug genutzt. Die Tiere sind bei der Jagd außerordentlich wendig.

Viele Arten sind spezialisierte Vogeljäger, aber eine Reihe anderer Arten nutzt ein breites Spektrum von Wirbeltieren sowie Insekten, wobei Vögel oft nur einen geringen Teil der Beute ausmachen. Von den drei europäischen Arten gehört der Sperber (A. nisus) zu den Vogelspezialisten, der Habicht (A. gentilis) frisst neben Vögeln auch in erheblichem Umfang Säugetiere und der Kurzfangsperber (T. brevipes) ernährt sich in erster Linie von Eidechsen und Insekten und nur in geringem Umfang von Säugetieren und Vögeln.

Fortpflanzung

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Alle Arten sind, soweit bekannt, monogam und streng territorial. Das Nest wird aus Zweigen und Ästen auf Bäumen gebaut. Die Bebrütung der Eier und die Betreuung der kleinen Jungvögel erfolgt fast ausschließlich durch das Weibchen, während das Männchen das Weibchen und dann die Familie mit Nahrung versorgt.

Gattungen und Arten

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Ovambosperber (Accipiter ovampensis)
 
Amerikanischer Habicht
(Astur atricapillus)
 
Rohrweihe (Circus aeruginosus)
 
Fuchshabicht
(Erythrotriorchis radiatus)
 
Afrikahabicht (Aerospiza tachiro)
 
Schikrasperber (Tachyspiza badia)
 
Kuckuckshabicht
(Kaupifalco monogrammicus)
 
Weißbürzel-Singhabicht
(Melierax poliopterus)

Insgesamt gibt es elf Gattungen, die Weihen (Circus) und zehn Gattungen von Habichten und Sperbern. 50 Arten gehörten bis vor kurzem zur Gattung Accipiter, die Mitte 2024 in fünf Gattungen aufgespalten wurde.[1][2]

Gattungen und Arten nach der systematischen Datenbank der IOC,[2] Tribus nach Catanach et al. 2024,[3] aktuelle deutsche Namen nach Deutsche Namen der Vögel der Erde Vogelwarte Band 58.[4]

Neben den oben genannten Arten gibt es noch weitere im deutschen als Habicht oder Sperber bezeichnete Greifvögel. Dies sind: der Graukopfhabicht (Lophospiza griseiceps) und der Schopfhabicht (L. trivirgatus), die aber nicht zur Unterfamilie Accipitrinae gehören, sondern die einzigen Mitglieder der Unterfamilie Lophospizinae sind, sowie der Däumlingssperber (Microspizias superciliosus), der Halsbandsperber (M. collaris), der Rostbrust-Zahnhabicht (Harpagus bidentatus) und der Rotschenkel-Zahnhabicht (H. diodon), die zur Unterfamilie der Bussardartigen (Buteoninae) gehören und dort den Tribus Harpagini bilden.[1]

Das folgende Kladogramm zeigt die unterschiedlichen Gattungen der Habichte und Sperber sowie die Weihen und ihre verwandtschaftliche Stellung zueinander.[1]



 Accipitrinae 


 Accipitrini 




Weihen (Circus)


   

Salvadorihabicht (Megatriorchis doriae)



   

Astur (Habichtklade)



   

Accipiter (Sperberklade)



   

Erythrotriorchis



 Aerospizini 

Tachyspiza


   

Aerospiza




 Kaupifalcini 

Kuckuckshabicht (Kaupifalco monogrammicus)



 Melieraxini 


Singhabichte (Melierax)


   

Langschwanzhabicht (Urotriorchis macrourus)



   

Gabarhabicht (Micronisus gabar)




 Buteoninae 
 Harpagini 

Microspizias


   

Harpagus



   

übrige Bussardartige




 Lophospizinae 

Lophospiza



Literatur

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  • J. Ferguson-Lees, D. A. Christie: Raptors of the World. Christopher Helm, London 2001: S. 148–181 und 516–600, ISBN 0-7136-8026-1.

Einzelnachweise

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  1. a b c Therese A. Catanach, Matthew R. Halley und Stacy Pirro (2024): Enigmas no longer: using ultraconserved elements to place several unusual hawk taxa and address the non-monophyly of the genus Accipiter (Accipitriformes: Accipitridae). März 2024, Biological Journal of the Linnean Society, DOI:10.1093/biolinnean/blae028
  2. a b Frank Gill, David Donsker & Pamela Rasmussen (Hrsg.): Hoatzin, New World vultures, Secretarybird, raptors, IOC World Bird List, August 2024, Version 14.2
  3. Therese A. Catanach, Matthew R. Halley und Stacy Pirro: Correction to: Enigmas no longer: using ultraconserved elements to place several unusual hawk taxa and address the non-monophyly of the genus Accipiter (Accipitriformes: Accipitridae). Juni 2024, Biological Journal of the Linnean Society, doi: 10.1093/biolinnean/blae051
  4. H. Barthel, Ch. Barthel, E. Bezzel, P. Eckhoff, R. van den Elzen, Ch. Hinkelmann & F. D. Steinheimer: Deutsche Namen der Vögel der Erde Vogelwarte Bd. 58, S. 1–214, 2020