Antonio Berlese

italienischer Entomologe (1863-1927)

Antonio Berlese (* 26. Juni 1863 in Padua; † 24. Oktober 1927 in Florenz) war ein italienischer Entomologe.[1]

Antonio Berlese

Berlese untersuchte hauptsächlich die Schädlinge von Obstbäumen. Er veröffentlichte über 300 Artikel und das Buch Gli insetti loro organizzazione, sviluppo, abitudini e rapporti con l’uomo (in zwei Bänden, 1904 und 1923).[2] Sein Autorenkürzel in der Taxonomie bzw. Nomenklatur ist Berlese.

Berlesetrichter

Berlese erfand den Berlesetrichter, ein weithin benutztes Gerät zum automatischen Auslesen von Bodeninsekten und anderen Bodenlebewesen.[3][4]

Ein Trichter (E) enthält die Bodenprobe (D). Die Wärme (F) etwa einer Glühlampe (G) erhitzt die Bodenprobe. Die Bodenlebewesen versuchen, der Austrocknung und dem Licht zu entkommen und wandern nach unten. Schließlich fallen sie durch einen Filter (C) in den mit einer Konservierungsflüssigkeit (A) gefüllten Auffangbehälter (B).

Die Lagerung der Bodensubstratprobe (D) ist im Bild links nur schematisch dargestellt: Im Allgemeinen wird die Probe nicht zerkrümelt und in den Trichter geschüttet, sondern als Ganzes auf eine Siebunterlage gesetzt, die den Anteil von Bodensubstrat im Auffanggefäß (B) verringern soll.

Dieser Typ von Extraktion wird nach den Erstbeschreibern üblicherweise als Berlese- oder Tullgrentrichter bezeichnet. Berlese beschrieb 1905 die Trichtermethode mit Erwärmung durch einen Warmwassermantel, Albert Tullgren führte 1918 die Erwärmung von oben mit einer Glühlampe ein.[5] Da die Austreibung unter einer Glühlampe sich weitgehend durchgesetzt hat, wird die Apparatur heute als Berlese-Tullgren-Trichter bezeichnet.

Nach Berlese ist außerdem ein Typ von wasserhaltigen Einbettungsmedien für die mikroskopische Untersuchung von Kleinarthropoden benannt, den außer dem üblichen Anteil von Chloralhydrat und Gummi arabicum das Fehlen von Glycerin kennzeichnet, das hier durch Essigsäure und Glucose ersetzt wird.[6] Laut neueren Untersuchungen hat Berlese allerdings nicht diesen Typ, sondern ein glycerinhaltiges Medium nach Hoyer[7] für seine mikroskopischen Präparate benutzt.[8]

Einzelnachweise

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  1. Nachruf im Anzeiger für Schädlingskunde. Band 3, Nr. 12, Dezember 1927, S. 135.
  2. European Association of Acarologists: Acarid Phylogeny and Evolution: Adaptation in Mites and Ticks. Springer Netherlands, 2002, ISBN 1-4020-0465-6.
  3. Antonio Berlese: Apparecchio per raccogliere presto ed in gran numero piccoli Artropodi. In: Redia. Vol. 2, 1905, S. 85–90.
  4. Irwin M. Newell: An Autosegregator for Use in Collecting Soil-Inhabiting Arthropods. In: Transactions of the American Microscopical Society. Vol. 74, Nr. 4, Okt 1955, S. 389–392. JSTOR:3224174
  5. Albert Tullgren: Ein sehr einfacher Ausleseapparat für terricole Tierfaunen. In: Zeitschrift für angewandte Entomologie. Vol. 4, 1918, S. 149–150.
  6. M. S. Upton: Aqueous gum-chloral slide mounting media, an historical review. In: Bulletin of Entomological Research. vol. 83, 1993, S. 267–274.
  7. H. F. Hoyer: Beiträge zur histologischen Technik. 3. Einschlussflüssigkeiten. In: Biologisches Zentralblatt. vol. 2, 1882, S. 23–24.
  8. M. Castagnoli, F. Pegazzano: Catalogue of the Berlese Acaroteca. Istituto Sperimentale per la Zoologica Agraria, 1985, S. v–vi.

Literatur

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  • W. Dunger: Tiere im Boden. 4. Auflage. Westarp Wissenschaften, 2008, ISBN 978-3-89432-424-7.
  • W. Dunger, H. J. Fiedler: Methoden der Bodenbiologie. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1997, ISBN 3-8274-0870-9.
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Commons: Antonio Berlese – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien