Alphons Stübel

deutscher Naturforscher (1835-1904)

Moritz Alphons Stübel (* 26. Juli 1835 in Leipzig; † 10. November 1904 in Dresden) war ein deutscher Naturforscher und Vulkanologe.

Alphons Stübel

Alphons Stübel wurde am 26. Juli 1835 als Sohn des Juristen und Ratsherren Otto Moritz Stübel und seiner Ehefrau Julie Stübel, geborene von der Beck, in Leipzig geboren. Seine Mutter starb bereits im Jahr 1836, als Stübel kaum ein Jahr alt war. Nach dem Tod des Vaters 1849 wurde Stübel zusammen mit seinen beiden Schwestern Ida und Helene vom Bruder des Vaters, dem Stadtgerichtsrat Carl Julius Stübel, erzogen. Nachdem Alphons 1854 das Abitur abgelegt hatte, nahm er im Jahr 1855 das Studium der Chemie und Mineralogie an der Universität Leipzig auf, das er abbrach und ab 1859 in Heidelberg weiterführte.

Bereits während eines Aufenthalts in Italien Ende der 1850er-Jahre hatte sich Stübel mit Vulkanen beschäftigt. Nach Ende seines Studiums, in dessen Rahmen er auch promoviert hatte, hielt er sich bis Mitte der 1860er-Jahre unter anderem in Marokko und auf Madeira auf, wo er weitere vulkanologische Untersuchungen durchführte. Mit Wilhelm Reiß, den er 1865 kennenlernte, unternahm Stübel mehrere Forschungsreisen unter anderem nach Griechenland und Südamerika. Neben vulkanologischen Untersuchungen waren beide auch archäologisch aktiv. Im Jahr 1877 kehrte Stübel von seiner Forschungsreise zurück und ließ sich in Dresden nieder. In den folgenden Jahren wertete er die Ergebnisse seiner Forschungsreisen aus und veröffentlichte zahlreiche Werke auch kulturhistorischen und ethnologischen Inhalts, wie 1892 Die Ruinenstätte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Perú. Diese umfassende Abhandlung über Tiwanaku, die er zusammen mit Max Uhle veröffentlichte, bildet auch heute noch eine tragende Säule der modernen Tiwanaku-Forschung.[1] 1878 wurde er Mitglied der Leopoldina.[2] Er war korrespondierendes Mitglied des Thüringisch-Sächsischen Vereins für Erdkunde.[3]

 
Stübels Grab auf dem Alten Annenfriedhof in Dresden

In späten Jahren arbeitete Stübel eng mit Theodor Wolf zusammen, den er in Ecuador kennengelernt hatte. Beide widmeten sich vulkanologischen Fragen. Stübel verstarb 1904 in Dresden und wurde im Krematorium Gotha eingeäschert;[4] sein Grab befindet sich auf dem Alten Annenfriedhof.

Bereits zu Lebzeiten hatte Stübel Sammlungen seiner Reisen in Südamerika verschiedenen Museen übereignet: Neben dem Museum für Völkerkunde zu Leipzig (Grassimuseum) zählten auch das Dresdner Museum für Völkerkunde und das Museum für Völkerkunde Berlin zu den neuen Besitzern. Ein umfangreicher Nachlass Stübels befindet sich heute im Archiv für Geographie des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig.[5] Nach Stübel ist ein Kegel des Vulkans Ksudatsch in Kamtschatka benannt.[6]

Dedikationsnamen

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Adolf Bernhard Meyer widmete ihm 1884 den wissenschaftlichen Namen des Violettbart-Helmkolibris (Oxypogon stuebelii).[7] Im gleichen Artikel beschrieb er Chlorostilbon stuebelii, ein Name der heute als Synonym zur Blauschwanz-Smaragdkolibri-Unterart (Chlorostilbon mellisugus peruanus Gould, 1861) gilt.[8]

Schriften (Auswahl)

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  • Geschichte und Beschreibung der vulkanischen Ausbrüche bei Santorin von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart, Bassermann, Heidelberg 1868
  • Skizzen aus Ecuador, Asher u. Co., Berlin 1886
  • Die Ruinenstätte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Perú, Hiersemann, Leipzig 1892
  • Die Vulkanberge von Ecuador, Asher u. Co., Berlin 1897
  • Karte der Vulkanberge Antisana, Chacana, Sincholagua, Quinlindaña, Cotopaxi, Rumiñahui und Pasocha. Weg, Leipzig 1903
  • Martinique und St. Vincent, Weg, Leipzig 1903
  • Rückblick auf die Ausbruchsperiode des Mont Pelé auf Martinique 1902 bis 1903 vom theoretischen Gesichtspunkte aus, Weg, Leipzig 1904

Bibliographie

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  • In: Andreas Brockmann, Michaela Stüttgen (Hrsg.): Spurensuche: Zwei Erdwissenschaftler im Südamerika des 19. Jahrhunderts. Kreis Unna und Lateinamerika-Zentrum der Universität Münster, Unna 1994, ISBN 3-924210-34-9, S. 191–193. (Katalog zur Ausstellung über Wilhelm Reiß und Alphons Stübel auf Schloss Cappenberg)

Literatur

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  • Walther Bergt: Alphons Stübel als Forscher und Mensch. (Manuskript im Archiv für Geographie des Institutes für Länderkunde in Leipzig aus dem Jahre 1936)
  • Babett Forster: Fotografien als Sammlungsobjekte im 19. Jahrhundert: Die Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientfotografien. VDG, Weimar 2013. ISBN 978-3-89739-748-4.
  • Babett Forster: Die Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientfotografien. In: Ariane Lorke, Helmut Walther (Hrsg.): Schätze der Universität. Die wissenschaftlichen Sammlungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena. IKS, Jena 2009. ISBN 978-3-938203-81-1, S. 87–92.
  • Ingrid Hönsch: Die Forschungsreisen Alphons Stübels in Südamerika (1868–1877) im Spiegel seiner Reisebriefe. In: Andreas Brockmann, Michaela Stüttgen (Hrsg.): Spurensuche: Zwei Erdwissenschaftler im Südamerika des 19. Jahrhunderts. Kreis Unna und Lateinamerika-Zentrum der Universität Münster, Unna 1994. ISBN 3-924210-34-9. S. 21–40. (Katalog zur Ausstellung über Wilhelm Reiß und Alphons Stübel auf Schloss Cappenberg)
  • Ingrid Hönsch: Werk und Leistungen ausgewählter Forscherpersönlichkeiten: Alphons Stübel, 1835–1904. In: Alois Mayr, Frank-Dieter Grimm, Sabine Tzschaschel (Hrsg.): 100 Jahre Institut für Länderkunde 1896–1996. Institut für Länderkunde, Leipzig 1996 (= Beiträge zur regionalen Geographie, Bd. 40). ISBN 3-86082-021-4. S. 43–47.
  • Adolf Bernhard Meyer: Über neue und ungenügend bekannte Vögel im königl. Zoologischen Museum zu Dresden. In: Zeitschrift für die gesammte Ornithologie. Band 1, 1884, S. 193–219 (biodiversitylibrary.org).
  • Hans Meyer: Alphons Stübel. In: Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig, Jg. 1904, S. 57–78.
  • Horst Rast: Alphons Stübels Bedeutung als Forschungsreisender und Vulkanologe. In: Geographische Berichte. Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft e. V. ISSN 0016-7452, Heft 117, Gotha 1985, S. 225–235.
  • Heinz Peter Brogiato: Die Collection Alphons Stübel – Fotografische Quellen als europäische Repräsentation und kulturelles Erbe Südamerikas (am Beispiel Ecuadors). In: Ingrid Kästner, Jürgen Kiefer (Hrsg.): Beschreibung, Vermessung und Visualisierung der Welt (= Europäische Wissenschaftsbeziehungen Band 4). Shaker-Verlag, Aachen 2012, S. 331–352.
  • Andreas Krases: Organising the world. Alphons Stübel's and Wilhelm Reiss' collection of photographs from South American countries 1868-1877. In: Photoresearcher 23, 2015, S. 40–51.
  • Schuster, Sven / Neva Oviedo, Jessica Alejandra: Colombia. Un viaje fotográfico. Las colecciones de Stübel y Reiss (siglo XIX). Universidad del Rosario, Bogota 2022.
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Einzelnachweise

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  1. Jean-Pierre Protzen, Stella Nair: The Stones of Tiahuanaco: A Study of Architecture and Construction. Band 75. Cotsen Institute of Archaeology Press, University of California, Los Angeles (2013). S. 19.
  2. Mitgliedseintrag von Alphons Stübel bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 26. Juni 2016.
  3. Verzeichnis der Mitglieder des Thüringisch-Sächsischen Vereins für Erdkunde am 31. März 1885 (Memento vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive)
  4. Totenschau. In: Dresdner Geschichtsblätter, Nr. 4, 1905, S. 68.
  5. Nachlass Stübels im Archiv für Geographie des IfL. Abgerufen am 8. August 2022.
  6. Ksudatsch bei Vulkane Kamtschatkas (russisch, abgerufen am 8. April 2013).
  7. Adolf Bernhard Meyer (1884), S. 204.
  8. Adolf Bernhard Meyer (1884), S. 206.