Axel Ockenfels

deutscher Wirtschaftswissenschaftler

Axel Ockenfels (* 9. Februar 1969 in Rheydt) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler. Seit 2003 ist er Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Universität zu Köln und seit 2023 zudem Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn.

Axel Ockenfels, 2005

Ockenfels studierte von 1989 bis 1994 Volkswirtschaftslehre an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seine Diplomarbeit schrieb er beim Nobelpreisträger Reinhard Selten und erhielt hierfür 1997 den Heinz-Sauermann-Preis. 1998 wurde er an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg promoviert.[1] Seine Doktorarbeit Fairneß, Reziprozität und Eigennutz wurde als beste Dissertation der Jahre 1998/99 mit dem Preis der Economic Science Association ausgezeichnet. In der Folge erhielt er eine Reihe weiterer Auszeichnungen. Von 2001 bis 2007 war er Emmy-Noether-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach Auslandsaufenthalten 1996/97 als DAAD-Stipendiat an der Penn State University sowie als Postdoc 1999/2000 an der Harvard University beim späteren Nobelpreisträger Alvin E. Roth habilitierte er sich 2002 an der Universität Magdeburg in Volkswirtschaftslehre.

Bis 2003 arbeitete er als Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen in Jena, im Juli 2003 wurde er an die Universität zu Köln zum Nachfolger von Carl Christian von Weizsäcker als Professor für Wirtschaftswissenschaft berufen. Von 2003 bis 2007 war Ockenfels Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln. Von 2003 bis 2006 war er Vorsitzender der Gesellschaft für Experimentelle Wirtschaftsforschung. 2004 war er Gründungsdirektor des Kölner Laboratoriums für Wirtschaftsforschung. Seit 2010 ist Ockenfels Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2011 bis 2018 war er Sprecher der DFG-Forschergruppe „Design and Behavior – Economic Engineering of Firms and Markets“ und seit 2015 leitet er, nach einem Zwischenstopp mit einer Gastprofessur an der Stanford University, das Exzellenzzentrum für Soziales und Ökonomisches Verhalten der Universität zu Köln (University of Cologne Center of Excellence for Social and Economic Behavior, kurz C-SEB).[2] Seit 2018 ist er Department Editor der Zeitschrift Management Science sowie zusammen mit dem Ökonomen Benny Moldovanu Leiter des Forschungsbereichs „Market Design & Behavior“ im Exzellenzcluster ECONtribute[3]. Seit August 2023 ist er zudem neben Christoph Engel und Matthias Sutter Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn.[4]

Ockenfels wurde durch seine Forschungen im Bereich der Spieltheorie, der Verhaltensökonomik und des Marktdesign bekannt.

Er entwickelt auf der Basis spieltheoretischer und experimenteller Methoden deskriptiv relevante Modelle ökonomischen Entscheidungsverhaltens, die den kognitiven und motivationalen Beschränkungen Rechnung tragen. Die Erkenntnisse leisten sowohl Beiträge zur Grundlagenforschung als auch zur Gestaltung realer Märkte und von Entscheidungsarchitekturen. Zu seinen Anwendungen gehören Auktionsdesign von Online-Märkten und die Sharing Economy, Strommarktdesign für die Energiewende, sowie Märkte für Klimaschutz, digitale Verkehrssteuerung, Finanzhandel und eine resiliente Impfstoffversorgung. Die Forschungsergebnisse tragen außerdem dazu bei, zwischen- und innerbetriebliche Anreizsysteme sowie Strategieentwicklung bei Verhandlungen und Auktionen zu optimieren.

Ockenfels gilt als einer der führenden deutschen Vertreter einer modernen, empirisch ausgerichteten Volkswirtschaftslehre. In einem Essay[5] über das Selbstverständnis moderner Wirtschaftswissenschaft schrieb Ockenfels im April 2007: „Das Fach ist näher an die Menschen und ihre Probleme gerückt; es gelingt zunehmend, die angeprangerte Lücke zwischen Wissenschaft und „wirklichem Leben“ zu überbrücken. Daten statt Dogmen, auf diesen Nenner könnte man das Leitmotiv der modernen Wirtschaftswissenschaft bringen.“

Ockenfels ist ein Vertreter der sich in der Wirtschaftswissenschaft zunehmend durchsetzenden These, dass sich das Verhalten realer Menschen nur unzureichend mit den Maßstäben des theoretischen wirtschaftswissenschaftlichen Modells Homo oeconomicus darstellen lässt.[6]

Ockenfels befasst sich mit Auswegen aus der Klimakrise und mahnt dabei eine Lösung auf globaler Ebene an.[7] Er spricht sich hierbei für eine CO2-Bepreisung aus. So sagte er einmal: „Weltweit sind sich Ökonomen selten so einig wie bei der Bepreisung von CO2. Es gibt kein besseres und effektiveres Instrument im Kampf gegen den Klimawandel. Doch während traditionell darauf hingewiesen wird, dass ein CO2-Preis den Klimaschutz zu minimalen Kosten erreicht und Innovationen anregt, gibt es sogar einen noch wichtigeren Grund: Ein CO2-Preis erleichtert internationale Koordination und Kooperation.“[8]

Seit Beginn des Rankings 2013 bis zuletzt, 2021, wurde er jedes Jahr in der Rangliste der einflussreichsten Ökonomen in Deutschland der Frankfurter Allgemeine Zeitung geführt.[9]

Ehrungen und Auszeichnungen

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Am 2. März 2005 wurde Ockenfels als erstem Wirtschaftswissenschaftler seit 17 Jahren[10] der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft für seine Untersuchungen zur Natur ökonomischer Motivation und Interaktion, sowie für seine Forschungen zum optimalen Design von Auktionsmärkten und anderen ökonomischen und sozialen Institutionen verliehen. In demselben Jahr wurde er von der Wochenzeitschrift Wirtschaftswoche als bester deutscher Nachwuchsökonom gekürt.[11] 2017 wurde er mit dem ERC Advanced Grant des European Research Councils ausgezeichnet. Zu den weiteren Auszeichnungen gehören der Philip-Morris-Forschungspreis (2007), der Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik (2006) sowie der Hans-Kelsen-Preis der Universität zu Köln (2020).[12][13]

Mitgliedschaften

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Seit 2005 ist er Mitglied der Nordrhein-westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und seit 2006 Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2010 ist Ockenfels Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. 2016 wurde er Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und 2017 wurde er in die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften gewählt und 2021 wurde er in die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt.[14]

Schriften (Auswahl)

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  • Market Design, Human Behavior and Management. In: Management Science, 67(9), 5317-5348 (mit Yan Chen, Peter Cramton und John List).
  • Marktdesign für eine resiliente Impfstoffproduktion. In: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 22(3), 259-269.
  • Global Carbon Pricing: The Path to Climate Cooperation, eds. Peter Cramton, David J.C. MacKay, Axel Ockenfels, and Steven Stoft. 2017. MIT Press.
  • Cramton, Peter, Axel Ockenfels and Jean Tirole. 2017. “Policy Brief–Translating the Collective Climate Goal into a Common Commitment.” Review of Environmental Economics and Policy 11(1), 165–171.
  • MacKay, David J C, Peter Cramton, Axel Ockenfels and Steve Stoft. 2015. “Price Carbon – I will if You Will.” Nature (Comment), 526, 315–316, doi:10.1038/526315a
  • Focusing Climate Negotiations on a Uniform Common Commitment can Promote Cooperation. In: Proceedings of the National Academy of Sciences, 118 (11) (mit Klaus M. Schmidt).
  • Similarity increases altruistic punishment in humans. In: Proceedings of the National Academy of Sciences, 110(48), 19318-19323 (mit Thomas Mussweiler).
  • Behavioral economic engineering. In: Journal of Economic Psychology, Volume 33(3), (6/2012), Seite 665–676 (mit Gary E. Bolton).
  • Bonus Payments and Reference Point Violations. In: Management Science, 61(7), 1496–1513 (mit Dirk Sliwka und Peter Werner).
  • Engineering Trust - Reciprocity in the Production of Reputation Information. In: Management Science, Volume 59, Seite 265–285 (mit Gary E. Bolton und Ben Greiner).
  • ERC – A Theory of Equity, Reciprocity and Competition. In: American Economic Review, Volume 90, (1/2000), Seite 166–193 (mit Gary E Bolton).
  • Fairness, Reziprozität und Eigennutz – Ökonomische Theorie und experimentelle Evidenz. Dissertation, Tübingen 1999 ISBN 3-16-147205-5.
  • How Effective are Electronic Reputation Mechanisms? An Experimental Investigation. In: Management Science, Volume 50(11), (2004), Seite 1587–1602 (mit Gary E. Bolton und Elena Katok).
  • Last-Minute Bidding and the Rules for Ending Second-Price Auctions: Evidence from eBay and Amazon Auctions on the Internet. In: American Economic Review, Volume 92 (4/2002), Seite 1093–1103 (mit Alvin E. Roth).
  • What motivates paternalism? An experimental study. In: American Economic Review, 111(3), 787-830 (mit Sandro Ambuehl und B. Douglas Bernheim).
  • Trust in everyday life. In: Journal of Personality and Social Psychology, 121(1), 95 (mit A. Weiss, C. Michels, P. Burgmer, T. Mussweiler und W. Hofmann).
  • Managers and Students as Newsvendors. In: Management Science, Volume 58(12), (2012), Seite 2225–2233 (mit Gary E. Bolton und Ulrich Thonemann).
  • Similarity increases altruistic punishment in humans. In: Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Volume 110, (2013), Seite 19318–19323 (mit Thomas Mussweiler).
  • The Method of Agencies Coalition Formation in Experimental Games. In: Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Volume 109/50, (2012), Seite 20358–20363 (mit John F. Nash, Rosemarie Nagel und Reinhard Selten).
  • Fairness, Reziprozität und Eigennutz: Ökonomische Theorie und experimentelle Evidenz. Dissertation 1999. Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, Magdeburg. Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften, 108. Tübingen: Mohr Siebeck.
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Commons: Axel Ockenfels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Axel Ockenfels im Mathematics Genealogy Project (englisch) Vorlage:MathGenealogyProject/Wartung/id verwendet
  2. C-SEB Personen. C-SEB, abgerufen am 20. Juli 2018.
  3. Forschungsbereiche - ECONtribute. ECONtribute, abgerufen am 3. Januar 2022.
  4. Axel Ockenfels Appointed New Director at the Max Planck Institute for Research on Collective Goods in Bonn. Abgerufen am 25. Oktober 2023 (englisch).
  5. Daten statt Dogmen (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) In: N. Häring, O. Storbeck: Ökonomie 2.0 - 99 überraschende Erkenntnisse, Stuttgart 2007.
  6. „Abschied vom Homo Oeconomicus“, Deutsche Welle, 2. März 2005
  7. Raus aus der Klimakrise: „Moralappelle bringen nichts“. FAZ, 8. Dezember 2019, abgerufen am 9. Dezember 2019.
  8. Umweltökonom Axel Ockenfels: „Deutschland gilt beim Klimaschutz als Negativbeispiel“. Wirtschaftswoche, 18. September 2019, abgerufen am 9. Dezember 2019.
  9. F.A.Z.-Ökonomenranking - Deutschlands einflussreichste Ökonomen, abgerufen am 4. September 2016
  10. Abschied vom Homo Oeconomicus, Deutsche Welle
  11. Auf höchstem Niveau, Wirtschaftswoche, 31. März 2005
  12. Gossen-Preis Preisträger. socialpolitik.org, abgerufen am 25. Dezember 2015.
  13. Verleihung der Zukunftspreise 2020. Universität zu Köln, abgerufen am 3. Januar 2022.
  14. Mitgliedseintrag von Axel Ockenfels bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina