Bahnstrecke Weil am Rhein–Saint-Louis (Haut-Rhin)

Die Bahnstrecke Weil am Rhein–Saint-Louis (Haut-Rhin) wurde als strategische Bahn für deutsches Militär errichtet und war nach dem Ersten Weltkrieg eine grenzüberschreitende Bahnverbindung zwischen Frankreich und Deutschland[2]. Das Mittelstück wurde bereits 1937 stillgelegt. Heute werden nur die beiden Endstücke noch für Güterverkehr genutzt.

Weil am Rhein–Saint-Louis (Haut-Rhin)
Palmrainbrücke über den Rhein
Palmrainbrücke über den Rhein
Streckennummer:4423
Kursbuchstrecke (DB):252n
Streckenlänge:11,0 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:Anschlussgleis
Zweigleisigkeit:ehemals durchgehend
Strecke
von Basel Bad Bf
Abzweig geradeaus und von rechts
von Lörrach
Bahnhof
0,0 Weil am Rhein
ehemaliger Bahnhof
2,5 Weil-Leopoldshöhe
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Mannheim Hbf
Abzweig geradeaus und ehemals nach links
Nordschleife
ehemaliger Bahnhof
4,4 Haltingen Süd
Abzweig ehemals geradeaus, nach links und nach rechts
Rheinhafen Weil am Rhein (Anschlussgleis)
Grenze auf Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
Rheinbrücke, Grenze zwischen Deutschland und Frankreich
Betriebs-/Güterbahnhof Strecke bis hier außer Betrieb
7,9 Huningue (Hüningen)
Abzweig geradeaus und von links
von Basel SNCF
Bahnhof
11,0 Saint-Louis (Haut-Rhin)
Strecke
nach Strasbourg

Quellen: [1]

Geografische Lage

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Die Strecke verband das rechtsrheinische Weil am Rhein in Baden mit dem linksrheinischen Saint-Louis (deutsch: Sankt Ludwig) im Elsass. Kernstück war die Palmrainbrücke über den Rhein.

Schon 1863 beabsichtigten die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen und die Chemins de fer de l’Est (Französische Ostbahn) bei Weil am Rhein eine den Rhein querende Bahnstrecke zu bauen. Allerdings kam es erst 1869 zu einem Übereinkommen. Aufgrund des Ausbruchs des Deutsch-Französischen Kriegs wurde der Bau nicht ausgeführt.

Am 13. Mai 1874 schlossen das Großherzogtum Baden – als Eigentümer der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen – und das Deutsche Reich – als Eigentümer der Reichseisenbahnen im Reichsland Elsaß-Lothringen – einen Staatsvertrag über den Bau der eingleisigen, 5,6 Kilometer Bahnstrecke zwischen Leopoldshöhe (Weil am Rhein) und St. Ludwig. Die erforderliche Rheinbrücke wurde dabei vorsorglich schon für zwei Gleise ausgelegt. Die Strecke wurde am 11. Februar 1878 offiziell eröffnet.[3]

 
Bahnhof von St-Louis
 
Ehemaliger Bahnhof von Huningue

Ihre volle Bedeutung in strategischer Hinsicht zeigte sich, als am 20. Mai 1890 auch die Bahnstrecke Weil am Rhein–Lörrach in Betrieb ging. Diese ermöglichten zusammen mit der Wutachtalbahn grenznah zur Schweiz, aber ohne deren Territorium zu berühren, den Bahnknoten Basel zu umfahren und auf die Schweizer Neutralität nicht länger Rücksicht nehmen zu müssen. Züge, vor allem des Militärs, konnten so aus dem Inneren des Deutschen Reichs in das Elsass fahren. Ab 1906 war die Strecke für den zweigleisigen Betrieb ausgebaut.[4] 1914 fuhren hier täglich elf Personenzugpaare, ausschließlich im Nahverkehr.[5]

Die Voraussetzungen änderten sich drastisch, als Deutschland den Ersten Weltkrieg verlor. Der Rhein bildete nun wieder die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Frankreich, die Strecke wurde eine internationale Bahnverbindung. Den französischen Teil betrieben erneut die Chemins de fer de l’Est. Im Juli 1920 wurde eingleisig der Zugbetrieb wieder aufgenommen und 1922 auf deutscher Seite ein gemeinsamer Grenzbahnhof, Haltingen Süd, eingeweiht. Da sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr das Verkehrsaufkommen gering blieb, wurde am 3. April 1937 der grenzüberschreitende Betrieb eingestellt. Die Strecke zwischen Huningue und Haltingen Süd wurde stillgelegt und die Aufbauten der Rheinbrücke abgerissen.[4] Auf deutscher Seite dient der verbliebene Streckenrest als Teil des Anschlussgleises zum Rheinhafen Weil am Rhein, auf französischer Seite findet zwischen Saint-Louis und Huningue noch Güterverkehr statt.[6]

Literatur

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  • Ulrich Boeyng: Die badischen Rheinbrücken – das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Teil 1: Die Zerstörung der Rheinbrücken zwischen Neuenburg und Wintersdorf. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2020/2, S. 87–94. doi:10.11588/nbdpfbw.2020.2.73375
  • Julius Kraus: Die strategische Eisenbahn: Leopoldshöhe – St. Ludwig. Leopoldshöhe – Weil – (durch den Tunnel) Lörrach. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1986, S. 81–98. Digitalisat der UB Freiburg
  • Eisenbahnatlas Deutschland. 10. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2017, ISBN 978-3-89494-146-8.
  • Reichs-Kursbuch vom Juli 1914, Fahrplantabelle 252n.
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Einzelnachweise

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  1. Kilometerangaben nach: Reichs-Kursbuch
  2. Beitrag zur Palmrainstrecke auf Wehratalbahn.de Abgerufen am 26. August 2020
  3. Freiburger Zeitung vom 15. Februar 1878
  4. a b Boeyng, Seite 91
  5. Reichs-Kursbuch
  6. Eisenbahnatlas, S. 101