Antonio Labriola
Antonio Labriola (* 2. Juli 1843 in Cassino; † 12. Februar 1904 in Rom) war Professor der theoretischen Philosophie an der Universität in Rom. Er gilt als einer der ersten und einflussreichsten italienischen Marxisten. Seine Werke und Ideen prägten unter anderem Philosophen wie Antonio Gramsci, Giovanni Gentile und Benedetto Croce.
Leben
BearbeitenLabriola wurde als Sohn eines Lehrers in Cassino geboren. Während seines Studiums an der Universität von Neapel wurde er besonders von Bertrando Spaventa beeinflusst. In dieser Zeit befasste er sich umgehend mit der Philosophie Hegels und Herbarts. Anfangs noch der politischen Rechten nahe, übernahm er um 1890 die Marxsche Theorie und führte einen aufschlussreichen Briefwechsel mit Engels und Kautsky. Antonio Labriola lehrte bis zu seinem Tod Philosophie an der Universität in Rom. Er ist auf dem Protestantischen Friedhof in Rom beerdigt.[1]
Theorie
BearbeitenLabriola lehnte die dialektisch-idealistische Geschichtsauffassung Hegels entschieden ab. Er hielt drei Faktoren für die gesellschaftstheoretische Geschichtsauffassung für ausschlaggebend:
- die Produktionsverhältnisse
- die vorherrschende gesellschaftliche Ordnung (Staat, Gesetz)
- die kulturelle Gesellschaftsformation (Kunst, Wissenschaft)
Nach dem Studium der Marxschen Werke erkannte er im historischen Materialismus die objektive Erklärung für die geschichtliche Dynamik der Klassenkämpfe. Jedoch sah Labriola den Marxismus nicht als abgeschlossenes Werk, sondern als Werkzeug, um die menschlichen Beziehungen zu begreifen. Der Marxismus nach Labriola sollte nicht dogmatisch, sondern flexibel und anpassungsfähig sein. Diese, wie er sie nennt – Philosophie der Praxis – kehrt in den Gefängnisheften Gramscis wieder.
Werke
Bearbeiten- Contro il ritorno a Kant, 1862.
- La dottrina di Socrate secondo Senofonte [Xenophon], Platone ed Aristotele per Antonio Labriola. Memoria premiata dalla R. Accademia di Scienze Morali e Politiche di Napoli nel concorso dell'anno 1869. Stamperia della Regia Università, Napoli 1871. Digitalisat
- Die Probleme einer Philosophie der Geschichte. Vorlesung gehalten in der Universität zu Rom am 28. Februar 1887 von Prof. Antonio Labriola. C. Reissner, Leipzig 1888. Digitalisat
- In memoria del manifesto dei comunisti, 1895.
- Dilucidazioni preliminari sul materialismo storico, 1896.
- Saggi sulla concezione materialistica della storia, 1896.
- Discorrendo di socialismo e filosofia. 1897.
- Zur Krise des Marxismus. In: Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. 18.1899-1900, 1. Bd.(1900), Heft 3, S. 68–80 Digitalisat
- Da un secolo all'altro, 1901.
- Zum Gedächtnis des Kommunistischen Manifestes. Eingeleitet und übersetzt von Franz Mehring. Mit einem Bildnis des Verfassers. Verlag der Leipziger Buchdruckerei Aktiengesellschaft, Leipzig 1909. Archive.org
- Zum Gedächtnis des Kommunistischen Manifestes. Eingeleitet und übersetzt von Franz Mehring. Mit einem Bildnis des Verfassers. Verlag Neue Kritik, Frankfurt am Main [1970]. (=Archiv sozialistischer Literatur)
- Lettere a Engels. Ed. Rinascita, 1949. (=Biblioteca del movimento operaio italiano 1)
- Über den historischen Materialismus, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1974. ISBN 978-3-518-06383-5.
- Drei Versuche zur materialistischen Geschichtsauffassung, Karl Dietz Verlag, Berlin 2018. ISBN 978-3-320-02347-8 (überarbeitete Textfassung der Ausgabe von 1974).
Literatur
Bearbeiten- S. Gunter: Antonio Labriola und die Ethik. In: Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. 18.1899-1900, 2. Bd.(1900), Heft 45, S. 556–560 Digitalisat
- S. Gunter: Antonio Labriola und die Ethik (Schluß). In: Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. 18.1899-1900, 2. Bd.(1900), Heft 46, S. 586–591 Digitalisat
- Franz Mehring: Antonio Labriola. In: Die neue Zeit. Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie. 22.1903-1904, 1. Bd.(1904), Heft 19, S. 585–588 Digitalisat
- Zum Gedächtnis des Kommunistischen Manifestes von Antonio Labriola. Eingeleitet und übersetzt von Franz Mehring. Mit einem Bildniß des Verfassers. Leipziger Bruchdruckerei, Leipzig 1909
- Ljudmila Aleksandrovna Nikitic: Antonio Labriola. Biographie eines italienischen. Revolutionärs. Aus dem Russischen übersetzt von Joachim Wilke. Dietz Verlag, Berlin 1983
- Harry Stein: „Eine große Saat der Gedanken … ging von ihm aus.“ Antonio Labriola. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 26, Jg., Berlin 1984, Heft 1, S. 102–111
- Franco Sbarberi: Der historische Materialismus Antonio Labriolas. In: Gerhard Kuck (Hrsg.): Karl Marx, Friedrich Engels und Italien. Die Entwicklung des Marxismus in Italien: Wege, Verbreitung, Besonderheiten. Trier 1988 (Schriften aus dem Karl-Marx-Haus Heft 40/2) ISBN 3-926132-08-6, S. 45–60
- Wolfgang Fritz Haug (Hg.): Das Argument Nr. 326, Philosophie der Praxis (II) – Labriolas Grundlegung. Argument Verlag, Hamburg 2018, ISSN 0004-1157. (Enthält drei Aufsätze zu Labriola.)
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Antonio Labriola im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Labriola Archiv im Marxists Internet Archive
- Ausgewählte Texte von Antonio Labriola im italienischen Original
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Cimitero acattolico, Übersichtsplan, Stand 2008
Personendaten | |
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NAME | Labriola, Antonio |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Philosoph, Professor der theoretischen Philosophie an der Universität in Rom |
GEBURTSDATUM | 2. Juli 1843 |
GEBURTSORT | Cassino |
STERBEDATUM | 12. Februar 1904 |
STERBEORT | Rom |