Sex and the Wiki
Bearbeiten„Macht nicht
den Sexdie schönste Sache der Welt kaputt!“
Wenn ich erkläre, dass ich zufällig in die "Schmuddelecken", wie ich sie nenne, von Wikipedia und Commons gelangt bin, ernte ich süffisante Kommentare. Damit kann ich gut leben.
Weniger gut kann ich damit leben, dass es diese Schmuddelecken gibt. Wer wissen will, was ich meine, muss nur in der Wikipedia oder insbesondere in Wikimedia Commons Suchbegriffe aus der Sexualkunde aufrufen.
Dass, um Sexualität enzyklopädisch zu erklären, nicht mit Bienchen und Blümchen vorgegangen werden kann, versteht sich. Auch dass Fotos nicht durchweg durch Zeichnungen ersetzt werden können, ist unbestritten. Dass Fotos erforderlich oder wünschenswert sind, die beispielsweise beide Partner beim Geschlechtsverkehr in Großaufnahme und allen Details, oder onanierende Männer en masse (beispielsweise auch ejakulierend als Endlos-Video, wie lustig) zeigen, bestreite ich vehement.
Würde man dergleichen öffentlich, auf Plakaten, Schaukästen oder dergleichen zeigen, wäre der Staatsanwalt sicher rasch mit Paragraphen wie öffentliches Ärgernis auf dem Plan. Die Zurschaustellung und der Zugang zu diesen Intimitäten ist wesentlich einfacher: Wo ein Computer und ein Internetzugang, da können auch die Obszönitäten ohne jede Beschränkung "reingezogen" werden, es sei denn durch umgehbare elterliche Verbote.
Gegenargumente?
- Selbstverständlich der Kinder- und Jugenschutz. Jemand meinte in einer diesbezüglichen Diskussion, verantwortungsbewusste Eltern könnten ihren Kindern solche Bilder schon erklären, ohne dass die Schaden nähmen. Welche Einfalt. Was ist mit Kindern verantwortungsloser Eltern?
- Aber auch längst nicht alle Erwachsenen wollen, wenn sie sich zum Thema Sexualität informieren wollen, alles haarklein (sic) und in Großaufnahme sehen. Leser einer Enzyklopädie können unterschiedlichste Einstellungen haben und aus den verschiedensten Kulturen kommen. Man muss nicht jedem alles überstülpen; ein Mindestmaß von Respekt gegenüber weniger Schamlosen sollte schon sein.
- Sexismus. Wo bleibt der Aufschrei derer, die bei freizügiger Darstellung von Frauen in Werbung eine Demo veranstalten?
- Exhibitionismus. Die Fotos sehen weit mehr nach öffentlicher, weltweiter Zurschaustellung zum Zweck eigener Erregung denn nach enzyklopädischer Relevanz aus.
- Sinnlosigkeit. Stichproben haben ergeben, dass nur ein geringer Teil der Fotos in (offiziellen) Artikeln verlinkt ist, also enzyklopädisch gebraucht wird.
- Am schlimmsten aber finde ich die unsägliche Banalisierung der Sexualität. Die sexuelle Revolution frisst ihre Kinder. Wo haben bei dieser exhibitionistischen Schau Liebe, Romantik, Leidenschaft noch ihren Platz, und wie sollen sie vor allem Kindern und Jugendlichen vermittelt werden? Wer primitiv erregende Bildchen sucht, wird sie im Internet im Überfluss finden. Wikipedia und Commons sollen bitteschön auf so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich reduziert werden.
„Ich finde es nicht angemessen, unsere Gesetze derart zu missachten. Das Argument, das mir bereits vorgehalten wurde, dass all jenes im Netz zu finden sei, zieht bei mir nicht. Fürsorgliche Eltern sperren diese Seiten für ihre z.B. neunjährigen Kinder. WP [Wikipedia] werden sie nicht sperren. Ich finde es eine Sauerei, wenn Kindern die eigenständige Entdeckung des Sexuellen derart verdorben wird, weil ihnen dadurch all die wunderbare Auf- und Erregung genommen (und durch Schock ersetzt) wird, die mit diesen Entwicklungsschritten verbunden ist.“
I have a dream
Seltsam: Wir haben Politiker, Kirchenleute, Jugendverbände und was weiß ich alles. Während Jugenschutz, auch im Internet, ja sonst durchaus eine Rolle spielt, scheinen sie diesbezüglich alle mit Scheuklappen herumzulaufen.
Mein Traum ist, dass sich diejenigen innerhalb und außerhalb von Wikipedia und Commons, die hier keine Schmuddelecken wünschen, sich zusammentun, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Ich weiß nicht wie, aber mit meinen bescheidenen Möglichkeiten bin ich gerne bereit, daran mitzwirken.
„Das Ziel [der Wikipedia] ist gemäß dem Gründer Jimmy Wales, „eine frei lizenzierte und hochwertige Enzyklopädie zu schaffen und damit lexikalisches Wissen zu verbreiten.“
Aha.