Ann Cotten

deutschsprachige Schriftstellerin

Ann Cotten (* 3. März 1982[1] in Ames, Vereinigte Staaten) ist eine US-amerikanische deutschsprachige Schriftstellerin und Übersetzerin.

Ann Cotten auf der Buch Wien 2024

Leben und Werk

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Cotten wurde in Ames, einer Universitätsstadt in Iowa, geboren und kam im Alter von fünf Jahren mit ihrer Familie nach Wien.[2]

Nach ihrer Matura studierte sie Deutsche Philologie an der Universität Wien. Das Studium schloss sie 2006 mit einer Arbeit bei Wendelin Schmidt-Dengler über die Konkrete Poesie ab.[3] Ein Jahr später erschien die Arbeit, ergänzt um ein Vorwort von Schmidt-Dengler, beim Wiener Verlagshaus Klever als Buch.[4]

Bereits als Studentin trat Cotten bei Poetry Slams auf und veröffentlichte erste Gedichte sowie Prosatexte in Literaturzeitschriften und Anthologien. Darüber hinaus schrieb sie Rezensionen, so für die Popzeitschrift The Gap, bevor 2007 ihr erster Gedichtband Fremdwörterbuchsonette bei Suhrkamp veröffentlicht wurde. Auch als Literaturtheoretikerin trat Cotten hervor, zum Beispiel auf LyrikKritik.de;[5] sie war Mitglied im Forum der 13. Besonders charakteristisch für ihre Poesie sind spielerische Sprachexperimente. Dabei berühren ihre Texte Themen wie Philosophie, Sprache als System oder künstliche Intelligenz. Gelegentlich erscheinen literarische und literaturjournalistische Beiträge von ihr in einigen Tageszeitungen, wie junge Welt und taz. Cotten fertigt überdies auch Übersetzungen an.

 
Ann Cotten auf der Leipziger Buchmesse 2014

Ihr Erzählungsband Der schaudernde Fächer (2013) sei „ein Schlag ins Gesicht all derer, die finden, man müsse Literatur auch verstehen können“, urteilte der Literaturkritiker Ijoma Mangold. Ihn würden Cottens Erzählungen an Friedrich Schlegels Lucinde erinnern.[6] Die Autorin selbst gab später an, dass sie, ohne es zu wissen, vom japanischen Genre der 私小説 (Watakushi-Shôsetsu), von dem sie einiges in englischer Übersetzung konsumiert hatte, zu einer radikal transparenten autobiografischen Prosaform inspiriert worden sei. Der österreichische Kulturjournalist Paul Jandl nannte Cotten „die klügste und schwierigste Dichterin in deutscher Sprache“.[7]

2010 ist bei dem in Berlin-Neukölln ansässigen Verlag Broken Dimanche Press Cottens erstes Buch in Englisch erschienen.[8]

Seit 2020 dissertiert sie am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin. Von Oktober 2020 bis Juni 2021 war sie als Junior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien tätig und arbeitete dort an ihrem Promotionsprojekt mit dem Dissertationstitel Vorarbeiten zu einer empirischen Ästhetik, die auch für Maschinen funktioniert: Ein Evaluationskit für die Recyclingfähigkeit existierender Theorien.[9] Anschließend verbrachte sie zwischen 2021 und 2022 ein Recherchesemester an der University of Hawaiʻi at Mānoa im US-Bundesstaat Hawaii, wo, nach eigenen Aussagen, ihre Anleitungen der Vorfahren (2023) entstanden seien.[9][10]

Seit 2023 gibt Cotten zusammen mit Gerd Sulzenbacher und Sandro Huber die beim Verlag Sonderzahl in Wien erscheinende Zeitschrift Triëdere – Zeitschrift für Theorie, Literatur und Kunst heraus.

Cotten lebt in Wien und Berlin.

„Polnisches Gendering“

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Cotten verwendet in ihren Texten eine experimentelle Form gegenderter Sprache, die sie „polnisches Gendering“ nennt. Bei diesem Verfahren kommen „alle für alle Geschlechter nötigen Buchstaben in beliebiger Reihenfolge ans Wortende“.[11] Die Formulierung „polnisches Gendering“ wurde zunächst als Anspielung auf den Ausdruck „polnischer Abgang“ interpretiert, laut Cotten bezieht es sich jedoch auf die polnische Notation und soll zudem, auch in Hommage an den Berliner Club der polnischen Versager, Verdachte auf politische Korrektheit zerstreuen.[12] 2019 verwendete sie das Verfahren in ihrem Roman Lyophilia und zunehmend auch in Gedichten. Auch die Lyrikerin Monika Rinck verwendet gelegentlich eine Variante des „polnischen Genderings“.[13] Im Roman treten unter anderem „Greisennni“, „Teilnehmernnnie“, „eien Betrachterni“ und „Oberunterösterreichernnnie“ auf.[14][15]

In ihrer 2020 erschienenen Übersetzung von Mary MacLanes Ich erwarte die Ankunft des Teufels verwendet Cotten das Verfahren vereinzelt; in der von mehreren Übersetzerinnen und Übersetzern besorgten Übertragung von Legacy Russells Glitch Feminism kommt es neben Entgendern nach Phettberg und anderen Formen vor. Der Literaturkritiker Magnus Klaue kritisierte das Verfahren in seiner Kolumne Lahme Literaten.[16] Auch in schriftlichen Interviews verwendet Cotten Formen des „polnischen Genderings“.[17] Der Historiker Valentin Groebner verwendet es in seinem Buch Retroland (2018).[18]

Bücher in englischer Sprache

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Übersetzungen aus dem Englischen

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Übersetzungen aus dem Deutschen

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Volker Braun: Luf-Passion: Ein Gedichtzyklus – zweisprachige Ausgabe (Deutsch/Englisch), Faber & Faber, 2022, ISBN 978-3-86730-234-0.

Auszeichnungen

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Literatur

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  • Christian Metz: Poetisch denken: Die Lyrik der Gegenwart. Fischer, 2018, ISBN 978-3-10-403562-8.
  • Katrin Gunkel: Poesie und Poetik translingualer Vielfalt: zum Englischen in der deutschen Gegenwartslyrik. Praesens Verlag, 2020, ISBN 978-3-7069-1104-7.
  • (FROHMANN / 0x0a: Genuin digitale Literatur): Poetisch denken 3: Ann Cotten. FROHMANN / 0x0a, 2020, ISBN 978-3-944195-30-8.
  • Ann Cottens Schuhe. In: Richard Schumm, Martin Frank (Hrsg.): Edition Paratexte. 1. Auflage. Nr. 1. Edition Paratexte, Stuttgart 2024, ISBN 978-3-00-077843-8.-
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Commons: Ann Cotten – Sammlung von Bildern

Porträts

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Einzelnachweise

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  1. Literatur – Mitglieder. In: Akademie der Künste. Abgerufen am 27. Januar 2024.
  2. Zeit Online: Tanzen mit dem Fettknick, 27. Februar 2008
  3. Cotten, Ann. Die ganze Welt : Listen in der Konkreten Poesie und danach. Diplomarbeit. Wien 2007.[1]
  4. Ann Cotten: Nach der Welt. Die Listen der konkreten Poesie und ihre Folgen. (mit einem Vorwort von Wendelin Schmidt-Dengler), Klever Verlag, Wien 2008.
  5. lyrikkritik.de: Etwas mehr: Über die Prämissen und den Sinn von dem, was wir mit Wörtern anzustellen imstande sind (Memento des Originals vom 27. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lyrikkritik.de
  6. Zeit Literatur Nr. 41, September 2013, S. 12.
  7. Paul Jandl: „Hegel ist für mich voll Science-Fiction“. In: WELT, 3. April 2016.
  8. I, Coleoptile, Ann Cotten and Kerstin Cmelka, 2010
  9. a b Fellow – Ann Cotten – IFK. Abgerufen am 17. Februar 2022.
  10. Beate Tröger: Reise in die Ambivalenz. (PDF) In: Deutschlandfunk. Deutschlandfunk / Deutschlandfunk Kultur, 10. April 2023, abgerufen im Jahr 2023.
  11. Ann Cotten: Drei Wochen in der Normalität. 1. Dezember 2017, abgerufen am 27. April 2020.
  12. Bayerischer Rundfunk Joana Ortmann: Poetisch Gendern!: Erfinden Sie bessere Geschlechtsbezeichnungen. 1. März 2021 (br.de [abgerufen am 26. Mai 2021]).
  13. Monika Rinck: Das Ungesagte meinen. In: MERKUR. Band 73, Nr. 836, 2019, ISSN 0026-0096, S. 29–42 (merkur-zeitschrift.de [abgerufen am 7. Februar 2022]).
  14. Hanna Engelmeier: Erzählband der Dichterin Ann Cotten: Wer das liest, ist doof. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Mai 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 27. April 2020]).
  15. Beat Mazenauer: Die Fraktale des Seins: Ann Cotten entwirft in „Lyophilia“ para-dingsische Zustände in einer Parallelwelt, die unserem Kosmos irgendwie gleicht. In: literaturkritik.de. 8. August 2019, abgerufen am 25. April 2020.
  16. Lahme Literaten. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  17. Christof Meueler: »Wie sieht es aus, brauchst du Geld?« (neues deutschland). Abgerufen am 25. Mai 2021.
  18. Valentin Groebner: Retroland: Geschichtstourismus und die Sehnsucht nach dem Authentischen. FISCHER E-Books, 2018, ISBN 978-3-10-490693-5 (google.de [abgerufen am 5. Januar 2022]).
  19. Vier Autorinnen aufgenommen, boersenblatt.net, 7. Juli 2017, abgerufen am 7. Juli 2017.
  20. Villa Aurora-StipendiatInnen 2018, Villa Aurora, 14. Juli 2017, abgerufen am 15. Juli 2017.
  21. Gert-Jonke-Preis für Ann Cotten. In: ORF.at. 18. April 2021, abgerufen am 18. April 2021.