Andreas Dresen

deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor

Andreas Dresen (* 16. August 1963 in Gera) ist ein deutscher Filmregisseur. Von 2012 bis 2022 war er Laienrichter des Verfassungsgerichts des Landes Brandenburg.[1]

Andreas Dresen im Filmmuseum Potsdam (2023)

Leben und Werk

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Andreas Dresen mit dem Deutschen Filmpreis 2019

Andreas Dresen ist Sohn des Theaterregisseurs Adolf Dresen und der Schauspielerin Barbara Bachmann. Nach der Trennung seiner Eltern wuchs er bei seiner Mutter auf, der Theaterregisseur Christoph Schroth wurde sein Ziehvater.[2]

Dresen wuchs in Schwerin auf. Seine Mutter war am Staatstheater engagiert. Von 1979 bis 1982 besuchte er in Schwerin die Erweiterte Goethe-Oberschule. Dort drehte er seine ersten Amateurfilme und führte bei Schultheaterstücken Regie.[3] Nach seinem Wehrdienst in der NVA 1982/83 arbeitete er 1984/85 als Tontechniker am Schweriner Theater. 1985 und 1986 absolvierte er ein Volontariat im DEFA-Studio für Spielfilme und war Regieassistent bei Günter Reisch. Darauf folgte 1986 bis 1991 ein Regiestudium an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg, das er mit einem Diplom abschloss.[4] Sein Diplomfilm war Jenseits von Klein Wanzleben.[5] Sein Studentenfilm So schnell es geht nach Istanbul (1990) lief auch auf der Berlinale und erhielt den Prix Europa. Mit seinem ersten Kinofilm Stilles Land (1991/92) reflektierte Dresen in ironischer Weise die Wirren der Wende in einem Kleinstadttheater.[6] Seit 1992 ist Dresen als freier Autor und Regisseur tätig. Nachdem er zunächst für das Fernsehen gearbeitet hatte, drehte er seit seinem zweiten Kinofilm Nachtgestalten (1999) vor allem Kinofilme. Dresen setzt seit Nachtgestalten häufig auf Improvisation und Handkamera, wodurch seine Filme einen sehr realistischen und halbdokumentarischen Charakter erhalten.[7]

Von 1990 an arbeitete er vorrangig mit Kameramann Andreas Höfer zusammen, mit dem er gemeinsam in Babelsberg studiert hatte, seit 2000 auch mit Michael Hammon. Für drei seiner Kinofilme arbeitete Dresen mit Wolfgang Kohlhaase als Drehbuchautor: Sommer vorm Balkon (2005), Whisky mit Wodka (2009) und Als wir träumten (2015). Kohlhaase schätzt an Dresen eine „freundliche“, „beinahe zärtliche“ Sicht- und Umgangsweise mit den Schauspielern und den von ihnen dargestellten Figuren.[8] Dresen bestätigte danach, dass Kohlhaase und er dieselbe „Sicht auf Welt und Menschen“ teilen.[9]

Seit 1996 arbeitet Dresen auch für die Bühne, so am Staatstheater Cottbus (Goethes Urfaust), am Schauspiel Leipzig sowie am Deutschen Theater in Berlin. Im Jahre 2006 inszenierte er an der Basler Oper Mozarts Don Giovanni und am Deutschen Theater Berlin Ödön von Horváths Schauspiel Kasimir und Karoline[10] mit der Musik der 17 Hippies.

Im Jahr 2013 wurde er in die Wettbewerbsjury der 63. Internationalen Filmfestspiele von Berlin berufen. 2015 war Dresen mit seinem Film Als wir träumten nach 1999 (Nachtgestalten) und 2002 (Halbe Treppe) zum dritten Mal im Wettbewerb der Berlinale vertreten.[11]

 
Andreas Dresen auf der Berlinale 2022

2018 kam Dresens Spielfilm Gundermann in die Kinos, der insgesamt sechs Lolas beim Deutschen Filmpreis 2019 gewann, darunter den Preis für den Besten Film. Dresen hatte zwölf Jahre lang versucht, dieses Bio-Pic über den ostdeutschen Liedermacher Gerhard Gundermann zu realisieren.[12] Zusammen mit dem Hauptdarsteller Alexander Scheer und Pankow-Gitarrist Jürgen Ehle spielt Andreas Dresen in einer ursprünglich zu den Filmpremieren gegründeten Band, die u. a. bekannte Lieder von Gerhard Gundermann, David Bowie und Rio Reiser, wiedergibt.[13]

Im Jahr 2022 erhielt er für seinen Spielfilm Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush eine Einladung zum Wettbewerb der 72. Berlinale.[14]

Es folgte das Historiendrama In Liebe, Eure Hilde (2024), das von der Widerstandskämpferin Hilde Coppi handelt. Dies brachte ihm eine Einladung in den Hauptwettbewerb der 74. Berlinale ein. Zudem soll Dresen Die Weihnachtsgans Auguste neu verfilmen.

Engagements und Mitgliedschaften

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Andreas Dresen gehörte 2003 zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie. Er ist außerdem Mitglied der Europäischen Filmakademie und der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. Zudem hatte Dresen von 2013 bis 2019 das Amt des Stiftungsratsvorsitzenden der DEFA-Stiftung.[15]

Im Oktober 2012 wurde er auf Vorschlag der Fraktion Die Linke als juristischer Laie zum Verfassungsrichter im Land Brandenburg gewählt, im November 2012 stimmte er der Wahl zu.[16] Seine offizielle Amtszeit endete nach 10 Jahren im November 2022. Danach übte er das Amt auf Bitten des Präsidenten des Landesverfassungsgerichtes Markus Möller weiter aus, bis im Oktober 2023 mit Andreas Koch ein Nachfolger gewählt wurde.[17][18]

Seit 2016 unterstützt Andreas Dresen das „Bündnis für Brandenburg“, eine Initiative des Bundeslandes Brandenburg, die dafür sorgen möchte, dass die Integration von Flüchtlingen gelingt.[19]

Seit dem Sommersemester 2018 hat er die neu eingerichtete Professur für Filmschauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Rostock inne.

Er war Erstunterzeichner des in der Zeitschrift Emma veröffentlichten Offenen Briefs an Bundeskanzler Scholz vom 29. April 2022, der sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ausspricht.[20]

Ende Juni 2023 wurde Dresen Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.[21]

Gemeinsam mit anderen Filmschaffenden wie Doris Dörrie, Sönke Wortmann, Simon Verhoeven, Caroline Link und Detlev Buck macht sich Dresen in einem Videoclip für die Stärkung der Verleiher in der Neufassung des Filmfördergesetzes stark.[22]

Dresen lebt in Potsdam.

Filmografie

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Andreas Dresen auf der Berlinale 2015

Spielfilme

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Dokumentarfilme

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Kurzfilme

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  • 1976: Unser täglich Brot
  • 1985: Der kleine Clown
  • 1987: Konsequenzen – Peter, 25
  • 1987: Schritte des anderen
  • 1988: Nachts schlafen die Ratten
  • 1988: Was jeder muß …
  • 1989: Zug in die Ferne
  • 1991: Lulu
  • 1991: Die Narren sterben nicht aus
  • 1992: Es bleibt alles ganz anders

Theater/Oper

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Auszeichnungen

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Nationale Preise

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  • Grimme-Preis
    • 2001: Adolf-Grimme-Preis in Gold für Die Polizistin
    • 2011: Grimme-Preis, Sektion Information & Kultur/Spezial, für die künstlerische Leitung bei 20 × Brandenburg
  • Deutscher Filmpreis
    • 1999: Nominierung Filmpreis in Gold für Außergewöhnliche Leistung in Regie für Nachtgestalten
    • 2002: Filmpreis in Silber für Halbe Treppe
    • 2002: Nominierung Filmpreis für Außergewöhnliche Leistung in Regie für Halbe Treppe
    • 2009: Beste Regie für Wolke Neun
    • 2012: Nominierungen in den Kategorien Regie und Drehbuch für Halt auf freier Strecke
    • 2012: Preis in der Kategorie Regie für Halt auf freier Strecke
    • 2019: Beste Regie für Gundermann

Internationale Preise

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  • Europäischer Filmpreis
    • 2002: Nominierung Regiepreis für Halbe Treppe
    • 2008: Nominierung Regiepreis für Wolke Neun

Im Oktober 2023 eröffnete das Filmmuseum Potsdam die Ausstellung „Voll das Leben! Andreas Dresen und Team“. Sie wird bis Ende 2024 dort Arbeitsdrehbücher, Kostüme, Requisiten, Szenenbildentwürfe und Modelle zeigen und das Œuvre Dresens beleuchten.[24]

Im Frühjahr 2024 wird Dresen mit einer Granitplatte für Halt auf freier Strecke auf dem „Boulevard des Films“ in der innenstädtischen Fußgängerzone seiner Wahlheimat Potsdam geehrt.[25]

Literatur

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  • Carsten Bergemann: Andreas Dresen * 1963. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 189–192.
  • Jörn Glasenapp: Prenzlberger Nächte sind lang. Tragikomischer Alltag in Andreas Dresens „Sommer vorm Balkon“. In: Jörn Glasenapp und Claudia Lillge (Hrsg.): Die Filmkomödie der Gegenwart. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2008, ISBN 978-3-7705-4495-0, S. 289–308.
  • Jörn Glasenapp: Am Rand, am Ufer. Frankfurt an der Oder und die deutsch-polnische Grenze in Andreas Dresens „Halbe Treppe“ und Hans-Christian Schmids „Lichter“. In: Rundfunk und Geschichte 33 (2008), H. 3/4, S. 50–55, ISSN 1434-4408.
  • Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 103 ff.
  • David Lode: Abenteuer Wirklichkeit. Die Filme von Andreas Dresen. Schüren Verlag, Marburg 2009, ISBN 978-3-89472-690-4.
  • Kurzbiografie zu: Dresen, Andreas. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Hans-Dieter Schütt: Andreas Dresen. Glücks Spiel. Gespräche. Bebra-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-89809-105-3.
  • Bernd Stiegler: "Im Kino sieht man nicht das wirkliche Leben". Ein Gespräch, Schüren Verlag, Marburg 2021, ISBN 978-3-7410-0210-6.
  • Jörg Schweinitz (Hrsg.): Andreas Dresen (= Film-Konzepte, Bd. 64), edition text+kritik, München 2022, ISBN 978-3-96707-580-9.

Dokumentarfilme über Andreas Dresen

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  • Der Regisseur Andreas Dresen – Auf halber Strecke. Dokumentarfilm, Deutschland, 2013, 29:45 Min., Buch und Regie: Katrin Teubner, Kamera: Ferdinand Teubner, Produktion: MDR, Reihe: Lebensläufe, Erstsendung: 15. August 2013 bei MDR, von MDR, u. a. mit Lothar Bisky, Wolfgang Kohlhaase und Axel Prahl.[26]
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Commons: Andreas Dresen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Interviews

Einzelnachweise

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  1. Prof. Andreas Dresen - Hochschule für Musik und Theater Rostock. Abgerufen am 1. Januar 2024.
  2. Ines Walk: Biographie Andreas Dresen. (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive) In: film-zeit.de, März 2008, aufgerufen am 5. Januar 2015, hier mit Literaturliste (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) der DEFA-Stiftung.
  3. Schulgeschichte. (Memento vom 17. Juli 2014 im Internet Archive) In: Goethe-Gymnasium Schwerin – Allgemeinbildendes und Musikgymnasium, (archiviert).
  4. Andreas Dresen im Munzinger-Archiv, abgerufen am 11. Dezember 2023 (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. Der DDR-Sozialismus als Exportmodell – die Außenstellen der FDJ-Jugendhochschule
  6. Stilles Land. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 5. Januar 2015.
  7. Portrait Andreas Dresen. (Memento des Originals vom 6. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kino.de In: Kino.de, aufgerufen am 5. Januar 2015.
  8. Audiointerview zu Whisky mit Wodka. (Memento vom 14. September 2009 im Internet Archive) In: stichwortdrehbuch.de, 31. August 2009, 38:32 Min., Äußerungen zu Dresen gegen Ende des Interviews.
  9. Andreas Dresen: Liebe, Tod und Wetter. Eine Hommage. In: Die Zeit, 11. Februar 2010, Nr. 7.
  10. Vgl. Anne Schimkus: Feste zum Feiern. Am Deutschen Theater bastelt Andreas Dresen Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“ kraftlos zurecht. In: junge Welt. 16. Juni 2006, S. 12.
  11. Andreas Dresen über „Als wir träumten“: Am Abgrund der Nachwendezeit (Memento des Originals vom 9. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berliner-zeitung.de, Filmgespräch in der Berliner Zeitung vom 3. Februar 2015, abgerufen am 7. Februar 2015
  12. Evelyn Preuss: “Goodbye, Sonnenallee, Or How Gundermann Got Lost in the Cinema of Others,” Politics and Culture in Germany and Austria Today (= Edinburgh German Yearbook. Band 14). Camden House, Rochester, NY 2021, S. 183–206. (academia.edu).
  13. spielen Gundermann – Tour 2022 – BuschFunk Musikverlag. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  14. Berlinale 2022: Die Filme des Wettbewerbs. In: berlinale.de. 19. Januar 2022, abgerufen am 19. Januar 2022.
  15. Katrin Schlösser zur Stiftungsratsvorsitzenden der DEFA-Stiftung gewählt. (PDF) DEFA-Stiftung, 9. Mai 2019, abgerufen am 9. Mai 2019.
  16. Wenke Husmann: Urteilen mit dem geübten Blick eines Filmemachers. In: Zeit online, 7. November 2012.
  17. Matthias Krauß: Brandenburg: Wahl eines Verfassungsrichters erneut Zitterpartie. 25. April 2023, abgerufen am 1. Januar 2024.
  18. Nachfolger von Andreas Dresen: Bundesverwaltungsrichter Koch zum neuen Brandenburger Verfassungsrichter gewählt. In: Der Tagesspiegel Online. 19. Oktober 2023, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 1. Januar 2024]).
  19. Unsere Unterstützer (A bis E). Bündnis für Brandenburg, abgerufen am 18. April 2017.
  20. Offener Brief an Kanzler Olaf Scholz. emma.de, abgerufen am 30. April 2022.
  21. Marcus Jones: Academy Announces 2023 Invitees, Including 'EEAAO' Alums, Taylor Swift, and David Zaslav. In: indiewire.com, 28. Juni 2023.
  22. MajesticFilm: Wozu braucht es Filmverleiher? 10. Oktober 2024, abgerufen am 11. Oktober 2024.
  23. NDR: Filmpreis "Fliegender Ochse" geht an "In Liebe, Eure Hilde". Abgerufen am 26. Mai 2024.
  24. Filmmuseum Potsdam: Voll das Leben! Andreas Dresen und Team filmmuseum-potsdam.de, abgerufen am 27. November 2023.
  25. Landeshauptstadt Potsdam: Boulevard des Films potsdam.de, abgerufen am 27. November 2023.
  26. MDR Fernsehen: Der Regisseur Andreas Dresen – Auf halber Strecke (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive).